Artikel über das Verschwinden von Minderheitsprachen - Plattdütsch

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • Schischka
    Erfahrener Benutzer
    • 10.02.2015
    • 343

    #31
    Noch eine lustige Einkaufsanekdote:
    In Münster wollte ich mal etwas "Hackepeter" haben - der entgeisterte Blick war unbezahlbar!
    Ein schweifender Blick über das "Wörterbuch" (die Schilder in der Auslage) verhalf mit dann zum verdolmetschten "Mett".


    Das war fast so gut, wie in Bayern in einen Laden zu kommen und vernehmlich "Guten Tag" zu wünschen !


    LG Schischka

    Kommentar

    • Geschichtensucher
      Erfahrener Benutzer
      • 03.09.2021
      • 730

      #32
      Beim Hackepeter gehen die Bezeichnungen weit auseinander...

      Das ist bei euch im Erzgebirge "Rindsgwiechtes", stimmts, Bergkellnerin?
      Beste Grüße, Iris

      Kommentar

      • Bergkellner
        Erfahrener Benutzer
        • 15.09.2017
        • 2351

        #33
        Zitat von Geschichtensucher Beitrag anzeigen
        Das ist bei euch im Erzgebirge "Rindsgwiechtes", stimmts, Bergkellnerin?
        Nein, da muss ich dir widersprechen. - Hackepeter ist Hackepeter, also ziemlich fettiges Schweinemett. Daneben gibt es noch "Gewiechtes halb un halb zun Broden"(halb Schwein, halb Rind), "Rindsgewiechtes zun Broden" und "Rindsgewiechtes zun suu Assen"(aka Tatar). Und bei unserer Agrarfarm gibt es 2x im Jahr noch was ganz Leckeres "Gewiechtes vun Bieffel"...
        Tja, mein armer Andreas hat mit unseren Wurstsorten so seine Probleme.

        Mettwurscht gibt es bei uns in grob und fein - wenn er aber Mettwurst haben will, muss er hier Salami kaufen... Und den Unterschied zwischen "Wiechebrodn" und "Laberkaas" habe ich ihm auch mühsam beigebracht - inzwischen ist er ein Fan des "Sächsischen Leberkäses" und wir sind beide auf Entzug, wenn wir im Norden sind, da gibt`'s den nämlich nicht.
        Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


        Kommentar

        • Gudrid
          Erfahrener Benutzer
          • 22.04.2020
          • 1251

          #34
          Hier auf dem Land legt man noch großen Wert darauf, dass Dialekt gesprochen wird. In unserer ganzen Familie wird nur bayrisch gesprochen, etwas anderes käme nicht in Frage. Allerdings ist es jetzt schon so, dass durch die vielen ausländischen Menschen die Kinder in den Schulen immer mehr hochdeutsch sprechen. In München hört man fast keinen Dialekt mehr.
          Und nein, ich habe mich nie in meinem Leben für meinen Dialekt geschämt. Es es ist ein wertvolles Kulturgut und ich käme nie auf die Idee, mich Fremden, die in meine Gegend kommen, anzupassen. Sicher verschwinden im Laufe der Zeit viele Wörter, kein Mensch sagt z.B. heute mehr enk statt eich.
          Nachdem die Deutsche Grenze geöffnet wurde, saß eine sächsische Kassiererin an der Kasse und ich fragte sie, wo sie Zündhoizl hätten. Nach zweimaliger Nachfrage sagte sie ganz frech zu mir, ich solle Deutsch mit ihr sprechen. Ich gab zur Antwort, wenn sie hier leben will, muss sie die Sprache verstehen, ansonsten könne sie wieder zurückgehen.
          Meine Mutter war Sachse, eiverbebbsch. Was hab ich mich als Kind in den Boden geschämt, wenn sie an der Theke das Geld abzählte: enfufschd, zwenfufdsch......
          Liebe Grüße
          Gudrid
          Lieber barfuß als ohne Buch

