1833 - Transkription eines Briefes

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  • Nestroy
    Benutzer
    • 03.04.2021
    • 68

    [ungelöst] 1833 - Transkription eines Briefes

    Quelle bzw. Art des Textes: Brief aus Stiftsarchiv
    Jahr, aus dem der Text stammt: 12.02.1833
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: Oberretzbach, Niederösterreich
    Namen um die es sich handeln sollte: Textlücken


    Hallo!


    Der Text um den es heute geht ist ein Brief, den ich alleine nicht komplett entschlüsselt bekomme. Soviel ich bereits herausfinden konnte stammt er von Anton Schönbauer aus Oberretzbach, behauster Untertan der kaiserlich-königlichen Stadtherrschaft Retz, der an die Stiftsherrschaft Altenburg (= der damalige Grundherr von Oberretzbach) schreibt in irgendeiner Grundbuchsache. Im Brief erwähnt er auch seinen Vater Johann Schönbauer und seinen Halbbruder Leopold Schönbauer und dessen Ehefrau Juliana. Die Familienmitglieder waren übrigens jahrhundertelang Winzer, weil auch ein Weingarten im Text erwähnt wird.

    Aussondung

    Ich [...] gefertigter, Anton Schönnbauer, behaußter
    Unterthan der k. k. Stadt Hft. Retz in Oberretzbach, be-
    kenn in [...] gegenwärtiger Aussondung, das ich mein
    eigenthum lahnd [...] Weingartten, in [...] oder
    [...] genannt, Oberretzbacher [...]reyheit, unbar Leopold
    [...], und Johann Schönnbauer, zum löbl. Grundbuche
    der Stiefts Hft. Alltenburg, über Oberretzbach,
    meinen Bruder Leopold Schönnbaur, und dessen Ehe[...]
    [...] Juliana [...] Oberretzbach [...] [...] [...] Sch[...]
    [...] laut [...] [...], [...] 7. [...] 1833 lauttet,
    und daß ich dieselben, [...] [...] [...]
    bey dem löbl. Grundbuche, [...] [...] [...] [...]
    [...] [...], bestättiget mein und der [...]
    fertigung. Oberretzbach den 12. Febraius 1833.

    Unterschriften:
    Anton Schönbauer
    Georg [...]
    als Zeug.
    Leopold Schwei[...]
    als Zeug.



    Originalbrief:



    Von mir transkriptierter Text:


    So weit wäre ich bislang, wobei ich mir nicht bei allen Transkriptionen sicher bin. Heißt es z.B. "Aussondung", "Auhsondung" oder "Auhsendung"? Wobei ich nicht glaube, dass es wirklich ein "e" ist, sondern ein "o" und mit "Aussondung" so etwas wie "Sondierung" gemeint ist.


    Nach "Weingarten, in" die nächsten beiden Lücken, könnten das Mengenangaben wie z.B. "Drittel" o. ä. sein?


    Ich bitte auch noch einmal jene Textstellen gegenzuprüfen die ich schon transkriptiert habe, weil ich mir nicht überall zu 100% sicher war.


    Vielen Dank!
  • M_Nagel
    Erfahrener Benutzer
    • 13.10.2020
    • 1674

    #2
    Aufsondung

    Ich Endes gefertigter, Anton Schönnbauer, behaußter
    Unterthan der k. k. Stadts-Hft. Retz in Oberretzbach, be-
    kenn in Kraft gegenwärtiger Aufsondung, das ich mein
    eigenthumliches Vürtl Weingartten, in Pfostell oder
    Scheibell genannt, Oberretzbacher Freyheit, neben Leopold
    Fritz, und Johann Schönnbauer, zum löbl. Grundbuche
    der Stiefts Hft. Alltenburg, über Oberretzbach,
    meinen Bruder Leopold Schönnbaur, und dessen Ehewür-
    thin Jullianna von Oberretzbach um den Kauf - Schilling
    wie es laut Heuraths - Abrede, von 7ten Jener 833 lauttet,
    und daß sich dieselben, ohne weiteren einvernehmen,
    bey dem löbl. Grundbuche, an die Gewehr bringen
    lassen können, bestättiget mein und der Zeugen
    Fertigung. Oberretzbach den 12. Februarij 833


