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GiselaR 02.09.2018 18:15

Prüschenk von Lindenhofen, erst 1654 geadelt?
 

Die Suche betrifft das Jahr oder den Zeitraum: vor 1654
Genauere Orts-/Gebietseingrenzung: Sachs.Weim.Eisenach, Oberpfalz, Ö-reich
Fernabfrage vor der Beitragserstellung genutzt [ja/nein]: google/books/Bilder


Hallo in die Runde,
grade beschäftige ich mich mit meinem Vorfahren Zacharias Prüschenck von Lindenhofen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zachar...on_Lindenhofen

Der Artikel ist zum Haareraufen.
In der Zeitschrift "Thüringer Fähnlein" (vgl. Quellen in Wikipedia) suggeriert der Autor in vorsichtiger Ausdrucksweise, Prüschenk sei 1654 in Sachsen-Weimar(-Eisenach) geadelt worden. (ab dann benutze er den Namenszusatz "von Lindenhofen", allerdings wurde für seinen Vater schon 1635 dieser Zusatz verwendet). Im Wikipedia-Artikel wird eine Behauptung daraus.
Ich bezweifele das, sowohl Suggestion als auch Behauptung, nicht aber daß die Familie adlige Vorfahren hat.

Die Familie wird in älterer Literatur als alte adelige Familie bezeichnet, die bis 12./13. Jhdt. ausgehend von der Steiermark belegt ist/sei. (Ahnengemeinschaft mit den letzten Grafen von Hardegg). Bucelin stellt die Herkunft und Verwandtschaft komplett dar (Bd. 3,1), wie glaubhaft auch immer das sein mag, die folgende Literatur folgt dem bis ca. ins 19. Jhdt.

Was jedoch die Linie "von Lindenhofen" betrifft, verraten mir die Online-Kataloge der bayerischen Archive nicht viel, es klaffen mehr als 100 Jahre zwischen der angebl. Übersiedlung von Ö-reich in die Oberpfalz bis zu den ersten Quellen.

Auch soll in einem Siebmacher-Band bürgerlicher Wappen in Amberg/Oberpf. ein solches für Prüschenk vorkommen. Ich habe leider keine Band-Angabe und bisher online nichts gefunden.
Andere Prüschenke in der Oberpfalz sind Pfarrer, 1 Schankwirt, Militärangehörige ...

Langer Rede kurzer Sinn: mir geht es jetzt erst mal darum zu wissen, ob es um 1654 in Sachsen-Weimar-Eisenach einen entspr. Adelseintrag gibt.

Hat da jemand die passende Literatur zur Hand?
Danach sehen wir dann weiter.


Viele Grüße
Gisela

Kleinschmid 02.09.2018 18:35

Sind diese Links schon bekannt?
Bürgerlicher Siebmacher
Sächsischer Siebmacher
Adel von 1577
Wappenbesserung aus dem 18. Jhd.

GiselaR 02.09.2018 18:57

Hallo Kleinschmid,
teils ja - teils nein. Ich Idiotin habe nicht in ö-reichishen Archiven geschaut. :peinlich:
Sebald PvL war der Vater von Sebastian, der war der Vater des erwähnten Zacharias.

Im Netz hatte ich nur dies gefunden (5. von oben) aber das half mir nicht, weder zeitnah noch irgendw. Erläuterungen.
https://www.bildarchiv-ostpreussen.d...gi?objekt=7330

Weiterhin: dieselbe Wappenbeschreibung für eine bürgerliche Familie, wie für ein "altadeliges Geschlecht".


:danke:
Gisela

Hracholusky 02.09.2018 20:05

Hallo Gisela,


ich habe hier auch noch etwas gefunden (rechte Spalte, letzter Absatz):


http://digital.ub.uni-duesseldorf.de...geview/1078173


Alles andere hat Herr Kleinschmid ja schon erwähnt.

GiselaR 02.09.2018 21:49

Vielen Dank Gerd, aber das ist eine ganz andere Linie. Die Prüschenke, die wohl um 1400 in die Oberpfalz abwanderten, haben sich schon vorher von der anderen Linie abgetrennt. (wenn Bucelin Recht hat), Übrgens zu der Beschreibung in deinem Link vgl. Epitaph Reicheneck:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hardegg_(Adelsgeschlecht)
und wo der Turnierkolben dann gelandet ist:
http://deacademic.com/pictures/dewik...al_Hardegg.JPG
Es gibt zu den Grafen Hardegg aus der Familie Prüschenk jedenfalls viel mehr Material als zu meinen Lindenhofenern.



