Kann Fluchtroute stimmen? / Und Frage zu Evakuierung allgemein

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  • Ilja_CH
    Erfahrener Benutzer
    • 05.11.2016
    • 755

    Kann Fluchtroute stimmen? / Und Frage zu Evakuierung allgemein

    Hallo


    1: Meine Grossmutter
    Meine Grossmutter hat mir erzählt, dass sie (paar Jahre alt) sowie ihr Bruder (erst ein Jahr alt), ihre Mutter und Grossmutter von Berlin Pankow gegen Ende des Zweiten Weltkrieges in den Osten evakuiert wurden. Die Orte nannte sie mir, diese habe ich auf der Karte auch gefunden:
    Schlussendlich waren sie in Güldenboden (heute Bogaczewo) bei Mohrungen (heute Morąg).

    Was mich stutzig macht ist folgendes: Als es hiess, die Russen kommen, fuhren sie mit dem Zug wieder Richtung Berlin. Und zwar wäre der Plan gewesen, via Dresden nach Berlin zu fahren.

    Wenn ich das heute bei Google Maps eingebe – als Zugverbindung – dann wäre das ein riesiger Umweg. Dresden liegt viel weiter südlich.

    Gibt/Gab es keine Bahnverbindung direkt von diesen Orten nach Berlin? Oder waren diese irgendwie wegen Kriegshandlungen blockiert?

    Sie sagt, dass der Zug dann in der Nacht stehen blieb, da Dresden die schwere Bombennacht erlitt und dass sie dann statt nach Dresden in andere Richtung fuhren: Schalkalden in Eisenach in Thüringen. Dort verblieben sie bis zum Einmarsch der Amerikaner, die dann später von den Sowjets abgelöst wurden.



    2: Die zwei älteren Brüder meiner Grossmutter
    Wie schon mein Grossvater, der während des Krieges das Jugendalter erreicht hatte, hiess es in dieser Erzählung, dass ihre beiden älteren Brüder mit der ganzen Schule inkl. Lehrern schon vorher separat evakuiert wurden. War das so geläufig? Das Mütter/kleine Kinder unabhängig der älteren Kinder evakuiert wurden?

    Sie sagte, ihre viel älteren Brüder seien zuerst nach Zarkoban evakuiert worden und als die Russen kamen nach Tschechien.

    Der Ort Zarkoban habe ich mir so aufgeschrieben, wie er getönt hat. Ich bin nicht sicher, ob ich den Namen korrekt aufgeschrieben habe. Google schlägt mir keine alternative vor, wie das ab und zu bei Rechtschreibfehlern passiert. Welcher Ort könnte damit gemeint sein? Müsste logischerweise weiter östlich sein als Tschechien.



    Falls sich jemand auskennt oder auch Geschichten von der Flucht gehört hat, wäre ich dankbar, falls jemand etwas beifügen kann
  • zummelt
    Erfahrener Benutzer
    • 15.02.2016
    • 510

    #2
    Hallo,

    ich könnte mir vorstellen, dass es sich um https://de.wikipedia.org/wiki/Zakopane

    handelt.

    Besten Gruß
    Steffen
    Beste Grüße
    Steffen

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    • AnGr
      Erfahrener Benutzer
      • 28.03.2011
      • 1027

      #3
      Guten Abend,

      von einem regulären Bahnverkehr konnte damals keine Rede mehr sein. Das letzte Kursbuch 1944 hatte schon im September 44 keine Bedeutung mehr. Utopische Strecken kamen zustande durch zerstörte Bahnlinien oder aber der Feind war bereit dort so das sie unpassierbar waren. Teilweise waren die Reichsbahndirektionen untereinander und mit dem Reichsverkehrsministerium nicht mehr in Verbindung so das Meldungen über gesperrte Strecken oder sonstige Vorkommnisse die die Bahnverbindung betrafen ausblieben. Von daher ist es äussert schwierig bis unmöglich in Ihrem angegebenen Zeitraum eine Bahnreise nachzuvollziehen.
      Schönen Gruß Andreas

