Nottaufe 2 Monate nach der Geburt - wie das?

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  • GiselaR
    Erfahrener Benutzer
    • 13.09.2006
    • 2182

    Nottaufe 2 Monate nach der Geburt - wie das?

    Hallo an alle,
    ich habe eine Taufe aus dem KB Forst (Lausitz) vom 27.Juli 1908, wo unter dem Taufdatum "Nottaufe" notiert ist. Die Geburt war am 26. Mai. Ich habe zweimal hingeschaut, ob das vielleicht "Haustaufe" heißt, aber keine Chance. Mir geht es nicht um den Zeitraum zwischen Geburt und Taufe, ich weiß auch, dass niemand eine perfekte Lösung bieten kann. Mir fällt nur ein, dass die Taufe wohl so spät geplant war (die Taufpaten kamen z.T. von sehr weit her und mussten z.T. wohl auch berufliche Rücksichten nehmen) und das Kind wurde dann plötzlich krank.

    Meine Frage:Hatte schon jemand so einen oder ähnlichen Fall. Oder hat jemand irgendwelche Spontan-Ideen.

    Und: nein es lebt absolut niemand mehr, den ich fragen könnte.
    Grüße
    Gisela
    Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels
  • Anna Sara Weingart
    Erfahrener Benutzer
    • 23.10.2012
    • 15113

    #2
    Zitat von GiselaR Beitrag anzeigen
    ... das Kind wurde dann plötzlich krank. ...
    Hallo, Du hast ja die Erklärung mitgeliefert; ist also alles nachvollziehbar.

    Da zu der Zeit eine Taufe nicht mehr Staatspflicht war, musste der Pfarrer den späten Tauftermin zunächst schlucken. Dafür war er dann umso schneller bereit für die Nottaufe, quasi als "Retourkutsche", da die Eltern ihm die lange Wartezeit zugemutet hatten.
    Viele Grüße

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    • GiselaR
      Erfahrener Benutzer
      • 13.09.2006
      • 2182

      #3
      [QUOTE=Anna Sara Weingart;1269326..... musste der Pfarrer den späten Tauftermin zunächst schlucken. Dafür war er dann umso schneller bereit für die Nottaufe, quasi als "Retourkutsche", da die Eltern ihm die lange Wartezeit zugemutet hatten.[/QUOTE]


      hm, ja... Ich glaube nicht, dass der Pfarrer ein individuelles Problem mit den Eltern bzw. dem Termin hatte. Grade habe ich mir die eine Seite im KB nochmal angeschaut, da ist der kürzeste Abstand zwischen * und ~ 2 Wochen, der längste bis Dezember , 2mal bis August, etc.. Ich weiß auch nicht, was da in der Niederlausitz los war ... damals ...
      Vielleicht war es eine Nottaufe, weil urspünglich geplant war, die Taufe auch im Dezember stattfinden zu lassen



      Grüße
      Gisela
      Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

      Kommentar

      • Marco H
        Erfahrener Benutzer
        • 26.05.2006
        • 284

        #4
        Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
        Hallo, Du hast ja die Erklärung mitgeliefert; ist also alles nachvollziehbar.

        Da zu der Zeit eine Taufe nicht mehr Staatspflicht war, musste der Pfarrer den späten Tauftermin zunächst schlucken. Dafür war er dann umso schneller bereit für die Nottaufe, quasi als "Retourkutsche", da die Eltern ihm die lange Wartezeit zugemutet hatten.
        Hallo Giesela,

        wie du schon sagtest, es könnte plötzlich schwer erkranken.
        Was das mit einer Staatspflicht zu tun haben soll weiß ich nicht.
        Aber wenn man das über die Jahrhunderte sieht, wurden früher Taufen innerhalb von wenigen Tagen vollzogen, je besser die medizinische Versorgung, so wurde im 18. Jahrhundert schon Taufen erst nach 2 - Wochen, und später 1-3 Monate vollzogen.

        Im 16., 17. Jahrhundert wollte man ja keine ungetauften Kinder begraben ....

        Liebe Grüße Marco

        Kommentar

        • Garfield
          Erfahrener Benutzer
          • 18.12.2006
          • 2142

          #5
          Hallo

          Ich hatte in meinem Dorf in Italien auch schon ein paar wenige Fälle, wo "Nottaufe" beim Taufeintrag dabei stand. Da wurde auch nirgendwo eine weitere Taufe eingetragen. Zeitpunkt war im 19. Jhd. meistens am selben oder am Tag nach der Geburt und dann so ab 1900 dann ca. 3 Monate nach der Geburt.

          Ich habe diese Nottaufen so interpretiert, dass es bei der Geburt eine Nottaufe gab, z.B. durch die Hebamme, und der Pfarrer dies dann bei der ordentlichen Taufe noch notierte.
          Viele Grüsse von Garfield

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          • GiselaR
            Erfahrener Benutzer
            • 13.09.2006
            • 2182

            #6
            Ja, Garfield, so war mir das auch geläufig. Das habe ich auch in Kirchenbüchern häufig gesehen, z.T. ausgeführt von der Hebamme, wenn es schnell gehen musste und nachgeholt vom Pfarrer, wenn der endlich eingetroffen war - oder eben auch nicht.

