Zweite Heirat 35 Jahre nach der ersten. Was könnte der Grund sein?

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  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5533

    Zweite Heirat 35 Jahre nach der ersten. Was könnte der Grund sein?

    Hallo zusammen!

    Hier zwei Einträge aus dem Kirchenbuch Berklingen.

    "Anno 1588 am
    27. Octobris hat
    Heinrich Garlef seinen
    Gerbesman (sic!) Harmen
    Stoman ausgesand
    und werben lassen
    nach Gesa Pril welche
    eine dem anderen ver=
    trauwet in der Kirch
    Berkling."

    "Den 19ten Augusti (1623) Christoph(?)
    Wefer von Wetzleben und Gesen
    Prillen Hinrich Gerleffs nachge
    laßenen Witwe copuliret."

    Den Sterbeeintrag des Hinrich Gerleff habe ich nicht gefunden, aber das hat wenig zu bedeuten. Es scheinen die Einträge zu der Zeit lückenhaft zu sein. Zudem sind einige komplett verblasst.

    Es bestehen meines Erachtens keinerlei Zweifel daran, daß es sich bei den Bräuten von 1588 und 1623 um dieselbe Person handelt. Beide Familiennamen sind hier sehr selten (gewesen). Mich wundert nur, daß Gesa, die wohl um 1570 geboren sein wird, mit Mitte 50 noch einmal heiratet. Was mag der Grund hierfür gewesen sein? Kleine Kinder wird man vermutlich nicht mehr versorgt haben müssen.

    Den zweiten Ehemann kann ich altersmäßig nicht einschätzen. Er ist mit ziemlicher Sicherheit der Bruder eines Vorfahren. Es gab in Wetzleben nur eine Familie Weber. Er könnte um 1595 geboren sein, oder der Generation davor angehören, also Geburt um 1560/65. Damit wäre er einmal viel zu jung für eine nach damaligen Maßstäben alte Frau. Oder aber zu alt, als daß eine Hochzeit noch irgendeinen nachvollziehbaren Sinn ergeben hätte.

    Ich habe es bisweilen, daß eine "alte" Witwe einen relativ jungen Mann heiratet, aber erstens nie mit einem Alterunterschied von wohl mehr als 20 Jahren, und zweitens sind dann alle Beteiligten deutlich jünger und die Witwe braucht jemanden, der den Hof bewirtschaftet, bis eines der Kinder aus erster Ehe alt genug ist, diesen zu übernehmen.

    Wie denkt Ihr über diese Angelegenheit?

    Viele Grüße
    consanguineus
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    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561
  • knauth
    Erfahrener Benutzer
    • 10.09.2012
    • 296

    #2
    Hallo,

    das kommt schon immer wieder vor.

    Eine späte Ehe diente auch zur Absicherung. Es gab früher eben nur die „private Altersvorsorge“. Man unterstützte sich gegenseitig im Alltag und konnte einander bei Krankheiten pflegen.

    Mich erstaunt eher, dass man immer wieder Witwen findet, die über 30 oder 40 Jahre bis an Ihr Lebensende allein geblieben sind. In diesen Fällen waren die Witwen sicher finanziell genügend abgesichert.

    Viele Grüße
    Christian

    Kommentar


    • #3
      Hallo Christian,

      Witwen, die bis zu ihrem Tod nicht wieder geheiratet haben, müssen nicht unbedingt finanziell abgesichert gewesen sein. Ich habe verschiedene Fälle in den ehemaligen Kreisen Wirsitz und Flatow gesehen, bei denen diese Frauen als "Ortsarme" bezeichnet wurden. Die Versorgung übernahm damals (Mitte bis Ende der 1800er Jahre) das sogenannte Schulzenamt des Ortes. Besonders viel kann das allerdings nicht gewesen sein.

