Hofname "Beim Terken" aus Böhmen

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  • assi.d
    Erfahrener Benutzer
    • 15.11.2008
    • 2681

    Hofname "Beim Terken" aus Böhmen

    Familienname: Plescher, Puchtinger
    Zeit/Jahr der Nennung: ab 1800-1946
    Ort/Region der Nennung: Westböhmen, Kreis Tepl



    Hallo,

    ich bin auf der Suche nach dem Ursprung eines Hofnamens. Der Bauernhof meiner Großeltern hieß "Beim Terken", mundartlich eher "Derken" gesprochen.

    Nein, keine Anlehnung an die Familiennamen der Besitzer (Plescher und Puchtinger).

    Nein, kein Vorname mit T oder D (Dirk, Theo....), über Jahrhunderte nur Johannes, Adalbert, Franz Joseph

    Ich hatte ja schon mal an "Türken" gedacht, aber bis zum Beginn der KB 1594 ist keinen Auswärtiger dazugekommen und es war m.W.n. auch keiner im Krieg....

    Wer kann evt. helfen?

    Lieben Dank im Voraus
    Assi
  • mawoi
    Erfahrener Benutzer
    • 22.01.2014
    • 3969

    #2
    Hallo Assi,
    vielleicht hat es mit der Gemarkung zu tun. Ich habe Vorfahren mit dem Namen Meyer, die in alten Registern z.B. als Wegmeyer oder Weckmeyer geführt wurden, weil ihr Hof an dem Verbindungsweg zr nächsten Ortschaft lag.
    VG
    mawoi

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    • carinthiangirl
      Erfahrener Benutzer
      • 12.08.2006
      • 1608

      #3
      Erinnert ein wenig an den Namen Terkl der auch in Österreich vorkommt.
      In Anlehnung dazu das gefunden: http://turkel.org.il/origin.htm

      Nur so ein Gedanke….

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      • DerChemser
        Erfahrener Benutzer
        • 24.07.2013
        • 1823

        #4
        Hallo.

        Ich würde gern trotzdem nochmal eine Idee mit den Türken ins Spiel bringen.
        Im Urlaub in Österreich stießen wir auch auf ein "Türkhaus". Dessen namensgebender Hintergrund war dieser:

        Wie das Türkhaus zu seinem Namen kam

        Gegen Ende des 15. Jahrhunderts zogen die „Renner und Brenner“ sengend und mordend durch unser Land. 1478 (an einem Donnerstage im September…) kamen sie auch ins Radentheiner Tal, um die entlegenen Höfe und Weiler auszurauben und zu vernichten.

        Die Bauern auf dem Laufenberg sahen im Tal Feuer und Rauch aufsteigen – Döbriach brannte lichterloh, und in Radenthein waren auch schon viele Gehöfte in Brand gesteckt. Alle Bewohner flüchteten. Aus ihren Verstecken in den Wäldern und Felsen beobachteten sie das schaurige Geschehen.

        Nur auf einem Hof zuhinterst am Laufenberg war eine junge Magd unerschrocken beim Haus geblieben.
        Sie hatte vor dem Hof in mehreren Haufen große Strohschober und zundertrockene „Bachscheiter“
        aufgerichtet und entzündet.

        Als die Türken vom Dabor her das große Feuer sahen, kehrten sie im Glauben um, da sei bereits eine Horde von ihnen gewesen und hätte den „roten Hahn“ aufs Dach gesetzt.

        So hatte die junge Dirn durch Schlauheit und Mut das Anwesen vor Plünderung
        und Brandschatzung gerettet.

        Das Haus hieß von da an „beim Türk“


        Zitat von der Website.

        Naja und mundartlich könnte ich mir die Abwandlung von Türken zu Terken/Derken echt vorstellen (komme aus Sachsen )

        Allerdings müsste man sich mal belesen in wie weit eventuelle Türken vorrückten oder anders Einfluss hatten... vielleicht sah auch bloß einer aus wie ein Türke (braune Haut, dunkle Haare etc.). wer weiß...

