Hallo zusammen. Hier ist eine kleine Geschichte, die ich gerne mit euch teilen möchte
Wir schreiben das Jahr 1854 oder 1855 in Zentralanatolien in dem damaligen Vilayet Adana im Osmanischen Reich. Zentralanatolien ist zu der Zeit ein ziemlich gefährlicher Fleck der kaum unter der Autorität des Osmanischen Reiches steht, da das Reich es seit ca. 250 Jahren nicht schafft, die nomadisch lebenden Turkmenischen Clans die aus verschiedenen Oghusischen Stämmen wie z.B Afschar und Begdili entstanden sind, unter ihre Kontrolle zu bringen. Diese schreiben ihre eigenen Regeln vor und handeln dementsprechend. Die Turkmenischen Clans haben keine Einnahmequelle, da sie wie oben erwähnt nomadisch leben. Deshalb ist es seit bestimmt 300-400 Jahren gang und gäbe, dass verschiedene nomadische Clans Reisende aber auch sich gegenseitig überfallen und das Vieh und andere Wertgegenstände rauben. Doch damit nicht genug. Auch umliegende Dörfer in denen sesshaft gewordene Turkmenische Clans leben werden immer wieder geplündert und auf Äckern der Dorfbewohner wird das Vieh unerlaubt geweidet, was logischerweise immer wieder zu Missernten führt.
Eines Tages wird das Vieh meines nomadisch lebenden 4x Uropas "Türkmen Ali" (zu deutsch in etwa Ali der Turkmene) der zum namensgebenden Afscharischen Clan "Türkmenaliler" (zu deutsch etwa "die die von Türkmen Ali abstammen") vom seit jeher verfeindeten Clan "Cerit" des Stamms "Begdili", geraubt. Die drei jungen Söhne Omar, Osman und Ese (mein 3x Uropa) die dies einige Zeit später bemerken, steigen verärgert und ohne Verstärkung mitzunehmen auf ihre Pferde und reiten den Räubern hinterher. Alsbald sie ihr Vieh einholen, trennt sie nur noch der Fluss "Ceyhan" von ihrem Vieh. Dabei merken sie nicht, dass sie in eine Falle getappt sind. Als sie den Fluss auf ihren Pferden überqueren wollen, feuern mehrere Mitglieder der "Cerit" aus dem Hinterhalt Schüsse mit ihren Gewehren auf die drei Brüder ab, die in den Fluss stürzen und dabei ertrinken. Die Verstärkung die den drei Brüdern hinterhergeritten war, konnte sie nicht mehr rechtzeitig erreichen und nur noch ihre Leichen mitnehmen.
Als sie mit den leblosen Körper zurückkehren, bricht eine große Trauer aus. Mein 4x Uropa hat sich laut einer Elegie seinen Bart zerissen. Um die Trauer auszudrücken, wird durch einen anderen Afscharischen Clananführer* eine Trauerzeit ausgerufen, bei der das Rauchen des Tschubuk (türkisch Çubuk, eine osmanische Pfeife) und das Trinken des Kaffee bis zum Tag der Rache verboten wird, da diese als Genussmittel und somit als ein Zeichen der Freude gelten. Des Weiteren werden tagelang mehrere Elegien von weiblichen Verwandten und Bekannten gesungen. Nur eine Person fällt besonders auf. Undzwar die Schwester der drei Brüder namens Hatice. Weder weint sie noch singt sie eine Elegie. Als man ihr sagt, dass sie zum Grabe ihrer Brüder kommen soll, antwortet sie damit, dass sie so lange nicht dorthin gehen werde, bis die Rache genommen wurde. Dieses Verhalten zeigt den umliegenden Afscharischen Clans, dass schnell gehandelt werden muss. Da das Wetter zu der Zeit jedoch sehr ungünstig ist (vermutlich sehr heiß), warten sie ab bis es Herbst ist. Als sie dann jedoch erfahren, dass die "Cerit" einen harmlosen und undschuldigen Imam wegen seines Viehs aus Vergnügen töten, obwohl dieser bevor er niedergeschossen wurde sein Vieh freiwillig ihnen übergab, reicht es den Afscharischen Clans.
