Vulgoname MALACH

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  • 1570126
    Erfahrener Benutzer
    • 10.09.2015
    • 234

    Vulgoname MALACH

    Familienname: Gundelach - Malach
    Zeit/Jahr der Nennung: zw. 1640 und 1650
    Ort/Region der Nennung: Helsa, Hessen


    Hallo,
    ich hoffe Ihr könnt mir zu dem Namen MALACH etwas sagen.

    I) Helsa, Juni 1641 -Johannes Gundelach (Glaser), Sohn des Daniel Gundelach (Glasmacher) heiratet Margaretha Engelhardt

    II) Helsa, Januar 1642 - Johannes Gundelach (Fuhrmann), Sohn des Clauss Gundelach (Fuhrmann) heiratet Elisabeth Rode

    III) Helsa, Dezember 1643 - Johannes Gundelach (Glasmacher), Sohn des Andreas Gundelach heiratet Anna Catharina Gudenus

    Allein zwischen 1644 und 1665 werden 20 Kinder geboren, deren Vater Johannes Gundelach heißt. Da nicht immer der Name der Mutter oder der Beruf des Vaters genannt werden, ist eine zweifelsfreie Zuordnung nicht immer möglich. Zwischen 1644 und 1646 wird der Name des Vaters nur mit Johannes Gundelach angegeben.
    Ab Ende 1646 tauchen dann die Vulgonamen auf:
    I) Johannes Gundelach - Lap(pe)
    II) Johannes Gundelach, Beruf Fuhrmann erhält keinen Vulgonamen
    III) Johannes Gundelach - Malach

    Zu Gundelach - Lap(pe) habe ich zwei Theorien:
    1.) Verbindung zu einer Familie Lap(pe)
    Der FN Lap(pe) taucht in den alten Kirchenbüchern von Helsa selten auf, steht sogar mit einem Glasmacher in Verbindung (Jacob Lappe).
    2) Verbindung zu einer Glashütte
    Östlich von Helsa gab es nachweislich eine Glashütte im Lappenlochtal hier war zw. 1558 und 1582 ein Franz Becker, genannt Gundelach Pächter.

    Zu Gundelach - Malach:
    Kein FN, der auch nur ansatzweise ähnlich ist, keine Glashütte, kein Flurname, kein Hinweis...
    Ein Ansatz wäre die Vorliebe der Helsarer, aber auch der Großalmeröder Gundelachfamilien für bibliche Vornamen (Elias, Zacharias, Samuel), vielleicht Malach von Malachias???

    Der Name taucht ab 1640 bis 1650 sowohl bei Johannes Gundelach als auch seinem "berühmteren" Bruder Hans Görge auf, bei den anderen Geschwistern nur äußerst selten.
    Frühere Nennungen des Namens sind quasi "rückdatiert".
    Der Name hält sich in diesem Familienstamm mehrere Generationen lang, wobei er nicht durchgehend verwendet wird, sondern immer wieder mal auftaucht.

    Ich bin gespannt auf eure Antworten.


    LG
  • Xylander
    Erfahrener Benutzer
    • 30.10.2009
    • 6447

    #2
    Hallo 1570126,
    laut Wikipedia bedeutet Malach Engel.


    Ging die Bibelfestigkeit der Helsarer so weit, dass sie sogar Beinamen der Bibel entnahmen? Bzw. kann der Pfarrer den Beinamen vergeben haben?

    Oder könnte es mit Maloche - schwere Arbeit, Schufterei zusammenhängen? Ebenfalls mit hebräischem Ursprung, aber umgangssprachlich verbreitet https://de.wikipedia.org/wiki/Maloche

    Im südhessischen Wörterbuch finden sich Meloche - Arbeit und zugehörige Einträge. Ein Melochem ist einer, der die niedrigste Arbeit macht. https://www.lagis-hessen.de/de/subje...it=LAGIS-Suche

    Google hat zahlreiche Treffer zu Gundelach Malach, die Du sicher kennst bzw. vielleicht verfasst hast. Hat da nie jemand mal ne
    Deutung versucht? Dann hätten wir wenigstens was zum Diskutieren.

    In GedBas gibts Malach als eigenständigen FN in Ober-Hilbersheim. Da finde ich auch keine Deutung.

    Gibts in Helsa noch andere FN auf -ach? Dann ists vielleicht doch ein Flurname.

    Viele Grüße
    Xylander
    Zuletzt geändert von Xylander; 08.05.2020, 09:57.

