Wie lagert man alte gläserne Fotoplatten richtig?

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  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11326

    Wie lagert man alte gläserne Fotoplatten richtig?

    Liebe Kenner alter Fototechnik,

    eine Bekannte, Enkeltochter eines "alten" Fotografen, möchte gläserne Fotoplatten, die noch von ihrem Opa stammen, richtig lagern. Hat jemand Tips, wie sie das am besten anstellen kann?

    Für gute Ratschläge bin ich wie immer dankbar.

    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)
  • AlAvo
    • 14.03.2008
    • 6186

    #2
    Hallo Friedrich,

    vielleicht lohnt sich ja eine Anfrage bei den Experten des Herder-Institutes in Marburg. Dort befindet sich eine umfangreiche Sammlung historischen Fotomaterials aller Art.


    Viele Grüße
    AlAvo
    War Mitglied der Lettischen Kriegsgräberfürsorge (Bralu Kapi Komiteja)

    Zirkus- und Schaustellerfamilie Renz sowie Lettland

    Reisenden zu folgen ist nicht einfach, um so mehr, wenn deren Wege mehr als zweihundert Jahre zurück liegen!


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    • Julie1906
      Erfahrener Benutzer
      • 12.02.2017
      • 211

      #3
      Glasplatten lagern

      Hallo Friedrich,

      eine Adresse wäre z.B. Stadtarchiv (evtl. Nürnberg, da habe ich mal eine Führung zum Tag der Archive mitgemacht und habe die Aufbewahrung solcher Kostbarkeiten gesehen)

      oder diese Internetseite der Fa. Mono-C GmbH in Kassel:



      Wenn du auf den Reiter gehst, Foto archivieren, dann links Filme archivieren anklickst, kommt ein Unterreiter Glasplatten!

      Fragen kannst du telefonisch auch!

      Ich hoffe dir etwas geholfen zu haben.

      Viele fränkische Grüße

      Julie

      Kommentar

      • Garfield
        Erfahrener Benutzer
        • 18.12.2006
        • 2142

        #4
        Hallo

        Wichtig ist, dass die Platten keinem mechanischen Abrieb ausgesetzt sind. Also nicht abstauben/wischen, kratzen, in der Aufbewahrungsbox schütteln usw. Denn die Farbe des Bildes wird sehr leicht abgekratzt und was einmal weg ist, kann nicht wieder hergestellt werden.

        Soweit ich weiss, sind die alten hölzernen Kisten nicht unbedingt schlecht für die Glasplatten. Falls gewünscht (zB um sicher zu gehen oder um Gewicht zu sparen), könnten säurefreie Schachteln in der richtigen Grösse angeschafft werden. Hier wäre aber wichtig, dass die Glasplatten in der Box nicht rutschen können und nichts daran kratzen kann. Deswegen werden Glasplatten immer gerade stehend gelagert.
        Wie bei der Lagerung von anderem Archivgut, wird es hier nicht schaden, wenn die Glasplatten nicht zu hohen Temperaturunterschieden ausgesetzt sind. Also lieber ein trockener, etwas kühler Keller als ein Dachboden, wo die Temperaturen übers Jahr hinweg von 0-30 Grad schwanken.

        Ich werde zuhause noch nachschauen, was mein Archiv-Buch dazu sagt .
        Viele Grüsse von Garfield

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        Keller von Schlosswil BE/Schweiz

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        • Friedrich
          Moderator
          • 02.12.2007
          • 11326

          #5
          Moin zusammen,

          zuerst mal vielen Dank für Eure Tips. Leider kann ich das nicht mit Link weitergeben, da meine Bekannte kein Internet hat. Aber das wird schon.

          Friedrich
          "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
          (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

          Kommentar

          • Garfield
            Erfahrener Benutzer
            • 18.12.2006
            • 2142

            #6
            Aha, mein Archiv-Buch* weiss mehr.

