"Ex Würzburg" und adelige Taufpaten

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  • Blubbi
    Benutzer
    • 22.11.2015
    • 51

    "Ex Würzburg" und adelige Taufpaten

    Hallo zusammen,


    ich hänge nun seit Jahren an meinem Ober-Großvater aus dem 18. Jahrhundert fest und kann seinen Geburtsort und seine Eltern nicht ausfindig machen. Dennoch wird der Mann immer interessanter, je mehr ich herausfinde. Es würde mich natürlich sehr freuen, wenn mir da jemand weiter helfen könnte!



    Bisher konnte ich - auch mit Hilfe dieses Forums - folgende Fakten herausfinden:


    1) Mein Ober-Großvater "Caspar Oehrlein" hat 1769 in Gau-Bischofsheim bei Mainz Christina Knab, die Tochter des Dorflehrers Paul Knab geheiratet. Gestorben ist er dort 1794 mit der Altersangabe "68 Jahre", weshalb er ca. 1725/26 geboren sein muss.


    2) In seinem Heiratsregistereintrag steht, dass er "ex Würzburg" stammt - von seinen Eltern oder übrigen Verwandten ist nicht die Rede. Das Problem: Der Hochstiftsbezirk Würzburg bestand aus hunderten Gemeinden! Ich habe die Kirchenbücher in mühsamer Kleinarbeit abgeklopft: In der Stadt Würzburg selbst wurde kein Caspar Oehrlein zum fraglichen Zeitraum geboren.
    Allerdings konnte ich einen "Johann Caspar Oehrlein" geb. 1726 in Obertheres bei Haßfurt und einen "Caspar Oehrlein" geb. 1725 auf dem Sulzhof bei Dettelbach (quasi neben Würzburg) ausfindig machen. Auf den Zusatz "Johann" würde ich mich nicht konzentrieren, da der meiner Erfahrung nach gerne mal wegfällt. Eine Zuordnung geht so also wohl kaum.



    3) Was ich aus dem Heiratsregistereintrag noch weiß:
    Caspar Oehrlein arbeitete 1769 als "Diener des Mainzer Kanzlers" - was immer das genau heißen mag. Der Kanzler war damals "Johann Werner Freiherr von Vorster". Und siehe da: Die erstgeborene Tochter von Caspar 1770 bekam als Taufpatin "Josepha Freiin von Vorster", die Tochter des Kanzlers, eingetragen.

    Josepha, die Freiin von Vorster heiratete später den Freiherrn von Strauß, der 1787 meinen Ahnen Caspar Oehrlein als Verwalter in Gau-Bischofsheim einsetzte. Weiterhin erhielt Caspar Oehrleins letzter Sohn 1789 als Taufpaten den Sohn des Freiherrn von Strauß.

    Was genau kann mir das über die Herkunft meines Ahnen verraten? Könnte er dennoch als einfacher Bauernjunge geboren worden sein?


    4) In einem alten Familienbuch in Gau-Bischofsheim steht, dass Caspar-Oehrlein "Diener der Jesuiten in Würzburg" gewesen ist. Was genau kann das heißen? Ich bin alle Katalogeinträge der oberrheinischen Jesuitenprovinz durchgegangen: Auch zwischen den ganzen Eintragungen betreffend Würzburg ist keine Spur von Caspar Oehrlein. Er war also weder Novize / Schüler oder Scholastiker.



    Hat mit diesen Informationen hier jemand eine Idee, wie ich meine Forschung fokussieren könnte? Unter'm Strich geht es mir immer noch vor allem um die Frage, wo ich seinen Taufregistereintrag finden kann...


    Liebe Grüße
    Blubbi
    Zuletzt ge?ndert von Blubbi; 21.04.2019, 15:06.
  • RHab
    Erfahrener Benutzer
    • 18.08.2017
    • 308

    #2
    Hallo Blubbi,

    vom einfachen Bauernjungen zum Verwalter? Für mich eher unwahrscheinlich zur damaligen Zeit.

    Hast du schon mal geprüft, ob er vor seiner Mainzer Zeit vielleicht im Hochstift Würzburg verwendet wurde? Z.B. hier für 1754 und 1760:



    oder im "Fürstlichen Hoch-Stiffts Wirtzburg und Hertzogthums Francken Hof-, Stands- und Staats-Calender“ z.B .von 1747, 1751?