          Kommentar

          • fps
            Erfahrener Benutzer
            • 07.01.2010
            • 2156

            #35
            Moin,

            dass unsere Sprechweise immer mehr vereinheitlicht wird, liegt nicht zuletzt daran, dass die Unterhaltungsmedien mittlerweile fast vollständig auf Hochdeutsch getrimmt sind. Das ist zwar bei TV-Filmen und -Serien regional unterschiedlich (wenn die Geschichte z.B. in Bayern spielt, ist zumindest eine weichgespülte bairische Aussprache zu vernehmen), aber es tendiert immer stärker zum Hochdeutschen.
            Wenn ich z.B. eine Serie sehe, die in der Eifel spielen soll, und niemand verwendet dort die unverkennbare Sprachmelodie, dann weiß ich, dass die Region nur Kulisse ist und mit hoher Wahrscheinlichkeit sich keiner der Verantwortlichen in der Region auskennt. So geht es auch mit manchen anderen Regionen.
            Es bleiben womöglich zum Schluss nur noch folkloristische Dialektinseln und regional gefärbte Hochsprache übrig.
            Anders sieht es in den benachbarten Ländern aus. In der Schweiz wird das Schwyzerdütsch gepflegt und manchmal regelrecht zelebriert. In Luxemburg hat das Letzelburgische sogar eine eigene Schreibweise z.B. unter Verwendung des Zeichens ë für das offene e.

            Noch eine Anekdote: In der Schweiz war ich ziemlich verblüfft, als mich ein Labormitarbeiter, den ich ethnisch nach Südindien oder Sri Lanke einordnen würde, auf Schwyzerdütsch ansprach. Auf Hochdeutsch konnte ich mich mit ihm nur insofern unterhalten, als er diese Sprache immerhin verstand. Reden konnte er allerdings nur in der Mundart.

            Übrigens gibt es das Phänomen der verschwindenden Mundarten auch in den Nachbarländern. In den Niederlanden verschwinden die regionalen Unterschiede ebenso, zugunsten eines einheitlichen "Hoch-Niederländisch".
            Gruß, fps
            Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

            Kommentar

            • hessischesteirerin
              Erfahrener Benutzer
              • 08.06.2019
              • 1330

              #36
              Einige Aussagen hier stimmen mich traurig und nachdenklich.

              Die Gründe, warum man zu Hause keinen Dialekt spricht oder gar noch sprechen kann, sind hier und da Gründe, die es bei mir zu Hause nicht gegeben hat.

              Ich habe mit der Oma das Platt gesprochen, das bei uns im Dorf gesprochen wurde, und das hörte sich schon anders an wie im Nachbardorf. Wenn ich auf alte eingesessene treffe, so sprechen wir nur platt - ohne es zu merken

              wenn ich mit meinem Cousin in Österreich spreche, dann rede ich steirisch, auch wenn es etwas holprig ist, da ich seit einigen Jahren nicht mehr dort, war, ich bin lediglich aus der Übung, aber ich verstehe alles sehr gut, sogar stoasteirisch, welches noch härter ist

              mein österreichischer Vater kann unser Dorfplatt, er lebt hier seit 60 Jahren udn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg- meine Mutter versteht steirisch, hat dort auch 2 Jahre gelebt aber weigert sich, es zu sprechen - sie hat in der tiefsten Steiermark immer gerne hessisch gesprochen und es gab keine Sprachschwierigkeiten - naja eher selten

              ich liebe mein Hessisch und rede es, wann immer es geht, aber wenn ich in Hamburg auf der Reeperbahn mich mit nem Hamburger Jung unterhalte, würde er nie denken, dass ich aus Hessen bin und dieses Phänomen habe ich in meinem leben schon sehr oft gehabt.
              und wenn ich dienstlich einen Steirer am Apparat habe, wird steirisch geredet, und die deutschen Kollegen verstehen dann immer nur die Hälfte

              insofern kann ich gar nicht verstehen, dass es hier einige gibt, die sagen, sie können ihren Dialekt nicht, weil die Eltern verschiedene Dialekte sprachen oder weil man in der Schule hochdeutsch sprechen musste...

