So viele tote Kinder

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  • Zima1986
    Erfahrener Benutzer
    • 01.03.2017
    • 206

    So viele tote Kinder

    Guten Abend zusammen,

    ich bin auf einen Seitenverwandten gestoßen, der mit drei Frauen insgesamt mindestens 14 Kinder hatte. Das für mich merkwürdige ist, dass davon 10 früh gestorben sind, die meisten bereits als Babys oder Kleinkinder, drei im Alter von 7, 8 und 13 Jahren.

    Auch mit den Ehefrauen hatte er nicht viel Glück. Die erste starb wenige Monate, nachdem das erste Kind der beiden verstorben war.
    Mit der zweiten Ehefrau hatte er nach jetzigem Kenntnisstand drei Kinder, dann ziehen die beiden für mehrere Jahre woanders hin, bis der Mann Anfang der 1880er Jahre wieder im Ort auftaucht, diesmal mit einer neuen Ehefrau und einem neuen Auskommen als Tischler. Mit dieser hat er 10 Kinder, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichen.

    Die Todesursachen sind verschieden, mal sind es Krämpfe, mal Brustfieber, Schwindsucht, Stickhusten (wohl Keuchhusten) und ein Kind wurde vom Wagen überfahren.

    Hattet ihr sowas auch schon mal bei euren Vorfahren?


    Kurze Ergänzung, das ganze fand im Zeitraum von 1860 bis kurz vor 1900 im Eichsfeld statt. Dass Kinder jung starben, ist an sich nichts ungewöhnliches, aber die Häufung bei dieser Familie hatte ich so im Stammbaum bisher noch nicht.
    Zuletzt geändert von Zima1986; 02.10.2018, 22:38.
    Kr. Briesen u. Strasburg: Czaplewski, Kaminski, Dolaszynski,
    Kr. Gostyn: Berdyszak, Klups
    Oppeln/Rosenberg O.S.: Wodarz, Tkaczyk, Nowak, Jendrysik
    Bad Reinerz: Kastner
    Kr. Frankenstein: Tiltsch, Jaschke
    Striegau: Körber
    Eichsfeld: Kaufholz, Schwarzenberg
  • zeilenweise
    Erfahrener Benutzer
    • 10.07.2018
    • 322

    #2
    Die Lebenserwartungen für Kinder war zu manchen Zeiten nicht sehr hoch. Du schreibst nicht, wann das war. Aber es gab zum Beispiel Anfang des 19. Jh. viele Missernten und schließlich auch noch die Kartoffelfäule, die in vielen Orten für Not gesorgt hat (bekannt ist vor allem das Beispiel Irlands, aber die Kartoffelfäule war auch in vielen deutschen Regionen problematisch). Mangelernährung, schlechte medizinische Versorgung und Armut trugen zum frühen Tod vieler Kinder bei.
    Manchmal ist es auch die Syphilis-Erkrankung der Eltern, die zur Geburt kranker und nicht überlebensfähiger Kinder führt.
    Bei meinen Vorfahren schaue ich auf große Reihen von Geschwistern, nur um dann festzustellen, dass nur zwei oder drei erwachsen wurden. Aber einfach dadurch, dass ich die anderen mit notiere, sind sie nicht vergessen.
    Gruß, zeilenweise

    Kommentar

    • Araminta
      Erfahrener Benutzer
      • 12.11.2016
      • 599

      #3
      Hallo,

      nein, in der Dimension gibt es bei mir so etwas nicht.
      Aber natürlich sind schon viele Babys, Kinder und die Ehefrauen oft im Kindbett verstorben.
      Eine Vorfahrin von hatte 19 Kinder, von denen "nur" 5 als Babys starben.

      Aber bei mir kam bei verstorbenen Ehegatten immer nur eine 2. Ehe, danach war Schluß

      Kommentar

      • AUK2013
        Erfahrener Benutzer
        • 21.05.2013
        • 901

        #4
        Hallo,

        hier ein älterer Artikel zum Thema in der Zeit Online.

        „Der Herr hat’s gegeben; der Herr hat’s genommen“

        Nur eines von zwei Neugeborenen entwuchs den Kinderschuhen, das andere starb. Das geschah nicht im Mittelalter, sondern vor zweihundert Jahren.


        Säuglingssterblichkeit in Deutschland von 1800 bis heute.

