Bei Anfragen in unserem Forum zur Namenforschung bitte folgendes beachten:
In diesem Forum geht es nicht um die Suche nach Vorfahren bzw. bestimmten Namensträgern, sondern nur um die Bedeutung von Namen im Allgemeinen!
Zwecks Indexerstellung bitte für jeden einzelnen (Familien-)Namen ein eigenes, separates Thema erstellen. (Nicht mehrere Namensbedeutungen innerhalb eines Themas erfragen!)
Den Fragebogen, der bei der Themenerstellung vorgegeben ist, bitte immer möglichst vollständig ausfüllen.
Erst Ahnenforschung, dann Namenforschung: Besonders bei ausgefallenen Namen sollte der Namensdeutung die Vorfahren-Recherche der Namensträger vorausgehen. Sie sollten möglichst für mehrere Jahrhunderte rückwärts angeben können, wo und in welchen Schreibvarianten der Name auftrat.
Themen die diese Vorgaben missachten werden gegebenenfalls verschoben, gesperrt oder gelöscht.
Hallo zusammen,
ancestry indexiert für das 17. Jhdt. folgende Namen, alle in Frankreich:
Proquit
Poroquite
Porquiette
Prochitte
Prequit
Proguotte
Prouquette
Porquette
Viele Grüße
Peter
Im 18. Jhdt.:
Proquiet
Proqutr(!)
Porquite
Priquette
Proquette
Proquit
Proquita
Prequette
Proquett
Procquette
Proquiot
Porquette
Proquete
Alle in Frankreich, bis auf Proquita in Spanien
Egal, es hilft nur die weitere Familienforschung im entsprechenden Unterforum. Aber von französischem Ursprung können wir wohl ausgehen.
Danke Laurin, leider funktioniert die archivierte Seite bei mir nicht. Inzwischen fand ich bei ancestry eine Karoline Damke, geb. Proquitt +Breslau 1905 *Breslau 1847err.. Ihre Eltern waren Daniel Proquitt und Johanna Frey, beide in Breslau verstorben. Das könnte der gesuchte Daniel sein. Von Groß Peiskerau/Piskorzów nach Breslau sind es allerdings gut 70 km.
Hallo Peter, vielen Dank für Euer Engagement in dieser Sache. Original KB Einträge liegen mir keine vor, auch über Ancestry und MyHeritage bin ich nicht fündig geworden. Von meinen Großeltern liegen mir die Abschriften vor (Ariernachweis). Daher die Herkunft Kreis Ohlau. Da der Rest meiner Familie mütterlicherseits ebenfalls aus Niederschlesien statt, klingt das plausibel. Was mich wundert ist, dass man den Namen weder in Frankreich noch in Deutschland oder anderswo häufiger findet. In einem Zeitungsartikel (hier ging es um ein Wappen an einer Hausfassade, Zitat: „Als es 1940 Herr Georg Proquitté kaufte, wollte er das alte Hugenottenwappen seiner ursprünglich aus Frankreich stammenden Familie hier anbringen. Diese waren früher wohl Freiherren gewesen, hatten aber den Titel auf Geheiß des Preußenkönigs abgelegt“). Auch die Uni Leipzig rätselt in einem Artikel über die Herkunft. Das es in St. Petersburg ebenfalls Proquittes gegeben hat ist mir bekannt, diese haben auch einen Bezug zu Breslau. Nichts Genaues weiß man nicht…
Hallo Laurin,
da hat der Translator mal wieder zugeschlagen und hat Perroche mit Papagei übersetzt. Der heißt aber perroquet.
Davon abgesehen kommt mir die Deutung dubios vor. Gemeint ist anscheinend, es habe einen Ort Peyre gegeben, gelegen bei markanten Felsen (frz. roche), davon sei zu Beginn unserer Zeitrechnung der FN Perroche abgeleitet, und dessen Variante sei Proquitte.
Das glaube ich nicht ohne weitere Belege.
Es kommt mir so vor, als seien die heutigen Proquitte-Funde in Frankreich relativ jung. Man müsste feststellen, seit wann Proquitte in Frankreich auftaucht, und wann in Deutschland.
@ Bischemer: können wir mal ein, zwei frühe KB-Originaleinträge sehen? Gibts nirgendwo eine Herkunftsangabe?
Viele Grüße
Peter
das stimmt, Daniel Pirl hat die Tochter von Daniel Proquitte geheiratet (Rosina). Susanna müsste die Mutter sein. Da verliert sich dann die Spur zu Proquitte. Meine Großmutter ist eine geborene Pirl gewesen. Die haben bis zum 2. WK in Brockau bei Breslau gewohnt.
Bezogen auf den Eingangsbeitrag finde ich hier: https://sites.rootsweb.com/~bgwiehle...n/str-marr.pdf
1870 einen Daniel Pirle als Bräutigamsvater mit einer EF NN Proquitte, der Bräutigam in Goy geboren, aber vllt gab es ja auch einen Daniel Proquitte. Nach Einsicht bei FS hieß die Ehefrau Susanna P.
Ich habe mich mit der Genealogie der Familie hier ausführlicher beschäftigt. Die Zusammenhänge zws. Oberschlesien, St. Petersburg, Lodz, Schweiz und Paris sind damit geklärt.