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    • Saraesa
      Erfahrener Benutzer
      • 26.11.2019
      • 1010

      #3
      Vielleicht in diesem Zusammenhang interessant:
      Im weit von Großalmerode entfernten Mecklenburg-Vorpommern gibt es die Orte Malchin und Malchow, deren Entstehung der Autor auf den "altpolabischen Personennamen" Malech/Maloch zurückführt.
      mal ist demnach slawischen Ursprunges und bedeutet klein, im Zusammenhang mit och bzw. ach erhält es die Bedeutung von "Kleinsleuteort".
      (Siehe auch hier.)
      Zuletzt geändert von Saraesa; 08.05.2020, 10:29.

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      • Xylander
        Erfahrener Benutzer
        • 30.10.2009
        • 6447

        #4
        Danke Saraesa, schöne Quelle, die ich nicht kannte. Was der Koebler nicht alles verfasst hat. Aber obs einen Zusammenhang gibt? Die nvk 1890 findet FN Malach im heutigen Polen. https://nvk.genealogy.net/map/1890:Malach
        Viele Grüße
        Xylander
        Zuletzt geändert von Xylander; 08.05.2020, 10:37.

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        • 1570126
          Erfahrener Benutzer
          • 10.09.2015
          • 234

          #5
          Hallo Xylander,
          hallo Saraesa,

          vielen dank für die Antworten.

          Maloche / Meloche für schwere Arbeit. könnte sein - Glasherstellung war und ist keine leichte Arbeit.

          Melochem für Jemanden, der niedrigste Arbeiten ausführt. Eher nicht, da Glasmacher einen recht hohen Status hatten.

          Die Orte Malchin und Malchow kannte ich noch nicht. Der Ansatz ist aber im Bezug zur Glasherstellung interessant. In Kritzow entstand 1615 die nachweislich erste Glashütte in MV. Kritzow ist Luftlinie ca. 25 km von Malchow und ca. 40 km von Malchin entfernt. Quasi um die Ecke. Und viele der Glasmachersippen die in HE tätig waren, sind über Holstein nach MV gewandert - unter anderem auch die Gundelachs.

          Der Familienname Malach und die Treffer in Polen sind mir wirklich etwas weit weg. Es gibt auch einige Treffer in Frankreich, was die Hugenotten ins Spiel bringen könnte. In der Namensliste der dt. Hugenottengesellschaft werden ähnlich klingende FN geführt: Malachane, Malcaux, Malchard, Malchow.

          Auf den ersten Blick sieht es so aus, als ob der Vulgoname zum Auseinanderhalten der drei Johannes Gundelachs, von den zwei auch noch Glaser / Glasmacher waren, eingeführt wurde. Scheinbar wirklich durch den Pfarrer.
          Das erklärt allerdings nicht, warum in diesem Familienzweig diejenigen, die in der Glasherstellung tätig sind ebenfalls Gundelach-Malach genannt werden und das über mehrere Generationen hinweg.


          LG
          Zuletzt geändert von 1570126; 09.05.2020, 00:00.

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          • Xylander
            Erfahrener Benutzer
            • 30.10.2009
            • 6447

            #6
            Hallo 1570126,
            gibts andere Familien, bei denen Zusätze gemacht werden? Dann könnte man vielleicht ein System erkennen. Gundelach-Lap(pe) deutet ja auf einen FN oder eine Wohnstätte. Bei Malach kommen wir nicht recht weiter. Gibt es Dokumente außerhalb der KB, wo der Beiname Malach auftaucht? arcinsys führt zum FN Malach in Ober-Hilbersheim https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/...n.hasdigi=true

            Viele Grüße
            Xylander
            Zuletzt geändert von Xylander; 09.05.2020, 15:43.

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            • 1570126
              Erfahrener Benutzer
              • 10.09.2015
              • 234

              #7
              Hallo Xylander,

              ja es gibt einige Zusätze:

              Gundelach-Becker, ab 1510. Anfangs meist Becker gen. Gundelach.
              Die Meister dieser Glasmachersippe wurden, oft scheinbar wahllos, Gundelach, Becker gen. Gundelach, Gundelach gen. Becker oder Becker genannt.

              Gundelach-Malach, ab 1606. Laut dem Glasmachersippenbuch von Klaus Kunze gibt es schon 1606 einen NN Guldelach gen. Malach, im werden allerdings die Söhne Andreas und Görge zugeordnet, tatsächlich ist Görge aber der Sohn von Andreas. Von daher weiß ich nicht was ich von dem Eintrag halten soll.

              Gundelach-Söder, 1617

              Gundelach-Humme, ab 1624.

