FN Voitsch(e)

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  • Bergkellner
    Erfahrener Benutzer
    • 15.09.2017
    • 2351

    FN Voitsch(e)

    Familienname: Voitsch(e)
    Zeit/Jahr der Nennung: 1711
    Ort/Region der Nennung: Geyer, Erzgebirge


    Hallo,

    ich bin bei meinen Ausgrabungen im Traubuch von Geyer auf den Namen "Voitsch" gestoßen, falls ich mich nicht verlesen habe...

    Im Netz habe ich kaum Infos dazu gefunden, nur zwei Namensträger bei Wiki, die sich aber beiden mit W schreiben.

    Hoffe, ihr könnt mir helfen, da er zu meinen direkten Vorfahren zählt.

    Lg, Claudia von den bergkellners
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    Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


  • Verano
    Erfahrener Benutzer
    • 22.06.2016
    • 7819

    #2
    Hallo Claudia,

    meine Vermutung, der Name kommt von Vogt:

    Voit ist die ostmd-schl.-böhm. Mundartform für Vogt. (Bahlow)
    Die Endung "sch" liegt wohl am geographischen Verbreitungsgebiet.
    Viele Grüße August

    Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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    • Artsch
      Erfahrener Benutzer
      • 14.07.2013
      • 1933

      #3
      Hallo,

      Historisch-topographisches Lexicon von Steyermark, Band 4 (aus dem Jahre 1823):
      Voitsch, Gk., eine Gegend in der Pfr. St. Margarethen an der Raab; zur Hschft. Herberstein mit 1/2 Getreid- und Weinzehend pflichtig.
      (Für die Abkürzung Gk. fand ich keine Erklärung.)

      Auch das heutige (und evtl. mit dem obigen identische) Veitsch Dorf, Kleinveitsch, Großveitsch in der Steiermark geht auf Voitsch und noch weiter zurückliegende Schreibweisen zurück.
      Große Veitsch und Kleine Veitsch sind dortige Bäche.
      Hohe Veitsch ist ein Bergmassiv der Kalkalpen. (auch Veitschalpe)

      Die das Schloss besitzende Familie nannte sich in frühen Zeiten Voitscher.

      Dies könnte die Herkunft des gesuchten FN's sein.
      Also ein Wohnstättenname.

      Laut dem Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-quellen ist die Bedeutung Fichte.

      Beste Grüße
      Artsch
      Zuletzt ge?ndert von Artsch; 04.03.2018, 07:37.

      Kommentar

      • Huber Benedikt
        Erfahrener Benutzer
        • 20.03.2016
        • 4650

        #4
        moin,
        aufgrund der Grenzlage zu CR evtl. eine Herkunft vom tsch. Vornamen Voitech / Adalbert.
        Ursus magnus oritur
        Rursus agnus moritur

        Kommentar

        • Laurin
          Moderator
          • 30.07.2007
          • 5644

          #5
          Zitat von Huber Benedikt Beitrag anzeigen
          ... aufgrund der Grenzlage zu CR evtl. eine Herkunft vom tsch. Vornamen Voitech / Adalbert.
          Hallo,

          den FN Voitsch gibt es heute in D nur selten (2008 nur 8 Tel.-Einträge).

          Auch wenn ein ähnlicher FN Vojče heute in der ČR ebenfalls sehr selten vorkommt, gibt es doch eine ganze Palette tschech. FN, die auf dem RN Vojtěch basieren.

          Ein Vorkommen von FN ähnlich dem angefragten in der Steiermark könnte der k.k. Geschichte und der Nachbarschaft zum slaw. geprägten Slowenien geschuldet sein. Ausgeschlossen werden kann hierbei nicht, daß durch Migration (Bergbau!) der FN Voitsch(e) ins Erzgebirge gelangte.

          In Österreich gab es nach GEOGEN im Jahre 2005 zum ähnl. FN Woitsch 42 Tel.-Einträge, davon ca. 20 x in Oberösterreich und nur etwa 3 x in der Steiermark.
          Der FN Woitsche hatte 18 Tel.-Einträge, davon 13 x in Oberösterreich und keinmal in der Steiermark.
          Schreibweisen beider FN mit V sind nicht verzeichnet.
          Die Nähe zu Böhmen könnte hier für das Namensvorkommen eine Grundlage bilden.

          Gottschald erläutert zu FN mit dem Präfix Voj-:
          slav. Stamm zu voj "Mann", dazu vojak "Krieger, Soldat" und führt u.a. auch den FN Vojtech an.

