ungewöhnliche Kirchenbucheinträge

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  • #16
    1675 Taufen xx den 22 7bris einen Sohn getaufft einen frembden Mann der Durch die Frantzoßen verderbet und hier ins Hirten Hauß kommen nahmens Johann Jung, von Mummeln, zwischen Straßburg und Hagenau mit seinem Weibe Barbara, sonst aus der Schweitz bürtig u. hier niederkommen ist das Kind Johann Heinrich genennet worden, und sindt Gevattern gewesen:
    1. Hanß Götz, Thoma Götzens, Wirths Sohn
    2. Hanß, Georg Hoffmanns Sohn
    3. Heinrich Grosch, dienstknecht alhier
    4. Anna Köbin, ledigen standes
    5. Barbara, Michael Christens Haußfrau, sämbtlich alhier

    1678 Taufen, den 25. Aprilis den Matthäs Linerd von Eißleben bey Eißleben Soldaten knecht, undt Helena Braunin von Coburg welche hier im Quartier gelegen, aber dießer Tag seinen dienst erlaßen mit seiner Frauen nach Coburg gehen wollen, ist sie unterwegs bey der Elsaer Mühl eines Kindes geneßen wieder hierher ins Hirtenhauß gebracht und das Kind auf den Abend von mir genothtauffet und Sylvester Laurentini genennet worden, deßen Taufdoden gewesen:
    1. Der wohl Edelgeb. Bester u. GroßMann Herr Sylvester von Butler, WachMeister zu Walbur in Quartier liegendt ..
    2. Laurentius Hoffmann
    3. Michael Rottmanns Schultheißen Sohn
    4. Anna Köbin, lediges Standes. dieße alle zu Elßa


    naja, vielleicht braucht die Personen mal jemand

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    • #17
      1691 Taufen, xx d. 15. April der Barbara Bützin, welche sich mit Georg Friedrich, Christoph Friedrichs in Stressenhausen Sohn, fleischlich vermischet und auch öffentlich daselbst, weilen es die Eltern nicht zugeben wollen einander zu heyrathen, ihre Straffe Domenica Invocavit deswegen ausgestanden, zwey Söhne getaufft. Gevattern sind gewesen beym ersten, Johann Stephan Fischer, Niclaus Fischers zu Eißhaußen Sohn, dienend der Zeit bey Hanß Heim in Stressenhaußen, und dann Catharina Fischerin, Heinrich Fischers von Walraß Tochter, anjetzo zu Stressenhausen bey Veit Lutzen dienend: Beym andern sinds gewesen Johann Caspar Lurtzin, Caspar Lurtzins zu Stressenhaußen Sohn, und dann Margaretha Spülerin, Kilian Spülers, Schulmeister in Heldrieths, hinterlassene Tochter, welche sich bey ihrer Mutter zu Rodach aufhält.


      Aha, die Eltern mußten also einer Eheschließung zustimmen

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      • #18
        1749 Taufen den 20ten August hat Dorothea Bauerin eine bereits vor etl. Jahren gefallene Dirne welche sich bey ihrem Schwager Joh. Georg Knauer aufgehalten, auf dem Felde beym Schneiden ein Kind zur Welt gebohren, so daß sie von den Schnittern ein wenig weg gegangen u. gleich das Kind fallen lassen, welches sie aber hinter ein Gerstenhauffen gesteckt u. sie ist wieder zu den Schnittern gegangen. Diese haben wohl gemercket, daß sie etwas vorgehabt dahero sie solche stark angeredet, sie müsse ein Kind gebracht haben, wo sie es hin hätte, worauff sie solches erstl. Geläugnet darauff aber wieder hingeloffen u. das Kind in die Schürzen genommen, da die eine Frau mit ihr nach Haus gegangen, welche das Kind, weil es sehr schwach gewesen in meiner Abwesenheit genothtauffet Die Sache ist von den Schultheissen ins fürstl. Leutamt angezeiget worden, weil das Kind etwas beschädiget war, worauf von Coburg eine Comission kam die solches besichtigte, es war eine unzeitige Geburth erkante, doch aber keine töd. Verwundung an solchen wahrnahmen, sondern Schwachheit wegen gestorben zu sey, aussagte. Das Kind ist auf Consistorial Erlaubniß dem Landschaffts Physico D. Albrecht gegeben worden. die Dirne hat ein fremden unbekannten Pursch zum Thäter angegeben, der sie am Karfreytag in dem Holze überfallen haben soll u. ist eingezogen worden. Ihr Schwager Joh. Georg Knauer besejde sie sich aufgehalten ist auch darauf eingezogen worden, weil sie auf ihn nach bekennet und der es nicht leugnen können, indem beide bekennen müssen, daß er bereits vor 5 Jahren ein Kind mir ihr gezeuget, welches und ders. Kirchenbuch 1744, den 17ten Junij getaufft worden, wobey kein Vater eingeschrieben, dieser Knauer aber, der in päbstler der Vater ist. Ihm, den Knauer ist durch urtheil u. Recht das Schwerdt zu erkant auch das Leben wirkl. abgefordert worden. Nach dem sich aber seine Frau seiner noch angenommen, ist ihm das Leben geschenket, u. er sowol als die Dirne mit ewiger Landesverweisung gestraft worden.




