Quellen, Belege, Literatur zum genannten Adel/Namen:
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Guten Abend,
ich möchte eine Abstammungsvermutung vortragen und bitte, mit produktiver Kritik dazu Stellung zu nehmen.
Meine Ahnenspitze Dejon ist ein Guillaume Sire des Jon(cs), 1522/28 erw. in Goffontaine und Cornesse, zwei kleinen Nachbardörfern an der Vesdre ca. 14 km östlich von Lüttich. Zur Abstammung Guillaumes gibt es dort keinerlei Indizien.
Dieser Vater Guillaume hatte einen gleichnamigen Sohn, der 1544 als "le Seigneur de Jons" in einem Verkaufsakt genannt wird.
Sohn Guillaume hatte mehrere Söhne, darunter auch einen Guillaume.
Der Name des Joncs kommt um diese Zeit und davor in Lüttich vor durch einen Jean des Joncs, wie er ursprünglich hieß. Irgendwann benannte er sich um in de Juncis, starb als solcher und seine Nachkommen im Hauptstamm hießen de Juncis / de Joncis.
Ich vermute, daß diese Namensänderung im Zusammenhang stand mit seiner Nobilitierung, über die ich nichts Exaktes weiß. Er muß aber der Geadelte in der Familie sein. Auf seinem Sarkophag in der Kirche St. Remacle in Lüttich werden er und seine Frau Maria de Horion als "nobiles" bezeichnet.
Der Name "des Joncs" ist aber ein Herkunftsname, kein Adelsprädikat! Legte er den mißverständlichen Herkunftsnamen ab zugunsten eines fantasievollen neuen?
Ein Vorfahr von Jean aus dem Dorf Joncs (frz.) bzw. Biesen (flämisch) war mit dem Deutschen Orden (wahrscheinlich) aus Joncs/Biesen nach Maastricht umgezogen und dort eben "des Joncs" oder "van der Biesen" genannt worden. Ehrgeiz und Gelegenheiten brachten einige aus der Familie ins Patriziat von Maastricht, wo ein Paulus van der Biesen seit 1416 als Schöffe genannt wird, eine Generation nach ihm ein Jan van der Biesen, der aber angeblich meist Jean des Joncs genannt wird oder sich so nennt. Jean wird dreimal zum Bürgermeister von Maastricht gewählt (1452-63) und damit zur bestimmenden Identifikationsfigur der Familie, durch die der Leitname Jean in dieser Familie geprägt und bis zum Ende des Hauptstammes beibehalten wird, der mit dem ersten und letzten Baron de Juncis endet.
Ich vermute, daß der Maastrichter Jean des Joncs seinen vermutlichen Sohn Jean nach Lüttich schickte, denn eine Karriere in Lüttich galt ungleich mehr als eine in Maastricht. Der Sohn Jean des Joncs, später de Juncis, war nach Auffassung mehrerer Autoren der erste dieses Namens in Lüttich und der einzige.
Es scheint also logisch: Wer danach im Raum Lüttich "des Joncs" heißt, der muß von ihm abstammen. Auch trotz seiner Namensänderung?
Ein Jakob van der Biesen, Notar in Amsterdam, publizierte 1878 sein "Stamboek der Familie van der Biesen", worin er die Entstehung seiner/unserer Familie schildert wie hier dargestellt, auch ebenfalls Jean des Joncs /de Juncis als ersten Namensträger in Lüttich bezeichnet und hinzufügt:"Von seinen Nachkommen bekleideten viele das Bürgermeisteramt oder ähnliche Ämter in und um Lüttich."
Von der Ahnenspitze Guillaume Sire des Joncs ist kein Amt bekannt. Aber ein Nachkomme der 3. Generation besaß ein "festes Haus" oder "Herrenhaus" in Cornesse, das bis 1960 in der Familie weitervererbt wurde, und das ich als einen Erwerb Guillaumes betrachte, ohne Beweis. Sein Titel "Seigneur" wird nirgendwo erklärt. Da auch sein Sohn ihn führte, sehe ich darin einen Hinweis auf adlige Herkunft. Ich glaube, daß auf ihn zutrifft, was Jakob van der Biesen über die Nachkommen Jean des Joncs' schrieb (s.o.).
Bedeutsam für die Abstammung Guillaumes des Joncs von den Eheleuten Jean des Joncs und Maria de Horion erscheint mir noch etwas ganz anderes, sehr Bizarres. Schon vor Jahren fiel mir auf, daß es in den beiden Abstammungslinien von Guillaume (eine "männliche" über den Sohn und eine "weibliche" über die Tochter) einen auffälligen Unterschied in der Namensgebung gab: In der männlichen Linie dominierte der Vorname Guillaume. Das fällt auf, erscheint aber nicht weiter von Belang. In der weiblichen Linie aber kommt der gebräuchliche Vorname Guillaume in den ersten 6 Generationen NIE vor. Eine solche Verteilung kann nicht zufällig entstanden sein, sie muß vereinbart worden sein. Warum?
Maria de Horion entstammte einer sehr alten Adelsfamilie, die ca. dreihundert Jahre zurück verfolgt werden kann. 1337 legte der kinderlose Guillaume de Horion in seinem Testament fest, daß nur einer seiner Neffen mit dem Namen Guillaume sein Erbe in Horion antreten dürfe und daß auch künftig der Herr von Horion Guillaume heißen müsse. Daran hielten sich die folgenden Generationen bis zum Aussterben der Familie.
Maria, Tochter eines Guillaume de Horion, sollte einen Mann heiraten aus einer Familie ohne Tradition, der wohl gerade erst geadelt worden war. Ich kenne nicht die Heiratsvereinbarung zu dieser Ehe, vermute aber, daß eine der Bedingungen war, daß der erstgeborene Sohn Guillaume heißen müsse und daß er vermutlich auch das Wappen der de Horion übernehmen müsse.
Es fällt nämlich auf, daß die Ahnenspitze Guillaume älter gewesen sein dürfte als der sichere Sohn Jean des Paares, der als Haupterbe angesehen werden kann, den Leitnamen Jean fortführte und weitergab und zu hohem Ansehen in Lüttich kam (mehrfach Bürgermeister, Schöffe unter 5 Fürstbischöfen, starb 1578).
Bislang konnte ich keine Quelle finden, in der die Kinder von Jean des Joncs und Maria de Horion aufgelistet werden.
That's it. Das scheinen mir die wesentlichen Überlegungen zu sein. Ich bitte also um eure Kommentare, Kritiken.
Alles Gute wünscht
Corrado
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