Es werden insgesamt 72 Reiter und alle Männer die mit Waffen umgehen können (Zahl unbekannt) zusammengetrommelt. Daraufhin werden die einen neuen Rabzug planenden "Cerit" überrascht und vernichtend geschlagen. Sie verlieren 15 Mann die teilweise bedeutend waren, sowie einen wichtigen Anführer, der geköpft wurde. Im Afscharischen Gebiet angekommen wird gefeiert und das Verbot des Konsums von Genussmitteln wird aufgehoben. Der Kopf des "Cerit" Anführers wird zu der Schwester der drei Brüder als Beweis für den Sieg gebracht, woraufhin sie ihren Schwur bricht und zu den Gräbern ihrer Brüder geht und in Trauer ausbrechend Elegien singt. Mit diesem Sieg enden die Überfälle seitens der "Cerit" an die Afscharischen Clans.
Schlussendlich schafft es das Osmansiche Reich im Jahre 1865 die nomadischen Clans unter ihre Kontrolle zu bringen und es kehrt Ruhe in Zentralanatolien ein. Dabei wurden Clans vor die Wahl gestellt, ob sie in ihrem Winter- oder Sommerquartier sesshaft werden wollen. Diese Sesshaftigkeit, die die Nomaden nicht kannten bereitete ihnen viele Anpassungsschwierigkeiten, Armut und Streitigkeiten mit der Dorfbevölkerung. Ersteres und zweiteres erklärt vielleicht auch, warum mein 2x Uropa erst mit 43 und zuletzt mit 54 Jahren Vater geworden ist. An diese Geschichte erinnernt heißt mein 2x Uropa ebenfalls Omar bzw. Ömer und dessen erstgeborener Sohn Osman.
*Erklärung weshalb ein anderer Clanführer das Sagen hat: Die Nomadischen Afscharen-Clans waren sehr eng miteinander verbunden, sodass der Mord eines Afscharen oder der Raubzug an einem Afscharischen Clan wie eine Kriegserklärung an alle nomadischen Afscharen in der Umgebung galt. Warum nur nomadische Clans? Denn Nomadische Afscharen plünderten oft ebenfalls die sesshaft gewordene Dorfbevölkerung die auch Afscharen waren. Daraus lässt sich schließen, dass nomadische Afscharen die sesshaft gewordenen Afscharen nicht (mehr) als ihresgleichen betrachteten).
So das war eine meiner Familiengeschichten, die ich gerne mit euch teile. Allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG Tenger
Wir schreiben das Jahr 1854 oder 1855 in Zentralanatolien in dem damaligen Vilayet Adana im Osmanischen Reich. Zentralanatolien ist zu der Zeit ein ziemlich gefährlicher Fleck der kaum unter der Autorität des Osmanischen Reiches steht, da das Reich es seit ca. 250 Jahren nicht schafft, die nomadisch lebenden Turkmenischen Clans die aus verschiedenen Oghusischen Stämmen wie z.B Afschar und Begdili entstanden sind, unter ihre Kontrolle zu bringen. Diese schreiben ihre eigenen Regeln vor und handeln dementsprechend. Die Turkmenischen Clans haben keine Einnahmequelle, da sie wie oben erwähnt nomadisch leben. Deshalb ist es seit bestimmt 300-400 Jahren gang und gäbe, dass verschiedene nomadische Clans Reisende aber auch sich gegenseitig überfallen und das Vieh und andere Wertgegenstände rauben. Doch damit nicht genug. Auch umliegende Dörfer in denen sesshaft gewordene Turkmenische Clans leben werden immer wieder geplündert und auf Äckern der Dorfbewohner wird das Vieh unerlaubt geweidet, was logischerweise immer wieder zu Missernten führt.
Eines Tages wird das Vieh meines nomadisch lebenden 4x Uropas "Türkmen Ali" (zu deutsch in etwa Ali der Turkmene) der zum namensgebenden Afscharischen Clan "Türkmenaliler" (zu deutsch etwa "die die von Türkmen Ali abstammen") vom seit jeher verfeindeten Clan "Cerit" des Stamms "Begdili", geraubt. Die drei jungen Söhne Omar, Osman und Ese (mein 3x Uropa) die dies einige Zeit später bemerken, steigen verärgert und ohne Verstärkung mitzunehmen auf ihre Pferde und reiten den Räubern hinterher. Alsbald sie ihr Vieh einholen, trennt sie nur noch der Fluss "Ceyhan" von ihrem Vieh. Dabei merken sie nicht, dass sie in eine Falle getappt sind. Als sie den Fluss auf ihren Pferden überqueren wollen, feuern mehrere Mitglieder der "Cerit" aus dem Hinterhalt Schüsse mit ihren Gewehren auf die drei Brüder ab, die in den Fluss stürzen und dabei ertrinken. Die Verstärkung die den drei Brüdern hinterhergeritten war, konnte sie nicht mehr rechtzeitig erreichen und nur noch ihre Leichen mitnehmen.