        Hier noch was zu den Türkenkriegen:



        Viele Grüße
        Tom
        Sachsen: BRENNER DÖHLER FREUDENBERG GUTSCHE HENZSCHEL KRAMER PETRICH PINKAU RICHTER WÄCHTLER
        Böhmen: DIESL EICHLER FISCHER HALLO/HOLLA/HÖLLE PSCHERA WÜNSCH
        Thüringen: DASSLER FUNK THON
        Schlesien: ARLT HERZOG KNOBLICH LINKE NISSEL SCHLAUSCH WAGNER WOINECK
        Pommern: BRANDT RIEGMANN SCHÜNEMANN STEINERT WEGNER WITTIG
        Ostpreußen: GIESE/GIESA MARKLEIN NETT/NETH/NÄTH SEMLING
        Neumark: GRUNZKE
        Meck-Pomm: BEIER SCHÜNEMANN STEINERT
        Brandenburg: HOLZ RICHTER
        Bayern: BESENECKER GEIGER REISS/RIES

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        • Anna Sara Weingart
          Erfahrener Benutzer
          • 23.10.2012
          • 15113

          #5
          Hallo,
          ich würde wegen der Präposition "beim" an eine örtliche geografische Bezeichnung denken.
          Zum Beispiel "beim dörr-ken" Acker (= beim trockenen Acker); oder sonstige Flurbezeichnung.
          Vielleicht gibt es noch alte Flurkarten ?
          MfG
          Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 30.12.2015, 16:28.
          Viele Grüße

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          • assi.d
            Erfahrener Benutzer
            • 15.11.2008
            • 2681

            #6
            Hallo ihr Lieben, vielen Dank für die Hinweise. Ich werde mich jetzt erst mal mit der Geschichte des Klosters Tepl befassen. dies liegt nur 2 km von besagtem Hof meiner Großeltern entfernt. Sollten die Türken bis Westböhmen gekommen sein, könnte das ein Hinweis sein.

            @Anna Sara: das mit den Flurkarten finde ich immer schwierig und bin da auch nicht gut :-(
            Ist aber mal wieder ein Grund zu stöbern....

            Melde, mich, wenn ich Neuigkeiten (oder eben auch nicht) habe.

            Gruss
            Assi

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            • assi.d
              Erfahrener Benutzer
              • 15.11.2008
              • 2681

              #7
              Hallo,

              habe mal Freund Google bemüht und hier



              gefunden, daß der Abt des Klosters Tepl 1664 eine Truppe gen Pilsen geschickt hatte.

              Habt ihr eine Ahnung, wo ich mehr darüber erfahren kann? Ob es da Namenslisten gibt?

              Gruss
              Assi

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              • Laurin
                Moderator
                • 30.07.2007
                • 5655

                #8
                Hallo Assi,

                wie lautet denn der genaue Ortsname?
                Unter http://archivnimapy.cuzk.cz/ finden sich sehr gute alte Kataster-Karten.
                Dort könnte evtl. der bewußte Hof und ggf. auch eine passende topograph. Bezeichnung zu finden sein.
                Freundliche Grüße
                Laurin

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                • carinthiangirl
                  Erfahrener Benutzer
                  • 12.08.2006
                  • 1608

                  #9
                  Übrigens, Türken (auch Kukuruz) ist eine Bezeichnung für Mais.

                  Ob Mensch oder Tier, jeder braucht einen guten Energiehaushalt, um im Tag voll durchstarten zu können. Damit dieses auch bewerkstelligt werden kann, muss man gewisse Energieträger zu sich nehmen oder verwenden. Im Folgenden geht es darum herauszufinden, was es mit Read More ...

                  Kommentar

                  • carinthiangirl
                    Erfahrener Benutzer
                    • 12.08.2006
                    • 1608

                    #10
                    Kukuruz und Namensurprung in slawischen Ländern leitet wiederum zu den Kuruzen: https://de.wikipedia.org/wiki/Kuruzen

                    Hierzu in Verbindung die Erklärung zum Schimpfwort Kruzitürken (Süddeutschland, Österreich) - sozusagend Hand in Hand.
                    Es wurde von vielen falsch verstanden und gedeutet…..
                    "Auch wenn das Wort "Kreuz" in diesem Ausdruck steckt, bedeutet "Kruzitürken" nicht etwa, dass Türken gekreuzigt werden sollen. "Kruzi" geht zurück auf die Kuruzen. So wurden ursprünglich die Kreuzzugteilnehmer im Königreich Ungarn genannt, später wandelte sich die Bedeutung über Aufständische hin zu Räuber, Banditen.
                    Im 18. Jahrhundert wurden Aufständische in den antihabsburgischen Kriegen als Kuruzen bezeichnet. Die Aufständischen unterstützten die Türken, und der Ruf "Die Kuruzen und die Türken kommen" wurde irgendwann zum Fluch "Kruzitürken!"
                    Auch wenn scheinbar das Wort “Kreuz” in diesem Ausdruck steckt, bedeutet “Kruzitürken” nicht etwa, dass Türken gekreuzigt werden sollen. “Kruzi” geht zurück auf die Kuruzen. So wurden u

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                    • assi.d
                      Erfahrener Benutzer
                      • 15.11.2008
                      • 2681

                      #11
                      Hallo,

                      danke für die vielen Hinweise.

