Heirat unter Verwandten

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  • Bergkellner
    Erfahrener Benutzer
    • 15.09.2017
    • 2351

    Heirat unter Verwandten

    Hallo,

    habe hier 1680 in Sachsen eine Hochzeit, wo die Mutter des Bräutigams und der Vater der Braut vermutlich Geschwister sind, wenn auch aus verschiedenen Ehen des Vaters.
    Im Heiratseintrag findet sich darüber keine Notiz, was mich verwundert, denn sonst war der Pfarrer sehr mitteilungswütig.

    Habt ihr unter euren Vorfahren Hochzeiten unter Cousin und Cousine Ende des 17. Jahrhunderts?
    Wurde so etwas toleriert oder war es nur mit Dispens erlaubt?

    Lg, Claudia von den bergkellners
    Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


  • consanguineus
    Erfahrener Benutzer
    • 15.05.2018
    • 5533

    #2
    Hallo Claudia,

    hat es einen besonderen Grund, daß Du Deine Frage auf das Ende des 17. Jahrhunderts beschränkst? Ich habe den von Dir beschriebenen Fall nicht nur einmal unter meinen Vorfahren. Einmal waren die Väter sogar Vollbrüder, aber das war später. Ich schaue nachher mal, ob ich auch für den Zeitraum, der Dich interessiert Beispiele beibringen kann. Bei einem Fall vermute ich sogar noch Schlimmeres. Ich glaube, damals hat man so etwas mitunter nicht so eng gesehen...

    Viele Grüße
    consanguineus
    Suche:

    Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
    Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
    Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
    Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
    Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
    Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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    • Bergkellner
      Erfahrener Benutzer
      • 15.09.2017
      • 2351

      #3
      Zitat von consanguineus Beitrag anzeigen
      Hallo Claudia,

      hat es einen besonderen Grund, daß Du Deine Frage auf das Ende des 17. Jahrhunderts beschränkst? Ich habe den von Dir beschriebenen Fall nicht nur einmal unter meinen Vorfahren. Einmal waren die Väter sogar Vollbrüder, aber das war später. Ich schaue nachher mal, ob ich auch für den Zeitraum, der Dich interessiert Beispiele beibringen kann. Bei einem Fall vermute ich sogar noch Schlimmeres. Ich glaube, damals hat man so etwas mitunter nicht so eng gesehen...

      Viele Grüße
      consanguineus
      Hallo consanguineus,

      ich beschränke mich auf das 17. Jahrhundert, weil das der erste Fall ist, bei dem mir das aufgefallen ist.

      Ich bin darauf gestoßen, weil ich zunächst von der Mutter des Bräutigams nur den Vornamen hatte. Erst nach gefundenem Sterbeintrag(ohne Mädchennamen) mit Sterbealterangabe und Aussortieren der Rosinen in dem Jahr(sie hieß mit Vornamen Rosina) bin ich dahinter gekommen, dass sie die ältere Schwester des Brautvaters sein muss. Vermutlich aus der ersten Ehe des gemeinsamen Vaters, denn in der fraglichen Zeit gab es in dem Ort nur einen Mann dieses Namens.
      Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


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      • Friedrich
        Moderator
        • 02.12.2007
        • 11326

        #4
        Moin Claudia,


        ich habe sogar folgenden Fall: Bruder und Schwester aus Familie A heirateten Schwester und Bruder aus Familie B. Der Sohn aus der einen Verbindung beabsichtigte nun, die Tochter aus der anderen Verbindung zu heiraten. Der Fall kam vor den Landesherren, der der Heirat zustimmte. Im Grund genommen war das Brautpaar ein Zwischending zwischen Cousin/Kusine 1. Grades und Geschwistern... Die konnten sich überlegen, ob sie die Schwiegereltern mit Vater/Mutter oder Onkel/Tante anredeten.


        Der Fall war auch um 1700.



        Friedrich
        "Bärgaf gait lichte, bärgop gait richte."
        (Friedrich Wilhelm Grimme, Sauerländer Mundartdichter)

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        • Andrea1984
          Erfahrener Benutzer
          • 29.03.2017
          • 2551

          #5
          Hallo Friedrich.

          Das Brautpaar war doch ganz einfach: Cousin/Cousine 1. Grades im doppelten Sinn - wo die jeweiligen Elternteile miteinander verheiratet gewesen sind.

          Hallo Claudia.

          Warum soll so etwas nicht möglich sein ? Wenn es ein kleines Dorf ist.

          Bei den Adeligen ist das ja auch oft der Fall gewesen, mir fallen da so einige Beispiele dazu ein. Mehr bei Interesse per PM ?

