Militärwaisenhäuser

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  • Galizien
    Benutzer
    • 10.11.2017
    • 39

    Militärwaisenhäuser

    Hallo an alle Mitforscher,

    im Garnisonskirchenbuch von Stettin (Heirat 1797 und Tod 1811) wird unser Vorfahre Ernst Ludwig LIPHARDT *ca 1772 +1811 als Hautboist im Regiment v. Borcke bezeichnet.

    Hautboisten waren Militärmusiker die u. a. in Militärwaisenhäusern musikalisch ausgebildet wurden und als Unteroffizier in die Armee eintreten konnten.

    Wer hat einen Tipp für mich, wie ich mit diesem Vorwissen die Eltern des Ernst Ludwig LIPHARDT ausfindig machen kann? In den Garnisonskirchenbüchern findet sich leider kein Hinweis darauf.

    Herzliche Grüße
    Ursula
  • Kleinschmid
    Erfahrener Benutzer
    • 20.01.2013
    • 1239

    #2
    Zitat von Galizien Beitrag anzeigen
    In den Garnisonskirchenbüchern findet sich leider kein Hinweis darauf.
    Grundsätzlich:
    Es gab nur ein Garnisonkirchenbuch von Stettin. Da kann aber die Familie nicht enthalten sein. Höchstens während eines Feldzuges - wenn überhaupt. Als Angehöriger des IR 30 sind die Amtshandlungen von ihm u. seiner Familie im Regimentskirchenbuch aufgezeichnet worden.

    Das andere ist natürlich (leider) das Standardproblem bei der preußischen oder hier besser bei der altpreußische Armee: Woher stammt der Soldat XY? Die Archivalien sind ja bekanntlich 1945 verbrannt, aus denen man die Herkunft hätte feststellen können. Entweder er war Ausländer (also angeworben) oder er war Inländer (also als Wehrpflichtiger eingezogen). Als Ausländer kann er aus Frankreich, Italien oder Polen, aber auch Bayern oder Hessen usw. stammen. Als Inländer sollte er aus dem entspr. Kanton des IR 30 kommen. Das waren die Kreise: Anklam, Usedom, Demmin, z.T. Randow, mit den Städten: Anklam, Demmin, Usedom, Jarmen, Neuwarp, Ückermünde, Swinemünde, Treptow und halb Stettin.

    Zur Theorie betref. Waisenhaus noch:
    Für das Potsdamer Mil.-Waisenhaus gibt es auch eigene KB. Die sind sogar verkartet. Aber Tf, Tr bezieht sich nur auf das Anstaltspersonal u. Bg kommt ja nicht in Frage. Interessant wäre hier dann Kf (nicht verkartet). Die gibt es von 1727-1835 u. nochmals (?) 1769-1825. Da müßte er dabei sein - falls o.g. Theorie stimmen sollte.

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    • 1570126
      Erfahrener Benutzer
      • 10.09.2015
      • 234

      #3
      Hallo,
      der Familienname LIPHARDT ist in Nordhessen im Raum Kassel häufig anzutreffen, ich habe dort auch auch einige Vorfahren mit diesem Namen.

      Kassel war sehr militärisch geprägt. Dort gab es auch das Kasseler Accouchier- und Findelhaus und ein Waisenhaus in welches die älteren Kinder kamen. Von dort aus ging es für vielen Jungen zum Militär.

      Die Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr gering, aber sollte er dort geboren sein, findest du vielleicht etwas in den Taufbücher der Anstalt bei Archion.

      LG

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      • focke13
        Erfahrener Benutzer
        • 16.02.2015
        • 1331

        #4
        Hallo

        Hallo
        Sohn von

        (1756 geheiratet Tochter 1771 da gab es doch bestimmt noch
        Geschwister)


        ?????
        Mfg
        Focke13
        Zuletzt geändert von focke13; 17.12.2017, 02:12.

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        • Horst von Linie 1
          Erfahrener Benutzer
          • 12.09.2017
          • 19713

          #5
          Zitat von focke13 Beitrag anzeigen
          Hallo
          Sohn von

          (1756 geheiratet Tochter 1771 da gab es doch bestimmt noch
          Geschwister)


          ?????
          Mfg
          Focke13
          Dem Vornamen nach dürfte Ernst Ludwig kaum der Sohn eines einfachen nordhessischen Dorbewohners gewesen sein.
          Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
          Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
          Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

          Und zum Schluss:
          Freundliche Grüße.

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          • Horst von Linie 1
            Erfahrener Benutzer
            • 12.09.2017
            • 19713

            #6
            Wobei Ernst Ludwig eher nach Hessen-Darmstadt weist.
            Aber zu Stettin gibt es auch noch diese Familie:
            Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
            Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
            Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

            Und zum Schluss:
            Freundliche Grüße.

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            • Galizien
              Benutzer
              • 10.11.2017
              • 39

              #7
              Danke für den Tipp, aber das ist genau mein Ernst Ludwig LIPHARDT.
              Ich suche schon recht lange. Nur das Sterbejahr konnte ich nun auf 1811 verifizieren.