                      @Laurin, der Ort heißt Nesnitz (Nezdice), etwa 2 km vom Kloster Tepl entfernt.

                      Gut ist auch der Hinweis auf den Mais, aber in dieser Höhenlage wuchs außer Gerste leider nix. Und sonst nur Weidewirtschaft.

                      Gruß Assi

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                      • carinthiangirl
                        Erfahrener Benutzer
                        • 12.08.2006
                        • 1608

                        #12
                        Welche "Seehöhe" (Höhe über dem Meeresspiegel) hat es denn?
                        Im Wikipedia steht dazu nichts:https://cs.wikipedia.org/wiki/Nezdice_(Teplá)

                        Gefunden - Teplá liegt 690 m n.m.:https://de.wikipedia.org/wiki/Teplá

                        Mais wird übrigens durchaus auch bis 1000 m n.m. angebaut. Höhe über dem Meer hat nicht viel zu sagen, es kommt eher aufs Klima an. Z.B. ob es im Frühling schnell warm wird, ob es viel Nebel im Herbst gibt und wann der erste Frost auftritt. Hängt aber auch damit zusammen: je weiter nördlich in Europa umso weniger hoch klappt das. Also Schweiz und Österreich kommt es hin. Vermutlich dann die Cheb-Region schon zu weit nördlich?
                        Zuletzt geändert von carinthiangirl; 02.01.2016, 13:41.

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                        • assi.d
                          Erfahrener Benutzer
                          • 15.11.2008
                          • 2681

                          #13
                          Ja ich denke auch, zu weit nördlich. Nesnitz liegt auf 696 m Seehöhe. Laut meinem Vater hatte es NIE im Hochsommer Temperaturen über 30 Grad. Eher Kühl und neblig.... alles in allem kein wirklich gesundes Klima. Kein Wunder, daß Generationen meiner Verwandtschaft an der Schwindsucht gestorben sind.

                          Übrigens erzählt mein Vater immer, daß es nur drei Gemüse gab: Kartoffeln, Möhren und Erbsen. Seit der Zeit mag er kein Erbsen-Möhren-Gemüse mehr....

                          Laut seiner Erzählung sah der Speiseplan nämlich so aus:

                          Montags: Erbsen mit Möhren und Kartoffeln
                          Dienstag: Möhren mit Kartoffeln und Erbsen
                          Mittwoch: Kartoffeln mit Möhren und Erbsen
                          ..
                          ..
                          Sonntag: ein Stück Bauchfleisch zum obligatorischen Mo-Sa-Essen.

                          Gruss
                          Assi

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                          • holsteinforscher
                            Erfahrener Benutzer
                            • 05.04.2013
                            • 2491

                            #14
                            Moinsen Assi,
                            *Beim Terken*..., deutet ja darauf hin, dass das Gehöft an einer
                            markanten Stelle liegt (See, Wald, Berg usw.).
                            Vielleicht müsste man einmal in Richtung der böhmischen Mundart
                            recherchieren oder auch in Richtiung Mittelhochdeutsch.
                            Vielleicht könnte auch eine einfache Landkarte aufschluss geben..??..
                            LG. Roland
                            Die besten Grüsse von der Kieler-Förde
                            Roland...


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                            • assi.d
                              Erfahrener Benutzer
                              • 15.11.2008
                              • 2681

                              #15
                              Hallo Roland,

                              na ja, so markant ist die Gegend (meiner Meinung nach nicht). Wie kommst du auf "markant"?

                              Das Dorf liegt in einer flachen Mulde im Tepler Hochland. Es handelt sich um ein Runddorf. Der besagte Hof liegt am westlichen Dorfrand, unterhalb einer kleinen Kuppe mit einem kleinen aufgelassenen Steinbruch. Der ist aber erst etwa 1874 eröffnet worden....

                              Wie schon gesagt, wurde der Hofname eher mit einem dunklen "D" etwa "Derken" gesprochen. Das "R" etwas gerollt....


                              Gruss
                              Assi

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