FN Schnabelrauch

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  • Weltenwanderer
    Moderator
    • 10.05.2016
    • 4358

    FN Schnabelrauch

    Familienname: Schnabelrauch
    Zeit/Jahr der Nennung: heute
    Ort/Region der Nennung: Grenzgebiet Bayern-Thüringen-Sachsen

    Hallo miteinander,
    mir ist heute der ungewöhnliche Nachname Schnabelrauch untergekommen und ich wundere mich, was der wohl bedeuten könnte. Hat jemand Hinweise?
    Namensverbreitung: http://wiki-de.genealogy.net/Schnabe...(Familienname)
    LG,
    Weltenwanderer
    Kreis Militsch: Latzel, Gaertner, Meißner, Drupke, Mager, Stiller
    Kreis Tarnowitz / Beuthen: Gebauer, Parusel, Michalski, Wilk, Olesch, Majer, Blondzik, Kretschmer, Wistal, Skrzypczyk, von Ziemietzky, von Manowsky
    Brieg: Parusel, Latzel, Wuttke, Königer, Franke
    Trebnitz: Stahr, Willenberg, Oelberg, Zimmermann, Bittermann, Meißner, Latzel
    Kreis Grünberg / Freystadt: Meißner, Hummel

    Mein Stammbaum bei GEDBAS
  • Laurin
    Moderator
    • 30.07.2007
    • 5644

    #2
    Hallo,

    gemäß Verbreitungskarte für 1890 kam der FN Schnabelrauch nur in einem eng begrenzten Gebiet Thüringens südl. von Jena vor https://nvk.entless.org/mapbox/1890:schnabelrauch
    Eine Erklärung des gesamten Namens konnte ich in der mit zugänglichen onomast. Literatur (noch) nicht finden.
    Evtl. handelt es sich um einen regional begrenzten - vielleicht mundartlichen - Begriff.

    Splittet man den Namen, wäre möglich:
    - Schnabel, zu mhd. snabel "Schnabel", für den Geschwätzigen
    - Rauch, zu mhd. rouch "Dampf, Rauch" als Übername für den Inhaber einer (steuerpflichtigen) Feuerstelle oder auch ÜN für den Schmied.
    --> Zusammengesetzt z.B. Spottname für einen geschwätzigen Schmied
    Quelle zu den Details: H. Naumann, Das große Buch der FN (1994)
    Freundliche Grüße
    Laurin

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    • Xylander
      Erfahrener Benutzer
      • 30.10.2009
      • 6447

      #3
      Hallo Laurin,
      ein Alternativ-Vorschlag mit snabel für Mund und rauch für Geruch:

      Übername für einen Menschen mit Mundgeruch

      Im DWB unter Stichwort Rauch, Ziffer 9): in oberdeutschen quellen älterer zeit selbst bis zu der bedeutung ausdünstung, geruch verblaszt: odor, rouch Dief. 393b;

      Zwar gehört Thüringen nicht zum Bereich oberdeutscher Dialekte, aber trotzdem könnte mE auch hier eine solche Bedeutungsverblassung vorliegen.

      Zu Beginn des DWB-Artikels ist entsprechend angegeben:
      RAUCH , m. fumus, vapor, odor. Also Rauch, Dampf, Geruch

      Viele Grüße
      Xylander
      Zuletzt geändert von Xylander; 05.06.2019, 15:46.

      Kommentar

      • Verano
        Erfahrener Benutzer
        • 22.06.2016
        • 7819

        #4
        Hallo,

        noch ein Alternativ-Vorschlag für Rauch.

        Rau, Rauh, Rauch (mhd. rūch, rūh, rū) meint den Rauhhaarigen, übertragen auch den Rauhbeinigen, Groben.

        Quelle Bahlow
        Viele Grüße August

        Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

        Kommentar

        • Xylander
          Erfahrener Benutzer
          • 30.10.2009
          • 6447

          #5
          Hier wird Schnablrauch in einer litaneiartigen Aufzählung komischer Namen beim Bauerntanz genannt und mit den Namenaufzählungen in den Neithardliedern verglichen.
          Der Sängerpoet Neidhart gilt neben Walther von der Vogelweide als einer der originellsten, erfolgreichsten und wirkungsvollsten Lieder‐Autoren des deutschsprachigen Mittelalters. Speziell zu Neidhart gibt es derzeit jedoch keine Überblickdarstellung zur Dokumentation des aktuellen Forschungsstandes, da die Monographie von Günther Schweikle seit Längerem vergriffen und offenbar keine Neuauflage bzw. Neubearbeitung geplant ist. Zweck des Handbuches soll es sein, unter Berücksichtigung der Gesamt‐Überlieferung (so wie sie in der Salzburger Neidhart‐Edition SNE 2007, hrsgg. von U. Müller, I. Bennewitz und F. V. Spechtler publiziert ist) einen Überblick über das gesamte Werk und die damit verbundenen Themenbereiche zu geben. Der Querschnitt wird somit zum einen unser heutiges Wissen über den historischen Autor, zum anderen über die unter dem Namen Neidhart überlieferten Lieder einschließlich der sog. ‛Neidharte’ umfassen, jener Lieder also, die im Stil Neidharts eine fortgesetzte produktive Rezeption erfahren haben. Das Handbuch möchte unter Einschluss der bisherigen Forschung zudem einen Ausblick auf die künftigen Aufgabenstellungen in der Neidhartforschung geben.