      https://www.youtube.com/watch?v=VwX7nC-LpKs

      Kommentar

      • Svenja
        Erfahrener Benutzer
        • 07.01.2007
        • 4337

        #4
        Hallo

        Ich denke dass Züge mit Zivilpersonen auf Umwege geleitet wurden, weil die direkten Linien für Transporte der Armee gebraucht wurden. Kann aber auch sein, dass Teile der direkten Strecke bereits zerstört waren oder von Zerstörung durch Tiefflieger stärker bedroht waren. Aber wie man heute weiss, war auch die Strecke via Dresden nicht davor geschützt. Ich habe schon diverse Berichte über Zugfahrten gegen Ende des Krieges gelesen, in denen erwähnt wurde, dass der Zug öfters mal für längere Zeit angehalten hat und dann in eine völlig andere Richtung weitergeleitet wurde als eigentlich geplant.

        Gruss
        Svenja
        Meine Website über meine Vorfahren inkl. Linkliste:
        https://iten-genealogie.jimdofree.com/

        Interessengemeinschaft Oberbayern http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=38

        Interessengemeinschat Unterfranken http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=37

        Interessengemeinschaft Sudetendeutsche http://forum.ahnenforschung.net/group.php?groupid=73

        Kommentar

        • Ilja_CH
          Erfahrener Benutzer
          • 05.11.2016
          • 755

          #5
          Super, danke für eure Meinungen. Dann wird das schon so stimmen, wie es ihre Mutter ihr erzählt hat.

          Kommentar

          • Anna Sara Weingart
            Erfahrener Benutzer
            • 23.10.2012
            • 15113

            #6
            Zakopane halte ich auch für die Lösung. Denn es war ein Fremdenverkehrsort mit vielen Unterkünften, also ideal vorbereitet für viele Flüchtlinge. Außerdem kein Ziel von aliierten Angriffen.
            Viele Grüsse
            Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 02.05.2018, 21:01.
            Viele Grüße

            Kommentar

            • didirich
              Erfahrener Benutzer
              • 02.12.2011
              • 1344

              #7
              Hallo
              Das mit den Evakuierungen von Klassen und Schulkindern kann man glauben !
              Als die Bombardierungen von Städten zugenommen haben wurden auch die Schulen geschlossen. Ein Treffer hätte ja den ganzen Nachwuchs vernichtet.
              Dies habe ich mit Jahrgang 1937 auch selber erlebt !
              Hoffentlich erleben wir solche Zeiten nicht noch einmal !
              Gruß von didirich

              Kommentar

              • Horst von Linie 1
                Erfahrener Benutzer
                • 12.09.2017
                • 19713

                #8
                Hallo,
                Zakopane, KLV und 1943, das passt.
                2016 zu erwerben in der e-Bucht:
                Original 2.WK Lot / Konvolut 31 Briefe Postkarten aus KLV Lager Zakopane Polen Kinderlandverschickung 1943
                Falls im Eifer des Gefechts die Anrede mal wieder vergessen gegangen sein sollte, wird sie hiermit mit dem Ausdruck allergrößten Bedauerns in folgender Art und Weise nachgeholt:
                Guten Morgen/Mittag/Tag/Abend. Grüß Gott! Servus.
                Gude. Tach. Juten Tach. Hi. Hallo.

                Und zum Schluss:
                Freundliche Grüße.

                Kommentar

                • Niederrheiner94
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.11.2016
                  • 786

                  #9
                  Hallo!

                  Zum 1. kann ich mich den anderen nur anschließen. Strecken waren kaputt oder bei diesem krassen Beispiel über Dresden wird man die direkte Strecke für das Militär freigemacht haben, sodass die Zivilisten einen großen Umweg in Kauf nehmen mussten. Gegen Kriegsende wurden noch Divisionen von der West- an die Ostfront verlegt, weil man hier größere Nöte sah.