Und dann gibt es noch das Wappen eines Prüschenk mit Sohn aus dem Jahr 1300 an einem Begräbnis in der Minoritenkirche in Wien: dreimal waagerecht geteilt in rot, silber und schwarz. Das verdränge ich erst mal. :D
:danke:
Gisela

GiselaR 02.09.2018 21:57

Zum Abshluß möchte ich nochmal zu meiner Ausgangsfrage zurückkommen (auch wenn Abschweifungen soooo fruchtbar sein können):
Wenn ich den Eintrag im Sächsischen Siebmacher zu Grunde lege, kann ich dann davon ausgehen, daß dort standes- und wappenmäßig für die Prüschencke nichts weiter passiert ist?
(vgl. Link im 2. Beitrag, danke Kleinschmid)
Ich möchte auch sicher sein, ob die im 1. Posting angegebenen Quellen in diesem Einzelpunkt Spekulationen beinhalten.

Grüße
Gisela

Kleinschmid 02.09.2018 23:12

Wer soll denn in Sachsen-Weimar-Eisenach in den 1650er J. geadelt haben? Folgende Gnadenakte im Zusammenhang mit Sachsen wurden frühestens erteilt:
1628 Kursachsen
1673 Sachsen-Weissenfels
1685 Sachsen-Merseburg
1702 Sachsen-Zeitz
1807 Königreich Sachsen
1807 Sachsen-Weimar-Eisenach
1807-1834 die anderen kleinen sächs. Herzogtümer

Also könnte es nur Kursachsen gewesen sein, aber in dessen Adelsmatrik ist kein Lindhofen verzeichnet.

Bleiben noch die Hofpfalzgrafen, ob solche aber in Sachsen zu dieser Zeit aktiv waren, kann ich nicht sagen.

Aus dem o.g. Artikel läßt sich in der Tat nichts Genaues zu der angebl. Nobilitierung entnehmen.

1577 erhielt doch die Familie bereits dieses 'Hirsch-Wappen', das der sächsische Siebmacher erwähnt und das 1752 durch den zweiten Helm vermehrt worden ist. Unser Zacharias stammt aus dieser Familie und führte eben seit 1654 erst wieder das Adelsprädikat. Aber 'nochmals geadelt' oder in einen höheren Rang (Ritter, Freiherr) erhoben, wurde er sicherlich nicht.

GiselaR 03.09.2018 01:09

ok, danke, ich wollte auch nur eine Einschätzung, damit ich an dieser Stelle aufhören kann, zu denken. Kursachsen kommt eh nicht in Frage, für Zacharias nur Weimar(Eisenach). Andere Prüschenke waren m.W. bis dahin nicht im Lande.

Wappen- und Adelsgeschichten sind nicht mein Spezialgebiet, werden es aber noch, wenn das so weitergeht. Bis dahin werde ich noch die eine oder andere dumme Frage stellen, da gehe ich felsenfest von aus. :D

Ich habe übrigens grade festgestellt, daß eine Abschrift des Wappenbriefes auch im Stadtarchiv Nürnberg vorhanden ist. Ich werde aber trotzdem versuchen, an das Original aus Wien zu kommen.
:danke:

Kleinschmid 03.09.2018 18:31

Zitat:

Zitat von GiselaR (Beitrag 1116755)
Bis dahin werde ich noch die eine oder andere dumme Frage stellen ...

Die Frage war vollkommen berechtigt! Woher ein Adel stammt, wurde bereits vor über hundert Jahren in den Fachzeitschriften wie der 'Dt. Herold' gefragt und noch heute gehen doch die meisten Anfragen hier in diese Richtung.