          Also hätten wir beim Schnabelrauch vielleicht jemanden mit Mundgeruch oder mit rauhem Mundwerk, danke August. Obwohl, der sollte eigentlich andersherum gebildet werden und Rauchschnabel heißen.

          Sehe gerade, den FN gibts auch, mit Deutungsversuch: jemand mit bartumwucherten Mund. https://www.heraldrysinstitute.com/l...d/idc/776350/#

          Und hier mit hübschem Wappen
          Werk: »Beham, Hans Sebald: Wappen der Familie Rauchschnabel« aus der Sammlung »40.000 Gemälde, Zeichnungen und Grafiken«


          Das soll nun nicht heißen, dass Schnabelrauch und Rauchschnabel zwei Varianten ein- und desselben Namens sein müssen.

          Viele Grüße
          Xylander
          Zuletzt geändert von Xylander; 05.06.2019, 17:15. Grund: Rauchschnabel

          Kommentar

          • Verano
            Erfahrener Benutzer
            • 22.06.2016
            • 7819

            #6
            Hatte ich ganz übersehen, Bahlow bietet ja noch mehr an:

            Schnabel, ÜN des Geschwätzigen, bzw. des Gefräßigen, vgl. Kron(Kranich)schnabel, Rau(ch)schnabel, Dürrschnabel,

            Snabelvräß 1135 Köln, Sperrschnabel 1409 Würzburg

            Danach sieht die Deutung für den Geschwätzigen oder Gefräßigen aus.
            Zuletzt geändert von Verano; 05.06.2019, 17:53.
            Viele Grüße August

            Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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            • Laurin
              Moderator
              • 30.07.2007
              • 5644

              #7
              Somit wäre Rauchschnabel derjenige mit Mundgeruch und Schnabelrauch der eigentliche Mundgeruch?
              Vielleicht ist meinem Zahnarzt mal einer der Begriffe "über den Weg gelaufen"?
              Freundliche Grüße
              Laurin

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              • didirich
                Erfahrener Benutzer
                • 02.12.2011
                • 1344

                #8
                Hallo
                Anna Margaretha Schnabelrauch, geb. 1684 in Hütten
                heiratet 1738 den Hans Georg Querengässer in Hütten.
                Man staunt nur was es heute und damals für Namen gab !
                MfG didirich

                Kommentar

                • Xylander
                  Erfahrener Benutzer
                  • 30.10.2009
                  • 6447

                  #9
                  @August Das würde ich nicht daraus entnehmen. Zum einen bezieht sich Bahlows Deutung Geschwätziger, Gefräßiger anscheinend nur auf den einfachen FN Schnabel. In den zusammengesetzten Beispielen spielt diese Bedeutung mE keine Rolle. Siehe Dürrschnabel (unter Dürr) - hagerer Mensch. Das Stichwort Rauchschnabel hat Bahlow leider nicht.
                  Zum andern ist Rau(ch)schnabel nicht unbedingt gleich Schnabelrauch. Z. B. könnte Rau(ch)schnabel ein Mensch mit rauem Mundwerk sein, und Schnabelrauch einer mit Mundgeruch.
                  Viele Grüße
                  Xylander
                  Zuletzt geändert von Xylander; 05.06.2019, 19:54.

                  Kommentar

                  • Verano
                    Erfahrener Benutzer
                    • 22.06.2016
                    • 7819

                    #10
                    Zitat von Xylander Beitrag anzeigen
                    Siehe Dürrschnabel (unter Dürr) - hagerer Mensch. Das Stichwort Rauchschnabel hat Bahlow leider nicht.

                    Ja, das mit Dürrschnabel weiß ich, hatte es aber nur auf die Stelle mit Rau(ch) schnabel abgesehen.

                    Ich bin beim Gefräßigen und Geschwätzigen und meine die Begriffe Rau(ch) und Schnabel können auch die Plätze tauschen.

