Schicksal von Vertriebenen

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  • christian
    Benutzer
    • 20.12.2004
    • 45

    Schicksal von Vertriebenen

    Hallo in die Runde

    Ich bitte um Eure Meinung zu folgenden Gedankengängen, was die Forschung in den ehem. dt. Ostgebieten u. andere Siedlungsregionen in Osteuropa angeht.

    Speziell die deutsche Bevölkerung hat, je weiter es gen Osten ging, in richtigen kleinen Enklaven oder Kolonien zusammen gelebt. Es gab auf dem Land Dorfgemeinschaften, deren Geschichte mit den Folgen des zweiten Weltkrieges zu enden scheint. Jedenfalls fiel oftmals der Schleier dieser Geschichte über die Schicksale der Bewohner oder es wurde mit der Zeit schlichtweg vergessen.

    Kann man nun, wenn man auf Grund von Zeugenaussagen Kenntnis vom weiteren Lauf von zumindest einigen Schicksalen aus einer solchen Dorfgemeinschaft erlangt, dies in irgend einer Form veröffentlichen oder sollte man den Staub lieber nicht aufwirbeln um die allgemeine Aussöhnung zwischen den ehemaligen Feinden nicht zu gefährden?

    Man kann sich ja schließlich denken, dass die in älteren Chroniken vor dem Krieg so wundervoll, in einer fast romantisch stolzen Art, beschriebenen Lebengeschichten mit den Folgen des Krieges nicht in dieser Form weiter gegangen sind und das Blatt sich für diese einzelnen Menschen meist zum Schrecken gewandt hat.

    Nach der heute allgemein verbreiteten Sichtweise hat das deutsche Volk als Auslöser dieser Katastrophe nicht das Recht zum Klagen und kann sich schon garnicht als Opfer darstellen. Man siehe hierzu das ganze sensible Thema um Erika Steinbach und das Vertriebenen-Denkmal. Aber trugen wirklich alle diese Menschen im Osten, fernab der Grenzen des ehemaligen Dt. Reiches kollektive Schuld nur weil ihre Vorfahren vor 150 Jahren einmal aus jenem Land gekommen sind? Schließlich waren sie ja bis zum Ausbruch des Krieges z. T. weit außerhalb des Machtbereiches der Nazis, haben ihnen dementsprechend auch nicht zur Macht verholfen. Ich meine in diesem speziellen Fall auch lediglich die einfache Landbevölkerung fernab der eigentlichen Machtapparate und -zentren, welche die größte Wucht der pol. Auswirkungen u. Rache abbekommen haben.

    Hoffentlich werde ich hier jetzt nicht falsch verstanden und in die "rechte Ecke" gestellt. Mein Anliegen ist lediglich den Familien geschuldet, nach denen wohl nie wieder ein Mensch suchen oder fragen wird, weil sie damals ausgelöscht wurden oder die Überlebenden ihre Erinnerungen an das Erlebte ausradierten/verbargen.

    Ich habe im Internet schon einige schöne und liebevoll gestaltete Seiten gesehen, wo man sich mit der Geschichte der ehemaligen Heimatorte und das Andenken daran befasst. Nur enden diese Chroniken eben meist an dem Punkt kurz vor Stunde Null. Sollte man ergänzendes Wissen also nun für sich behalten, oder gibt es eine faire Art der Veröffentlichung, die niemanden verletzt?

    Vielen Dank für alle Eure Gedankengänge dazu! Und hoffentlich fühlt sich keiner durch dieses sensible Thema provoziert oder sonst irgendwie angegriffen. Ich möchte keine Debatte ala Erika Steinbach lostreten!

    Gruß Christian
    Zuletzt geändert von christian; 02.08.2011, 15:43.
  • Balbina
    Erfahrener Benutzer
    • 16.04.2010
    • 359

    #2
    Hallo Christian,

    also ich habe Deinen Beitrag seit heute Nachmittag bestimmt fünfmal gelesen und jedesmal hatte ich ein großes Fragezeichen im Gesicht: WAS WILL ER?