                  Zum 2. kann ich mich didirich anschließen. Mein Opa wurde, ich meine 1941, als 10-jähriger mit seiner Schule in die Tschechoslowakei evakuiert, da Duisburg natürlich zu dem Zeitpunkt bereits zu den gefährdetsten Städten gehörte. Dort war er zwei Jahre lang mit seinen Altersgenossen. Die Familie sah er später, ebenfalls evakuiert, gegen Kriegsende in Baden-Württemberg wieder.

                  Gruß
                  Fabian

                  Kommentar

                  • Bender Rodriguez
                    Erfahrener Benutzer
                    • 02.08.2015
                    • 159

                    #10
                    Hallo Ilja.

                    Wie koordiniert und flüssig die Flucht ablief will ich dir kurz an Hand deiner Daten verdeutlichen. Der Sturm auf Ostpreußen begann um den 20.Januar 1945. Somit ist deine Großmutter um etwa die Zeit gestartet. Vielleicht plusminus 2 oder 3 Tage.
                    Der große Bombenangriff auf Dresden war in der Nacht vom 13. zum 14. Februar 1945.
                    Somit waren sie nur an Hand der von dir genannten Daten grob überschlagen mindestens 20 Tage per Zug von Ostpreußen bis Dresden unterwegs.
                    Aktuell brauchst du nicht mal einen Tag für dieses Strecke.

                    mfG Bernd
                    Breslau: FN Lorke, Scholz, Geertz
                    Ostpreußen -Gilgenburger Gebiet, Soldauer Land (Grallau, Groß Koschlau): FN Kuschkowitz, Radzinski
                    Ostbrandenburg -Beitsch, Kulm: FN Noack, Ploke
                    Böhmen/Sudentenland -Schmiedeberg (Kovarska): FN Landrock, Hofmann, Kreißl, Schmiedel

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                    • Julie1906
                      Erfahrener Benutzer
                      • 12.02.2017
                      • 209

                      #11
                      Evakuierung / Flucht

                      Hallo Ilja, ich habe einen Brief von der Oma meines Mannes. Sie wohnten damals in Nürnberg und sind dann in die Nähe von Ansbach evakuiert worden. Sie schrieb einmal einen Brief an ihre Schwester, wie die Fahrt nach Ansbach abgelaufen ist. Einen Tag! mit raus aus dem Zug in den nahen Wald, wieder rein, dann nach einem Stück Fahrt ein paar Stunden Aufenthalt. Dann im nächsten Zug wieder Alarm, raus aus dem Zug an der Böschung verstecken. Und dann wurde ein Bettschoner vermisst!! Die Fahrt von Nürnberg dauert heute höchstens eine halbe Stunde und heute sagt man sich, was war an dem Bettschoner besonders ? Das sind Zeiten, die kann man sich nicht vorstellen. Da kann die Fahrt von Ostpreussen nach Dresden schon mal dauern! Viele Grüße Julie

                      Kommentar

                      • Ilja_CH
                        Erfahrener Benutzer
                        • 05.11.2016
                        • 755

                        #12
                        Erstmal danke an alle für die vielen ausführlichen Beschreibungen! Das hilft sehr.







                        Zitat von Horst von Linie 1 Beitrag anzeigen
                        Hallo,
                        Zakopane, KLV und 1943, das passt.
                        2016 zu erwerben in der e-Bucht:
                        Original 2.WK Lot / Konvolut 31 Briefe Postkarten aus KLV Lager Zakopane Polen Kinderlandverschickung 1943
                        Schon erstaunlich, was man online alles findet und vor allem auch erwerben kann.



                        Im Landesarchiv Berlin meinten sie diesen Januar, dass sie auch etwas hätten, aber nicht garantiert ist, ob was für die exakt gesuchte Person. Man solle so viel wie möglich zusammenfassen und sie schauen dann nach.



                        Werde ich irgendwann auch machen.







                        Danke.

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