FN Budel - unterschiedliche Schreibweisen

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5525

    FN Budel - unterschiedliche Schreibweisen

    Hallo zusammen!

    Es geht um eine Familie Budel, welche ab 1355 in der Stadt Braunschweig auftaucht. Im Urkundenbuch Braunschweig erscheint dieser Name einige Male, und zwar in verschiedenen Schreibweisen: neben Budel kommt der Name als Buodel und als Buedel vor, woei das o und das e jeweils etwas hochgestellt gedruckt ist. Leider geht das Urkundenbuch nicht über das Jahr 1400 hinaus, sodaß ich nicht weiß, wie sich der Name später entwickelt. Ich hatte leider noch keine Gelegenheit, das Städtische Archiv Braunschweig in dieser Angelegenheit persönlich aufzusuchen.

    Meine Frage nun an die Experten: was mögen diese hochgestellten Buchstaben bedeuten? Aufgrund welcher Schreibweise in den Originalurkunden hat man sich dazu entschlossen, das so zu handhaben? Solche hochgestellten Buchstaben, auch andere, kommen auch bei anderen Familiennamen vor. Wer weiß Rat?

    Vielen Dank und herzliche Grüße
    consanguineus
    Zuletzt geändert von consanguineus; 06.10.2018, 19:00.
    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561
  • Laurin
    Moderator
    • 30.07.2007
    • 5644

    #2
    Hallo,

    vor einer Beantwortung durch sachkundige Forenmitglieder wäre ein Einblick in die Originale, z.B. Foto oder Scan, sehr hilfreich.
    Sonst wird evtl. doch nur gemutmaßt.
    Freundliche Grüße
    Laurin

    Kommentar

    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 5525

      #3
      Hallo Laurin,

      sobald ich Zeit habe, werde ich mich nach Braunschweig aufmachen, um mir die Originalurkunden anzusehen.

      Meine Frage zielte eigentlich generell darauf ab, ob unter den ausgebildeten Archivaren hier im Forum oder unter denjenigen, die über entsprechende Kenntnisse verfügen, jemand ist, der mir erklären kann, warum man in manchen Urkundenbüchern diese halb hochgestellten Buchstaben benutzt. Das hat sich ja sicherlich nicht der Praktikant im Archiv in Braunschweig in der Mittagspause ausgedacht. Möglicherweise handelt es sich ja um eine "genormte" Vorgehensweise um irgendeine Nuance bei der Aussprache des voranstehenden Vokals zum Ausdruck zu bringen.

      Viele Grüße
      Suche:

      Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
      Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
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      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6447

        #4
        Hallo consanguineus,
        kannst Du denn trotzdem mal einen Scan oder Link zur gedruckten Wiedergabe einstellen? Das vermittelt zumindest einen Eindruck, was gemeint sein könnte.

        Die Bedeutung ist wohl klar: Beutel, zB für einen Beutelmacher

        Viele Grüße
        Xylander

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        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6447

          #5
          Vorläufig tippe ich auf folgende Erklärung:
          Bei u mit o darüber handelt es sich um einen Diphthong
          Das kleine frühneuhochdeutsche Wörterbuch ist ein pragmatisch determiniertes, benutzerfreundliches, leicht und schnell handhabbares einbändiges Nachschlagewerk für die Erschließung von Texten aus dem Zeitraum von 1350 bis 1600. Es ist als Lektürehilfe intendiert, das dem Studenten der Germanistik, aber auch dem Sprach- und Literaturhistoriker, Volkskundler und Wissenschaftshistoriker den Zugang zu literarischen Denkmälern unterschiedlicher Textgattungen und -typen aus Dichtung und Fachliteratur erleichtern möchte. Diese Zielstellung bedingte vor allem die Aufnahme nicht alltäglicher Vokabeln. Um für die Korpusermittlung eine repräsentative Textauswahl zu gewährleisten, bildeten die frühneuhochdeutschen Lesebücher von A. Götze/H. Volz, G. Kettmann sowie O. Reichmann/K.-P. Wegera die Grundlage der Materialsammlung, erweitert durch rund 100 Texte vor allem der Fachliteratur (besonders der Artes). Anliegen des Wörterbuchs war die Bereitstellung möglichst vieler Vokabeln, doch auch die Beschränkung auf die wichtigsten Fakten innerhalb der Einträge. Bei den Bedeutungsangaben wurde selektiv verfahren. Die einzelnen Artikel differieren in ihrem Umfang. Die Maximalstruktur umfaßt folgende Angaben: Stichwort; Variante(n); grammatische Kennzeichnung; Übersetzung(en); Erklärung(en); bei Fachlexik die Angabe des Fachgebietes; dialektale/geographische Zuordnung; sprachliche Herkunft, sachliche Einordnung; Quellensigle(n).