        Frau arbeitete also bis zur Geburt auf dem Feld

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        • Edeltraud
          Erfahrener Benutzer
          • 17.02.2010
          • 354

          #19
          Oh, super, es geht weiter.
          Vielen Dank Hibol
          Schönen Gruß aus Berlin
          Edeltraud

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          • #20
            Taufen 1629 Freitag nach Pfingsten ist Anna Dürrin, sonsten von Neuendorff bürtig uneheliches Hurenkind, als sie in Berckig und Bluemnroth sich in Diensten aufgehalten bej Jürgen Schulthesen und Hansen Schneidern von Peter Mönnich, Leinewebern, Hansen Mönchs doselbsten eheleiblichen Sohn geschwengert, drauf von im weg geschicket worden mit ihrem schwangern Leib, drauf kompt sie nieder bej Fornbach hinter den Heusern, auf der Wiesen, gebiret ein lebendiges Kneblein, welches die weil sie in partu mit dem Kind kein Hülff hat nach anderthalb Stunden wiederumb stirbet, in die Erden geleget wordenn.


            Schwangere Dienstmägde schickte man also aus dem Haus

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            • #21
              Beerdigung 1691 17 April Peter Beersdorfer zu Schönstadt ungetauftes Kind, so 6 Zähnlein mit auf die Welt gebracht, das Weib 48 Jahre alt hat in 7 Jahren nicht mehr gebohren und dahero einige Tage jetzo mit zu gebracht, das Kind ist lebendig zur Welt kommen und bin ich früh um 5 Uhr zur Taufe geholet worden und unter großem Regen dahingelaufen, habe aber das Kind totgefunden und entschuldigten sich die Weiber, dass es so schnell und unvermittelt verschieden wäre, dass es nicht hätte getauft werden, so …. es war kein ordentlicher Path bestellt.


              Kind mit Zähnen geboren, aha? gab es also damals auch schon Mißbildungen

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              • #22
                Beerdigung 1703 17 Novembris ist Meister Georg Reschens, Inwohners und Leinewebers Töchterlein, so 3 Jahr alt, Anna Catharina, begraben worden. Dieses Kind hatte seine Mutter auf die Wiesen zu seinen Großvater der Vieh darauf gehütet mit Eßen gesandt, vorigen Mittwoch den 14 ejusdem, das Kind mit seinen …. Bündlein setzt sich neben das Feuer. der alte Resch geht hin das Vieh wieder umb zu wenden, während deßen ergreifft das Feuer des Kindes Röckl. u. zündets an. darauf laufft das Kind demselben zu, ehe er aber zu ihm kommt, brennet der Rock lichterloh u. wird also beschädigt, daß es den andern Tag am Brandt stirbt. Gott hatte diese Eltern in diesem Jahr schon gedauert gehabt, da sie mit uf Almerswind über den Steg gelauffen u. beyde ins Waßer gefallen, aber noch gerettet worden.


                Man schickte schon 3-Jährige allein außer Haus

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                • #23
                  Beerdigungen 1711 den 8ten Februarij zu Abend gegen 3 Uhr ist zu Schönstadt Kunigunda, Niclas Lutzens zu Rauenstein Eheweib elendiglich im Waßer ertruncken, indem sie auf einem Wagen geseßen und nebst noch 2 Personen, den Fluß hinauff gefahren sind, es ist aber das Waßer ziemlich angeloffen gewesen das fordere Pferd scheu worden, zurück auf das sattelpferd gefallen dasselbe ins Waßer gedrückt daß es ersoffen und der Knecht kaum gerettet werden, dannen ist die Deichsel zersprungen, der Wagen darauff von dem waßer zerrissen, die Kunigunda Lutzin aber von den Wagenstücken niedergedrückt und von dem Waßer angezogen worden, daß mann sie nicht wie die anderen 2 nebst dem Knecht eretten können, indem man sie auch nicht ehr alß nach deme sie ertruncken und tod gewesen funden hat. den 10ten darauff wurde sie mit einer christl. Leichenpredigt und anderen christl. mit Begleitung einer großem Menge leute begraben und nach eines hochlöbl. Consisitorial Befehl und rescript begraben, Ihres Alters 46 Jahr 6 Monat und 2 Wochen, verließ ihren betrübten und bestürzten Mann und 6 lebendige Kinder, davon sie die größte Tochter nach der Schney in Mägde-Dienste geführet und nun Wieder nach Hauß reisen wollen