    Dein ganzer Text ist so angefüllt mit Halbwahrheiten und verschämt ideologisch gefärbt mit aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelheiten, dass man garnicht weiß wo anfangen.

    Was willst Du wirklich?
    Eine Generalabsolution für alle vertriebenen Deutsche?


    Du siehst das viel zu verkrampft.

    1. .. wir betreiben hier Ahnenforschung, nicht Ahnenideologie.
    Ideologie, Pathos oder politische Ansichten haben hier nichts verloren.
    Ein Vorfahre war eine Nazigröße oder ein Henker oder ein verschrieener Industrieller? Völlig egal. Als Ahnenforscher nimmt man es sachlich zu Kenntnis, aber vertritt nicht dessen Ansichten.

    2. .. schöne Seiten über die "Alte Heimat" sind unter Tradition/Folklore zu verbuchen. Sie geben Kunde davon wie die Seitenbetreiber (bzw. ihre Eltern oder Großeltern) ihre Heimat gesehen haben - mehr nicht.
    Eine rein persönliche Ansicht. Oft im Rückblick geschönt.
    Trotzdem für Ahnenforscher oft interessant zu lesen, und sei es nur wegen den beschriebenen Details.

    3. Ich weiß ja nicht wie alt Du bist und in welchen Kreisen Du Dich bewegst, aber die Geschichte der Leute ist natürlich nicht mit dem Krieg zuende. Selbst ich, die ich erst am Anfang der Forschung auf diesem Gebiet stehe, habe schon festgestellt, dass es durchaus die Menschen gibt, die auch nach dem Krieg (oft über West- und Ostdeutschland verteilt) ihre sozialen Kontakte beibehalten haben. Oft findet man Leute aus einem Dorf auch nach der Vertreibung wieder in örtlicher Nähe. Mundpropaganda, Vertrieben- und Heimatverbände halfen die Leute wieder zusammenzuführen. Die Kontakte wurden manchmal auch über Generationen aufrecht gehalten. Niemand war in der Fremde allein. Jedenfalls nicht, wenn er nicht wollte.
    Familie fanden über das Rote Kreuz oder andere Suchdienste wieder zueinander.

    4. "Vertrieben" ist auch nicht schlimmer als "Ausgebombt" oder "Heimatlos, da Wohnung nicht mehr da und Familie unauffindbar" - Krieg ist entsetzlich und grausam - Millionen Einzelschicksale erzählen davon.

    5. *hab ich gelöscht im Hinblick auf das was ich selber unter 1. gesagt habe - war aber schweeeeer .. *


    Balbina

    Kommentar

    • Pitka
      Erfahrener Benutzer
      • 02.08.2009
      • 940

      #3
      Zitat von christian Beitrag anzeigen
      Ich habe im Internet schon einige schöne und liebevoll gestaltete Seiten gesehen, wo man sich mit der Geschichte der ehemaligen Heimatorte und das Andenken daran befasst. Nur enden diese Chroniken eben meist an dem Punkt kurz vor Stunde Null. Sollte man ergänzendes Wissen also nun für sich behalten, oder gibt es eine faire Art der Veröffentlichung, die niemanden verletzt?
      Gruß Christian
      Hallo Christian,

      ja, es gibt im i-net sicher viele Seiten und auch Foren dazu, die absolut nicht rechts gerichtet sind. Um nur ein Beispiel zu nennen: Schaue Dir mal das Danzig-Forum an. (Ich will jetzt hier keine Reklame machen oder einen Link setzen).

      Nur mußt Du, wenn Du Dich mit diesen Leuten auseinandersetzt, auch das Echo vetragen können.

      Nichts für ungut. Sind nur so meine augenblicklichen Gedanken.

