"Familienlegenden"- und was dahinter steckt

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  • Tantchen
    Erfahrener Benutzer
    • 14.05.2009
    • 592

    #16
    Ich möchte auch ein paar Geschichtchen aus meiner Familienchronik beisteuern.....

    Dass mein Großvater väterlicherseits 1880 unehelich geboren wurde, war mir bekannt. Sein Vater sollte der Sohn des Gutsbesitzers gewesen sein, auf dem meine Urgroßmutter als junge Frau in Ostpreußen arbeitete. Nun denn: mein Onkel hat mir kurz vor seinem Tod auf Nachfrage hin berichtet, "es war ein berittener Kavallerist, der meine Urgroßmutter umgarnt hatte." Als sie schwanger war und er sie heiraten sollte, hat er geantwortet: dies ginge nicht, denn er sei bereits verheiratet. Etwas spät, um das seinem "Schatz" zu beichten, oder??.....

    Aus meiner mütterlichen Linie heraus habe ich z.B. herausgefunden, dass mein Urgroßvater und auch meine Urgroßmutter beide uneheliche Kinder - und - wie ich annehme, dadurch sogenannte "Parias" in ihrer Heimatstadt Memel/Ostpreußen waren. Sie sind bestimmt aus diesem Grund ganz jung nach St. Petersburg/Russland verzogen, haben dort geheiratet und meinen Opa gezeugt. Zum Glück ist dieser vor der Internierung aller Deutschen durch die Russen (wg. dem 1-ten WK) schon nach Hamburg gekommen, um hier seinen Wehrdienst abzuleisten. Nicht gerade freiwillig, aber da er einen deutschen Pass besaß, musste er nach Deutschland. Eigentlich wollte er nach Amerika auswandern. Aber das hatte sich erledigt, sobald er meine Hamburger Großmutter kennen lernte und heiratete.

    Seine Eltern hatten nicht so viel Glück. Erst waren sie in Memel die Außenseiter, von den Russen wurden sie später interniert und nach Sibirien verschleppt.....Zumindest von diesem Urgroßvater habe ich durch einen Mitschreiber hier, der der russischen Sprache mächtig ist, erfahren, dass dieser 1930 im St. Petersburger Adressbuch als gemeldet stand. Somit hat er zumindest die Internierung überlebt. Ob er auch Stalin überlebt hat, das ist allerdings die Frage.........

    Diese Ururgroßmutter in Memel, die meinen unehelichen Urgroßvater bekam, stammt väterlicherseits von reformierten Pfälzern ab, die aus Glaubensgründen von der Pfalz nach Ostpreußen einwanderten. Sie hieß Henriette Caroline Kolbeck. Später hat sie dann noch geheiratet. Einen Herrn Kromat. Und der gab bei der Geburt der gemeinsamen (ehelichen) Tochter von seiner Frau einen falschen Geburtsnamen an - vermutlich, weil diese als uneheliche Mutter durch ihren regulären FN bereits gebrandtmarkt war??! Später, als seine Frau starb, gab er beim Standesamt nicht ihren richtigen Geburtsnamen "Kolbeck" an, sondern machte daraus "Kolbe". Irgendwie traurig das Ganze......Aber uneheliche Geburten waren damals wohl eine heikle Sache....Dabei kamen sie so oft vor!!!!

    Lg
    Tantchen
    Zuletzt geändert von Tantchen; 10.10.2014, 14:35.

    Suche KUBRAT - Raum Pillkallen/ Ostpreussen

    Suche KÖHNKE, Greifenhagen - Pommern, insbesondere die Eltern von August Ferdinand Köhnke, geb. 1826 in Greifenhagen.
    Suche GOTZMANN, Greifenhagen - Pommern


    „Es trinkt der Mensch, es säuft das Pferd, in Pillkallen ist es umgekehrt.“

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    • Mysterysolver
      Erfahrener Benutzer
      • 18.09.2014
      • 391

      #17
      Bei mir gibt es wenige solcher Gerüchte, aber dafür stimmen sie dann auch