Der Name ist außergewöhnlich selten, kann daher m.E. erst spät (2. Hälfte des 18. Jhd.?) in Schlesien entstanden sein, oder es siedelte sich dann erst der Stammvater der Familie in Schlesien (Großraum Breslau) an - siehe Karte im Anhang.
Der älteste Nachweis stammt aus einem "Fahndungsblatt" aus dem Jahr 1782. Das fürstl. Stift zu Unserer Lieben Frau auf dem Sande in Breslau veröffnete eine Liste seiner Untertanen, die bereits seit 10, 20 oder 30 Jahren abgängig waren. Ein Mathes Proquitte fehlte ohne Zeitangabe aus Saulwitz, Krs. Breslau. Er muß demnach bis 1772 oder sogar schon 1752 dort gelebt haben. Der nächste P. wurde - wie Thomas schrieb - um 1790 in Polnisch Kniegnietz, Krs. Breslau, geboren. Auch das war ein geistiger Besitz, gehörte nämlich dem Clarenstift in Breslau. Um 1811 findet sich ein P. in Jankau, Krs. Ohlau, gehörte dem Marienstift in Breslau, und 1809 ein P. in Seiffersdorf, Krs. Ohlau, das war ein adliges Rittergut.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals etwas über die Ansiedlung von Hugenotten in Schlesien gelesen zu haben. Vor 1740 (pr. Einmarsch in Schlesien) macht es gar keinen Sinn. Die kath. Habsburger hatte natürlich kein Interesse daran, aber auch die ev.-luth. Kirche Schlesiens stand den Reformierten ablehnend gegenüber. So gab es nur 1620 kurzzeitig eine ref. Gottesdienst in Breslau, dann erst eben wieder nach 1740. Allerdings waren die Piastenherzöge reformiert, deshalb gab es im 17. Jhd. in deren Schlössern in Liegnitz, Brieg und Ohlau ref. Gd. Die Hugenotten können also überhaupt nur nach 1740 in das nun pr. Schlesien gekommen sein. Aber warum soll sich einer von denen auf einem kath. Stiftsdorf niedergelassen haben?
Es könnte sich um einen angeworbenen französischen Soldaten - also kein Hugenotte - handeln, der nach seiner Dienstzeit in der pr. Armee die Tochter eines Stellenbesitzers in Saulwitz geheiratet hat. Dafür spricht, daß sein vermeintlicher Sohn ebenfalls in der pr. Armee diente und es dort bis zum Feldwebel brachte.
An einer Stelle fand ich im KB die Schreibweise Prockwits, statt Proquitte. Im 16. Jhd. gab es in Nürnberg einen Maler Adam Prockwitz, der sich auch Prackwitz, Prokowitz, Proquits schrieb. Am 18.12.1620 wurde Elisabeth, To. d. Caspar Prockwitz, in Kostenblut nahe Breslau getauft. In Sachsen gibt es den Ort Prockwitz.
Übrigens ist der von Peter nachgewiesene "Kurt Teodor Prokwitte +1880 in Lodz" ein richtiger Proquitté, der von unseren polnischen Freunden wie gewöhnlich einfach nur polonisiert wurde, wie der KB-Eintrag beweist.
MfG
Manni
Angehängte Dateien
Zuletzt geändert von Manni1970; 18.09.2022, 12:21.
nach "ONOMASTICA LIPSIENSIA" Leipziger Untersuchungen zur Namenforschung, Bd.12, "Fremde" Namen, Akten der Leipziger Tagung des Arbeitskreises Namenforschung der Deutschen Gesellschaft für Namenforschung am 9. und 10. Oktober 2015, herausgegeben von Dieter Kremer, LEIPZIGER UNIVERSITÄTSVERLAG GMBH 2016, Seite 284, ist der Name und die Herkunft nicht deutbar. https://www.philol.uni-leipzig.de/fi...Namen_2016.pdf
ich vermute, die Experten tun sich in Leipzig überhaupt etwas schwer mit Familiennamen, die in Schlesien entstanden sind. VL. weil das Schlesische mittlerweile ein toter Dialekt ist. Wer denn noch richtig beherrscht, müßte ja praktisch 100 und älter sein.
Es mag zwar heute entspr. Literatur darüber geben, hätte man aber 1920 einen richtigen Breslauer nach der möglichen Bedeutung oder dem Ursprung von Proquitte gefragt, hätte man vl. eine plausible Erklärung bekommen.
ja, dieses Prockwits/z ist für mich schon interessant. Der Pfarrer der riesigen ev. Gemeinde 11000 Jungfrauen, der unmöglich alle Tagelöhner-Familien in der Breslauer Vorstadt kennen konnte, notierte den Daniel Proquitte 1856 augenscheinlich nach dem Hören unter dieser Schreibweise, und - wie breits angemerkt - erscheint ein Prockwitz im Breslauer Umland schon um 1620.
Ich könnte mir also eher einen Prockwitz als Untertan auf einem kath. Stiftsdorf vorstellen, der um 1770 (?) zu einem Proquitte wurde, als jemand aus dem franz. Sprachraum (Schweiz, Frankreich, heutiges Belgien), den es nach dort verschlagen hat.
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