          Bei a, o, u mit e darüber sind es im allgemeinen die Umlaute ä, ö, ü. Ob alternativ auch Diphthonge, weiß ich nicht.
          Um es genau zu enträtseln, braucht man wohl die Primärquellen.

          Viele Grüße
          Xylander

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          • Alter Mansfelder
            Super-Moderator
            • 21.12.2013
            • 4661

            #6
            Einen schönen Sonntach zusammen

            also: Ich bin nun weder Historiker noch Germanist noch ausgebildeter Archivar, kann dazu aber folgendes beisteuern:

            Zunächst solltest Du klären, ob das UB BS nach Editionsprinzipien von Historikern oder Germanisten bearbeitet wird. Die Historiker arbeiten meistenteils nach den Heinemeyer-Editionsprinzipien, was bedeutet (wie ich boshaft zuzuspitzen pflege), dass sie an dem Originaltext solange herum"standardisieren" und herum"normalisieren", bis von dem originalen Texteindruck wenig übrigbleibt. Viele Germanisten wiederum betrachten diese historische Editionsweise als weitgehend wertlos für ihre Fragestellungen und bemühen sich um eine weitestgehend buchstabengetreue Textwiedergabe. Ob es sich um eine Historiker- oder Germanistenedition handelt, erkennst Du meines Wissens am leichtesten daran, ob im Druck das lange S (Schaft-s) original wiedergegeben wird oder nicht. Falls ja, dann kannst Du Dir meistenteils den Blick in das Original sparen.

            Was die von Dir angemerkten Schreibvarianten anbetrifft (u, uo, ue - letztere übergestellt oder nicht), ist zunächst einmal als wichtigste allgemeine Erkenntnis vorab anzumerken, dass es damals keine allgemeinen Schreibgrundsätze gab, dass also verschiedene Schreiber gleiche Aussprachen (!) in durchaus unterschiedlichen Zeichenfolgen wiedergeben.

            Ein Zeichen über dem u kann als Unterscheidungszeichen ein bloßer Zirkumflex sein, um u und n leichter und schneller auseinanderhalten zu können.

            ü und ue (übergestellt) sind mitunter nicht zu unterscheiden. Das nach-/übergestellte e kann aber auch bloßes Dehnungs-e sein. Statt seiner werden in manchen Gegenden auch -i und/oder -y angehängt.

            Zusammenfassend würde ich sagen, dass die von Dir genannten Schreibvarianten allesamt mit der Aussprache zu tun haben, also mit der "Rücküberführung" der geschriebenen Zeichen in die gesprochene Sprache durch den zeitgenössischen Leser der Urkunde. Im Falle Deines gesuchten FN Budel könnten (!) sie allesamt schlichtweg nur bedeuten, dass die erste Silbe betont auszusprechen ist ("Búdel").

            Es grüßt der Alte Mansfelder
            Gesucht:
            - Tote Punkte im Mansfelder Land, Harz und Umland
            - Tote Punkte in Ostwestfalen
            - Tote Punkte am Deister und Umland
            - Tote Punkte im Altenburger Land und Umland
            - Tote Punkte im Erzgebirge, Vogtland und Böhmen
            - Tote Punkte in Oberlausitz und Senftenberg

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            • consanguineus
              Erfahrener Benutzer
              • 15.05.2018
              • 5525

              #7
              Suche:

              Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
              Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
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              Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6447

                #8
                Zusätzliches Rätsel: das hochgestellte o ist mal in großer Schriftgröße geschrieben, mal in kleiner. Tippfehler oder sachlicher Unterschied?

                Beim Budel mit hochgestelltem e favorisiere ich den Umlaut, aber auch Dehnungs-e halte ich für möglich.

                @ Alter Mansfelder: Akzent brauchts ja eigentlich keinen, würde nicht jeder mittelalterliche Leser automatisch auf der ersten Silbe betonen? Sonst müsste man die Existenz eines geläufigen Namens oder Begriffs budel(l) mit Betonung auf der zweiten Silbe annehmen. Bouteille zB.?

                Viele Grüße
                Xylander

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                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 5525

                  #9
                  Hallo Xylander,

                  die Sache mit dem Betonungsakzent sehe ich genauso wie Du.