          Herzliche Grüße

          Andrea
          Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
          Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

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          • Schlumpf
            Erfahrener Benutzer
            • 20.04.2007
            • 358

            #6
            tja..
            In der evangelischen Kirche wird auf eine kirchliche Heiratserlaubnis verzichtet.
            Man geht oder ging davon aus, dass sowas die staatlichen Gesetze regeln. Dabei kenne ich Heiraten
            zwischen Nette und Tante, die damals (1870) der König (auch in seiner Eigenschaft als
            Landesbischof) zu genehmigen hatte. Eine Eheschließung in der evangelischen Kirche ist
            kein Sakrament.

            Bei den Katholiken gibt es die Ehedispensen bis zur Heirat unter den im 4. Grades Bluts-
            verwandten. Eine Heirat unter Vetter und Cousine (2. Grades) ist allerdings recht selten.

            Heiraten mit Dispens wurden gerne vermieden, da dann Gebühren (für die bischöfliche Dispens)
            fällig wurden. Davon gab es aber sehr viele. Für das Erzbm Köln sind die
            Ehedispensen in der Zeit etwa 1620 - 1800 gesondert veröffentlicht.
            Häufiger sind Dispensen von den Verkündigungen.
            Viel Spaß damit Schlumpf
            Uns ist in alten mæren wunders vil geseit. von helden lobebæren, von grôzer arebeit,. von fröuden, hôchgezîten, von weinen und von klagen,.

            Kommentar

            • Basil
              Erfahrener Benutzer
              • 16.06.2015
              • 2418

              #7
              Hallo an alle,

              zu Vetternehen im Adel fällt mir folgende Episode bei den Habsburgern ein. Ein spanischer König heiratete mal die österreichische Braut seines Sohnes und Thronfolgers einfach selbst, nachdem dieser gestorben war. Sie war die Tochter seiner Schwester.

              Nun zu meiner Verwandtschaft, die Schwester meiner Ururgroßmutter heiratete einen Cousin 1. Grades, genauer den Sohn vom Bruder des Vaters.
              Das war 1902 in Zittau/Sachsen. Mir wurde erzählt, dass die Ehe gewollt kinderlos blieb.

              Gruß
              Basil
              Zimmer: Oberlausitz und Dresden; Stephanus: Zittau, Altenburg und Ronneburg
              Raum Zittau: Heidrich, Rudolph
              Erzgebirge: Uhlmann, Lieberwirth, Gläser, Herrmann
              Burgenlandkreis: Wachtler, Landmann, Schrön


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              • Garfield
                Erfahrener Benutzer
                • 18.12.2006
                • 2142

                #8
                Hallo

                Ich habe jede Menge Heiraten von Cousins 1. Grades (oder höheren Grades, also weiter entfernt verwandt) in meinem Stammbaum. Sowohl in Italien (katholisch, Dispens nötig) wie auch in der Schweiz (evangelisch-reformiert). In Italien weiss ich nichts weiter zu den Gründen, in der Schweiz weiss ich von der einen Familie, eine halbwegs gutgestellte Bauernfamilie, dass öfters in der Verwandtschaft oder mit der anderen reichen Bauersfamilie verheiratet wurde, damit die Höfe in der Familie blieben.

                Ob im 18. Jhd. weiss ich gerade nicht (ich vermute schon), aber ich habe sehr viele Fälle im 19. Jhd. und mindestens einen im 20. Jhd. (meine Urgrosseltern). Aus allen Ehen gingen Kinder hervor, zumindest wäre mir nichts anderes aufgefallen.
                Viele Grüsse von Garfield

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                • Bergkellner
                  Erfahrener Benutzer
                  • 15.09.2017
                  • 2351

                  #9
                  Ich denke euch, also bin nicht ich gaga, sondern meine Vorfahren...

                  Lg, Claudia
                  Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)


                  Kommentar

                  • Garfield
                    Erfahrener Benutzer
                    • 18.12.2006
                    • 2142

                    #10
                    Zitat von Bergkellner Beitrag anzeigen
                    Ich denke euch, also bin nicht ich gaga, sondern meine Vorfahren...

                    Lg, Claudia
                    Ansichtssache, die Heirat von Cousins 1. Grades ist meines Wissens auch in Deutschland heutzutage legal.

                    Wenn man selber 12 Geschwister hat, fühlen sich vielleicht die 30 Cousins viel entfernter an, als wenn man nur 1 Geschwister und 2 Cousins hat.
                    Viele Grüsse von Garfield

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                    • Andrea1984
                      Erfahrener Benutzer
                      • 29.03.2017
                      • 2551

                      #11
                      Hallo, Claudia.

                      Wieso ? Verboten ist es ja an sich nicht, unter Cousins 1. Grades zu heiraten, zumindest in der katholischen Kirchen. Bei der evanglischen und bei den anderen Kirchen kenne ich mich nicht aus.