Eigentlich durfte ja nur der Kaiser jemand in 'einen höheren Stand versetzen', oder wenn es keinen Kaiser gab (Vakanz), dann sein Stellvertreter (dies geschah erst nach 1657!). Deren Adelsdiplome wurden überall im Reich anerkannt. Die erhaltenen Konzepte oder Akten darüber befinden sich heute vor allem in Wien u. Prag. Sie sind aber nicht vollständig. Vielleicht sind es nur 70-80% - eine genauere Einschätzung der Verluste ist mir aber auch nicht bekannt. In der Rangfolge nach dem Kaiser standen im Reich die Kurfürsten - doch die durften gar nicht adeln. Taten sie es in späteren Jahren trotzdem, gab es Schwierigkeiten mit der Anerkennung außerhalb ihres Territoriums. So hatte Friedrich d. Große erst 1741 erreicht, daß der pr. Adel im gesamten Reich galt.
Anfangs hatte die Kaiser noch viel mehr zu tun: Uneheliche zu legitimieren, Notare zu ernennen, Adoptionen zu bestätigen, Vormünder zu bestellen ... dies wurde dann bereits im 14. Jhd. an sogenannte Hofpfalzgrafen delegiert. Es handelte sich dabei anfangs durchweg um Juristen. Dies verlief vermutlich problemlos. Dann aber verlieh der Kaiser an bestimmte Günstlinge das Recht zur Nobilitierung. Das waren bspw. ein Gf. v. Salamanca, ein Gf. v. Henneberg oder die Erzherzöge von Österreich, aber auch bekanntere Familien wie die Liechtenstein, Eggenberg, Colloredo, Lobkowitz usw. Die meist als Große Hofpalzgrafen bezeichneten Personen durften mitunter auch wieder neue Hofpfalzgrafen ernennen. Davon erhielten wiederum einige das Recht zur Nobilitierung. Nun durfte demnach ein einfacher Dr. jur. eine Standeserhöhung verleihen - und dies eigentlich im Namen des Kaisers -, was einem Kurfürsten versagt blieb. Das ging auf die Dauer natürlich nicht. So wurden bspw. in Sachsen seit 1670 keine Hofpfalzgrafendiplome mehr anerkannt. Überhaupt waren die Hofpfalzgrafen eher in den östr. Erblanden und im katholischen Süden und Westen des Reichs tätig. Über die tatsächliche Anzahl von Hofpfalzgrafen erteilten Adesldiplome wissen wir recht wenig. Es gibt zwar die Reihe 'Hofpfalzgrafen-Register' in 3 Bde., was aber sicher nur einen ganz bescheidenen Anfang darstellt (vielleicht nur 10 oder 20% von allen?). Nach Auflösung des Reichs durch Napoleon zu Anf. des. 19. Jhd. konnten die vielen dt. Fürsten natürlich adeln, wie sie wollten. Einige wurden ja auch zu Königen gemacht. Aber ebenso nahmen geistige Würdenträger das Recht zur Standeserhöhung für sich in Anspruch. Der Fürstbischof von Trient adelte 1649, der von Konstanz 1704 u. die Bischöfe von Salzburg stellten zws. 1724-1802 alleine 24 Adelsbriefe aus. Schließlich sind hier nicht zu vergessen die unzähligen polnischen Familien, die ohne Huldigung an den pr. König oder einen Eintrag in die Vasallenliste sich seit Ende des 18. Jhd. des deutschen Adelsprädiaktes bedienten und sich fortan 'von A-ski' oder 'von B-ski' nannten.

Es ist also heute gar nicht immer so einfach festzustellen, woher eine Familie im Dt. Reich das 'von' verliehen bekam. Wobei es sicher auch eine ganze Menge außer den bereits erwähnten Polen gab, die es sich schlicht und einfach selbst verliehen hatten ...

GiselaR 03.09.2018 19:43

Hallo Kleinschmid, danke für die ausfühliche Erklärung. Seit ich das Forum und Mailinglisten mitlese, und auch aus meine "100-jahre vergangenen" Geschichts-Semestern ist mir manches schon klar.
Aber daß Wappen und Adel nicht mein Spezialgebiet ist, stimmt trotzdem, und so eine gründliche und im Verhältnis zum Stoff doch knappe Zusammenfassung ist mir eine große Hilfe und anderen Lesern bestimmt auch.

Eine meiner schwammigen Ideen war, daß man seinen Adel, der kein Reichsadel ist, sondern von so einem nachgeordneten Herrscher mit dem entspr. Recht verliehen wurde, in anderen Herrschaftsgebieten bestätigt werden, d.h. anerkannt werden konnte. Hier käme die Steiermark oder die (Ober-)Pfalz oder etwas dazwischen in Frage.

Allerdings schien mir schon auf Grund der vagen Formulierungen in verschiedenen Sekundärquellen (2 mal Fähnlein, 1mal wikipedia und von beiden abgeschriebene), die Wahrscheinlichkeit Null, daß etwas handfestes dahintersteckt.
Und da ein auf Quellen bzw. seriöser Literatur beruhendes "Nein" mehr wert ist, als ein "Allerdings schien mir schon ...", habe ich halt nochmal nachgefragt, und gehe jetzt davon aus, daß keine Immatrikulation in den sächsischen Adel stattgefunden hat.

In der Praxis werde ich mich jetzt erst mal bis 1599 bzw. 1577 zurückarbeiten, nicht nur adels-/wappenmäßig, sondern die ganze Linie versuchen nachzuvollziehen, bzw. wenigstens einige belastbare Belege zu finden. Nebenher noch die Ehefrauen von Zacharias, einige Kinder etc... (Aber das wäre ein anderer Thread.)

Dann sehen wir weiter.
Viele Grüße
Gisela


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