            Aber nirgendwo habe ich eine Nottaufe 2 Monate nach der Geburt gesehen.

            Schön, dass ich das jetzt auch noch zu meiner Sammlung von genealogischen Absonderlichkeiten tun kann.

            Eine "normale" Nottaufe ist ja schon dramatisch und tragisch genug. Ich denke mir dann immer, wenn ich davon lese, wie es damals unter den gegebenen Umständen gewesen sein muss. Traurig.


            Immerhin: dieses notgetaufte Kind überlebte und wurde 82 Jahre alt. Glück gehabt, sonst gäbe es mich nicht.
            Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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            • GiselaR
              Erfahrener Benutzer
              • 13.09.2006
              • 2182

              #7
              Zitat von Marco H Beitrag anzeigen
              ....
              Was das mit einer Staatspflicht zu tun haben soll weiß ich nicht.
              Aber wenn man das über die Jahrhunderte sieht, wurden früher.....

              Wo die französischen Revolutionstruppen und wenig später Napoleon den französichen Staat auf dem Gebiet des Hl. Römischen Reiches erweiterten, wurden bekanntlich zur Freude der Genealogen die Zivilstandsregister eingeführt. Diese wurden in weiten Teilen auch nach dem Wiener Kongress beibehalten. Auch manche Regenten, die nicht in den Genuss kamen, sondern ihre Territorien behalten hatten, fanden das Prinzip verwaltungtechnisch sinnvoll, und erließen pedantisch genaue Bestimmungen, wie die Pfarrer die KBs zu führen hatten. Die Einträge dienten damit denselben Zwecken der Verwaltung und Kontrolle, wie die Zivilstandsregister in anderen Herrschaftsgebieten.

              Ich kenne Kirchenbücher des 19. Jahrhundert z.B. aus Darmstadt, da lesen sich die Einträge wie juristische Einlassungen mit Verweisen auf zuvor erfüllte rechtliche Erfordernisse, einschließlich entspr. Abkürzungen, die kein Mensch versteht, höchstens Juristen. Der Heilige Geis hat sich dabei weinend in ein Eck verzogen und man sieht und hört nichts mehr von ihm.
              Vorher gab es auch schon Pflichten, Kirchenbücher zu führen und Vorgaben, wie das zu geschehen habe, aber das ging von den Kirchenoberen aus, und die "Gebote" wurden von den Pfarren mit mehr oder weniger Begabung ausgeführt, wovon wir heute alle ein Lied singen können.
              Grüße
              Gisela
              Ruths, Gillmann, Lincke,Trommershausen, Gruner, Flinspach, Lagemann, Zölcke, Hartz, Bever, Weth, Lichtenberger, von der Heyden, Wernborner, Machwirth, von Campen/Poggenhagen, Prüschenk von Lindenhofen, Reiß von Eisenberg, Möser, Hiltebrandt, Richshoffer, Unger, Tenner, von Watzdorf, von Sternenfels

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              • Anna Sara Weingart
                Erfahrener Benutzer
                • 23.10.2012
                • 15113

                #8
                Zitat von Marco H Beitrag anzeigen
                ... Was das mit einer Staatspflicht zu tun haben soll weiß ich nicht. ...
                Früher war die Taufe eine Pflicht, wer sich der verweigerte wurde vom Staat bestraft.

                Die Einführung der Kirchenbücher in Deutschland war darin begründet, dass der Staat auf diese Weise kontrollieren wollte, dass jeder nach der Geburt getauft wurde. Es war nämlich zu jener Zeit ein Höhepunkt der Anabaptisten-Bewegung bzw. "Täufer" (Verweigerer der Kindertaufe, Befürworter der Erwachsenentaufe). Hätte es selbige nicht gegeben, wären die Kirchenbücher nicht so früh eingeführt worden.
                Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 15.05.2020, 23:01.
                Viele Grüße

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                • Phil53
                  Erfahrener Benutzer
                  • 09.06.2014
                  • 400

                  #9
                  Hallo,
                  meiner Kenntnis nach sind vor allem in den katholischen Gegenden die Kinder noch am Geburtstag oder den darauf getauft worden. In den evangelischen hat man sich (zumindest Ende des 19. Jahrhunderts) mehr Zeit gelassen.
                  Freundliche Grüße
                  Bernward


                  immer auf der Suche nach weiteren HÜNERMUNDs
                  hier:
                  http://gedbas.genealogy.net/person/database/40584

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                  • AKocur
                    Erfahrener Benutzer
                    • 28.05.2017
                    • 1371

                    #10
                    Hallo,

                    das Kind kann nicht nur plötzlich krank geworden sein, es muss so ernsthaft erkrankt/verletzt/schwach gewesen sein, dass sein Tod zu befürchten war, bevor der Pastor kommen konnte. Das ist die Vorraussetzung für eine Nottaufe, die dann durch jeden Christen durchgeführt werden kann.

                    Die eigentliche Taufe war also sicher später geplant. Bei Lutheranern zu der Zeit auch gar nicht unüblich, wie du ja selbst im KB festgestellt hast.

                    LG,
                    Antje

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