    Zum Begriff Aufsandung:



    Bei einer Eigentumsübertragung kann es zu einer Aufsandung kommen. Was ist darunter zu verstehen? Eine kurze Definition erhältst du hier.
    Zuletzt ge?ndert von M_Nagel; 21.04.2021, 19:18.
    Schöne Grüße
    Michael

    Kommentar

    • M_Nagel
      Erfahrener Benutzer
      • 13.10.2020
      • 1674

      #3
      Unterschriften:
      Anton Schönbauer
      Georg Pischinger Ortsrichter
      als Zeug.
      Leopold Schweineker
      als Zeug.
      Schöne Grüße
      Michael

      Kommentar

      • Nestroy
        Benutzer
        • 03.04.2021
        • 68

        #4
        Vielen Dank für die Hilfe!


        Jetzt muss ich diesen Inhalt nur noch richtig verstehen.


        Was genau bedeutet "Ich, Endes gefertigter"?


        Der Inhalt des Briefes ist, dass Anton Schönbauer seinem Bruder Leopold sein Viertel Weingarten verkauft hat und ihm mit dieser Aufsandung jetzt zugesteht, dass dieser es zur "Gewehr" (also Gewährung bzw. irgendeine Bewilligung) bringen und z.B. auf dieses Grundstück auch jetzt Hypotheken usw. aufnehmen kann, richtig?


        Was sind diese "Pfostell" und "Scheibell", sind das Orts- oder Mengenangaben (z.B. Scheibell -> Scheibchen, Verkleinerungsform von "Scheibe")?


        Weil hier kann man den Franziszeischen Kataster von Oberretzbach von 1822 einsehen wo auch die Feldnamen der Äcker und Weingärten rund um Oberretzbach eingezeichnet sind und ich kann nirgendwo rund um den Ort entsprechend ähnlich klingende Namen finden. Auch eine Freifläche, genannt "Oberretzbacher Freiheit" wäre mir unbekannt und hätte ich bislang noch nicht am verlinkten Kataster finden können, obwohl der Name nahelegt, dass es unmittelbar in Ortsumgebung irgendwo liegen müsste.


        Was sagt dieses "neben Leopold Fritz und Johann Schönbauer" genau aus? Sind diese Miteigentümer des verkauften Weingartens, oder ist das als Ortsangabe zu verstehen, dass der verkaufte Weingarten neben dem von Johann Schönbauer liegt?


        Ich kenne die Begriffe "Ehefrau", "Eheweib" und "Ehegattin", aber "Ehewirtin" wäre mir neu. Ist das bloß ein weiteres Synonym, oder hat es in einem rechtlichen Kontext wie diesem eine besondere Bedeutung, damit dieser spezielle Begriff verwendet wird und nicht z.B. das geläufigere "Eheweib"?


        Den Begriff "Kaufschilling" habe ich auch schon in dem oben verlinkten Rechtsbuch von 1786 gelesen und dass er laut Duden so viel wie "Anzahlung" bedeutet. Also am 7. Jänner 1833 war eine Heiratsvereinbarung getroffen worden, die auch die Anzahlung zu diesem Weingarten beinhaltet hatte und über diese wurde jetzt diese Aufsandung aufgesetzt, damit das Ehepaar Leopold und Juliana den vom Bruder erworbenen Weingarten "an die Gewehr" bringen, sprich ihn irgendwie beglaubigen lassen können?

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        • Octavian Busch
          Erfahrener Benutzer
          • 16.03.2021
          • 855

          #5
          Hallo
          Hier einige wenige Hinweise:

          "Endes gefertigter" Das kenne ich aus den Kaufverträgen im Sinne "Endes gesetzten Tages", bezieht sich also auf das Datum.

          Was sagt dieses "neben Leopold Fritz und Johann Schönbauer" genau aus?