      Zum einen ging da das Gerücht, dass wir irgendwie mit dem Adalbert Stifter verbunden sind. 'Aber nicht blutsverwandt, nur angeheiratet, irgend ne Cousine oder so' - das wurde immer brav dazu gesagt. Als meine Oma dann gestorben war wusste iegendwann keiner mehr wie genau wir verbunden waren. Aber ich habs rausgefunden Urgroßonkel 3. Grades meiner Oma hatte Stifters Nichte geheiratet. Na immerhin

      Irgendwann werd ich mir dann auch mal die Entnazifizierungsakte meines Uropas vor und hoffe dass die wirklich so unbedenklich ist... Angeblich wurde er nur abgecheckt weil meine Uroma Nachrichtenvermittlerin bei den Nazis war...

      Aber man entdeckt als Ahnenforscher ja auch viele Geschichten die man selbst in 50 Jahren weitergeben kann, find ich auch toll

      Und dann ist da noch die eher "spirituelle" Geschichte dass meine Oma adelige Vorfahren hat. Sie hat wohl nachts oft von immer dem selben hoheitlichen Haus geträumt, aber war nie dort... Das sind zwar keineswegs Fakten sondern eben nur ein Traum - aber irgendwie glaub ich da dran >.< Ich bilde mir da nix drauf ein oder so aber ich forsche trotzdem unter Anderem darauf hin, denn bei der Art, die sie immer an sich hatte, könnt ich mir das irgendwie gut vorstellen ^^
      Zuletzt geändert von Mysterysolver; 11.10.2014, 16:37.
      Lg,
      Susanne

      PS: Suche jegliche "Verflechtungen" zwischen FN Wichert & Zielke (Pommern, evtl. auch andere Gebiete). Außerdem: Nachfahren der Gertrud CYGANEK, geb. KILIAN (aus Leobschütz, Schlesien).
      --
      FN-Liste: Hamersky, Quitoschinger (Böhmen und Sachsen) / Kilian (Schlesien) / Kloss, Ruschkowski, Falkenau, Smok, Kobus (Masuren) / Wichert, Zielke (Pommern) / Huismann, Memering (Emsland und Landkreis Leer)

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      • Mysterysolver
        Erfahrener Benutzer
        • 18.09.2014
        • 391

        #18
        Der Husare und sein Pferd

        Tja, eben hat mich meine Mutter wieder an eine Familienlegende erinnert. Es wird erzählt, ein irgendwie Verwandter/Verbandelter (ein Husarenkämpfer) sei ein sehr emotionaler Mensch gewesen und habe seinem Pferd das Ohr abgebissen. [Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine meine Oma erzählte damals, das Pferd sei nicht folgsam genug gewesen... Aber ich habe die Geschichte zuletzt vor ca. 20 Jahren im Kindesalter gehört...]

        Ich würde so gerne den wahren oder unwahren Kern daraus hervorkramen... Aber wie bitte soll man nun SO ETWAS recherchieren? *gg*



        Lg
        Susanne
        Lg,
        Susanne

        PS: Suche jegliche "Verflechtungen" zwischen FN Wichert & Zielke (Pommern, evtl. auch andere Gebiete). Außerdem: Nachfahren der Gertrud CYGANEK, geb. KILIAN (aus Leobschütz, Schlesien).
        --
        FN-Liste: Hamersky, Quitoschinger (Böhmen und Sachsen) / Kilian (Schlesien) / Kloss, Ruschkowski, Falkenau, Smok, Kobus (Masuren) / Wichert, Zielke (Pommern) / Huismann, Memering (Emsland und Landkreis Leer)

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        • Ostpreussin
          Erfahrener Benutzer
          • 17.06.2012
          • 932

          #19
          Zitat von Mysterysolver Beitrag anzeigen
          Es wird erzählt, ein irgendwie Verwandter/Verbandelter (ein Husarenkämpfer) sei ein sehr emotionaler Mensch gewesen und habe seinem Pferd das Ohr abgebissen. Aber wie bitte soll man nun SO ETWAS recherchieren?
          Gar nicht
          Denn ich kann dir versichern, daß es aus (veterinär-) medizinischer Sicht für einen Menschen unmöglich ist, das Knorpelgewebe eines Pferdeohres mit den Zähnen abzubeißen.
          Das ist definitiv ein Märchen. Vielleicht hat dein Vorfahr seinem armen Pferd IN das Ohr gebissen, aber abgebissen hat er es ihm auf keinen Fall...
          Viele Grüße von der Ostpreussin

