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Alt 08.08.2009, 22:35
Benutzerbild von Hina
Hina Hina ist offline weiblich
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Hallo rolo,

ich habe mir die Paullini-Dissertation jetzt auch mal herausgesucht und gelesen. Die mutmaßlich gefälschte Urkunde ist ja äußerst ausführlich verfasst und wird von Paullini als Adelsbrief bezeichnet. Wenn man also davon ausgeht, dass u.a. die Herkunfts-Passage aus der Paullini-Dissertation eine Fälschung ist, dann waren die Eisenacher Cotta weder ein adeliges Geschlecht, noch wurden sie es im 15. Jh. Allenfalls waren sie ein Ratsherrengeschlecht, wenn die Bürgermeisterämter in Eisenach belegt sind. Ich gehe sogar soweit, dass ich meine, dass es fraglich ist, ob beschriebener Bonaventura und sein Vater Burkhard überhaupt in irgendeiner Weise belegt den Eisenachern zuzuordnen sind, wenn sie überhaupt existierten und nicht auch noch der Fantasie des Paullini entsprungen sind. Die Lebensdaten des Bonaventura erscheinen mir in jeder Hinsicht einfach "zu rund". Dagegen ist das 74 km von Eisenach entfernte Cottendorf schon im 13. Jh. urkundlich belegt. Aber auch die Identität der Ursula Cotta, die "Ernährerin und Wohltäterin" Luthers, als Witwe Conrad Cottas ist zweifelhaft. Darüber gibt es bereits eine kritische Veröffentlichung.

Im Grunde wird die Fälschung Paullinis durch die zum Glück erhaltenen Archivalien der Römisch-Deutschen Kaiser bestätigt. Im Prinzip kann man das Tun und Lassen fast für jeden Tag nachvollziehen (Regesta imperii). Belegt ist, dass Sigismund sich am 7. August 1420 von Prag aus nach Kuttenberg und Caslau begab. Diese Orte sind immerhin über 70 km von Prag entfernt. Das war für die damalige Zeit eine durchaus große Entfernung, 6 Stunden, wenn die Pferde pausenlos durchgetrabt sind aber das sind sie bei den Straßen mit Sicherheit nicht. Dort verweilte er mit sehr wenigen kleinen Abstechern in die Nachbarschaft bis Ende Oktober, anschließend wurden seine Abstecher etwas größer, doch kehrte er im gesamten Jahr nicht mehr nach Prag zurück. Was er in der Zeit alles "trieb", ist belegt u.a. dass er die Würdigungen des Jahres 1420 ab August nicht in Prag, sondern in Kuttenberg vornahm, wobei es überhaupt nur eine Erhebung in den Adelsstand und eine Wappenbesserung gab. Es ist also beim besten Willen nicht nachvollziehbar, dass er für einen einzigen Abend zwecks dieser einen Amtshandlung, die Nobilitierung/Wappenbesserung des B. Cotta, nach Prag zurückgekehrt sein sollte, was er ansonsten viele Monate lang nicht einmal wegen viel wichtigerer Dinge tat.

Viele Grüße
Hina
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"Der Mensch kennt sich selbst nicht genügend, wenn er nichts von seiner Vergangenheit weiß." Karl Hörmann
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