      Liebe Grüße
      Pitka
      Suche alles zu folgenden FN:
      WERNER aus Mertensdorf/Kr. Friedland, Allenstein und Marwalde (Ostpreussen), HINZ / HINTZE und KUHR aus Krojanke/Kr. Flatow (Posen/Westpreussen), WERNER, HINZ und SEIDEL aus Gilgenburg/Kr.Osterode (Ostpreussen), ELIS und FESTER aus Siegen bzw. dem Kr. Wetzlar (Hessen), ZILLEN aus Venekoten bzw. In den Venekoten, Gem. Elmpt (jetzt: Niederkrüchten) Kr. Erkelenz (NRW), SAENGER aus Süß und Machtlos (Hessen) u. aus Essen (NRW), PHILIPP aus Wolfsdorf/Niederung Kr. Elbing

      Kommentar

      • Carlton

        #4
        Hallo Balbina,

        ging mir eigentlich auch so, dass ich mich gefragt habe - was will Christian eigentlich!

        Aber Deinem Punkt 4 kann ich absolut nicht zu stimmen. Vielleicht hast Du Dich ja auch nur im Eifer des Gefechtes falsch ausgedrückt.

        Man kann nicht einfach sagen "Vertrieben" ist auch nicht schlimmer als "Ausgebombt" oder "Heimatlos, da Wohnung nicht mehr da und Familie unauffindbar" -, da eigentlich überhaupt kein Vergleich angestellt werden kann. Denn eine Wohnung nicht mehr zu haben, ist nicht schön. Aber Heimat zu verlieren, ist etwas völlig anderes.
        Aber auch dieses Thema kann man nicht einfach so in einem Forum abhandeln.

        Ansonsten einen schönen Tag.

        Kommentar

        • Carlton

          #5
          Christian,

          unahängig davon, dass Du mit einigen Äußerungen sparsam umgehen solltest, gibt es viele Informationen über diese so unglückliche Zeit der damaligen in Europa lebenden Menschen.

          Aber Dein Satz "Kann man nun, wenn man auf Grund von Zeugenaussagen Kenntnis vom weiteren Lauf von zumindest einigen Schicksalen aus einer solchen Dorfgemeinschaft erlangt, dies in irgend einer Form veröffentlichen oder sollte man den Staub lieber nicht aufwirbeln um die allgemeine Aussöhnung zwischen den ehemaligen Feinden nicht zu gefährden?" muss ich nicht verstehen, oder?

          Aber wenn Du einen Erlebnisbericht mit Aussagen ehemaliger Bewohner irgendeines Landstriches über Vertreibungen zwischen Paris und Moskau erstellen willst, dann musst Du nicht hier fragen, sondern die, die Dir davon berichtet haben. Denn deren Namen wirst Du ja als Zeitzeugen veröffentlichen. Natürlich gibt es solche Berichte schon, und wenn man sucht, wird man auch fündig. Aber bei den Millionen von Schicksalen in Ost und West wird man nicht jedes Schicksal einzeln aufführen können.

          Kommentar

          • christian
            Benutzer
            • 20.12.2004
            • 45

            #6
            Vielen Dank! Meine Frage ist beantwortet.
            Gruß Christian

            Kommentar

            • Frank K.
              Erfahrener Benutzer
              • 22.11.2009
              • 1318