                  Unfall, interessant beschrieben, schwimmen konnte damals offenbar niemand und die Toten wurden in der Pfarrei, wo das Unglück geschah begraben. Die Frau hätte noch 7 km bis Rauenstein gehabt, man hätte sie auch zur Beerdigung dorthin bringen können, aber sie wurde in dieser Pfarrei begraben


                  So, weiter geht's ein andermal

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                  • Silke Schieske
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.11.2009
                    • 4397

                    #24
                    Hallo Hibol,

                    Passiert auch heute schon mal, dass ein Kind bereits einen Zahn bei der Geburt hat.
                    Bei uns stirbt das Kind danach aber nicht.

                    LG Silke
                    Wir haben alle was gemeinsam.
                    Wir sind hier alle auf der Suche, können nicht hellsehen und müssen zwischendurch auch mal Essen und Schlafen.

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                    • #25
                      Hallo Silke,

                      das eine hat mit dem anderen mit Sicherheit nichts zu tun! Hab ich ja auch gar nicht behauptet.
                      Ich hab den Eintrag nur hier hereingesetzt, weil es interessant ist, dass es auch vor zweihundert Jahren bereits Kinder gab, die mit Zähnen auf die Welt gekommen sind und es eben NICHT ein Zeichen der heutigen "fortentwickelten" Gesellschaft ist, wie manche Wissenschaftler behaupten.
                      Wobei ich mir vorstellen kann, dass Kinder, die mit Zähnen früher geboren wurden, eher gestorben sind, weil sie der Mutter ja beim Stillen wehtaten und daher vielleicht nicht genug Milch bekamen?

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                      • anika
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.09.2008
                        • 2631

                        #26
                        ungewöhnliche Kirchenbucheinträge

                        Zitat von Hibol Beitrag anzeigen
                        1749 Taufen den 20ten August hat Dorothea Bauerin eine bereits vor etl. Jahren gefallene Dirne welche sich bey ihrem Schwager Joh. Georg Knauer aufgehalten, auf dem Felde beym Schneiden ein Kind zur Welt gebohren, so daß sie von den Schnittern ein wenig weg gegangen u. gleich das Kind fallen lassen, welches sie aber hinter ein Gerstenhauffen gesteckt u. sie ist wieder zu den Schnittern gegangen. Diese haben wohl gemercket, daß sie etwas vorgehabt dahero sie solche stark angeredet, sie müsse ein Kind gebracht haben, wo sie es hin hätte, worauff sie solches erstl. Geläugnet darauff aber wieder hingeloffen u. das Kind in die Schürzen genommen, da die eine Frau mit ihr nach Haus gegangen, welche das Kind, weil es sehr schwach gewesen in meiner Abwesenheit genothtauffet Die Sache ist von den Schultheissen ins fürstl. Leutamt angezeiget worden, weil das Kind etwas beschädiget war, worauf von Coburg eine Comission kam die solches besichtigte, es war eine unzeitige Geburth erkante, doch aber keine töd. Verwundung an solchen wahrnahmen, sondern Schwachheit wegen gestorben zu sey, aussagte. Das Kind ist auf Consistorial Erlaubniß dem Landschaffts Physico D. Albrecht gegeben worden. die Dirne hat ein fremden unbekannten Pursch zum Thäter angegeben, der sie am Karfreytag in dem Holze überfallen haben soll u. ist eingezogen worden. Ihr Schwager Joh. Georg Knauer besejde sie sich aufgehalten ist auch darauf eingezogen worden, weil sie auf ihn nach bekennet und der es nicht leugnen können, indem beide bekennen müssen, daß er bereits vor 5 Jahren ein Kind mir ihr gezeuget, welches und ders. Kirchenbuch 1744, den 17ten Junij getaufft worden, wobey kein Vater eingeschrieben, dieser Knauer aber, der in päbstler der Vater ist. Ihm, den Knauer ist durch urtheil u. Recht das Schwerdt zu erkant auch das Leben wirkl. abgefordert worden. Nach dem sich aber seine Frau seiner noch angenommen, ist ihm das Leben geschenket, u. er sowol als die Dirne mit ewiger Landesverweisung gestraft worden.




