Magdeburgische Zeitung - Einlieferungen ins Städtische Krankenhaus.

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  • Asphaltblume
    Erfahrener Benutzer
    • 04.09.2012
    • 1500

    Magdeburgische Zeitung - Einlieferungen ins Städtische Krankenhaus.

    In der "Magdeburgischen Zeitung" von 1895-96 habe ich gesehen, dass es eine regelmäßig erscheinende Rubrik für Einlieferungen ins Städtische Krankenhaus von Magdeburg gab. Ich denke nicht, dass es eine vollständige Liste war, weil immer nur drei oder vier Personen genannt wurden.
    Zu diesen wurde der Stand genannt, der Vorname mit abgekürztem Nachnamen, sowie der Grund der Einlieferung. Die Gründe waren nicht unbedingt spektakulär, da gab es das Kind, das vom Heuwagen gefallen ist und sich dabei den Oberschenkel gebrochen hat, den Metzgerlehrling, der sich in den Finger geschnitten hat, den Kutscher, dem ein Pferd auf den Fuß getreten ist und ihm einen Mittelfußknochen gebrochen hat und ähnliches. Meistens ging es um Verletzungen, Krankheiten wurden seltener genannt, wurden vielleicht auch seltener im Krankenhaus behandelt.
    Gruß Asphaltblume
  • Buchhalterin
    Gesperrt
    • 19.08.2013
    • 181

    #2
    unspektakuläre Gründe

    Hallo liebe "Asphaltblume",
    das ist ja interessant und bald aktueller denn je. Diese ausgewählten Anzeigen kann man sich nur so erklären, dass die eingelieferten Verunglückten vielleicht eher arme und oder einsame Patienten waren, die sich im Erkrankungsfalle keinen Krankenhausaufenthalt leisten konnten bzw. die anschließend noch besondere Pflege benötigten. Auch wurde vor dem Kriege bei einer Entbindung auf dem Lande nur im äußersten Notfalle neben der Hebamme noch ein Arzt herbei gerufen. Viele Krankenbehandlungen übernahm damals auch die Landschwester, aber erst zu Zeiten (vor und nach dem II.Wkr.), als es schon bzw. wieder Fahrräder gab.
    Meine Schwiegeroma, die viele Kinder daheim geboren hatte, die als Bäuerin so manche schlimme Krankheit im eigenen Bett auskurierte (trotzdem es da noch kein Penicillin gab) und das ganze Elendspaket von zwei Weltkriegen getragen und überlebt hatte, staunte über ihre Nachbarin (zu DDR-Zeiten), die sich wegen einer Polypen-Ektomie über 2 Wochen lang ins Krankenhausbett gelegt hatte. Sie bemerkte mal, das das "stationäre Popelentfernen" ja nur möglich sei, weil es der Nachbarin (durch die Krankenkassenmitgliedschaft in d. DDR) kein Extra-Geld kostete.

    Da von Ihnen liebe "Asphaltblume" beschrieben, nur die Unfälle mit eigentlich "unspektakulären Gründen" in dieser "Magdeburgischen Zeitung" öffentlich bekannt gegeben wurden, könnten wir es heutzutage uns nur so erklären, dass man sich damals vielleicht eine fürsorgliche oder finanzielle Unterstützung seitens der anteilnehmenden Verwandtschaft erhoffte, ehe die Armenkasse aushelfen musste. Das würde auch in logischer Folge erklären, warum nicht alle Unglücks- und Krankheitsfälle in der "Magdeburgischen Zeitung" von 1895-96 angezeigt wurden, sondern nur die zielgerichteten. - Oder ?

    Mit freundlichen Grüßen - "eMWe"

    Kommentar

    • Asphaltblume
      Erfahrener Benutzer
      • 04.09.2012
      • 1500

      #3
      Hallo "eMWe",
      nicht alle genannten Einlieferungsgründe waren unspektakulär, es gab auch einen Fabrikarbeiter, der mit dem Arm in den Antriebsriemen geriet und dem dabei die Hand abgerissen wurde, Frauen, die beim Fensterputzen zwei oder drei Stockwerke tief stürzten und in hoffnungslosem Zustande oder auch nur mit ein paar Knochenbrüchen ins Krankenhaus gebracht wurden, Menschen, die von einer Kutsche überfahren wurden, eine Frau, die beim Fenstersturz auf einen Staketzaun stürzte und von diesem durchbohrt und zerrissen wurde - ich wollte zeigen, dass es nicht nur spektakuläre Fälle in die Zeitung schafften.

      Dein Argument mit den Behandlungskosten finde ich nachvollziehbar, ich hatte allerdings nicht den Eindruck, dass es sich bei den Patienten mehrheitlich um "Sozialfälle" handelte. Auch wirkte die Gestaltung der Rubrik wirklich nicht so, als sollte sie an das Mitgefühl der Leser appellieren. Da hätte ich das eine oder andere "arm", "hilflos", "mittellos", "alt", "mitleiderregend", "Waise", "Witwe", "Wohlthäter", "christlich", "mildthätig" o. ä. erwartet, mit dem in anderen Artikeln wahrlich nicht gegeizt wurde.

      In meiner Verwandtschaft war es bis in die 60 Jahre auch normal, auch schwerere Krankheiten zuhause, nur vom Hausarzt betreut, der regelmäßig vorbeikam, durchzustehen oder auch daran zu sterben. Für die Pflege waren weibliche Verwandte zuständig, vor allem die Töchter und Schwiegertöchter.
      Gruß Asphaltblume

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