          Ist eine Ortsangabe. Das wurde recht häufig bei Kaufverträgen benutzt. Teilweise findet man noch "inneliegend" also zwischen zwei anderen Gebäuden.
          Ehewirtin ist eher selten (also was ich so kenne). Ich hatte letztens aber sogar Eheliebste. Ob es eine erweiterte Bedeutung hat, kann ich nicht genau sagen.

          Gruss
          Thomas
          Ave

          gesucht in:
          Mutzscheroda: Hermsdorf; Neuschönefeld: Seidel; Seegel: Dietrich, Dieze; Grossbothen: Lange, Dietze; Mügeln: Vogtländer; Droßkau: Kretzschmar, Bergner; Noßwitz: Gleisberg; Sörnzig: Liebers; Wickershain: Steinert; Oelzschau: Lehmann; Hohnbach: Frentzel; Leupahn: Augustin; Erlln: Schöne; Schkortitz: Stein; Eschefeld: Spawborth; Schneeberg: Friede; Grossgörschen: Fickler; Söhesten: Zocher; Greitschütz: Staacke; Stadtroda: Kittel; Gelenau/Erzgeb.: Nestler

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          • M_Nagel
            Erfahrener Benutzer
            • 13.10.2020
            • 1674

            #6
            Zitat von Nestroy Beitrag anzeigen

            Was genau bedeutet "Ich, Endes gefertigter"?
            z. B.:

            Ich, der ich am Ende (dieses Briefes) meine Unterschrift gesetzt habe...

            S. Link unten:

            Zuletzt ge?ndert von M_Nagel; 22.04.2021, 20:17.
            Schöne Grüße
            Michael

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            • Nestroy
              Benutzer
              • 03.04.2021
              • 68

              #7
              Vielen Dank, das macht schon mal ein wenig was vom Brief für mich verständlicher!


              Der Inhalt des Briefes ist, dass Anton Schönbauer seinem Bruder Leopold sein Viertel Weingarten verkauft hat und ihm mit dieser Aufsandung jetzt zugesteht, dass dieser es zur "Gewehr" (also Gewährung bzw. irgendeine Bewilligung) bringen und z.B. auf dieses Grundstück auch jetzt Hypotheken usw. aufnehmen kann, richtig?

              Was sind diese "Pfostell" und "Scheibell", sind das Orts- oder Mengenangaben (z.B. Scheibell -> Scheibchen, Verkleinerungsform von "Scheibe")?

              Weil hier kann man den Franziszeischen Kataster von Oberretzbach von 1822 einsehen wo auch die Feldnamen der Äcker und Weingärten rund um Oberretzbach eingezeichnet sind und ich kann nirgendwo rund um den Ort entsprechend ähnlich klingende Namen finden. Auch eine Freifläche, genannt "Oberretzbacher Freiheit" wäre mir unbekannt und hätte ich bislang noch nicht am verlinkten Kataster finden können, obwohl der Name nahelegt, dass es unmittelbar in Ortsumgebung irgendwo liegen müsste.


              [...]

              Den Begriff "Kaufschilling" habe ich auch schon in dem oben verlinkten Rechtsbuch von 1786 gelesen und dass er laut Duden so viel wie "Anzahlung" bedeutet. Also am 7. Jänner 1833 war eine Heiratsvereinbarung getroffen worden, die auch die Anzahlung zu diesem Weingarten beinhaltet hatte und über diese wurde jetzt diese Aufsandung aufgesetzt, damit das Ehepaar Leopold und Juliana den vom Bruder erworbenen Weingarten "an die Gewehr" bringen, sprich ihn irgendwie beglaubigen lassen können?

              Blieben nur noch diese Versatzstücke übrig. Gibt es hierfür zufällig auch noch jemanden im Forum, der/die sich mit einem Teil davon auskennen könnte?

              Kommentar

              • M_Nagel
                Erfahrener Benutzer
                • 13.10.2020
                • 1674

                #8
                Erläuterung des Wortes Freiheit im Grimm - Wörterbuch:

                4) freiheit, ein ort, eine stätte, immunitas. ein schutzort, asyl hiesz freiheit (s. freiort):

                theile einer stadt, einzelne räume, ganze flecken führen den namen freiheit, so wurde in Cassel neben der altstadt eine freiheit erbaut und bildete eine gesonderte gemeinde, zu Friedberg in der Wetterau heiszt der breite platz vor der burg die freiheit. in Naumburg der domplatz die domfreiheit, vgl. schloszfreiheit, burgfreiheit.




