Ich beschäftige mich derzeit (mal wieder) mit den Freyburger Kirchenbüchern um die Zeit des 30-jährigen Krieges. Im Winter 1634/35 bezog das kursächsische Lösersche Regiment, in Freyburg und Umgebung, ihr Winterquartier. In diesen Monaten waren etwa die Hälfte der Taufen "Soldatenkinder". Es waren Kinder von Soldaten, Feldwebeln bis zum Hauptmann dabei.
Von Sommer 1635 bis Anfang 1636 gab es vermehrt die Taufe von "Hurenkindern". Die Mütter gaben an, das der Vater ein Soldat war. Öfters war nur der Vorname des Vaters bekannt. In diesen Fällen vergab der Pfarrer einige Male einen Nachnamen für das Kind, welcher sich von der Funktion des Soldaten ableitete.
Eine Mutter gab an, das sie von einem Reiter überfallen wurde - das Kind wurde dann Johannes Reuter (damalige Schreibweise für Reiter) getauft. Bei einer anderen war der Vater ein Landsknecht, also ein Soldat mit Pike (Spieß) - das Kind wurde als Abraham Spießman getauft. In einem dritten Fall war der Vater Trommler in Lösers Regiment und das Kind bekam den Namen Sibylla Trommler.
Bisher kannte ich dieses Vorgehen nur aus einem Fall in meinem Stammbaum. Der Bruder eines direkten Vorfahren war 1683/84 als Lakai zweier adliger Offiziere im Krieg gegen die Türken tätig. Bei der Stürmung der Burg Gran (Grenzgebiet Ungarn/Slowakei) wurden die Türkenführer und ihre Familien getötet. In einem Raum fand der Lakai in einem Versteck Schmuck und ein ca. 3-jähriges Mädchen. Die Offiziere teilten den Schmuck unter sich auf und der Lakai durfte das Kind "behalten". Da zu dieser Zeit auch mehrere Frauen mit ihren Männern im Feldlager lebten, kümmerten sie sich um die Versorgung des Kindes.
Nach Ende des Türkenkrieges ging der Lakai mit einer Unteroffizierswitwe und dem Kind zurück in seine Heimat. Mit 11 Jahren wurden das Mädchen auf den Namen "Johanna Christiana Waise" christlich getauft. Der Pfarrer vergab den Nachnamen Waise, da das Kind Vollwaise war.
Ist euch so eine Vorgehensweise der Pfarrer auch schon untergekommen, oder war es eine Spezialiät der Freyburger Pfarrerfamilie Dauderstädt?
Steffen
Von Sommer 1635 bis Anfang 1636 gab es vermehrt die Taufe von "Hurenkindern". Die Mütter gaben an, das der Vater ein Soldat war. Öfters war nur der Vorname des Vaters bekannt. In diesen Fällen vergab der Pfarrer einige Male einen Nachnamen für das Kind, welcher sich von der Funktion des Soldaten ableitete.
Eine Mutter gab an, das sie von einem Reiter überfallen wurde - das Kind wurde dann Johannes Reuter (damalige Schreibweise für Reiter) getauft. Bei einer anderen war der Vater ein Landsknecht, also ein Soldat mit Pike (Spieß) - das Kind wurde als Abraham Spießman getauft. In einem dritten Fall war der Vater Trommler in Lösers Regiment und das Kind bekam den Namen Sibylla Trommler.
Bisher kannte ich dieses Vorgehen nur aus einem Fall in meinem Stammbaum. Der Bruder eines direkten Vorfahren war 1683/84 als Lakai zweier adliger Offiziere im Krieg gegen die Türken tätig. Bei der Stürmung der Burg Gran (Grenzgebiet Ungarn/Slowakei) wurden die Türkenführer und ihre Familien getötet. In einem Raum fand der Lakai in einem Versteck Schmuck und ein ca. 3-jähriges Mädchen. Die Offiziere teilten den Schmuck unter sich auf und der Lakai durfte das Kind "behalten". Da zu dieser Zeit auch mehrere Frauen mit ihren Männern im Feldlager lebten, kümmerten sie sich um die Versorgung des Kindes.
Nach Ende des Türkenkrieges ging der Lakai mit einer Unteroffizierswitwe und dem Kind zurück in seine Heimat. Mit 11 Jahren wurden das Mädchen auf den Namen "Johanna Christiana Waise" christlich getauft. Der Pfarrer vergab den Nachnamen Waise, da das Kind Vollwaise war.
Ist euch so eine Vorgehensweise der Pfarrer auch schon untergekommen, oder war es eine Spezialiät der Freyburger Pfarrerfamilie Dauderstädt?
Steffen
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