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              • Horst von Linie 1
                Erfahrener Benutzer
                • 12.09.2017
                • 19713

                #8
                Guten Morgen,
                Militärmusiker und zugleich begüterter Grundbesitzer.
                Kann das angehen?

                Aufgrund des Vornamens würde ich eher in einer nordhessischen Stadt als auf dem flachen Land ansetzen.
                Bzw. auf dem Land nach begüterten oder Pfarrersfamilien Ausschau halten.
                Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
                Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
                Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

                Und zum Schluss:
                Freundliche Grüße.

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                • Galizien
                  Benutzer
                  • 10.11.2017
                  • 39

                  #9
                  Danke für die vielen Antworten!


                  Ich werde meine weitere Suche erst einmal auf die für das IR 30 in Frage kommenden Kreise für Wehrpflichtige einschränken. Das hilft mir schon sehr weiter.
                  Desweiteren versuche ich an die Daten vom Potsdamer Militärwaisenhaus zu kommen. Ernst Ludwig LIPHARDT ist 1811 gestorben, sein Sohn Georg Carl Ludwig LIPHARDT wurde 1798 in Stettin geboren und war später Trompeter im 2. Rheinischen Husaren-Regiment Nr. 9. Er war also beim Tod seines Vaters 13 Jahre alt. Es wäre interessant zu wissen, ob auch Halbwaisen in den Militärwaisenhäusern ausgebildet wurden.
                  Alles in allem wird die Suche nach unseren musikalischen Vorfahren recht spannend und interessant.

                  "Kasseler Accouchier- und Findelhaus und ein Waisenhaus" werde ich mir ansehen.


                  "Militärmusiker und Landwirt gut bürgerlich" ob das passt frage ich mich auch. In der Heiratsurkunde von Georg Carl Ludwig LIPHARDT gibt er seinen Vater als Landwirt gut bürgerlich an. Mein Gedankengang war auch, dass Ernst Ludwig LIPHARDT aus Stettin stammen muss, wenn er dort Grundbesitz hatte. Es gibt aber auch in der Umgebung Rittergüter die verpachtet wurden. Auch dort lebten LIPHARDT. Aber das passt meiner Ansicht nach auch nicht zu einem Militärmusiker. ???


                  Horst von Linie 1: Woraus schließen Sie, dass die Vornamen Ernst Ludwig aus begüterten oder Pfarrersfamilien kommen könnten?
                  Zuletzt geändert von Galizien; 17.12.2017, 11:18.

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                  • Kleinschmid
                    Erfahrener Benutzer
                    • 20.01.2013
                    • 1239

                    #10
                    Schönen Dank für die Rückmeldung!

                    Vielleicht noch nicht bekannt betref. Mil.-Musiker der altpr. Armee:

                    Johannes Reschke: Studie zur Geschichte der brandenburgisch-preußischen Heeresmusik (Diss. 1936), 96 Seiten mit guten Quellenangaben.

                    Frh. v. Ledebur (u.a.): Die Geschichte des deutschen Unteroffiziers, 1939, 1212 Seiten, hier S. 787-793.
                    Zuletzt geändert von Kleinschmid; 19.12.2017, 16:03.

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                    • Galizien
                      Benutzer
                      • 10.11.2017
                      • 39

                      #11
                      Das klingt interessant. Ich werde mal sehen, ob ich die Bücher in unserer Bibliothek ausleihen kann. :-)

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                      • Kleinschmid
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.01.2013
                        • 1239

                        #12
                        Jetzt ist auch bei mir der Groschen gefallen ...

                        In welchem Kirchenbuch (Tr) aus den 1820er-1840 Jahren wurde denn der Vater eines preußischen Soldaten mit dem Zusatz: '...Militärmusiker und Landwirt, gut bürgerlich' geführt? Das konnte ich mir nicht erklären. Das Militärkirchenbuch macht dazu nur eine gewohnt knappe Bemerkung - das konnte nicht gemeint sein. Die Trauung fand aber in Saarbrücken statt. Dort gab es bereits seit Ende des 18. Jhd. die aus der Franzosenzeit stammenden zivilen Personenstandsregister (in Preußen erst seit Okt. 1874!). Und diese 'riesigen' Urkunden enthalten tatsächlich mit unter solche ausführlichen Standesangaben.

                        Die hätte es schon damals in ganz 'Deutschland' geben müssen.