          Zum tschech. Namen Vojč(e) ein Auszug aus A. Kotic "Naše přijmení", den uns vielleicht bitte Huber Benedikt übersetzen könnte (Fußnote 9):
          [ATTACH]96826[/ATTACH]
          Freundliche Grüße
          Laurin

          Kommentar

          • Artsch
            Erfahrener Benutzer
            • 14.07.2013
            • 1933

            #6
            Voitsch

            Zitat von Artsch Beitrag anzeigen
            Laut dem Archiv für Kunde österreichischer Geschichts-quellen ist die Bedeutung Fichte.
            Hallo,

            Archiv für österreichische Geschichte - Band 6 - Seite 355 (im Jahre 1851):

            "Fuichta oder Fuichta, heut zu Tage Veitsch, Herrschaft und Pfarre am Veitscher Bache, im brucker Kreise, in einem Seitenthale des Mürzthales, nordwestlich von Mürzzuschlag. Der Name Fuichta oder Feuchta oder Fuichta, so viel als Fichte, was auf den einstigen Bestand eines grossen Fichtenwaldes hindeutet, war in der Folge Voitsch, - die frühern Eigenthümern des jenen Schlosses nannten sich Voitscher - und endlich in Veitsch übergegangen. Das Fuichta das heutige Veitsch sei, ersieht man aus der Errichtungsurkunde des Klosters St. Lambrecht vom Jahre 1104. Herzog Heinrich schenkte dahin unter andern Gütern auch "im Thale Avelenze" 100 königliche Höfe von der Grenzen Wizzenbache und Fuechte (*123). Da nun der Weissenbach, der von St. Lorenzen herab kommt, sich bei Schaldorf mit der Mürz vereinigt, so sieht man, dass jene 100 Höfe oder Bauerngüter zwischen St. Lorenzen und Veitsch gelegen sein mussten und dass daher diese Gegend im weiterem Sinne auch zum Afflenzer Thale gerechnet wurde. Die Herrschaft und der Bezirk Veitsch sind seit 1802 wieder mit der Herrschaft Afflenz vereinigt und Veitsch (oder Veitschdorf), Gross- und Kleinveitsch bilden drei Gemeinden derselben."
            (*123) - - et in valle Avelenza centum regales manzos a terminis Wizzenbache et Fuechte - - -

            Beste Grüße
            Artsch
            Zuletzt ge?ndert von Artsch; 05.03.2018, 11:58. Grund: Schreibfehler

            Kommentar

            • Artsch
              Erfahrener Benutzer
              • 14.07.2013
              • 1933

              #7
              Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
              den FN Voitsch gibt es heute in D nur selten (2008 nur 8 Tel.-Einträge).
              Hallo,

              in manchen Orten existierte neben Voitsch sogar auch die Variante Voitzsch.
              Für Voitzsch gibt es vergleichsweise 31 Tel.-Einträge.

              An der Bedeutung ändert dies aber nichts.

              Beste Grüße
              Artsch
              Zuletzt ge?ndert von Artsch; 05.03.2018, 11:56.

              Kommentar

              • Huber Benedikt
                Erfahrener Benutzer
                • 20.03.2016
                • 4650

                #8
                @Laurin
                nach Kotic ebenso wie Gottschald "militärische" Ableitung aus voj // Truppe / wehrhafte Mannen

                Gerne die Übersetzung der Fußnote:

                Vojč entstand sicherlich aus vojič (= Soldat = vojak)
                Vojda ist vom Stamm voj ebenso gebildet wie Janda von Jan, Burda von bur (buřič) usw.
                Zu verwerfen ist somit die Ableitung von Jos. Jirecka (Osvete 1886) wonach vojda sich aus Woiwode ableite.
                Voj, Vojek,Vojen oder Vojan, Vojeta waren bereits bei unseren Urahnen Namen von Personen daneben zeugen davon auch Ortsnamen wie Vojice (=Kriegsschauplatz/ Kampfstätte) Vojkov, Vojanka, Vojnice, Vojetin

                Erg zur Aussprache:
                Vojč gespr. Voitsch // Woitsch aus Vojič gespr. Vojitsch//Wojitsch (Das "V" wird im Tsch wie deutsches "W" gesprochen ...wie Vaseline ;-)))
                Zuletzt ge?ndert von Huber Benedikt; 05.03.2018, 13:50. Grund: Erg Aussprache
                Ursus magnus oritur
                Rursus agnus moritur

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                • Laurin
                  Moderator
                  • 30.07.2007
                  • 5644

                  #9
                  Zitat von Artsch Beitrag anzeigen
                  ... in manchen Orten existierte neben Voitsch sogar auch die Variante Voitzsch.
                  Für Voitzsch gibt es vergleichsweise 31 Tel.-Einträge.