    Hatte er vielleicht in Würzburg studiert? (Merkle, Sebastian: Die Matrikel der Universität Würzburg; es gibt auch ein Namensregister dazu)

    Grüße
    Ralph
    Zuletzt ge?ndert von RHab; 20.04.2019, 07:17.
    Wenn Ihr auf einen älteren Beitrag von mir antwortet, dann schreibt mir bitte auch kurz eine PN, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich bekomme ja keinerlei Benachrichtigungs-E-Mails vom Forum mehr

    Meine Forschungsschwerpunkte: www.rkbaf.de

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    • gki
      Erfahrener Benutzer
      • 18.01.2012
      • 4823

      #3
      Hallo!

      Zitat von Blubbi Beitrag anzeigen
      1) Mein Ober-Großvater "Caspar Oehrlein" hat 1769 in Gau-Bischofsheim bei Mainz die Tochter des Dorflehrers geheiratet. Gestorben ist er dort 1794 mit der Altersangabe "68 Jahre", weshalb er ca. 1725/26 geboren sein muss.
      Von "muß" kann da mMn keine Rede sein. Da er nicht in seiner Heimatgemeinde starb, wußte mutmaßlich niemand, wie alt er genau war. Wenn er erst 1769 heiratete kann er auch locker noch 1745 geboren sein.
      Gruß
      gki

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      • Blubbi
        Benutzer
        • 22.11.2015
        • 51

        #4
        Danke für die Hinweise!
        Leider ist kein Kaspar Oehrlein in den Büchern zu finden. Das wäre auch zu schön gewesen


        Ich habe mir auch schon überlegt, dass der Pfarrer in Gau-Bischofsheim nicht genau wusste, wie alt Kaspar Oehrlein bei seinem Tod war. Aber hätte er dann nicht jemanden gefragt? Seine Frau und seine Kinder lebten ja noch. Ich kann nicht glauben, dass er da um bis zu 20 Jahre daneben schießt

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        • RHab
          Erfahrener Benutzer
          • 18.08.2017
          • 308

          #5
          Margetshöchheim war doch schon seit je her eine Hochburg der Öhrlein. Angefangen vom Schultheißen Michael Öhrlein 1615 dort, dann sein Nachfahre Johann Caspar Öhrlein, der dort ca. 1730 lebte, und dieser oder ein anderer Johann Caspar Öhrlein, der dort im Jahr 1754 und 1761 domkapitelarischer Guldens-Zöllner, also ein Offiziant des Hochstifts, war.

          Aus der Margetshöchheimer Öhrlein-Sippe stammt auch Pater Bonifaz Öhrlein (1743-1816).

          Könnte dein Kaspar Oehrlein eventuell aus dieser Familie stammen?

          Auf Seite 254 hier: https://www.blf-online.de/sites/defa..._1_heft_16.pdf steht übrigens explizit, dass einer aus dieser Familie von Würzburg (Jesuiten) nach Mainz gegangen ist!!!


          Ich denke mal, da ist mit ein wenig googlen noch mehr rauszufinden.

          Grüße
          Ralph
          Wenn Ihr auf einen älteren Beitrag von mir antwortet, dann schreibt mir bitte auch kurz eine PN, um mich darauf aufmerksam zu machen. Ich bekomme ja keinerlei Benachrichtigungs-E-Mails vom Forum mehr

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          • Blubbi
            Benutzer
            • 22.11.2015
            • 51

            #6
            Zitat von RHab Beitrag anzeigen
            Aus der Margetshöchheimer Öhrlein-Sippe stammt auch Pater Bonifaz Öhrlein (1743-1816).

            Könnte dein Kaspar Oehrlein eventuell aus dieser Familie stammen?

            Auf Seite 254 hier: https://www.blf-online.de/sites/defa..._1_heft_16.pdf steht übrigens explizit, dass einer aus dieser Familie von Würzburg (Jesuiten) nach Mainz gegangen ist!!!

