Vorname "Merten" im erzgebirgischen Raum

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  • Hina
    Erfahrener Benutzer
    • 03.03.2007
    • 4661

    #16
    Zitat von rigrü Beitrag anzeigen
    Aus Martin wird Merten, aus Petrus Peter, aus Stephan Steffen, aus Lukas Lux". Ich denke nicht, dass es sich dabei um ein regional begrenztes Phänomen handelt...
    Ganz sicher nicht. Alle Sprachen, Dialekte und Mundarten unterliegen einem fortwährenden Wandel. Wenn wir heute noch so wie unsere Groß- oder Urgroßmütter in ihrer Jugend sprechen würden, wären wir wohl außerst auffällig . Im Prinzip spricht jede Generation anders.
    Viele Grüße
    Hina
    "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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    • Friedrich
      Moderator
      • 02.12.2007
      • 11323

      #17
      Moin Hina,

      Zitat von Hina Beitrag anzeigen
      Wenn wir heute noch so wie unsere Groß- oder Urgroßmütter in ihrer Jugend sprechen würden, wären wir wohl außerst auffällig .
      stimmt! Wir müßten unsere Altvorderen nämlich siezen!!!

      Friedrich
      "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
      (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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      • rigrü
        Erfahrener Benutzer
        • 02.01.2010
        • 2559

        #18
        Zitat von Friedrich Beitrag anzeigen
        Moin Hina,



        stimmt! Wir müßten unsere Altvorderen nämlich siezen!!!

        Friedrich
        Das wiederum scheint mir eine lokal (und zeitlich) begrenzte Sache zu sein. Ich glaube zumindest nicht, dass die Kinder im erzgebirgisch-ländlichen Kontext ihre Eltern/Großeltern gesiezt hätten.
        rigrü

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        • Leberecht
          Erfahrener Benutzer
          • 15.03.2009
          • 519

          #19
          @rigrü

          Du hast da zwei ziemlich interessante Beiträge geschrieben, die meine Gedanken beinhalten:

          Zitat von rigrü
          Das erklärt aber alles nicht, warum die Form Merten für Martin im Verlauf des 16. Jahrhunderts im Erzgebirge an Bedeutung verliert.
          Dies fällt mir bei meiner Forschung auch extrem auf. Der Vorname "Merten" scheint wirklich nur bis zum späten 16. Jahrhundert aufzutreten, nachher nicht mehr.
          Im Umkehrschluss tritt aber parallel der Name "Martin" in dieser Schreibweise fast zur Gänze auf. Und dort wo mein "Merten" auftritt, tritt er eine Beugung oder Wandlung zu einem "Martin" auf - immer nur als "Merten". Wenn es so ein mundartlicher Dialekt wäre, ist doch anzunehmen, dass sich viel länger hält bzw. mit Zwischenformen wie "Marten" langsam wieder zum "Martin" wird. Dies ist allerdings nicht der Fall.

          Zitat von rigrü Beitrag anzeigen
          "Schon legt man sich die fremden Namen sprechgerecht auf die Zunge: Aus Martin wird Merten, aus Petrus Peter, aus Stephan Steffen, aus Lukas Lux".
          Das klingt als Erklärung zwar nicht schlecht, beißt sich aber m.M. nach mit 2 Grundsätzen.
          1. Mit der hier schon geschriebenen Lautverschiebung im Erzgebirgischen. 500 Jahre sind viel Zeit, aber hier erscheint mit die Ausspracheform von "Martin" zu "Merten" doch sehr fremd für erzgebirgisch. Dies ist zugegebenermaßen aber eine ehe subjektive Einschätzung
          2. Gerade die oben genannten Beispiele kann ich eben nicht finden. Eine übermäßige Fremdschreibweise der christlichen Namen wäre mir aufgefallen, tritt aber in meinem Forschungsgebiet nicht auf. Also eben keine Steffen, Kristen, Lux o.ä.

          Und doch noch einmal vom Schwanz aufgewickelt: gibt es denn Argumente gegen die im ersten Augenblick passendste Theorie 'Namen = niederdeutsch, Herkunft = Niederdeutsch'? Das dies unwahrscheinlich ist, wurde hier bislang noch nicht hinterfragt - wobei ich mich natürlich gern eines besseren belehren lasse.