              #7
              Hallo Christian und die anderen,
              in dieser Fragestellung sehe ich keine tendentiöse Richtung.
              Die Fragestellung, wie es nach der "Stunde Null" weiterging, ist teilweise in der Geschichtsforschung noch ein weißes Blatt.
              Vor einigen Jahren hat einmal ein Referent, der über Traumatisierung und Begleiterscheinungen auf diesem Gebiet berichtete, klargestellt, daß es auch im Bereich der Geschichtsforschung bei Beteiligten das Phänomen der Traumatisierung gegeben hat und daß viele über ihre Erlebnisse lange Zeit nicht gesprochen haben.
              Aufhänger war die Zeit der Umsiedlung, bzw. Flucht. Hierüber haben Beteiligte lange nicht gesprochen, bzw. sprechen können. Bis heute ist die Kriegszeit sehr gut aufgearbeitet, aber die Zeit nach dem Krieg teilweise nicht.
              Ich habe selbst einmal einen Vortrag über die Integration von Flüchtlingen in der Nachkriegszeit anhand von Briefwechseln aus der Nachkriegszeit ausgearbeitet und gehalten, weil gerade zu diesem Thema bisher nichts bekannt war, oder niemand sich speziell darüber Gedanken gemacht hat.
              Wenn man daran geht, ist es natürlich sehr schwierig, da viele über diese Zeit noch nicht sprechen wollen ... und es erst dann tun, wenn eine Thematisierung erfolgt und andere damit anfangen.
              Auf jeden Fall muß man auch mit den Aussagen mit Fingerspitzengefühl umgehen und die eigenen Aussagen abwägen. Die Beschäftigung selbst mit solch einem Thema ist aber spannend.
              Viele Grüße
              Frank
              Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

              Kommentar

              • christian
                Benutzer
                • 20.12.2004
                • 45

                #8
                Hallo Frank,

                vielen Dank für Deine Nachrricht! Der Inhalt ist eigentlich auch der Punkt, worauf ich hinauswollte.

                Nur leider wurde gleich zu Beginn ein Konfrontationskurs eingeschlagen, welcher mich dazu veranlasste, nichts weiter über diesen sensiblen Punkt der Geschichte hinaus öffentlich zu machen und das Thema einfach zu beenden.

                Offensichtlich kann man sich in der jetzigen Gesellschaft noch nicht zu einer Aufarbeitung durchringen und die oben geschriebenen Reaktionen den damals Betroffenen zumuten. Mittlerweile sind die Beteiligten ja in einem fortgeschrittenen Alter, sofern sie überhaupt noch am Leben sind. Da ist jede Aufregung zu viel und man würde ihnen nur noch mehr Schaden zufügen.

                Wie Du es bereits geschrieben hast, sind da traumatische Erfahrungen und es ist selbst dann schwierig etwas zu erfahren, wenn man das Thema anspricht. Auch hier zeigen die Reaktionen von oben wieder weshalb nicht darüber gesprochen wird. Verdrängung ist eben der letzte Selbstschutz.

                Speziell die unfairen Anschuldigungen von Balbina sind ja schon ein Zeichen dafür, es einfach bei der Sache zu belassen. Erlebte Geschichte ist in meinen Augen aber nicht "verschämt ideologisch gefärbt" und "Halbwahrheiten" entstehen immer aus dem Blickwinkel heraus. Gerade deshalb wäre es doch interessant, diese Blickwinkel vorbehaltlos gegenüber zu stellen.

                Ich selbst kann mit solchen Konfrontationen umgehen, werde es aber bestimmt nicht den Menschen auch noch zumuten, die es damals erlebten und sie nicht den Leuten aussetzen die glauben, aus ihrem eigenen Drang heraus irgendetwas schreiben zu müssen. Aussagen über erlebte Geschichte, die nicht auf Vermutungen aufbaut weil man niemanden mehr fragen kann sollte doch eigentlich das beste Zeugnis darstellen.

                Schade finde ich es nur, dass manche Leute heute immer noch nicht vorbehaltlos an diesen Punkt der Geschichte herangehen können und ab hier vieles pauschalisiert wird weil die objektive Aufarbeitung fehlt. Es wäre für die weitere Geschichtsschreibung sicher hilfreich gewesen, die Sichtweisen auf das Geschehene aus jedem Blickwinkel gegenüberzustellen. Denn nur dann entsteht ein zumindest annähernd faires und ungeschöntes Bild aus welcher ideologischen Anschauung auch immer heraus es einmal betrachtet wird.

                Übrigens bin ich überzeugt, dass Ahnenforschung und Geschichte sehr wohl zusammen gehören. Sonst könnte man sich so manche Familienchronik eigentlich sparen. Und die Lebensgeschichten vieler einzelner ergibt doch erst das Gesamtbild auf die Geschichte ohne Pauschalisierungen.