              Alles zu seiner Zeit

              Zitat von Ursula Beitrag anzeigen

              Da fällt mir gerade ein, dass ich mir vor vielen, vielen Jahren, als ich zu Besuch in Köln war, in einer Metzgerei einen Spaß erlaubt habe. Ich verlangte einen Läbrkäswegga. "Wie bitte?" war die Antwort. Ich wiederholte meinen Wunsch, zeigte dabei auf den Korb mit Semmeln und dann auf den Laib Fleischkäse: "An Läbrkäswegga bitte." "Einen Fleischkäsesemmel wollen Sie?" "Ja!" Kopfschüttelnd richtete sie mir das Gewünschte her.

              LG
              Uschi
              Bist du dir sicher, dass du in Köln gewesen bist? denn in Köln sagt man Brüdche

              Kommentar

              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 5525

                #37
                Zitat von Gudrid Beitrag anzeigen
                Ich gab zur Antwort, wenn sie hier leben will, muss sie die Sprache verstehen, ansonsten könne sie wieder zurückgehen.
                Ziemlich mutig. Heutzutage würde solch ein Spruch für einen "Aufschrei der Empörung" sorgen. Der Skandal würde in den sozialen Netzwerken geteilt werden. Und eine Lichterkette hätte die örtliche Menschenrechtsgruppe auch ganz schnell organisiert. Aber vor 30 Jahren war das eben eine ganz andere Zeit.
                Suche:

                Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

                Kommentar

                • Gudrid
                  Erfahrener Benutzer
                  • 22.04.2020
                  • 1251

                  #38
                  Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
                  Ziemlich mutig. Heutzutage würde solch ein Spruch für einen "Aufschrei der Empörung" sorgen. Der Skandal würde in den sozialen Netzwerken geteilt werden. Und eine Lichterkette hätte die örtliche Menschenrechtsgruppe auch ganz schnell organisiert. Aber vor 30 Jahren war das eben eine ganz andere Zeit.
                  Ich bin auch heute noch der Meinung, dass sich derjenige anpassen muss, der hierher kommt, nicht umgekehrt.
                  Alle hier in den 1970igern eingewanderten Griechen, Türken, Jugoslawen sprechen Bairisch und kein Hochdeutsch.
                  Liebe Grüße
                  Gudrid
                  Lieber barfuß als ohne Buch

                  Kommentar

                  • Ursula
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.01.2007
                    • 1348

                    #39
                    Zitat von Gudrid Beitrag anzeigen
                    Ich bin auch heute noch der Meinung, dass sich derjenige anpassen muss, der hierher kommt, nicht umgekehrt.
                    Alle hier in den 1970igern eingewanderten Griechen, Türken, Jugoslawen sprechen Bairisch und kein Hochdeutsch.
                    Ganz meine Meinung!

                    LG Uschi

                    Kommentar

                    • Ursula
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2007
                      • 1348

                      #40
                      Zitat von hessischesteirerin Beitrag anzeigen



                      Bist du dir sicher, dass du in Köln gewesen bist? denn in Köln sagt man Brüdche
                      Ganz sicher.

                      Vielleicht war die Verkäuferin auch keine Kölnerin?

