Mehrere Höfe gleichzeitig?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles l?schen
neue Beiträge
  • Kensche
    Erfahrener Benutzer
    • 25.02.2016
    • 194

    Mehrere Höfe gleichzeitig?

    Hallo liebe Leute,

    ich forsche jetzt schon einige Zeit in Gartow nach meinen Wiebelitzen. Es geht besonders um den Zeitraum 1700 bis 1800. Dabei ist mir aufgefallen, dass manche Kinder in Gartow (bzw. Niendorf) geboren sind, während von anderen Kindern nur später Konfirmationen eingetragen sind.

    Der Vater dieser Kinder besaß aber nachgewiesen einen Hof (er war Halbhüfner). Darum habe ich mich gefragt, wie es möglich war, dass der Hof zeitweise verlassen wurde. (Der Hof war nachgewiesen durchgängig im Besitz von meinen Ahnen.) Es musste ja irgendwie etwas erwirtschaftet werden, da eine Pacht gezahlt werden musste. Ist es denkbar, dass auch mehrere Höfe gleichzeitig bewirtschaftet wurden? Z.B. in benachbarten Ortschaften? Bisher gab es sowas bei meinen Ahnen nicht (zumindest nicht bewiesen).

    Kann natürlich auch sein, dass die Frau alleine unterwegs war aber ich möchte zunächst mal die oben geschilderte Theorie prüfen.

    Habt ihr es mal bei euren Ahnen gehabt, dass mehrere Höfe von der selben Person in verschiedenen Orten bewirtschaftet wurden?

    Vielen Dank schonmal für eure Meinungen und Erfahrungen


    Viele Grüße

    Kensche
    Ich suche nach:
    Wieblitz/Wiebelitz in und um Niendorf
    Graustein bei Bartenstein (Ostpreussen)
    Bienemann in Klötze
    Thorn in Klötze
    Eierfind in der Altmark
    Hallbaum in der Altmark
  • GiselaR
    Erfahrener Benutzer
    • 13.09.2006
    • 2173

    #2
    Hallo Kensche,

    da hilft wohl nur, die KBs der Nachbarorte durchzusehen. Da du durch die Konfis das ungefähre Alter der Kinder hast, ist der Aufwand zwar nicht gering, aber überschaubar.

    Es kommt mir aber auch wahrscheinlich vor, daß mit dem Ortspfarrer ewas war: krank oder verstorben, und die Pfarre eine Zeit lang nicht besetzt war, und die Kinder zur Taufe in den Nachbarort gebracht wurden. Manchmal, aber nicht immer kam dann der Eintrag nur in einem der beiden KBs vor.
    Das ändert aber nichts am Absuchen der Nachbarorte.

    Viele Grüße
    Gisela
    Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

    Kommentar

    • Dunkelgraf

      #3
      Hallo Kensche,

      in meinem Forschungsgebiet Franken/Thüringen kommt das regelmäßig vor, dass mehrere kleine Höfe in mehreren Ortschaften bewirtschaftet wurden. Das gibt es also tatsächlich.

      Es besteht aber z.B. auch die Möglichkeit, dass Mann und Frau im Sommer als Erntehelfer einfach zusätzlich arbeiteten, wenn sie mit der eigenen Ernte fertig waren, oder sich im ausgehenden Winter als Waldarbeiter was dazuverdienten und deshalb Kinder woanders geboren wurden.

      Dann gibt es noch "Zufallsgeburten", wo die Kinder anlässlich eines Marktbesuches, eines Hochzeitsfestes, einer Kirchweih, eines Botenganges oder bei Feldarbeiten im Nachbarort geboren wurden und das manchmal in schöner Regelmäßigkeit.

      Ich habe einen Fall, da sind von den 7 Kindern, 5 nicht am Wohnort geboren, obwohl auch diese Familie durchgehend dort wohnte.