            Es gibt zwei Sorten Glasplatten:
            - "Nass Kollodium" (1851-1900), erkennbar an unregelmässigen Kanten am Glas, cremefarbener Farbton
            - "trocken Gelatine" (1878-heute), erkennbar an glatten Kanten am Glas, grauer Farbton

            Für beide Sorten Glasplatten gilt als optimal:
            - sehr vorsichtige Handhabung
            - stehende Aufbewahrung
            - ungepufferte Vierklappumschläge ohne alkalische Reserve
            - absolut lichtgeschützt und kühl aufbewahren
            - Temperatur: 2-8 Grad Celsius
            - relative Luftfeuchtigkeit: 30-40%

            Für beide Sorten Glasplatten sollte vermieden werden:
            - Temperaturen über 18 Grad Celsius
            - weniger als 30% und mehr als 60% relative Luftfeuchtigkeit
            - stapeln
            - verkratzen der Schicht durch ungeeignete Umschläge
            - starke Klimaschwankungen


            Unser Büro hat mit moderner Lüftung 50% relative Luftfeuchtigkeit. Nach Lehrbuch haben Archive 45% relative Luftfeuchtigkeit und 18 Grad Celsius.
            Ich habe leider keine Ahnung, wie feucht ein normaler Keller ist. Wenn es zu feucht wäre, könnte vielleicht die Gelatineschicht schimmeln?

            Ich würde also sagen:
            - ganz, ganz vorsichtig mit einem Durchlichtscanner digitalisieren, damit die Glasplatten danach nicht mehr angefasst werden müssen. Anfassen möglichst an der Kante; saubere Hände, aber keine Handschuhe (die fördern nur den Abrieb).
            - in der originalen Holzschachtel stehend lagern
            - wenn die originale Holzschachtel vorhanden und intakt (nicht verbogen) ist: auf Umschläge gänzlich verzichten
            - evtl. die Luftfeuchtigkeit im Keller messen, wenn 30-60 % rF, dann da lagern



            * Quelle: Bestandserhaltung : ein Ratgeber für Verwaltungen, Archive und Bibliotheken / Maria Kobold und Jana Moczarski ; 2012
            Zuletzt geändert von Garfield; 03.02.2018, 00:24.
            Viele Grüsse von Garfield

            Suche nach:
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            • Friedrich
              Moderator
              • 02.12.2007
              • 11326

              #7
              Moin Garfield,

              nochmal Danke für die ausführlichen Ratschläge aus Deinem Archivbuch. Ich hab's schon ausgedruckt und werde das weiterleiten.

              Friedrich
              "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
              (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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              • Schlumpf
                Erfahrener Benutzer
                • 20.04.2007
                • 358

                #8
                .. einen kleinen Zusatz zu Garfield hätte ich da doch noch:



                "Das ca. 40.000 Glasplattennegative umfassende Archiv der Fotografen Emil Hardt und Theodor Meuwsen, welches im Jahre 2010 der Hansestadt Wipperfürth als Schenkung überlassen wurde, befindet sich in einem stetigen Bearbeitungsprozess.
                Aufgabe des Stadtarchivs ist es den Erhaltungszustand der Glasplatten zu erhalten. Dies bedeutet konkret, dass die Platten aus ihrer ursprünglichen Lagerungsform herausgenommen werden, um einzeln in Baumwollfaserpapier umgebettet zu werden. Dieser Aufgabe hat sich derzeit der Werksstudent, welcher das Team des gemeinsamen Archivs Wipperfürth/Hückeswagen unterstützt, angenommen. Derzeit bereits bearbeitet und umgebettet sind insgesamt 2.025 Glasplatten, welche die Formate 6x9, 9x12, 13x18 und 18x24 umfassen."
                Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

                Kommentar

                • Friedrich
                  Moderator
                  • 02.12.2007
                  • 11326

                  #9
                  Moin Schlumpf,

                  vielen Dank für Deine Info.

                  Friedrich
                  "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
                  (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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