                        Frau arbeitete also bis zur Geburt auf dem Feld
                        Hallo Hibol
                        Bei deinen Kirchenbucheinträgen liest man einiges aus der Zeit wie es damals zuging.
                        Wenn ich den Eintrag richtig gelesen habe, hat sie zwei Kinder ihres Schwagers bekommen das erste überlebte und wurde ohne Angabe des Vaters im Kirchenbuch eingetragen. Das zweite wurde während der Feldarbeit geboren aber verstarb ohne zutun der Mutter, nachdem alles heauskam hat ihm seine Frau (die Schwester der Mutter der Kinder seiner angenommen, ich nehme an das soll "sie hat ihm verziehen" heißen, und er und die Schwester wurden des Landes verwiesen?
                        anika
                        Ahnenforschung bildet

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                        • #27
                          Zitat von anika Beitrag anzeigen
                          Hallo Hibol
                          nachdem alles heauskam hat ihm seine Frau (die Schwester der Mutter der Kinder seiner angenommen, ich nehme an das soll "sie hat ihm verziehen" heißen, und er und die Schwester wurden des Landes verwiesen?
                          anika
                          Hallo anika,

                          ja, das sehe ich genauso wie du. Das Urteil fiel wohl deshalb so hart aus, weil Ehebruch unter Schwägern als Blutschande galt. Aber offenbar, konnte das Urteil gemildert werden, wenn der Ehepartner verzieh.

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                          • maria1883
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.08.2009
                            • 898

                            #28
                            Hallo Hibol,
                            Danke für den interessanten Lesestoff.
                            Hebamme trug das Kind zur Taufe - ich habe das so erlebt in Thüringen in den 50ziger- 60ziger Jahren. Wir hatten eine Gemeindeschwester/Hebamme, damals waren noch Hausgeburten üblich. Sie trug alle "ihre" Kinder zur Taufe. Vielleicht auch, weil sie eine Ordensschwester war
                            Liebe Grüße
                            Waltraud
                            Orte und Namen meiner Ahnen:
                            Neu Wuhrow: Pophal, Golz, Is(s)berner, Gehrke, Draheim, Zuther, Mittelste(ä)dt, Hensel, Bleck
                            Gönne (später Westgönne): Hensel, Bleck, Maronde
                            Steinklippe (Belgard/Schievelbein): wie Westgönne
                            Neudorf: Märtens, Boeck, Schulz, Mallon, Harmel, Manz
                            Pöhlen: Milbradt, Boeck, Dittberner, Kannenberg, Märtens
                            bis auf Steinklippe alles Kreis Neustettin

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                            • mumof2
                              Erfahrener Benutzer
                              • 25.01.2008
                              • 1347

                              #29
                              Zitat von Hibol Beitrag anzeigen
                              Wobei ich mir vorstellen kann, dass Kinder, die mit Zähnen früher geboren wurden, eher gestorben sind, weil sie der Mutter ja beim Stillen wehtaten und daher vielleicht nicht genug Milch bekamen?
                              Hallo Hibol,

                              das kommt darauf an, wo die Zähne sind: die Zähne im Unterkiefer werden beim Stillen von der Zunge des Kindes überdeckt und verletzen die Mutter nie. Sind sie im Oberkiefer müssen die Minis lernen zu saugen ohne zu beißen. (Und das geht!!) Denn es werden -auch heute- Kinder gestillt, die älter als sechs Monate sind und die können dann auch schon Zähne haben... Ich erinnere mich leidvoll
                              Viele Grüße
                              mum of 2

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                              • #30
                                Beerdigung 1723 den 3ten Maji in der Nacht umb 10 Uhr ist Georg Jacob Sieber alhier, da er wegen Ehebruchs und daß er seine Mutter geschlagen hätte, sollen arrestiert werden, mit einem Degen ohngefehr von einem Musquetierer, erstochen worden, dem er, wie einige meinen in den Degen gelauffen oder gefallen, eweil wurde sonsten auch ein üppiges ruchloses und unbußfertiges Leben geführet, wurde er von mir Pastore Loci. wieder seiner Mutter vielfältiges Einwenden auff hochfürstl. Consistoriibefehel und Suspensation mit Bußliedern, und anstadt deß Liedes Nun last uns den Laib begraben, mit dem Lied Mitten wir im Leben sind mit dem Tod ümfangen und mit einer Vermahnung, die Anwesende sonderl. für üppigem, ruchlosen Leben und Ehebußfertigkeiten gewarnet worden, begraben, seines Alters 29 Jahr weniger 14 Wochen

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