Wieso hat jemand 10 Paten?

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  • annike
    Erfahrener Benutzer
    • 06.03.2009
    • 329

    Wieso hat jemand 10 Paten?

    Hallo zusammen,
    habt ihr sowas schon mal gehabt?
    Kirchenbuch Neu Stettin 1792
    Henriette Christine Dittberner hat 10 Paten.


    Beste Grüße
    Annike
    Angehängte Dateien
    Liebe Grüße
    Annike
  • Friedrich
    Moderator
    • 02.12.2007
    • 11323

    #2
    Moin Annike,


    eine meiner Großtanten hatte sogar 13. Ihre Geschwister zum Teil deutlich weniger bis hin zu "nur" zweien.


    Friedrich
    "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
    (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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    • scheuck
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2011
      • 4383

      #3
      Hallo,

      kann mir bitte jemand erklären, wozu das "gut" sein sollte? Was hat man sich dabei gedacht? - "Viel Paten, viel Ehr" oder einfach nur "viel hilft viel"?

      Ich sehe darin genau so viel "Sinn" wie in der Tatsache, dass man die Eltern zu Paten gemacht hat (wie bei meiner Tante und meinem Onkel geschehen).
      Herzliche Grüße
      Scheuck

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      • Posamentierer
        Erfahrener Benutzer
        • 07.03.2015
        • 1028

        #4
        Ich biete 14 Taufzeugen in einem 200 Seelenort in Brandenburg und sogar 16 Taufzeugen in Finsterwalde. Selbstverständlich alles Bürgerliche.
        Lieben Gruß
        Posamentierer

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        • Frank K.
          Erfahrener Benutzer
          • 22.11.2009
          • 1318

          #5
          Zitat von scheuck Beitrag anzeigen
          kann mir bitte jemand erklären, wozu das "gut" sein sollte? Was hat man sich dabei gedacht? - "Viel Paten, viel Ehr" oder einfach nur "viel hilft viel"?

          Hallo,
          das wird wohl nicht der Grund gewesen sein. Man hoffte nicht, daß durch eine "Vielzahl" von Paten die Frömmigkeit des Täuflings einmal stärker würde und er dadurch gesellschaftlich angesehener würde.
          Es hatte oftmals auch den Grund, daß die Familie durch die Paten sich eine Hilfe erhoffte, um der Familie ein wirtschaftlich besseres Umfeld zu schaffen und dem Kind beim Heranwachsen zu helfen, nicht in Armut zu fallen.
          Die Paten sahen sich damals - mehr als heute - auch verpflichtet, den Täufling nicht nur mit frommen Sprüchen zu unterstützen, sondern sahen es auch als ihre Aufgabe an, mitzuhelfen, dem Täufling auch wirtschaftlich und sozial zu unterstützen.
          Viele Grüße
          Frank
          Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

          Kommentar

          • scheuck
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2011
            • 4383

            #6
            Danke Frank! - Ist verständlich ...
            Herzliche Grüße
            Scheuck

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            • annike
              Erfahrener Benutzer
              • 06.03.2009
              • 329

              #7
              ja, vielen Dank für eure Gedanken.


              Die Geschwister hatten nicht mehr so viele Paten. Henriette war das erste Kind, vielleicht wollten alle nur dabei sein und versprachen sich selbst auch etwas davon, denn die Eltern werden als Gutshofbesitzer, Schulzenhofbesitzer oder Freischulzen genannt. Mittellos waren sie wohl nicht, sogar der Hofmeister ist unter den Paten.


              LG Annike
              Liebe Grüße
              Annike

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              • consanguineus
                Erfahrener Benutzer
                • 15.05.2018
                • 5527

                #8
                Hallo zusammen!

                In der Pyritzer Ecke waren mehr als 20 Paten pro Täufling keine Seltenheit. Kein Hochadel, sondern Bauern, Instleute, Landarbeiter.

                Viele Grüße
                consanguineus
                Suche:

                Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
                Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
                Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
                Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
                Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
                Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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                • GiselaR
                  Erfahrener Benutzer
                  • 13.09.2006
                  • 2176

                  #9
                  Hallo,
                  ich kann auch etwas zur Patenschwemme beitragen:
                  Pfarrer in Ostfriesland, verheiratet mit Pfarrerstochter aus dem Bergischen Land:
                  1872: die älteste Tochter hat 12 Paten, fein säuberlich aufgeteilt in 2 Gruppen: 5 waren bei der Taufe anwesend, 7 nicht - die stehen in 2 verschiedenen Spalten.

                  Beide Großeltern väterlicherseits (er auch Pfarrer)
                  Beide Großeltern mütterlicherseits (er auch Pfarrer)
                  mind. 2 Verwandte/Geschwister des Vaters (davon 1 Diakonisse)

                  2 Geschwister der Mutter (1 Pfarrer und 1 Inhaberin einer Töchterschule)
                  1 Frau Geheimrätin
                  1 Frau Auktionator
                  1 weiterer Pfarrer
                  1 ohne weitere Angaben (nur Name, weibl)
                  Interessant auch: alle Ehefrauen sind mit "Frau xyz" bezeichnet (normal), fast alle unverheirateten mit "Jungfrau xyz", was ich 1872 nicht erwartet hätte. Dazu 1 "Schwester" (= Diakonisse) und eine Marie Schulte aus Marienhafe, die nichts von alle dem ist, warum auch immer.