            Ja, diese Hoffnung hatte ich auch! Bin letztes Jahr über diesen Beitrag gestolpert. Leider habe ich erst nach Monaten gemerkt, dass an derselben Stelle auch steht, dass er "im Bambergischen" gestorben ist. Oder verstehe ich da etwas falsch? Mein "Kaspar Oehrlein" ist aber 1794 in Gau-Bischofsheim gestorben...


            Ich habe bereits alle Margetshöchheimer Oehrleins unter die Lupe genommen, Familienkarten erstellt... Aber ein Kaspar Oehrlein ist dort leider nicht dabei, auch wenn der Werdegang dieses Johann Georg Joseph Oehrlein ansonsten verdammt gut passen würde... Aber: Sterbeort passt nicht, Name passt nicht, Geburtsdatum passt auch nicht wirklich...


            Und dabei ist sogar Nicolaus Oehrlein, ein Cousin von Johann Georg Joseph Oehrlein, ebenfalls nach Gau-Bischofsheim gegangen. Besser hätte es eigentlich nicht passen können...
            Zuletzt ge?ndert von Blubbi; 22.04.2019, 18:53.

            Kommentar

            • holsteinforscher
              Erfahrener Benutzer
              • 05.04.2013
              • 2491

              #7
              Moinsen zusammen,

              Ich habe hier mal so einige Gedankengänge zusammengetragen:

              3) …*Was ich aus dem Heiratsregistereintrag noch weiß:
              Caspar Oehrlein arbeitete 1769 als "Diener des Mainzer Kanzlers" - was immer das genau heißen mag. Der Kanzler war damals "Johann Werner Freiherr von Vorster". Und siehe da: Die erstgeborene Tochter von Caspar 1770 bekam als Taufpatin "Josepha Freiin von Vorster", die Tochter des Kanzlers, eingetragen;
              Was genau kann mir das über die Herkunft meines Ahnen verraten?*...,
              leider kann man aus dieser Angabe nicht wirklich viel ableiten. So war es nicht unüblich, der Herrschaft eine Patenschaft anzubieten, es war eine Frage der Höflichkeit. Oftmals traten hierbei die Kinder der Herrschaft in Erscheinung oder auch höhere Beamte/Angestellte usw.,
              seltener die Herrschaft selber, aber auch.

              4.) …*Diener der Jesuiten in Würzburg" gewesen ist. Was genau kann das heißen?*…,
              wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Kammerdiener/Kammerjunker/Kammerherr, natürlich auch Diener im Sinne des Wortes.
              Hierbei handelt es sich schon um ein gehobenes Amt. Er stand meist in einem engen Vertrauensverhältnis zu seinem Herrn.
              Um ein solches Amt zu bekleiden, vielmehr in ein solches aufzusteigen, musste man nicht unbedingt *von Stande* gewesen sein. Hier gibt es so einige Beispiele von Dienern/Kammerdienern, die aus einfachsten Verhältnissen stammten.
              Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
              Roland...


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              • shaytana22
                Benutzer
                • 06.05.2013
                • 12

                #8
                Oehrlein

                Hallo Blubbi,

                wuerdest du mir deine Oehrleins mit mir teilen? Sie sind zwar nicht direkt mit uns verwandt haben aber eingeheiratet und es gibt hier in den USA noch jmd, der danach sucht.

                LG und super vielen Dank
                Christine
                christinesgenealogyhunt@gmail.com

                Zitat von Blubbi Beitrag anzeigen
                Ja, diese Hoffnung hatte ich auch! Bin letztes Jahr über diesen Beitrag gestolpert. Leider habe ich erst nach Monaten gemerkt, dass an derselben Stelle auch steht, dass er "im Bambergischen" gestorben ist. Oder verstehe ich da etwas falsch? Mein "Kaspar Oehrlein" ist aber 1794 in Gau-Bischofsheim gestorben...


                Ich habe bereits alle Margetshöchheimer Oehrleins unter die Lupe genommen, Familienkarten erstellt... Aber ein Kaspar Oehrlein ist dort leider nicht dabei, auch wenn der Werdegang dieses Johann Georg Joseph Oehrlein ansonsten verdammt gut passen würde... Aber: Sterbeort passt nicht, Name passt nicht, Geburtsdatum passt auch nicht wirklich...