              Gundelach-Schulze, 1625 (Görge Gundelach gen. Lach-Schulze)

              Ich bin anfangs immer von einer sehr frühen Form von Doppelnamen ausgegangen, um die vielen Gundelachs von einander zu unterscheiden. Leider konnte ich nie einen Beleg dafür finden. Entweder gingen mir die Kirchenbücher aus oder die Namen der Ehefrauen wurden nicht genannt.

              Allerdings schreibt Klaus Kunze in dem Glasmachersippenbuch zu Becker-Liphard (1581) Es liegt nahe, als Anlaß für den Aliasnamen Becker gen. Liphard die Ehe des Franz Gundelach-Becker mit Margarethe Liphard vor 1590 zu vermuten.

              LG

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              • Xylander
                Erfahrener Benutzer
                • 30.10.2009
                • 6447

                #8
                Gundlach (auch Gondela, Gondelach, Gondelag, Gondelah, Gordelah, Gundelach, Gundelag, Grundlach, Gundelah, Malach)Hallo 1570126,
                prima, ich denke das hilft. Wir haben als Zusatz also:

                Becker
                Malach
                Söder
                Humme
                Schulze

                Becker, Söder, Humme, Schulze sind Familiennamen. Deswegen denke ich, dass auch Malach in diesem Zusammenhang zunächst ein eigenständiger FN war, nicht nur ein Beiname/Spitzname, der sich dann "fortgepflanzt" hätte. Und ja, das scheint mir ein System von Doppelnamen zu sein.

                Die Familienzusammenhänge, die zur Vergabe der Zusatz-Namen führten und die Staffette der Doppelnamen und ihrer Mutationen werden wir hier in der Namenforschung nicht aufdröseln können, auch wenn die Namenentstehung mit zu den Aufgaben gehört. Hattest Du es schon einmal im Hessen-Forum versucht oder im Glasmacher-Thema?

                Aber vielleicht kommen wir wenigstens mit der Deutung weiter. Bisher haben wir:
                Malach, Malakh - hebr. Engel, Gottesbote
                Malech/Maloch - altpolabisch Kleineleute-Ort
                Maloche - hebr./umgangssprachl. Arbeit, Schufterei

                Für die Deutung als Engel sehe ich zwei Möglichkeiten:
                - die ersten Namensträger waren Juden, was unter Glasmachern wohl ausscheidet, oder?
                - der Pfarrer oder die Familie selber hat den Namen Engel übersetzt, es würde sich also um eine Art von Humanistennamen handeln. Übersetzungen ins Hebräische statt ins Lateinische oder Griechische sind selten, aber es gibt sie https://books.google.de/books?id=HH2...omerus&f=false

                Die Ableitung von Maloche - Arbeit, Schufterei schließe ich nicht aus, aber dann würde ich eine verbreitete analoge Entstehung auch an anderen Orten erwarten. Die Malach in Ober-Hilbersheim in FS können wir vergessen, die sind aus dem 18. und 19. JH Die frühen Malach in SW-Deutschland kann ich noch nicht einordnen. Auch die zahlreichen frühen Maloch (sicherlich gälisch) in Schottland noch nicht.

                Bleibt die slawische Connection. Da scheinen mir frühe FS-Nennungen in der Slowakei verdächtig


                Es gab auch einen Ort Malach


                Auch in Tschechien kommt der FN Malach vor, vor allem in Mähren.
                Příjmení: 'Malach', počet výskytů 166 v celé ČR | Chcete zjistit četnost vašeho příjmení nebo křestního jména v České republice? Je vaše příjmení či křestní jméno unikatní?

                (Verstehen tu ich da sonst nix)

                Sagt Dir das etwas? Könnte es eine Glasmacher-Verbindung nach Tschechien (speziell Mähren) oder in die Slowakei geben? In der Deutung hätten wir dann wohl irgendwas mit Klein-

                Viele Grüße
                Xylander
                PS: ein Fund im LA NRW: Gundlach (auch Gondela, Gondelach, Gondelag, Gondelah, Gordelah, Gundelach, Gundelag, Grundlach, Gundelah, Malach) https://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/j...Id=879&suche=1
                Zuletzt geändert von Xylander; 10.05.2020, 17:26. Grund: PS: Fund im LA NRW

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                • Laurin
                  Moderator
                  • 30.07.2007
                  • 5651

                  #9
                  Hallo,

                  bei evtl. slawischer Namensherkunft wäre möglich:
                  - von z.B. tschech. malý "klein"
                  - Kurzform von Melchior
                  Freundliche Grüße
                  Laurin

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                  • 1570126
                    Erfahrener Benutzer
                    • 10.09.2015
                    • 234

                    #10
                    Vielen Dank für die Antworten und Anregungen.


                    LG

                    Kommentar

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