                  1874 Das nächste Kind, ein Sohn hat sogar 16 Paten, alle verwandt.
                  Diverse Pfarrer z.T. samt Ehefrau, ein Gymnasiast, der auch als Pfarrer enden wird, 1 Dr.phil., 1 Kaufmann, 1 Organisten- u. Schullehrer-Witwe, weniger Jungfrauen, die Diakonisse ist auch wieder dabei, und zu guter letzt wieder ein Ehepaar, bei dem als einzigen kein Stand oder Beruf angegeben ist.

                  ein weiteres Kind (1875) soll ähnlich viele Paten haben, den Eintrag konnte ich aber noch nicht finden. Es gib dann noch 4 weitere Kinder. Deren Taufen ich noch nicht finden konnte.

                  Ach ja, von dem KB habe ich nur wenige Seiten überflogen, aber die anderen Leute kamen wohl mit 2-3 Paten aus. Geht doch auch.

                  Grüße
                  Gisela
                  Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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                  • annike
                    Erfahrener Benutzer
                    • 06.03.2009
                    • 329

                    #10
                    Im 18. und 19. Jahrhundert gewann das bis dahin christliche Amt der Paten zum ersten Mal weltliche Züge: Neben seiner religiösen Bedeutung wählte nun vor allem das Bürgertum und der Adel die Taufpaten seiner Kinder immer häufiger auch nach strategischen Gesichtspunkten aus. Der ideale Taufpate war jetzt nicht mehr nur gottesfürchtig und gläubig, sondern auch möglichst wohlhabend und bedeutend. Über die Verleihung von Patenämtern wurde so gesellschaftliche Netzwerke geknüpft, die dem Patenkind, aber auch seinen Eltern von Nutzen sein sollten. Während bislang meist nahe Verwandte zu Taufpaten berufen wurden, waren nun vermehrt auch Bekannte oder Geschäftsfreunde dafür von Interesse. Dem Adel war es dabei alleine vorbehalten, mehr als zwei Taufpaten für ein Kind zu bestimmen. Allen anderen waren kirchenrechtlich maximal zwei Taufpaten gestattet. Die ländliche Bevölkerung griff in der Wahl der Taufpaten weiterhin meist auf die Großeltern oder Tante und Onkel der Kinder zurück. Auch hier spielten neben der christlichen Bedeutung des Patenamtes zunehmend weltlichere Motive eine Rolle: Der eigenen Familie wurde am ehesten zugetraut, im Notfall die Fürsorgepflicht für das Kind zu übernehmen.


                    Das habe ich darüber gefunden.

                    Aus "Geschichte des Patenamtes"


                    LG Annike
                    Zuletzt geändert von annike; 16.07.2019, 09:06. Grund: Quellangaben vergessen
                    Liebe Grüße
                    Annike

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                    • Malte55
                      Erfahrener Benutzer
                      • 02.08.2017
                      • 1625

                      #11
                      Moin,
                      ein Unteroffizier als Vater!
                      >Bei der Taufe sind fünf Gevattern oder Taufzeugen gesetzlich erlaubt; wollen Eltern mehrere Taufzeugen nehmen, so müssen sie für Jeden der übrigen Zeugen sechs Groschen an die Kirche bezahlen, das heißt, wenn sie in das Kirchenbuch eingetragen werden sollen, geschieht dieses nicht, wie überhaupt in großen Städten, Residenzen, wo mehrere Kinder in den Kirchen mit einem Male getauft werden, und sich daher die Zeugen nicht genau controliren lassen, da sie neben einander stehen, da fällt auch der besondere Beitrag weg.<


                      >Zur Erlegung derselben ist ein Jeder, nur allein die im würklichen Dienste stehenden Militair-Personen ausgenommen, verpflichtet, …<
                      LG Malte

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                      • assi.d
                        Erfahrener Benutzer
                        • 15.11.2008
                        • 2676

                        #12
                        Hallo,

                        so viele Paten hatten in Böhmen nur uneheliche Kinder! Mir hat mal jemand geschrieben, dass man seine Paten nicht heiraten konnte. somit waren diese Menschen schon mal von der Ehe mit dem unehelichen Täufling später ausgeschlossen....

                        Gruss
                        Astrid

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                        • Opti
                          Benutzer
                          • 25.11.2019
                          • 7

                          #13
                          Hallo,
                          da ich inzwischen einige Taufmatriken von Nordböhmen durchgesehen habe, ist mir aufgefallen, dass bei unehelichen Kindern eine Vielzahl von Zeugen aufgeführt wurde (insbesondere vor 1800). Ich fand auch einmal einen Vermerk, dass es sich dabei um wohl alle Junggesellen aber auch Jungfrauen des Ortes handelte. Warum das aber so gehandhabt wurde, habe ich noch nicht herausgefunden.


                          Viele Grüße, Thomas

                          Kommentar

                          • Nebelmond
                            • 03.09.2019
                            • 535

                            #14
                            Hallo, in den Militärstandorten in Nordsachsen kam es öfter mal vor, daß ein uneheliches Kind eines Soldaten (im 18. Jahrhundert) das Licht der Welt erblickte. Das ging dann auch mal ohne hämische Bemerkungen des eintragenden Geistlichen, dafür stand "das halbe Regiment" Pate, manchmal über 20 Soldaten, deren Job ohnehin in der Bevölkerung sehr geachtet war.
                            Wenn ein herrschaftliches Kind getauft wurde, war vermutlich der gesamte Landadel der Region versammelt, bis zu 25 Personen habe ich da schon bei einer Patenauflistung gezählt.

                            Gruß Nebelmond

                            Kommentar

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