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                        • Galizien
                          Benutzer
                          • 10.11.2017
                          • 39

                          #13
                          Ich habe die Urkunde vor einigen Jahren in Saarbrücken im Stadtarchiv gefunden. Sie enthält nur die Bezeichnung "Landwirt gutbürgerlich". Erst kürzlich fand ich dann die Heiratsurkunde des Ernst Ludwig LIPHARDT über Ancestry. Dort ist er als "Hautboist" eingetragen.
                          Ganz allmählich bekomme ich einen kleinen Überblick über die preußische Armee. Heute fand ich diesen Link:



                          Auf dieser Karte sind die diversen Garnisonsorte verzeichnet. Da ich von Ernst Ludwig LIPHARDT in Stettin nichts mehr finde, kann es da hilfreich sein, nach Stammrollen in anderen Garnisonsorten zu suchen? Das IR 30 war erst ab 1796 in Stettin. Ernst Ludwig LIPHARDT wurde ca. 1772 geboren, war also 1796 schon 24 Jahre alt. Könnte er auch in Anklam in die Armee eingetreten sein? Oder besteht sogar die Möglichkeit, dass er bevor er nach Stettin kam in einem anderen Regiment war?
                          Ich kenne mich leider überhaupt nicht auf diesem Gebiet aus. Ist totales Neuland für mich.
                          Zuletzt geändert von Galizien; 21.12.2017, 17:31.

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                          • Kleinschmid
                            Erfahrener Benutzer
                            • 20.01.2013
                            • 1239

                            #14
                            Ein anderes Rgt. wäre denkbar, besonders wenn er Ausländer war. Bei Inländern war nach dem Reglment die Zuweisung aus dem Kanton nur zum entspr. Regiment zulässig. Wie dies aber mit den Waisen aus Potsdam mit der Musikerausbildung gehandhabt wurde, kann ich nicht sagen. Vielleicht kann die o.g. Literatur darauf eine Antwort geben.

                            Nehmen wir aber mal an, er sei 1790 ins Regiment gekommen. Nach der Rangliste stand es damals in Anklam, das Depot in Kolberg. u. bezog seine Inländer aus: den Kreisen Anklam, Treptow, Usedom, z.T. Randow mit den Städten Anklam, Demmin, Swinemünde, Usedom, Jarmen, Penkun u. z.T. Uckermünde.
                            Noch 1790 (7.4.-15.10) marschierte das Rgt. Richtung Schlesien, 1791 (16.4.-15.7.) Aufmarsch gegen Rußland u. 1792-1795 schließlich gegen Frankreich mit den Schlachten u.a. 1792: Longwy, Verdun. 1793: Mainz, St. Ingbert, Landau. 1794: Frankenthal, Kaiserslautern, Zweibrücken, Kreuznach. Weil das IR Ruits nach Warschau kam, verlegte das IR Rüchel/Borcke nach dem Frankreichfeldzug 1796 nach Stettin. Am 30.4.1797 heiratete der Hautboist Ernst Ludwig L. die Regina Maria Becker in Stettin. Es wurden dort 1798, 1800, 1805 die ersten Kinder geboren. 1806 marschierte das Rgt. erneut gegen Frankreich, Schlachten u.a. Auerstedt, Erfurt, Magdeburg u. schl. wurde es aufgrund der Kapitulation von Ratkau 1806 aufgelöst. 1807 u. 1809 kommen weitere Kinder in Stettin zur Welt - noch immer wird Ernst Ludwig als Angehöriger des aufgelösten Regiments geführt.

                            Möglich ist hier aber auch, daß beim ersten Frankreichfeldzug viele Musiker des Rgt. gefallen sind, neue - also Ausländer - vielleicht aus der Pfalz angeworben wurden u. dabei war auch - bspw. als Sohn eines Kantors, der bereits ein Blasinstrument spielen konnte - unser Ernst Ludwig. Der dann natürlich in Pommern erstmals 1796 erscheint.

                            Noch zu den Stamm- oder Kanton-Rollen. Im deutschen Staatsarchiv Stettin befanden sich nachweislich zahlreiche Musterungslisten des 17., aber besonders des 18. Jhd. sowie Ranglisten und Kantonslisten. Heute lassen sich auf Anhieb im jetzt polnischen Staatsarchiv Stettin finden:
                            ... in der Prov. Pom. sich aufhaltenden Enrollierten u. Kantonisten, so zu auswärtigen Regimentern gehören. Vol. I
                            Kanton- Rolle der Stadt Friedland, worin 1. die Einwohner, 2. die Einleger, 3. Soldaten befindlich von 1791 bis 1799
                            Cantor Rolle von dem Hochlöblichen Regiment von Klinckowström (IR 22)
                            Stamm-Rolle der Stadt Soldin
                            Canton Rolle der Stadt Daber pro 1786-90 ...


                            Hier würde ich aber bei den Spezialisten für Pommern genauer nachfragen, denn sicher läßt sich z.Zt. nicht alles online nachweisen.

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                            • Galizien
                              Benutzer
                              • 10.11.2017
                              • 39

                              #15
                              Vielen Dank für diese ausführliche Analyse!

                              Nach Weihnachten werde ich mir die in Frage kommenden Orte vornehmen und gründlich recherchieren. Bisher bin ich immer von Stettin und Umgebung ausgegangen. Jetzt ergeben sich plötzlich ganz neue Anhaltspunkte. Es bleibt auch im neuen Jahr spannend!
                              In jedem Fall werde ich neue Erkenntnisse mit Ihnen teilen.

                              Unsere Hautboisten würden jetzt schöne Weihnachtslieder anstimmen. Mir bleibt nur allen Forschern ein gesegnetes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr zu wünschen!

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