                      LG Uschi

                      Kommentar

                      • hessischesteirerin
                        Erfahrener Benutzer
                        • 08.06.2019
                        • 1330

                        #41
                        Zitat von Gudrid Beitrag anzeigen
                        Ich bin auch heute noch der Meinung, dass sich derjenige anpassen muss, der hierher kommt, nicht umgekehrt.
                        Alle hier in den 1970igern eingewanderten Griechen, Türken, Jugoslawen sprechen Bairisch und kein Hochdeutsch.
                        Alle? ich arbeite an einer Hessischen Hotline, habe Anrufer aus ganz Hessen und auch sehr viele aus den benachbarten Bundesländern und ich kann dir bei ca 3500 Anrufern im Monat bestätigen, dass die wenigstens, die eingewandert sind, Dialekt sprechen. viele sprechen nach 30 Jahren immer noch reines Hochdeutsch, sondern haben einen sehr starken Akzent (je nach Einwanderungsland)

                        Ich kenne Türken, die sich darüber lustig machen, wenn wir Dialekt sprechen und kenne dies auch aus Bayern, wo ich Familie habe (ua einen Deutschlehrer)

                        Ja die Einwanderungskinder, die hier geboren sind, sprechen perfektes Hochdeutsch, wenn die Eltern darauf Wert gelegt haben, aber selbst urbayrische Kinder sprechen immer seltener Dialekt, weil es in der Schule und Gesellschaft verpönt ist

                        Kommentar

                        • hessischesteirerin
                          Erfahrener Benutzer
                          • 08.06.2019
                          • 1330

                          #42
                          Zitat von fps Beitrag anzeigen
                          Anders sieht es in den benachbarten Ländern aus. In der Schweiz wird das Schwyzerdütsch gepflegt und manchmal regelrecht zelebriert. In Luxemburg hat das Letzelburgische sogar eine eigene Schreibweise z.B. unter Verwendung des Zeichens ë für das offene e.

                          Noch eine Anekdote: In der Schweiz war ich ziemlich verblüfft, als mich ein Labormitarbeiter, den ich ethnisch nach Südindien oder Sri Lanke einordnen würde, auf Schwyzerdütsch ansprach. Auf Hochdeutsch konnte ich mich mit ihm nur insofern unterhalten, als er diese Sprache immerhin verstand. Reden konnte er allerdings nur in der Mundart..
                          Du weißt schon, dass Schwyzerdütsch in der Schweiz das ist,w as man in Deutschland als Hochdeutsch ansieht - In der Schweiz spricht man kein Hochdeutsch, Schwyzerdütsch ist keine Mundart
                          mich würde interessieren ob er auch Kanatonsdytsch (Mundart/Dialekt) gesprochen hat

                          Kommentar

                          • Lock
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.04.2016
                            • 452

                            #43
                            Guten Morgen Zusammen

                            Sprache ist am Ende Kulturgut und das muss man pflegen sonst verschwindet es wie andere Kulturgüter z.B. Baudenkmäler auch.

                            In unserer Familie wird hochdeutsch gesprochen, wenn auch mit sächsischen Einschlag dies ist am Ende der gemeinsamer Nenner der sich herausgebildet hat.
                            Vater und Großvater stammen aus Ostpreußen, die väterliche Großmutter
                            aus Galizien. Der mütterliche Großvater aus Böhmen, die mütterliche Großmutter aus Sachsen. Wenn man so will bin ich am Ende Multikulti

                            Gerhardt

                            Kommentar

                            • Gudrid
                              Erfahrener Benutzer
                              • 22.04.2020
                              • 1251

                              #44
                              Das Ende des Plattdeutsch, ziemlich unten:

                              Zuletzt ge?ndert von Gudrid; 08.01.2022, 14:37.
                              Liebe Grüße
                              Gudrid
                              Lieber barfuß als ohne Buch

                              Kommentar

                              • consanguineus
                                Erfahrener Benutzer
                                • 15.05.2018
                                • 5525

                                #45
                                Hallo Gudrid,

                                danke für den Link. Habe mir ALLES durchgelesen. Ein fabelhafter Verein, der so etwas veröffentlicht.

                                Viele Grüße
                                consanguineus
                                Suche:

                                Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                                Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                                Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                                Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                                Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                                Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

                                Kommentar

                                Lädt...
                                X