                Nochmals vielen Dank an Frank und viele Grüße
                Christian
                Zuletzt geändert von christian; 03.08.2011, 14:25.

                Kommentar

                • Carlton

                  #9
                  Hallo Christian,

                  zu Deinem Thema habe ich gerade heute einen sehr interessanten Artikel in der Zeitschrift Weg und Ziel von einem Prof. Dr. Wieslaw Szumski aus Kattowitz unter dem Thema "Verdrängtes Unrecht an den Volksdeutschen" gelesen.

                  Wenn Interesse besteht, kann ich Dir die Seite aus der Zeitschrift scannen und mailen. Dazu wäre natürlich gut, wenn Du mir per PN Deine Email-Adresse mitteilen würdest.

                  Vielleicht höre ich ja von Dir.

                  Kommentar

                  • Balbina
                    Erfahrener Benutzer
                    • 16.04.2010
                    • 359

                    #10
                    Zitat von Carlton Beitrag anzeigen
                    Aber Deinem Punkt 4 kann ich absolut nicht zu stimmen. Vielleicht hast Du Dich ja auch nur im Eifer des Gefechtes falsch ausgedrückt.
                    Nicht im Eifer des Gefechts, aber ich war wohl schon zu müde.

                    Ich wollte damit sagen, dass es nicht nur den Vertriebenen im Krieg und danach schlecht ging. Aber nur diese haben eine Lobby ... weshalb wir auch nur diesen auch noch nach Jahrzehnten immer wieder in Öffentlichkeit und Politik begegnen. Die Milliarden traumatisierten Menschen, die keine Lobby haben, müssen alleine mit dem Erlebten klarkommen. Und sehr sehr viele sind daran zugrunde gegangen, weil sie es nicht geschafft haben wieder ein "normales" Leben zu leben. Die Masse hat es unterdrückt und ab und an liest man in der Presse, dass Psychiater und Therapeuten einen großen Bedarf sehen bei der Kriegsgeneration, die jetzt im Alter psychisch zusammenbrechen.

                    Ich wollte nicht die Vertriebenenschicksale runterspielen, sondern eine Relation schaffen.


                    Liebe Grüße
                    (und ich meld mich auch noch mal .. aber hier herrscht grad Chaos)

                    Balbina

                    Kommentar

                    • Balbina
                      Erfahrener Benutzer
                      • 16.04.2010
                      • 359

                      #11
                      Zitat von christian Beitrag anzeigen
                      Speziell die deutsche Bevölkerung hat, je weiter es gen Osten ging, in richtigen kleinen Enklaven oder Kolonien zusammen gelebt.
                      Ja, und genau dieses Absondern von der restlichen Bevölkerung ist es, die wir heute bei den Türken in unserem Land nicht dulden.
                      Dazu kommt, dass deutsche Ansiedler geworben wurden und oftmals eine ganze Reihe Vergünstigungen gegen die eingeborene Bevölkerung hatten.
                      Nicht gerade die besten Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander, trotzdem ging es wirklich lange erstaunlich gut.

                      Es gab auf dem Land Dorfgemeinschaften, deren Geschichte mit den Folgen des zweiten Weltkrieges zu enden scheint. Jedenfalls fiel oftmals der Schleier dieser Geschichte über die Schicksale der Bewohner oder es wurde mit der Zeit schlichtweg vergessen.
                      Dann hast Du noch keine Heimatzeitschriften gelesen und warst noch nie auf den Treffen dieser Gruppen. Wie schon in meinem 1. Beitrag erwähnt: Die Gemeinschaften fanden sich nach dem Krieg nach und nach wieder, der Kontakt wurde oft über weite Entfernungen und Generationen gehalten.