      Gruß
      Dunkelgraf

      Kommentar

      • Malte55
        Erfahrener Benutzer
        • 02.08.2017
        • 1625

        #4
        Guten Tag,
        mehrere Höfe gleichzeitig in verschiedenen Orten? Glaube ich nicht. Allenfalls noch im selben Ort, das man dort das Ackerland eines anderen Hofes mit bewirtschaftete.
        Vielleicht sind es ja 2 verschiedene Familien in Gartow und Niendorf?
        LG Malte

        Kommentar

        • consanguineus
          Erfahrener Benutzer
          • 15.05.2018
          • 5525

          #5
          Zitat von Kensche Beitrag anzeigen
          Habt ihr es mal bei euren Ahnen gehabt, dass mehrere Höfe von der selben Person in verschiedenen Orten bewirtschaftet wurden?

          Hallo!


          Nein, davon habe ich für Norddeutschland noch nicht gelesen. In aller Regel saß auf jedem Hof ein anderer Hofeswirt. Warum war das so? Von jedem Hof zog der Landesherr Steuern ein. Bei gemeinsamer Bewirtschaftung bestand die theoretische Gefahr, daß ein Hof eines Tages nicht mehr bestand, da die Flächen ja von einem anderen mitbewirtschaftet wurden. So wären gewisse Steuern einfach entfallen. In der Zeit, um die es Dir geht, vergrößerten sich Höfe auch nicht durch Zuheirat. Heiratete beispielsweise der älteste Sohn (und eigentlicher Hoferbe) in einen anderen Hof ein, so bekam ein jüngerer Bruder den Hof.
          Suche:

          Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
          Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
          Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
          Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
          Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
          Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

          Kommentar

          • Dunkelgraf

            #6
            Hallo,

            in Thüringen und Franken war das möglich, weil die Steuern nicht pro Person, sondern pro Hof bezahlt wurden. Es waren auch Hofeinheiten die z.B. aus 20 Ackern Land, 10 Ackern Wiesen und 3 Ackern Wald bestanden. Einzelne Grundstücke durften nur mit Genehmigung der obersten Landesbehörde daraus verkauft werden. Zwei Höfe zu bewirtschaften war also leicht möglich, auch in verschiedenen Orten. In dieser Region war es auch gar nicht üblich, dass der älteste Sohn Hoferbe wurde, sondern dieser wurde nach Möglichkeit in einen anderen Hof verheiratet, die Vermittlung übernahmen die Taufpaten, bei denen er seine erste Dienststelle nach der Konfirmation in der Regel antrat. In Thüringen und Franken galt das Minoratsrecht bzw das fränkische Erbrecht. Söhne und Töchter sind gleich erbberechtigt und jedes Kind erhält gleich viel. Da das bedeutete, dass Höfe immer gleicher werden würden, wurden sie nur als "Einheitspacket" vererbt und verkauft. Haupterbe dafür wurde immer das jüngste Kind, egal ob Sohn oder Tochter.

            Dunkelgraf

            Kommentar

            • Malte55
              Erfahrener Benutzer
              • 02.08.2017
              • 1625

              #7
              Zitat von Dunkelgraf Beitrag anzeigen
              in Thüringen und Franken war das möglich, weil die Steuern nicht pro Person, sondern pro Hof bezahlt wurden.
              Zwei Höfe zu bewirtschaften war also leicht möglich, auch in verschiedenen Orten.
              Kann ich mir nicht vorstellen, das es so leicht war!
              LG Malte

              Kommentar

              • Ahrweiler
                Erfahrener Benutzer
                • 12.12.2009
                • 1063

                #8
                Hallo Kensche
                Bei meinen Ahnen in Deutschland bin ich es schon gewohnt ,dass ich bei den Kindern von einem Elternpaar oft bis zu 10 verschiedene Geburtsorte eintrage.Bei meinen Ahnen in Österreich ist das nicht so.Die Ahnen von meines Vaters Mutter lebten z.B.250 Jahre auf dem Bauernhof ehe er aufgegeben wurde weil der Bauer in jungen Jahren beschloß zur Eisenbahn zu gehen um dort zu arbeite.
                LG
                Franz Josef