                Und dabei ist sogar Nicolaus Oehrlein, ein Cousin von Johann Georg Joseph Oehrlein, ebenfalls nach Gau-Bischofsheim gegangen. Besser hätte es eigentlich nicht passen können...

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                • Blubbi
                  Benutzer
                  • 22.11.2015
                  • 51

                  #9
                  Hallo zusammen!

                  Nach längerer Durststrecke hatte ich nun wieder Zeit, nach den Öhrleins in Würzburg zu suchen und würde mich über Eure fachkundige Meinung freuen!


                  Ich hatte ja bisher die beiden Caspar Öhrleins gefunden, die vom Geburtsjahr exakt passen würden. Problematisch war erstens, dass beide in einiger Entfernung zu Würzburg gelebt hatten (Dettelbach bzw. Obertheres) und im Heiratseintrag stand explizit "Ex Würzburg".

                  Zweitens war es nur mit einiger Fantasie erklärbar, dass einfache "Bauernjungen" als Verwalter in den Diensten der Mainzer Regierungskanzler eingestellt wurden.


                  Nachdem ich Würzburg und Umgebung komplett abgeklappert hatte, konnte ich die Familiengeschichte eines Caspar Öhrleins aufklären, den ich bisher aussortiert hatte, da er erst 1728 geboren wurde, und sich somit der Gau-Bischofsheimer Pfarrer um zwei Jahre vertan haben müsste. Dennoch ist er nun mein Favorit:


                  1) Dieser Caspar Öhrlein kam aus Estenfeld, was unmittelbar bei Würzburg liegt.
                  2) Dieser Caspar Öhrlein stammt aus einer alten Familie von Schultheißen / Ratsherren. Bereits seine Vorfahren im 16. Jahrhundert waren Schultheißen in Estenfeld. Wäre ein Spross einer solchen Dynastie nicht eher prädestiniert, als Verwalter zu arbeiten?
                  3) Die Estenfelder Öhrleins teilten sich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf und gründeten eine zweite Dynastie von Schultheißen in Margetshöchheim (auf der anderen Seite von Würzburg). Ein Nikolaus Öhrlein (ein Neffe 4. Grades des Estenfelder Caspar Öhrleins) dieser Margetshöchheimer Öhrleins heiratete 1772 in Speyer und ging danach (lückenlos nachweisbar) nach Gau-Bischofsheim. Das kann doch kein Zufall sein, dass zwei Öhrleins aus dem Raum Würzburg zur selben Zeit ins selbe kleine Örtchen bei Mainz ziehen? Ich vermute eine (lose) verwandtschaftliche Beziehung.
                  4) Den Kritikpunkt, dass das Sterbealter um 2 Jahre daneben schießt, würde ich entkräften. Die Geburtsgemeinde von Caspar lag ziemlich weit entfernt und der Pfarrer wusste vielleicht einfach nicht, wie alt er genau war. Zudem ist er 1794 gestorben, kurz nachdem die französischen Truppen die Vororte von Mainz auf den Kopft gestellt hatten. Die Bevölkerung war krank und hungerte. Für Familienforschung blieb da sicher keine Zeit. Die Einträge aus dieser Zeit sind auch relativ knapp dahingekritzelt. So als wären sie im Nachhinein heruntergeschrieben worden...



                  Wie gesagt: Einen endültigen Beweis dafür, dass der Estenheimer Caspar Öhrlein "mein" Caspar Öhrlein aus Gau-Bischofsheim ist, habe ich derzeit nicht. Aber sind die Indizien nicht fast eindeutig?


                  Ich würde mich über Einschätzungen und Erfahrungen freuen!


                  LG
                  Blubbi


                  P.S.: @shaytana22: Ich habe inzwischen viele Pfarrmatrikeleinträge zu den Würzburger Öhrleins zusammengesucht. Sie sind allerdings nicht vollständig, in dem Sinne, dass ich ALLE Öhrleins aus ALLEN Pfarrgemeinden herausgeschrieben habe. Ich habe nur die notiert, die mich zur Zeit interessiert haben (größtenteils bis Mitte des 18. Jahrhunderts). Sobald ich die Einträge sortiert habe, schicke ich sie Dir gerne zu!
                  Zuletzt ge?ndert von Blubbi; 15.08.2019, 22:07.

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