                      Kann man nun, wenn man auf Grund von Zeugenaussagen Kenntnis vom weiteren Lauf von zumindest einigen Schicksalen aus einer solchen Dorfgemeinschaft erlangt, dies in irgend einer Form veröffentlichen oder sollte man den Staub lieber nicht aufwirbeln um die allgemeine Aussöhnung zwischen den ehemaligen Feinden nicht zu gefährden?
                      Vielleicht wird das verständlicher, wenn Du es mit anderen Worten nochmal erklärst.

                      Man kann sich ja schließlich denken, dass die in älteren Chroniken vor dem Krieg so wundervoll, in einer fast romantisch stolzen Art, beschriebenen Lebengeschichten mit den Folgen des Krieges nicht in dieser Form weiter gegangen sind und das Blatt sich für diese einzelnen Menschen meist zum Schrecken gewandt hat.
                      Äh .. ja? Quer durch die Kunst, Literatur, Musik, Architektur usw. haben sich die Stile nach dem Krieg abrupt geändert. Da war kein Platz mehr für Pathos, unwichtige Schnörkel und romantische Verklärtheit. Durch die Bank zog eine Sachlichkeit ein. Aber es ist auch hier nicht klar, wovon Du wirklich redest.

                      Nach der heute allgemein verbreiteten Sichtweise hat das deutsche Volk als Auslöser dieser Katastrophe nicht das Recht zum Klagen und kann sich schon garnicht als Opfer darstellen. Man siehe hierzu das ganze sensible Thema um Erika Steinbach und das Vertriebenen-Denkmal. Aber trugen wirklich alle diese Menschen im Osten, fernab der Grenzen des ehemaligen Dt. Reiches kollektive Schuld nur weil ihre Vorfahren vor 150 Jahren einmal aus jenem Land gekommen sind? Schließlich waren sie ja bis zum Ausbruch des Krieges z. T. weit außerhalb des Machtbereiches der Nazis, haben ihnen dementsprechend auch nicht zur Macht verholfen. Ich meine in diesem speziellen Fall auch lediglich die einfache Landbevölkerung fernab der eigentlichen Machtapparate und -zentren, welche die größte Wucht der pol. Auswirkungen u. Rache abbekommen haben.
                      Das scheint mir doch eine SEHR einseitig gefärbte Sichtweise.
                      Du redest von Schuld und versuchst einen Teil der deutschen Bevölkerung davon freizusprechen. Du erwähnst Erika Steinbach (über die ich mich erst informieren musste, da mir der Name nichts sagte) und damit ausgerechnet eine Person, die einigermassen zweifelhaft zu sein scheint. Du redest von politischen Auswirkungen und Rache.

                      Ich erspare uns allen jetzt eine von vornherein sinnlose Diskussion um Schuld und wer hat was getan ... und wer hat angefangen.

                      Aber mit diesem Absatz hast Du soviel von Dir und Deinen Ansichten klargestellt, dass Du nicht mehr (vorsichtshalber) beteuern musst:

                      Hoffentlich werde ich hier jetzt nicht falsch verstanden und in die "rechte Ecke" gestellt. Mein Anliegen ist lediglich den Familien geschuldet, nach denen wohl nie wieder ein Mensch suchen oder fragen wird, weil sie damals ausgelöscht wurden oder die Überlebenden ihre Erinnerungen an das Erlebte ausradierten/verbargen.
                      .. Deine Ansicht wurde klar, eine Diskussion darum ist hier fehl am Platze.

                      Ich habe im Internet schon einige schöne und liebevoll gestaltete Seiten gesehen, wo man sich mit der Geschichte der ehemaligen Heimatorte und das Andenken daran befasst. Nur enden diese Chroniken eben meist an dem Punkt kurz vor Stunde Null. Sollte man ergänzendes Wissen also nun für sich behalten, oder gibt es eine faire Art der Veröffentlichung, die niemanden verletzt?
                      Abgesehen davon, dass "FAIRE Veröffentlichung" schon wieder Meinungsmache und Voreingenommenheit ist - Wozu dieser Wirbel für nix und wieder nix?