                Kommentar

                • consanguineus
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.05.2018
                  • 5525

                  #9
                  Zitat von Dunkelgraf Beitrag anzeigen
                  in Thüringen und Franken war das möglich, weil die Steuern nicht pro Person, sondern pro Hof bezahlt wurden.
                  Die Steuern wurden auch anderswo pro Hof bezahlt. Es bestand bei zwei Höfen in einer Hand, welche auch noch gemeinsam bewirtschaftet wurden, immer die Gefahr, daß gewissermaßen gewohnheitsrechtlich ein Hof "unterging" und die Flächen komplett zu dem anderen gerechnet wurden. Daran hatte der Fiskus natürlich kein Interesse. Es gäbe hierzu interessante Dinge aus meiner Familie zu berichten, aber das ist hier nicht das Thema.
                  Suche:

                  Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                  Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                  Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                  Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                  Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                  Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

                  Kommentar

                  • holsteinforscher
                    Erfahrener Benutzer
                    • 05.04.2013
                    • 2491

                    #10
                    Moinsen zusammen,

                    es ist schon möglich, dass ein Hufner mehrere Hofstellen besass…,
                    durch Einheirat, Erbschaft, Zukauf.
                    Wie es möglich war, dass der Hof zeitweise verlassen wurde…???
                    Unterstellen wir hier mal ein Erbe: Der Hufner erbte den Hof seines
                    Schwiegervaters, die Familie zog auf den ererbten Hof, verpachteten den
                    Althof oder nur Teile davon wie Pachtland, Lagerflächen usw., blieb
                    aber rechtlich gesehen der Eigentümer der Hufe und erzielte daraus
                    Einnahmen. Als Quelle für die Forschung: Die Schuld- und Pfandprotokolle
                    der Region.
                    Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
                    Roland...


                    Kommentar

                    • consanguineus
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.05.2018
                      • 5525

                      #11
                      Im Zeitraum 1700 bis 1800, um dem es dem Fragesteller geht, war es nicht so einfach möglich, einen Hof zu kaufen, zu verkaufen oder zu verpachten. Das Eigentum an einem Hof, zumindest kann ich das von weiten Teilen Niedersachsens sagen, war nur das sog. "Untereigentum". Bauern waren nicht die vollen Eigentümer ihrer Höfe und hatten somit nicht das volle Verfügungsrecht über diese.
                      Suche:

                      Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                      Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                      Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                      Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                      Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                      Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

                      Kommentar

                      • gki
                        Erfahrener Benutzer
                        • 18.01.2012
                        • 4823

                        #12
                        Da hast Du zwar sicher recht, aber dennoch wurde auch das Untereigentum der Bauern "verkauft". Das ist hier sicher gemeint.

                        Ich habe mehrere Fälle wo insbesondere nach dem 30jährigen Krieg zwei oder mehrere Höfe zusammen bewirtschaftet wurden. Meist wurde das in der nächsten Generation wieder aufgelöst, manchmal blieben die Hofstellen aber auch zusammen.

                        Das waren aber immer Höfe in der Nachbarschaft.
                        Gruß
                        gki

                        Kommentar

                        • Malte55
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.08.2017
                          • 1625

                          #13
                          Guten Tag,
                          ein Beispiel für die Möglichkeit verschiedener Geburtsorte.
                          Mein Vorfahre übernahm auf 20 Jahre einen Hof, bis zur Volljährigkeit des Hoferben, um von diesem die Schuldenlast zu verringern.
                          Einige Jahre vor Erbantritt heiratet der Hoferbe am anderen Ort und bekommt die ersten Kinder als Einlieger bei seinem Schwiegervater.
                          LG Malte

                          Kommentar

                          Lädt...
                          X