          Der entsprechende Nachname ist übrigens interessanterweise Hoier. Dieser hat viele Variationen und Herkunftsbeschreibungen. Aus einem Buch aus dem 19. Jhd., das die örtlichen Familiennamen untersucht, wird Hoier u.a. auf "vom Herkunftsort abgeleitet" bezeichnet (im Gegensatz zu "vom Handwerk abgeleitet", z.B. bei "Schuster" oder "Schneider"). Und diese Herkunft kann bei Hoier nur die historische Grafschaft Hoya sein, was wiederum ev. für das niederdeutsche sprechen würde.

          Woher die Quellen aus dem 18, Jhd. stammen, dass dieser Nachname wirklich ortsbezogen ist, ist natürlich unsicher und fragwürdig.

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          • rigrü
            Erfahrener Benutzer
            • 02.01.2010
            • 2559

            #20
            Ich will nochmal betonen, dass ich es für fragwürdig halte, das Anton-Günther-Erzgebirgisch mit dem vor 400/500 Jahren gleichzusetzen, allein schon weil ich in den schriftlichen Quellen aus dieser Zeit, von denen ich schon einige bearbeitet habe, bislang kaum die Erfahrung gemacht habe, dass umfangreich die gesprochene Sprache Eingang in die Schriftsprache gehalten hätte.

            Umfangreich sind für das Erzgebirge aber offenbar sprachliche Vereinfachungen lateinischer Namen, die eben gar nicht typisch für das Erzgebirge sein müssen, weil sie vielleicht schon so hierher gekommen sind. Wahllos ein paar Namen aus einer Steuerliste aus der Mitte des 16. Jahrhunderts:

            Merten (Martin), Bartel (Bartholomäus), Matz (Matthias/Matthäus), Jorg (Georg), Michel (Michael), Hans (Johannes). Ebenso sind darin zu finden: Peter (Petrus), Valten (Valentin), Steffen (Stephan[us]), Endres (Andreas) und Wendix (Benedict). Das sind für mich regional nicht einzugrenzende sprachliche Vereinfachungen, sie sind demnach weder typisch erzgebirgisch noch einer anderen Region eindeutig zuzuordnen. Anders gefragt: Was sind denn typische Namen (oder auch Begriffe), die im 16. Jahrhundert im Erzgebirge aber nirgendwo anders auftauchen?

            rigrü
            rigrü

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            • Hina
              Erfahrener Benutzer
              • 03.03.2007
              • 4661

              #21
              Hallo Lebrecht,

              Einwanderungen aus anderen Regionen gab es natürlich schon immer aber je früher, desto seltener. Es war die Ausnahme. Die Mobilität der einfachen Leute war äußerst gering, war es nicht nur eine kostspielige Angelegenheit, sondern Abhängigkeit und Ländergrenzen waren klare Hindernisse. Es muss auch letztendlich einen triftigen Grund gegeben haben, so weit zu wandern und sich nieder zu lassen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich die früheren "Wanderbewegungen" hauptsächlich im Umkreis von ca. 100 km hielten.

              Vornamen wie die o.g. sind eher kein Indiz für eine Einwanderung, zumal der Name Merten im Erzgebirge auch nicht gar so selten war. Ganz verschwunden war er auch nach dem 16. Jh. nicht. Auch bei den Familiennamen sollte man als erstes die näherliegenden Möglichkeiten unter die Lupe nehmen. So leitet sich Hoier/Hoyer nicht nur vom norddeutschen Personennamen (Hoger, der viel im Adel verwendet wurde) ab, sondern es gibt die Form auch in den Bergbauregionen als Berufsübername, abgeleitet von Heuer, der Hauer, was ja für das Erzgebirge wesentlich eher einen Zusammenhang erschließt.

              Viele Grüße
              Hina
              "Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann

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              • Juanita
                Erfahrener Benutzer
                • 22.03.2011
                • 1424

                #22
                Dazu kann ich auch etwas sagen. Ich habe eine AR Martin von 1929-1679 u. alle in einem kleinen thüringischen Dorf. Dieser Namen wurde doch tatsächlich in dieser Zeit in 6 Varianten geschrieben: Martin/Martini/ Merten/Märten/Merthen u. Mertten.
                So, wie der Pastor das für richtig geschrieben hielt, nach dem Hörensagen.

                Juanita

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