                      Wenn Du was zu sagen oder veröffentlichen hast, dann tu's doch.
                      In der Informationsflut im Internet werden das doch sowieso nur die Leute lesen, die es interessiert.

                      Und ich frage nochmal: WAS WILLST DU EIGENTLICH?


                      Gruß

                      Balbina



                      P.S.: Ich entschuldige mich, da es üblicherweise nicht meine Art ist, aber ich werde Deine PN nicht beantworten. Wenn Du etwas zu sagen hast, dann sag es öffentlich, dann wird auch eine gewisse Form gewahrt.

                      Kommentar

                      • Frank K.
                        Erfahrener Benutzer
                        • 22.11.2009
                        • 1318

                        #12
                        Hallo Christian, Balbina und Carlton,
                        ich muß mich doch noch mal kurz melden ... Ich selbst weiss, worum es geht. Meine Eltern gehören zur Generation der Heimatvertriebenen und Umsiedler.
                        Es ist schließlich Sinn und Zweck der Übung, die Geschehnisse der Vergangenheit zu verarbeiten. Nur dadurch können wir verstehen, was in den Menschen damals vor sich ging und in welcher Situation sie steckten. Für uns heute ist es etwas, das in der Ferne der Vergangenheit verborgen ist. Es ist auch nicht Sinn der Übung, Gräben aufzureissen, oder alte Wunden neu aufzukratzen. Nur wenn wir verstehen, was damals geschah, können wir für die Zukunft lernen, so wie es auch in meinem Fußtext steht!
                        Viele Grüße und gute Gedanken!
                        Frank
                        Gegenwart ist die Verarbeitung der Vergangenheit zur Erarbeitung der Zukunft

                        Kommentar

                        • christian
                          Benutzer
                          • 20.12.2004
                          • 45

                          #13
                          Zitat von Balbina Beitrag anzeigen
                          P.S.: Ich entschuldige mich, da es üblicherweise nicht meine Art ist aber ich werde Deine PN nicht beantworten. Wenn Du etwas zu sagen hast, dann sag es öffentlich, dann wird auch eine gewisse Form gewahrt.
                          Es ist wiederum eigentlich nicht meine Art, bewusst angezettelten Streit öffentlich auszutragen und ich bin der Meinung, dass solche Auseinandersetzungen die Forenteilnehmer überhaupt nicht interessieren. Aber bitte, hier ist die besagte PN um "die gewisse Form" zu wahren. Man möge es mir verzeihen.

                          "Balbina

                          Zitat: "Dein ganzer Text ist so angefüllt mit Halbwahrheiten und verschämt ideologisch gefärbt mit aus dem Zusammenhang gerissenen Einzelheiten..."

                          Wo bitte sind Einzelschicksale einer so furchtbaren Zeit aus dem Zusammenhang gerissen? Bilden diese nicht das Gesamtbild? Aber jeder kann ja auf seine Weise auf die Geschichte blicken.

                          Ich bitte aber um Erklärung Ihrer wiederum verschämte Unterstellung, mein Text sei mit Halbwahrheiten angefüllt. bzw. benennen Sie diese bitte! Auch bei Halbwahrheiten kommt es immer auf den Blickwinkel an.

                          Ich habe versucht, niemandem auf die Füße zu treten. Aber Sie mussten die angestrebte Diskussion dann doch gleich zu Beginn in eine provokative Richtung führen.

                          Ich bin schon eine ganze Weile länger mit der Ahnenforschung beschäftigt als Sie in Ihren Anfängen und aus diesem Hintergrundwissen heraus sage ich Ihnen, dass sie mit Ihrer Aussage Gefühle von Menschen verletzen, die unverschuldet furchtbare Dinge aus jener Zeit erlebten und nie darüber ein Wort verloren, weil die Gesellschaft diesen Menschen gegenüber eben so brutal reagiert wie Sie es jetzt kundtun.