Als sie mit den leblosen Körper zurückkehren, bricht eine große Trauer aus. Mein 4x Uropa hat sich laut einer Elegie seinen Bart zerissen. Um die Trauer auszudrücken, wird durch einen anderen Afscharischen Clananführer* eine Trauerzeit ausgerufen, bei der das Rauchen des Tschubuk (türkisch Çubuk, eine osmanische Pfeife) und das Trinken des Kaffee bis zum Tag der Rache verboten wird, da diese als Genussmittel und somit als ein Zeichen der Freude gelten. Des Weiteren werden tagelang mehrere Elegien von weiblichen Verwandten und Bekannten gesungen. Nur eine Person fällt besonders auf. Undzwar die Schwester der drei Brüder namens Hatice. Weder weint sie noch singt sie eine Elegie. Als man ihr sagt, dass sie zum Grabe ihrer Brüder kommen soll, antwortet sie damit, dass sie so lange nicht dorthin gehen werde, bis die Rache genommen wurde. Dieses Verhalten zeigt den umliegenden Afscharischen Clans, dass schnell gehandelt werden muss. Da das Wetter zu der Zeit jedoch sehr ungünstig ist (vermutlich sehr heiß), warten sie ab bis es Herbst ist. Als sie dann jedoch erfahren, dass die "Cerit" einen harmlosen und undschuldigen Imam wegen seines Viehs aus Vergnügen töten, obwohl dieser bevor er niedergeschossen wurde sein Vieh freiwillig ihnen übergab, reicht es den Afscharischen Clans.
Es werden insgesamt 72 Reiter und alle Männer die mit Waffen umgehen können (Zahl unbekannt) zusammengetrommelt. Daraufhin werden die einen neuen Rabzug planenden "Cerit" überrascht und vernichtend geschlagen. Sie verlieren 15 Mann die teilweise bedeutend waren, sowie einen wichtigen Anführer, der geköpft wurde. Im Afscharischen Gebiet angekommen wird gefeiert und das Verbot des Konsums von Genussmitteln wird aufgehoben. Der Kopf des "Cerit" Anführers wird zu der Schwester der drei Brüder als Beweis für den Sieg gebracht, woraufhin sie ihren Schwur bricht und zu den Gräbern ihrer Brüder geht und in Trauer ausbrechend Elegien singt. Mit diesem Sieg enden die Überfälle seitens der "Cerit" an die Afscharischen Clans.
Schlussendlich schafft es das Osmansiche Reich im Jahre 1865 die nomadischen Clans unter ihre Kontrolle zu bringen und es kehrt Ruhe in Zentralanatolien ein. Dabei wurden Clans vor die Wahl gestellt, ob sie in ihrem Winter- oder Sommerquartier sesshaft werden wollen. Diese Sesshaftigkeit, die die Nomaden nicht kannten bereitete ihnen viele Anpassungsschwierigkeiten, Armut und Streitigkeiten mit der Dorfbevölkerung. Ersteres und zweiteres erklärt vielleicht auch, warum mein 2x Uropa erst mit 43 und zuletzt mit 54 Jahren Vater geworden ist. An diese Geschichte erinnernt heißt mein 2x Uropa ebenfalls Omar bzw. Ömer und dessen erstgeborener Sohn Osman.
*Erklärung weshalb ein anderer Clanführer das Sagen hat: Die Nomadischen Afscharen-Clans waren sehr eng miteinander verbunden, sodass der Mord eines Afscharen oder der Raubzug an einem Afscharischen Clan wie eine Kriegserklärung an alle nomadischen Afscharen in der Umgebung galt. Warum nur nomadische Clans? Denn Nomadische Afscharen plünderten oft ebenfalls die sesshaft gewordene Dorfbevölkerung die auch Afscharen waren. Daraus lässt sich schließen, dass nomadische Afscharen die sesshaft gewordenen Afscharen nicht (mehr) als ihresgleichen betrachteten).
So das war eine meiner Familiengeschichten, die ich gerne mit euch teile. Allen einen guten Rutsch ins neue Jahr.
LG Tenger
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