          "Der Umgang mit Büchern führt zum Wahnsinn" (Erasmus von Rotterdam)

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          • Mysterysolver
            Erfahrener Benutzer
            • 18.09.2014
            • 391

            #20
            Zitat von Ostpreussin Beitrag anzeigen
            Vielleicht hat dein Vorfahr seinem armen Pferd IN das Ohr gebissen, aber abgebissen hat er es ihm auf keinen Fall...
            Der Gedanke kam mir auch schon Aber selbst dann wüsst ich gern mehr rausfinden... Solche Geschichtchen sind halt einfach wie das Salz in der Suppe
            Lg,
            Susanne

            PS: Suche jegliche "Verflechtungen" zwischen FN Wichert & Zielke (Pommern, evtl. auch andere Gebiete). Außerdem: Nachfahren der Gertrud CYGANEK, geb. KILIAN (aus Leobschütz, Schlesien).
            --
            FN-Liste: Hamersky, Quitoschinger (Böhmen und Sachsen) / Kilian (Schlesien) / Kloss, Ruschkowski, Falkenau, Smok, Kobus (Masuren) / Wichert, Zielke (Pommern) / Huismann, Memering (Emsland und Landkreis Leer)

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            • Rieke
              Erfahrener Benutzer
              • 13.02.2012
              • 1285

              #21
              Zitat von Mysterysolver Beitrag anzeigen
              Tja, eben hat mich meine Mutter wieder an eine Familienlegende erinnert. Es wird erzählt, ein irgendwie Verwandter/Verbandelter (ein Husarenkämpfer) sei ein sehr emotionaler Mensch gewesen und habe seinem Pferd das Ohr abgebissen.

              Vielleicht ein fehlgeschlagener Versuch eines Karrierewechsels? Vom Husarenkaempfer zum Pferdefluesterer?

              Liebe Gruesse
              Rieke
              Meine Spitzenahnen....
              waren arm aber reinlich. Ihr Motto? Lieber leere Taschen als volle Hosen.

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              • Xtine
                Administrator
                • 16.07.2006
                • 28395

                #22
                Hallo Mysterysolver,

                vielleicht hat er seinem Pferd ja auch, Mangels anderem Gesprächspartner, das Ohr abgekaut
                Und irgendwann wurde ein abgebissen daraus (wenn ihn nicht vorher das Pferd gebissen hat)


                Viele Grüße .................................. .
                Christine

                .. .............
                Wer sich das Alte noch einmal vor Augen führt, um das Neue zu erkennen, der kann anderen ein Lehrer sein.
                (Konfuzius)

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                • zimba123
                  Erfahrener Benutzer
                  • 01.02.2011
                  • 735

                  #23
                  Hallo zusammen,

                  ich wollte kurz nur mal anmerken, dass ich mich hier gerade köstliche amüsiere über das Pferdeohr... Bitte mehr solche Geschichten!

                  Von meinem Großvater heißt es, dass er an der Schlacht um Verdun teilgenommen hat und drei Tage verschüttet war. Nun sind die Verlustlisten des 1. WK online - und er taucht nicht einmal darin auf.

                  Der Urgroßvater meines Mannes war angeblich nacheinander mit drei Schwestern verheiratet. Das konnte ich inzwischen widerlegen: Es waren zwar drei Ehefrauen, aber nur zwei Schwestern.

                  Nicht mehr bewiesen werden wird die Geschichte, dass ebenjener Urgroßvater im deutsch-französischen Krieg 1870/71 gefangen genommen wurde. Als Offizier trug er einen Dolch oder ein Schwert bei sich (hier weichen die Erzählungen ab), das ihm die Soldaten, die ihn abführten, offenbar ließen. Er konnte seine Bewacher damit erledigen und durch die feindlichen Linien zu seinen Leuten zurückkehren.