        (Insgesamt 8 Online - Seiten)

        Viele Grüße

        Arno
        Zuletzt geändert von AUK2013; 02.10.2018, 22:30.
        >>>>>>>>>>>>>>>>>>

        Liebe Grüße

        Arno

        Kommentar

        • Zima1986
          Erfahrener Benutzer
          • 01.03.2017
          • 206

          #5
          Von 1860 bis kurz vor 1900.
          Dass Kinder starben, war natürlich damals nicht ungewöhnlich. Aber dass so viele, von unterschiedlichen Müttern in mehreren Jahrzehnten geboren, starben, hatte ich bislang im Stammbaum nicht.
          Vielleicht gab es bei dieser Familie einen Faktor, der die Sterblichkeit erhöht hat.


          Zitat von zeilenweise Beitrag anzeigen
          Die Lebenserwartungen für Kinder war zu manchen Zeiten nicht sehr hoch. Du schreibst nicht, wann das war. Aber es gab zum Beispiel Anfang des 19. Jh. viele Missernten und schließlich auch noch die Kartoffelfäule, die in vielen Orten für Not gesorgt hat (bekannt ist vor allem das Beispiel Irlands, aber die Kartoffelfäule war auch in vielen deutschen Regionen problematisch). Mangelernährung, schlechte medizinische Versorgung und Armut trugen zum frühen Tod vieler Kinder bei.
          Manchmal ist es auch die Syphilis-Erkrankung der Eltern, die zur Geburt kranker und nicht überlebensfähiger Kinder führt.
          Bei meinen Vorfahren schaue ich auf große Reihen von Geschwistern, nur um dann festzustellen, dass nur zwei oder drei erwachsen wurden. Aber einfach dadurch, dass ich die anderen mit notiere, sind sie nicht vergessen.
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          • Zima1986
            Erfahrener Benutzer
            • 01.03.2017
            • 206

            #6
            10 von 14 Kindern (die, die mir bekannt sind) finde ich ganz schön viel, ich hatte zwar oft schon tote Kinder im jungen Alter in den KB entdeckt, aber so einen krassen Fall habe ich noch nicht erlebt.


            Zitat von Araminta Beitrag anzeigen
            Hallo,

            nein, in der Dimension gibt es bei mir so etwas nicht.
            Aber natürlich sind schon viele Babys, Kinder und die Ehefrauen oft im Kindbett verstorben.
            Eine Vorfahrin von hatte 19 Kinder, von denen "nur" 5 als Babys starben.

            Aber bei mir kam bei verstorbenen Ehegatten immer nur eine 2. Ehe, danach war Schluß
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            • Zima1986
              Erfahrener Benutzer
              • 01.03.2017
              • 206

              #7
              Danke, die Kindersterblichkeit früher war mir zwar schon bekannt, aber dieser Artikel geht nochmal ziemlich ins Detail.


              Zitat von AUK2013 Beitrag anzeigen
              Hallo,

              hier ein älterer Artikel zum Thema in der Zeit Online.

              „Der Herr hat’s gegeben; der Herr hat’s genommen“

              Nur eines von zwei Neugeborenen entwuchs den Kinderschuhen, das andere starb. Das geschah nicht im Mittelalter, sondern vor zweihundert Jahren.


              Säuglingssterblichkeit in Deutschland von 1800 bis heute.

              (Insgesamt 8 Online - Seiten)

              Viele Grüße

              Arno
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              • zeilenweise
                Erfahrener Benutzer
                • 10.07.2018
                • 322

                #8
                Was mir an dem Artikel etwas aufstößt, ist die Annahme, dass ein einzelnes Kind wenig zählte und es den Eltern gleichgültig war, was damit passierte. Und nur weil das Kind unehelich auf die Welt kommt, heißt das nicht, dass es keinen Vater gab, der sich verantwortlich fühlte.
                Auch ein kleiner Säugling hat schon einen eigenen Charakter, und das Kindchen-Schema funktioniert auch bei armen und überarbeiteten Menschen. Es waren wohl eher die äußeren Umstände, die Leute zwangen, ihre Kinder zu vernachlässigen, als mangelnde Elternliebe.
                Gruß, zeilenweise

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                • Lock
                  Erfahrener Benutzer
                  • 07.04.2016
                  • 452

                  #9
                  Von 10 Kindern, geboren zwischen 1817 bis 1832 sterben 7 im Alter von 1/2 bis 10 Jahre. Allein 1828 drei innerhalb von zwei Wochen an Scharlach.
                  Und die Eltern gehörten zu den besser gestellten (Gutspächter).

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                  • lisetta
                    Erfahrener Benutzer
                    • 03.09.2012
                    • 280

                    #10
                    @zeilenweise


                    Ich denke auch, dass man differenzieren muss. Ich habe in einem Kirchenbuch aus dem 19. Jhdt gelesen, dass ein Kind des Pfarrers starb und er nutzt das Kirchenbuch dazu, seine ureigenen Empfindungen ergänzend niederzuschreiben. Seine tiefe Trauer berührte mich heute noch.