                          Ich dachte, es würde den Menschen helfen, einmal frei heraus sprechen zu können aber das ist bei zu erwartenden Reaktionen wie der Ihren wohl nicht zu empfehlen.

                          Ich spreche hier lediglich von Menschen, die völlig unpolitisch eingestellt sind, aber trotzdem ihr ganzes Leben in irgend eine Ecke gestellt werden wie Sie es jetzt auch tun. Aber offensichtlich interessieren Einzelschicksale in Zeiten wie diesen eben nicht und man muss bei der allgemein verbreiteten Pauschalisierung bleiben.

                          Es ist nur gut, dieses Thema doch angesprochen zu haben. Nun kann ich wenigstens Schaden abwenden.

                          Abschließend möchte ich noch fragen, was wollen Sie eigentlich von mir? Warum diese anfangs zitierten bösen Unterstellungen, ohne sich in die Materie einmal hinein versetzt zu haben?

                          Gruß
                          Christian"

                          Irgendwie scheist nur Du es nicht zu verstehen, worum es eigentlich geht. Du scheinst aus irgend einem Grund Vertriebene zu verachten, wie es sich in Deinen Aussagen widerspiegelt. Warum sonst werden meine Zitate von Dir schon wieder in die rechte Ecke gestellt? Ansonsten kann man lediglich noch ersehen, dass Du am liebsten alles verpauschalisiert siehst.
                          Ich lasse das alles jetzt aber unkommentiert, da Frank die eigentliche Diskussion schon wieder in die richtige Richtung gelenkt hatte.

                          Gruß
                          Christian
                          Zuletzt geändert von christian; 03.08.2011, 20:08.

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                          • mini
                            Erfahrener Benutzer
                            • 19.12.2008
                            • 376

                            #14
                            Hallo,

                            also ich habe mir den Thread jetzt mehrmals durchgelesen, aber ich komme - trotz meiner vorhandenen Intelligenz- leider immer noch nicht darauf, um was genau es hier jetzt eigentlich geht!?

                            Wenn Du Dich mal im Netz ein bisschen umschaust, werden und wurden schon etliche, auch sehr interesannte und sehr erschütternde Geschichten dieser Vertriebenen geschrieben und veröffentlich...
                            Und wer bitte, verachtet Vertriebene? Diese Anschuldigung finde ich sehr übereilt. Es stand hier nichts davon geschrieben!
                            Schöne Grüße

                            mini


                            Suche: Johann Christoph Hacke, Uhrmacher, + vor 1761 in Halberstadt

                            Kommentar

                            • uwe-tbb
                              Erfahrener Benutzer
                              • 06.07.2010
                              • 2645

                              #15
                              Hallo alle Zusammen,

                              habe mich auch gerade durch die Texte gelesen, weil das Thema auch meine Familie betrifft. Ich kenne viele Geschichten von Flucht und Vertreibung. Doch bei uns in der Familie wurde darüber eigentlich nie gesprochen. Mein Vater hat das Ganze nach dem Krieg im damaligen Warthegau auch als Kleinkind mitgemacht und kam dann schließlich 1949 nach Deutschland. Er selbst spricht nie davon. Meine im letzten Jahr verstorbene Oma wollte nie richtig über das Thema sprechen. Irgenwann habe ich dann doch ein paar Dinge erfahren und diese auch in meine Familienchronik geschrieben - ich selbst bin Jahrgang 1965 - also 20 Jahre nach Kriegsende geboren.
                              Die Fakten sind ja allgemein bekannt und wurden auch schon oft aufgearbeitet. Es ist ein Teil unserer Geschichte - nicht mehr und nicht weniger.
                              Meine Familienforschung bezieht sich auf die Familiengeschichte im heutigen Polen, die schon lange vor den beiden Weltkriegen begann. Ich finde man sollte die deutsch-polnische Geschichte und Geschichten nicht nur auf die "dunkle" Zeit reduzieren.
                              Wünsche allen noch einen schönen Abend.
                              Euer
                              Uwe

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