                      Ich selbst könnte mir nicht vorstellen, einen meiner Cousins (es gibt nur welche über die mütterliche Linie) zu heiraten. Weniger vom Verwandtschaftsgrad her, sondern einfach weil alle jene - es sind insgesamt ein halbes Dutzend - nicht mein Typ sind, was wie ich erfahren habe, auch auf Gegenseitigkeit beruht.

                      Ein spanischer König heiratete mal die österreichische Braut seines Sohnes und Thronfolgers einfach selbst, nachdem dieser gestorben war. Sie war die Tochter seiner Schwester.
                      , Basil, wie wahr.
                      Und es geht noch weiter: Deren gemeinsame Tochter heiratete einen Mann, der zugleich ihr Onkel und ihr Cousin war.
                      Onkel (= Bruder der Mutter), Cousin (= Sohn ihrer Tante, Schwester des Vaters).

                      Na, ist das nicht verwirrend genug.

                      Herzliche Grüße.

                      Andrea
                      Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                      Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

                      Kommentar

                      • Zima1986
                        Erfahrener Benutzer
                        • 01.03.2017
                        • 206

                        #12
                        Und bei derem Sohn Karl II. zeigten sich dann die Folgen der jahrhundertelangen Inzucht


                        Zitat von Andrea1984 Beitrag anzeigen
                        , Basil, wie wahr.
                        Und es geht noch weiter: Deren gemeinsame Tochter heiratete einen Mann, der zugleich ihr Onkel und ihr Cousin war.
                        Onkel (= Bruder der Mutter), Cousin (= Sohn ihrer Tante, Schwester des Vaters).

                        Na, ist das nicht verwirrend genug.
                        Kr. Briesen u. Strasburg: Czaplewski, Kaminski, Dolaszynski,
                        Kr. Gostyn: Berdyszak, Klups
                        Oppeln/Rosenberg O.S.: Wodarz, Tkaczyk, Nowak, Jendrysik
                        Bad Reinerz: Kastner
                        Kr. Frankenstein: Tiltsch, Jaschke
                        Striegau: Körber
                        Eichsfeld: Kaufholz, Schwarzenberg

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                        • rigrü
                          Erfahrener Benutzer
                          • 02.01.2010
                          • 2559

                          #13
                          Bei solchen Fragen, hilft es häufig, das damals gültige Landesrecht zu betrachten. Grundsätzlich war in Sachsen bis ins 19. Jahrhundert die Kirchen- und Schulordnung von 1580 gültig. Darin finden sich hier die wesentlichen Regelungen zu den Hochzeiten:


                          https://reader.digitale-sammlungen.d...00000000000001 (auch die Seiten davor und danach).


                          Nicht schlecht ist es auch, sich in einem der Kodizes umzusehen, wo die ursprünglichen Rechtsgrundlagen und weitere dazu ergangene Mandate etc. enthalten sind. Zum Thema z. B. hier:


                          https://books.google.de/books?id=QbJ...page&q&f=false (Mandat vom 31. Mai 1623 usw.).
                          rigrü

                          Kommentar

                          • fps
                            Erfahrener Benutzer
                            • 07.01.2010
                            • 2160

                            #14
                            Wie sagte mal ein Bekannter über seine Verwandten aus dem baltischen Landadel: Die haben immer wieder das Cousinchen geheiratet, bis sie zum Schluss komplett verblödet waren.

                            Vor allem bei meinen Eifeler Familien finde ich immer wieder Dispens-Hinweise bei den Trauungen. Dabei geht es oft um schon recht entfernte Verwandtschaft. Der Dispens-Hinweis hat mir schon manchmal bei der Suche nach verwandtschaftlichen Beziehungen geholfen. Ich habe allerdings häufig gestaunt, dass man solche entfernteren verwandtschaftlichen Beziehungen so exakt nachgehalten hat. Andererseits wusste meine Tante mir von dem halben Dorf zu erzählen, wie sie mit uns verwandt seien. Als Kind konnte ich mir davon nichts merken...
                            Gruß, fps
                            Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

                            Kommentar

                            • Andrea1984
                              Erfahrener Benutzer
                              • 29.03.2017
                              • 2551

                              #15
                              Zitat von Zima1986 Beitrag anzeigen
                              Und bei derem Sohn Karl II. zeigten sich dann die Folgen der jahrhundertelangen Inzucht
                              Hallo Zima.

                              Karl II. war der Halbbruder der vorhin genannten Margarita Teresa, die ihren Onkel/Cousin Leopold I. geheiratet hat.

                              Armer Karl II. Weder "Germanys next Topmodel" (was noch zu verzeihen gewesen wäre ), sondern auch nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte.

                              Herzliche Grüße.

                              Andrea
                              Mühsam nährt sich das Eichhörnchen. Aufgeben tut man einen Brief.
                              Wenn man lange genug Ahnenforschung macht, bekommt man zu dem Ahnenschwund und den Toten Punkten eine Generationsverschiebung gratis dazu.

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