                    Andererseits weiß ich aus der Generation meiner Großmutter, die 7 Kinder und etwas LAndwirtschaft hatte, dass da oft viel Müdigkeit und wenig Zeit für die Kinder war - einfach den schweren Lebensbedingungen geschuldet.
                    Von meiner Urgroßmutter aus einer anderen Linie, die nicht reich, aber recht gut situiert in der Stadt wohnte, wird dagegen berichtet, sie habe immer wieder von der jüngsten verstorbenen Tochter gesprochen.

                    Kommentar

                    • Mia
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.07.2013
                      • 472

                      #11
                      Bei meinen Forschungen bin ich des Öfteren auf mehrere früh verstorbene Kinder innerhalb einer Familie gestoßen.
                      Da ein Familienname in einem Ort gehäuft auftrat, habe ich alle Kirchbucheinträge dieses Namens erfasst und zugeordnet, sonst hätte ich - wegen zahlreichen Vornamensgleichheiten - meine Vorfahren nicht sicher zuordnen können. Was mir seitdem im Gedächtnis blieb war ein Ehepaar (er war Metzgermeister), das 8 Kinder hatte (um 1850). Alle 8 starben innerhalb weniger Tage bzw. Monate. Das älteste Kind wurde nur 18 Monate alt. Das finde ich schon sehr tragisch.
                      Auch tragisch: Ein Landwirt hatte insg. 18 Kinder (von 2 Frauen). Nur 4 davon erreichten das Erwachsenenalter.
                      Viele Grüße
                      Mia

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                      • Kaktus
                        Erfahrener Benutzer
                        • 02.09.2017
                        • 247

                        #12
                        Danke Arno, für diesen interessanten Artikel, hier wird vieles anschaulich erklärt! Ich glaube auch das in den Familien unterschiedlich mit der Kindersterblichkeit umgegangen wurde.
                        Auch in meiner Ahnenreihe habe ich so einen Fall: Von 9 Kindern starben 6 bereits als Kleinkinder. Die Mutter verstarb mit 39 Jahren im Kindbett, die 3 anderen Kinder wuchsen dann bei Verwandten auf. Der Vater lebte und arbeitete auf einem Gutshof und wurde 75 Jahre alt.
                        https://familienforschung-sydow.jimd...lienforschung/

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                        • Verano
                          Erfahrener Benutzer
                          • 22.06.2016
                          • 7819

                          #13
                          Hallo zusammen,

                          ich empfehle das Buch:
                          „Hört ihr die Kinder weinen.“
                          von Lloyd de Mause.
                          Viele Grüße August

                          Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

                          Kommentar

                          • Mr. Black
                            Erfahrener Benutzer
                            • 12.08.2009
                            • 760

                            #14
                            Ich finde es bemerkenswert, wenn ich Familien finde, die vielleicht zehn oder mehr Kinder bekamen und alle überlebten - oder anders formuliert, der Tod von Kindern war leider keine Besonderheit. Mein negativer Höhepunkt in einer Seitenlinie ist eine Familie, die 11 Kinder bekamen und alle 11 verstarben bald wieder. Eines wurde drei Monate alt, die anderen verstarben noch früher. Solche Extrembeispiele habe ich aber nur zwei oder drei.

                            Ich denke schon, daß die Kinder wertgeschätzt wurden, aber damals gehörte der Tod zum Leben und war weit mehr natürlicher (wie wir Menschen auch) als in der heutigen Zeit, wo derlei tabuisiert wird, was auch folgende Zeitungsanzeige beweist:

                            "...entschlief sanft unser geliebtes Töchterchen Elly im Alter von 6 Monaten. Dies zeigen tiefbetrübt..."

                            Alles Gute,

                            Marcus
                            Just a drop of water in an endless sea. All we are is dust in the wind.
                            http://ahnensuche.wordpress.com/

                            Kommentar

                            • Verano
                              Erfahrener Benutzer
                              • 22.06.2016
                              • 7819

                              #15
                              Zitat von Mr. Black Beitrag anzeigen

                              Ich denke schon, daß die Kinder wertgeschätzt wurden, ...

                              "...entschlief sanft unser geliebtes Töchterchen Elly im Alter von 6 Monaten. Dies zeigen tiefbetrübt..."

                              Familien die es sich leisten konnten, haben ihre geliebten Kinder nach dem Tod noch fotografieren lassen:

                              Viele Grüße August

                              Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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