                  Die große oder kleine Schriftgröße hängt offensichtlich davon ab, ob der Name auch in der "Normalform" (hier also Budel) vorkommt, dann nämlich werden bei den (geklammerten) alternativen Schreibweisen die hochgestellten Buchstaben klein geschrieben. Kommt der Name ausschließlich in einer Sonderform vor, ist der hochgestellte Buchstabe groß (vgl. Bruotzem und Buoleshusen!).

                  Die Deutung des Namens als "Beutel" sieht Heintze nicht so. Er führt den Namen auf dei Grundform BOD- zurück, also im Sinne von "gebieten", so wie es in der Berufsbezeichnung "Büttel" noch geläufig ist.

                  Viele Grüße
                  consanguineus
                  Suche:

                  Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
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                  Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                  • Xylander
                    Erfahrener Benutzer
                    • 30.10.2009
                    • 6447

                    #10
                    Hallo consanguineus,
                    ja, das leuchtet mir ein.
                    Hättest Du vom Eintrag bei Heintze mal einen Scan? Auf den Büttel war ich auch gestoßen, hatte ihn aber verworfen

                    Viele Grüße
                    Xylander

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                    • consanguineus
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.05.2018
                      • 5525

                      #11
                      Guten Morgen Xylander!





                      Viele Grüße
                      consanguineus
                      Suche:

                      Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6447

                        #12
                        Guten Morgen consaguineus,
                        wenn wir von mittelniederdeutschem Ursprung ausgehen, folge ich eher Schiller-Lübben mit budel - Beutel:


                        Für den Büttel hat er bodel, boddel:


                        Auch die Variante mit ü/ue spricht mehr für Beutel

                        Viele Grüße
                        Xylander
                        Zuletzt geändert von Xylander; 08.10.2018, 07:27. Grund: Variante mit ü

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                        • consanguineus
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.05.2018
                          • 5525

                          #13
                          Genau das ist der Gund für meine Ausgangsfrage: was bedeuten das hochgestellte o und e? Tendierte der Name Budel mehr in Richtung Buedel oder sprach man ihn vielleicht mehr als Bodel aus?
                          Suche:

                          Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                          Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                          Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
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                          • Xylander
                            Erfahrener Benutzer
                            • 30.10.2009
                            • 6447

                            #14
                            Ja, das ist eine berechtigte Frage. Wenn der Schreiber der Variante mit uo wiedergab, was er hörte oder selber sprach, dann wäre das ein Diphtong.

                            Gehört diese Variante nun zu budel oder zu bodel? Das können wir im Moment nicht wissen. Auch die Originale würden nicht helfen. Da aber buodel sowohl in die Reihe mit bodel als auch in die mit budel gehören kann, buedel aber nur in die mit budel, geht für mich die Tendenz in Richtung Beutel.

                            Mehr würden wir wissen, wenn wir bei den Namensträgern einen Beutelmacher fänden oder einen Kämmerer. Oder eben einen Büttel.

                            Wobei, fällt mir gerade auf, Heintze meint garnicht den Beruf, sondern einen PN mit bod- und nennt budel als Verkleinerungsform. Diminutiva wurden und werden im niederdeutschen Bereich aber nicht mit -el, -le gebildet, sondern mit -kin, -ken, -gen, -ke. Also wäre sowas wie ein Bodeke zu erwarten. Gibts auch, mit Varianten.
                            Mit über 2.000 kommentierten Karten erschließt der Deutsche Familiennamenatlas (DFA) erstmals den Familiennamenbestand der Bundesrepublik Deutschland nach statistischem Vorkommen und räumlicher Verbreitung. Linguistischen Interessen wird durch einen grammatischen Teil Rechnung getragen, kulturhistorischen Interessen durch einen lexikalischen Teil. Band 6 dokumentiert Familiennamen, die auf Rufnamen zurückgehen.


                            Deshalb: ich bleibe beim Beutel

                            Viele Grüße
                            Xylander
                            Zuletzt geändert von Xylander; 08.10.2018, 08:24. Grund: Bodeke

                            Kommentar

                            • consanguineus
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.05.2018
                              • 5525

                              #15
                              Die Namensträger in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts waren, so geht das wenigstens aus den braunschweigischen Urkunden hervor, zum Teil als "carnifex", also Knochenhauer tätig. Darüberhinaus scheinen sie sich auch im Handel betätigt zu haben. Und als Schankwirte! Sie hatten auch umfangreichen Lehnsbesitz westlich von Braunschweig. Beutelmacher kommen nicht vor.
                              Suche:

                              Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
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                              Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
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                              Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                              Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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