                Ein Beispiel:

                Charter: 1848 XI 14
                Date: 14. November 1848
                Abstract: Kaufcontract.Das Stift Altenburg verkauft an Johann Raab zu Unterretzbach mit Genehmigung der kk. nö. Landesregierung vom 28. Aug. und 29. Sept. 1848 die in der Freiheit Oberretzbach gelegene Hutweide, bestehend aus den Parzellen 420, 714 und 743, zusammen 118 Joch 271 QKL um 1000 fl CM.Für das Stift: Abt Honorius, Prior P. Maximilian Wissent. Genehmigung der kk.nö. Landesregierung vom 22. Nov. 1848.

                Zuletzt ge?ndert von M_Nagel; 25.04.2021, 10:18.
                Schöne Grüße
                Michael

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                • Jérôme Landgräfe
                  Erfahrener Benutzer
                  • 14.06.2019
                  • 284

                  #9
                  Ich würde hier "Freiheit" wie M_Nagel interpretieren, gerade wenn das wie in dem Beispiel von 1848 gefunden Gebiete eines Stiftes sind. Das wäre dann "Freiheit" im Sinne der Reichsunmittelbarkeit, https://de.wikipedia.org/wiki/Reichsunmittelbarkeit , so etwas kenne ich im Nordhessischen z.B. für die Stiftsfreiheit Oberkaufungen des Frauenklosters Kaufungen.
                  Österreich war seit 1806 natürlich nicht mehr Teil des HRR (und 1803 natürlich der https://de.wikipedia.org/wiki/Reichs...nshauptschluss ), aber ich würde vermuten, dass die Bezeichnung aus dieser Zeit der Reichsunmittelbarkeit stammt.
                  Viele Grüße,
                  Jérôme
                  Zuletzt ge?ndert von Jérôme Landgräfe; 25.04.2021, 11:40.

                  Kommentar

                  • Nestroy
                    Benutzer
                    • 03.04.2021
                    • 68

                    #10
                    Interessant was man da alles erfährt, ich sags ja, die eigene Familiengeschichte kann teils spannender sein als jedes Buch und jeder Film und man lernt so nebenbei auch gleich ganz neue historische Dinge hinzu, vielen Dank auch nochmal an euch, M_Nagel und Jérôme Landgräfe!



                    Bald ist der Brief ganz geknackt, bliebe jetzt nur noch das hier:



                    Zitat von Nestroy Beitrag anzeigen
                    Vielen Dank für die Hilfe!

                    Jetzt muss ich diesen Inhalt nur noch richtig verstehen.

                    Der Inhalt des Briefes ist, dass Anton Schönbauer seinem Bruder Leopold sein Viertel Weingarten verkauft hat und ihm mit dieser Aufsandung jetzt zugesteht, dass dieser es zur "Gewehr" (also Gewährung bzw. irgendeine Bewilligung) bringen und z.B. auf dieses Grundstück auch jetzt Hypotheken usw. aufnehmen kann, richtig?

                    [...]

                    Den Begriff "Kaufschilling" habe ich auch schon in dem oben verlinkten Rechtsbuch von 1786 gelesen und dass er laut Duden so viel wie "Anzahlung" bedeutet. Also am 7. Jänner 1833 war eine Heiratsvereinbarung getroffen worden, die auch die Anzahlung zu diesem Weingarten beinhaltet hatte und über diese wurde jetzt diese Aufsandung aufgesetzt, damit das Ehepaar Leopold und Juliana den vom Bruder erworbenen Weingarten "an die Gewehr" bringen, sprich ihn irgendwie beglaubigen lassen können?

                    Kommentar

                    • Zita
                      Moderator
                      • 08.12.2013
                      • 6039

                      #11
                      Hallo,

                      zu "gewähr": such dir eine Erklärung aus :


                      LG Zita

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