                  An der Bedeutung ändert dies aber nichts.
                  Hallo,

                  der FN Voitzsch kommt heute in D u.a. (fast) genau in einem Gebiet vor, in dem auch die Schreibweise Voitsch existiert, hier Ost-Thüringen / West-Sachsen.
                  Gemessen an der Anzahl der Namensträger könnte sogar angenommen werden, daß die Schreibweise Voitzsch älter als die Schreibweise Voitsch ist und letztere eine Verschleifung darstellt.
                  Betrachtet man weiterhin Ortsnamen im vorgenannten und erweiterten Gebiet, ist slawischer Einfluß unverkennbar, wie z.B. Kitzscher, Kobitzschwalde, Feilitzsch, Delitzsch u.v.a.m.
                  So dürfte es auch nicht verwundern, daß nicht nur bei Ortsnamen, sondern auch bei Familiennamen - speziell im ehemals slawisch besiedelten Raum - mehr slawische als süddeutsche / bayerische / österreichische Einflüsse vorhanden sind. Die heutige Nähe zum slawischsprachigen Gebiet wurde ja bereits oben genannt.

                  Die fundierten Ausführungen und Belege von Artsch in allen Ehren, aber man sollte sich wohl nicht nur auf eine - bei ihm süddeutsche / österreichische - Etymologie festlegen, sondern gleichzeitig auch geschichtliche und geografische Einflüsse betrachten. Auch wir hier im Forum hatten mehrfach den Fall, daß gleiche FN in voneinander entfernten Regionen vollkommen unterschiedlicher Etymologie waren.

                  Nun ist Claudia ("Bergkellner") gefragt, ggf. findet sie noch mehr zu ihren Vorfahren und deren Herkunft heraus und entdeckt diese vielleicht auch in Österreich.
                  Freundliche Grüße
                  Laurin

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                  • Laurin
                    Moderator
                    • 30.07.2007
                    • 5644

                    #10
                    @ Huber Benedikt:
                    Danke für die Übersetzung!
                    Freundliche Grüße
                    Laurin

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                    • Artsch
                      Erfahrener Benutzer
                      • 14.07.2013
                      • 1933

                      #11
                      Hallo,

                      von Anfang an begegnete mir neben Veitsch auch Veitzsch.
                      Dies widerspricht, auch meines Erachtens, den von mir in der Steiermark gefundenen Beleg. Wollte ihn aber Euch nicht vorenthalten.
                      Mit Interesse habe ich Euere Beiträge gelesen und finde toll, wie hier an das Thema herangegangen wurde.
                      Mich würde noch interessieren, ob das zusätzliche "z" eine Auswirkung auf die Aussprache hat?
                      Vielen Dank !

                      Beste Grüße
                      Artsch

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                      • Huber Benedikt
                        Erfahrener Benutzer
                        • 20.03.2016
                        • 4650

                        #12
                        moin,
                        eine mögliche Erklärung, wie das "z" in die "tsch" Endung kommt ist die Tatsache, daß vor Einführung des "Hatschek" Hakerls der Buchstabe "č" = tsch geschrieben wurde als "cz", also Vojicz.
                        Möglicherweise wurde bei der Eindeutschung neben dem phonetischen Laut "tsch" auch noch das geschriebene "z" übernommen.
                        Das spricht im übrigen auch für eine Herkunft aus behmischer Wurzel ,-)))
                        Ursus magnus oritur
                        Rursus agnus moritur

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                        • Laurin
                          Moderator
                          • 30.07.2007
                          • 5644

                          #13
                          Zitat von Artsch Beitrag anzeigen
                          ... von Anfang an begegnete mir neben Veitsch auch Veitzsch...
                          Mich würde noch interessieren, ob das zusätzliche "z" eine Auswirkung auf die Aussprache hat?
                          Hallo,

                          in der deutschen Umgangssprache, z.B. im Vogtland, eher nicht.
                          Ob es im Tschechischen oder Polnischen eine Differenzierung der Aussprache analoger Konsonantenfolgen gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.
                          Freundliche Grüße
                          Laurin

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                          • Artsch
                            Erfahrener Benutzer
                            • 14.07.2013
                            • 1933

                            #14
                            Hallo,

                            vielen Dank für die Rückmeldungen!

                            Beste Grüße
                            Artsch

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                            • Bergkellner
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.09.2017
                              • 2351

                              #15
                              Danke an euch alle.

                              Da sieht man wieder mal, das Sprache etwas unheimlich Spannendes sein kann.

                              Ich werde mich bei der Suche nach der Familie des Schneiders Abel Voitsch in katholische Gefilde begeben - er ist ohnehin der erste Abel unter meinen Ahnen...
                              Ich sage euch Bescheid, wenn ich herausgefunden habe, ob er nun gebürtiger Böhme, Schweizer oder Österreicher war, versprochen!!! - Noch werden Wetten angenommen.

                              Lg, Claudia von den bergkellners

                              PS: Vielleicht war er ja ein Exulant??
                              Zuletzt ge?ndert von Bergkellner; 07.03.2018, 20:27.
                              Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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