      Gruß
      Uwe

      Kommentar

      • consanguineus
        Erfahrener Benutzer
        • 15.05.2018
        • 5533

        #4
        Hallo,

        die Altersversorgung hat in der Regel der Hof übernommen. Entsprechendes wurde bei der Hofübergabe sehr genau geregelt. Insofern wäre es nicht nötig gewesen, daß eine alte Frau noch einmal heiratet, insbesondere deswegen nicht, weil der alte Ehemann dann von einem seiner Stiefkinder auch noch hätte durchgefüttert werden müssen. Wenn es denn Kinder aus erster Ehe gab, die den Hof weiterführten! Das kann ich leider momentan wegen des Lockdowns nicht klären. Ganz sicher ist Gesa Prill aber nicht zu ihrem zweiten Mann gezogen, denn der hatte als weichender Erbe so gut wie gar nichts. Ich kann hinter dieser Ehe wirklich keinen Sinn erblicken. Da ich die Motivation nicht durchschaue, kann ich auch nicht sagen, ob die Witwe mit Mitte 50 einen Endzwanziger geheiratet hat, oder eher jemanden, der noch einige Jahre älter war als sie.

        Viele Grüße
        consanguineus
        Suche:

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        Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
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        Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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        • GiselaR
          Erfahrener Benutzer
          • 13.09.2006
          • 2182

          #5
          Das mag auch ganz individuelle Gründe gehabt haben, die man heute nicht mehr beweisen kann. Denkbar wäre z.B. dass der Ehamann noch jüngere Kinder zu versorgen hatte, aber keine weiteren dazu bekommen wollte. Wie zufrieden die Witwe mit ihrer derzeitigen Lebenssituation war, wissen wir wohl auch nicht. Vielleicht versprach sie sich ein angenehmeres, angeseheneres Leben als Ehefrau. Wenn die beiden sich schon vorher kannten, konnten sie das "Risiko" auch vllt. einschätzen oder glaubten das zumindest vorher.
          Grüße
          Gisela
          Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

          Kommentar

          • knauth
            Erfahrener Benutzer
            • 10.09.2012
            • 296

            #6
            Zitat von Uwe Beitrag anzeigen
            Hallo Christian,

            Witwen, die bis zu ihrem Tod nicht wieder geheiratet haben, müssen nicht unbedingt finanziell abgesichert gewesen sein. Ich habe verschiedene Fälle in den ehemaligen Kreisen Wirsitz und Flatow gesehen, bei denen diese Frauen als "Ortsarme" bezeichnet wurden. Die Versorgung übernahm damals (Mitte bis Ende der 1800er Jahre) das sogenannte Schulzenamt des Ortes. Besonders viel kann das allerdings nicht gewesen sein.

            Gruß
            Uwe
            Hallo Uwe,

            das stimmt. Die Variante gibt es auch noch. Wenn man mittellos war, und nichts in eine Ehe mit einbringen konnte, dann kann ist das für eine neue Ehe eher unattraktiv gewesen. Oft blieb am Ende nur das Armenhaus.

            Viele Grüße
            Christian

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            • knauth
              Erfahrener Benutzer
              • 10.09.2012
              • 296

              #7
              Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
              Hallo,

              die Altersversorgung hat in der Regel der Hof übernommen. Entsprechendes wurde bei der Hofübergabe sehr genau geregelt. Insofern wäre es nicht nötig gewesen, daß eine alte Frau noch einmal heiratet, insbesondere deswegen nicht, weil der alte Ehemann dann von einem seiner Stiefkinder auch noch hätte durchgefüttert werden müssen. Wenn es denn Kinder aus erster Ehe gab, die den Hof weiterführten! Das kann ich leider momentan wegen des Lockdowns nicht klären. Ganz sicher ist Gesa Prill aber nicht zu ihrem zweiten Mann gezogen, denn der hatte als weichender Erbe so gut wie gar nichts. Ich kann hinter dieser Ehe wirklich keinen Sinn erblicken. Da ich die Motivation nicht durchschaue, kann ich auch nicht sagen, ob die Witwe mit Mitte 50 einen Endzwanziger geheiratet hat, oder eher jemanden, der noch einige Jahre älter war als sie.

              Viele Grüße
              consanguineus
              Hallo,

              ein Grund dürfen wir nicht vergessen: die Liebe ;-)
              Eine dieser ‚weniger rationalen‘ Gründe für die Ehe:-D

              Bei deinem Fall wäre interessant, die erste Ehe der Witwe zu finden. Da wird sie irgendetwas zwischen 15 und 30 Jahre alt gewesen sein.

              Aber wenn die Personen dem Bauernstand angehörten, gab es in der Regel immer etwas Besitz. Zumindest in unserer Gegend, wo es nie Leibeigenschaft gab, lässt sich das in den Gerichtsbüchern gut nachvollziehen.

              Viele Grüße
              Christian

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