                  Über diesen Urgroßvater ist viel überliefert, aber ein angenehmer Zeitgenosse war er wohl nicht.

                  Viele Grüße
                  Simone
                  Viele Grüße
                  Simone

                  Kommentar

                  • gki
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.01.2012
                    • 4843

                    #24
                    Zitat von zimba123 Beitrag anzeigen
                    Über diesen Urgroßvater ist viel überliefert, aber ein angenehmer Zeitgenosse war er wohl nicht.
                    Hallo Simone,

                    sehr interessant!

                    Zwei Fehlerchen:

                    "Schutzgruppen" => "Schutztruppe"

                    "Pfederknecht" => "Pferdeknecht"
                    Gruß
                    gki

                    Kommentar

                    • zimba123
                      Erfahrener Benutzer
                      • 01.02.2011
                      • 735

                      #25
                      Hallo gki,

                      vielen Dank für die Hinweise! Schon korrigiert.

                      Ich musste immer die Deutsch-Hausaufgaben meiner Schwester korrigieren und finde (fast) jeden Rechtschreib- bzw. Tippfehler - aber für die in meinen eigenen Texten bin ich blind.

                      Viele Grüße
                      Simone
                      Viele Grüße
                      Simone

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                      • AnjaM
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.07.2013
                        • 181

                        #26
                        Die Schwester meines (verstorbenen Opas) war von ihrer Großmutter nicht besonders angetan. Zudem hielt sich hartnäckig die Behauptung "Die kam aus Belgien" bei allen Geschwistern meines Opas.
                        Nun konnte ich aber vor einigen Wochen einen Blick auf die Heiratsurkunde meiner Ururgroßeltern werfen. Da stellte es sich heraus, dass diese Großmutter im selben kleinen (deutschen) Ort geboren wurde wie ihr Mann und später auch all ihre Enkelkinder. Woher das Gerücht kommt, habe ich bisher nicht klären können und ich kann mir auch keinen Reim draus machen.
                        Ein Wesen, das verachtet seinen Stamm, kann nimmer fest begrenzt sein in sich selbst.

                        Shakespeare, König Lear IV,2

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                        • Fronja
                          Erfahrener Benutzer
                          • 12.10.2007
                          • 577

                          #27
                          Hallo,

                          schön, das es solche Geschichten überall gibt. Besonders bei meinem Vorschreiber mit dem "die kommt aus Belgien" schwingt so ein leichter (abwertigender) Ton mit. Diesen kenne ich aus der Familie meines Mannes.

                          Seine Oma väterlicherseits, samt Familie, hat immer auf die Familie meiner Schwiegermutter "herabgeschaut". "ihr kommt nicht von hier, was wollt ihr denn?" Tja, Ende vom Lied -> Die Familie meiner SchwieMu kommt zu 90% aus eben dieser Gegend und lebte schon über (bis jetzt nachgewiesenen) 200 Jahren dort.

                          Ein weiteres Gerücht macht in meiner Familie (väterlicherseits) die Runde. Es soll einen Angeheirateten in der Familie geben, der bei einer Kneipenschlägerei jemand getötet hat und daraufhin zur Fremdenlegion gegangen sein soll. Mal soll er mit der (meinem Vater unbekannten) Schwester verheiratet gewesen sein, dann wieder mit der Tochter eben der Schwester.

                          Genauso seltsam war der Nachname meines Uropas/ Opas. Die Rätselei welches der wirkliche Geburtsname von meinem Opa und Uropa ist, hat mich einige Zeit gekostet. Am Ende war es so, das mein Uropa bei seiner zweiten Ehe den Namen seiner Frau angenommen hat, aber erst einige Jahre nach der Eheschließung.

                          Gruß
                          Stefanie
                          Bickhard(t), Rühl - Simmershausen
                          Jantzen, Jentz, Grabow, Zeisi(n)g - Kröpelin, Dorf Glashagen, Grevesmühlen, Grebbin, Wismar
                          Badzinski, Gellerich - Hannover
                          Badzinski, Heiermann, Schafstein, Hö(oe)v(f)ener - Castrop-Rauxel, Herne und Umgebung
                          Badzinski, Trojan - Kr. Sensburg

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