                    Wurde Mundgeruch früher wahrgenommen? Es stanken doch alle mehr oder weniger.

                    Gab/gibt es auch den Namen Maulrauch/R(a)uchmaul?
                    Viele Grüße August

                    Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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                    • Xylander
                      Erfahrener Benutzer
                      • 30.10.2009
                      • 6447

                      #11
                      Hallo August,

                      beim Platztausch von Grundwort und Bestimmungswort sollte normalerweise auch die Bedeutung wechseln. Ein Bergsteiner ist jemand anderer als ein Steinberger. Im vorliegenden Fall bin ich mir aber auch nicht so sicher. Die jeweiligen Deutungen für die beiden Positions-Varianten unterscheiden sich teils klar, teils sind sie ähnlich.

                      Ziemlich sicher bin ich, dass wir es nicht mit einem Geschwätzigen, Gefräßigen zu tun haben, egal in welcher Stellungsvariante. Ein Rauchschnabel ist vielleicht so etwas wie Rauhschnauze/Kodderschnauze oder wie ein Stinkemaul. Und einen Schnabelrauch würde ich als jemanden mit Mundgeruch oder als Mundrauheit deuten. Der Spott-Ton in dem Bauerntanz macht für mich im Moment den Mundgeruch am wahrscheinlichsten.

                      Schon klar, man stank, aber ganz extreme, übernamenwürdige Stinker wirds schon gegeben haben

                      Maulrauch siehe hier - eine Erfindung?


                      Viele Grüße
                      Xylander
                      Zuletzt geändert von Xylander; 05.06.2019, 22:18.

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                      • Xylander
                        Erfahrener Benutzer
                        • 30.10.2009
                        • 6447

                        #12
                        Zitat von Laurin Beitrag anzeigen
                        Somit wäre Rauchschnabel derjenige mit Mundgeruch und Schnabelrauch der eigentliche Mundgeruch?
                        Vielleicht ist meinem Zahnarzt mal einer der Begriffe "über den Weg gelaufen"?
                        Ja, so meine ich es. Zusätzlich die anderen im vorigen Post genannten Möglichkeiten
                        Viele Grüße
                        Xylander

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                        • Weltenwanderer
                          Moderator
                          • 10.05.2016
                          • 4358

                          #13
                          Hallo miteinander,

                          vielen Dank für die (amüsanten) Erkenntnisse.

                          LG,
                          Weltenwanderer
                          Kreis Militsch: Latzel, Gaertner, Meißner, Drupke, Mager, Stiller
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                          Mein Stammbaum bei GEDBAS

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                          • Xylander
                            Erfahrener Benutzer
                            • 30.10.2009
                            • 6447

                            #14
                            Hallo,
                            hier noch, was Lexer dazu hat


                            Darunter
                            snabel-ræʒe - mund-, redescharf, geschwätzig, vorlaut
                            snabel-rouch - Schnablrauch als fingierter Name aus den Fasnachtsspielen
                            snabel-rûʒ - Schwätzer und Schnabelrausz als fingierter Name aus den Fasnachtsspielen

                            Der Schnabelrauch befindet sich also in einem lexikalischen, wenn auch nicht etymologischen Umfeld, wo es um das Mundwerk geht. Das spricht nun doch für einen Schwätzer, für jemanden, dem "Rauch" aus dem Mund quillt, siehe Namen sind Schall und Rauch.

                            Das heißt, ich revidiere meine Ablehnung des Schwätzers.

                            Den Mann mit Mundgeruch halte ich nach wie vor alternativ oder parallel für denkbar. Auch einen mit starkem Bartwuchs um den Mund, dazu wieder Lexer mit Zweitbedeutung für rouch - haarichte stelle, schamhaar. Siehe auch den Begriff Rauchware für Pelzwerk. Schnabelrauch wäre dann ein "Mund-Pelz".



                            Einen Gefräßigen kann ich nicht herleiten.

                            Viele Grüße
                            Xylander
                            Zuletzt geändert von Xylander; 06.06.2019, 13:29.

                            Kommentar

                            • shiversixupi
                              Benutzer
                              • 27.05.2019
                              • 82

                              #15
                              Hallo weltenwanderer,

                              Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon (1967) bestätigt Laurins Aussage mit der Splittung:

                              Schnabel/Schnebele für Gefräßig oder geschwätzig, vgl. Kron(Kranich)-schnabel, Rau(ch)schnabel, Dürrschnabel Berenger Snabelvrâß 1135 Köln, Hs. Sperrschnabel 1409 Würzburg

                              Rauch (kann von Rau und Räuchlin kommen):
                              Rau: rauhaarig, rauhbeinig, grob

                              Räuchlin: Rauch der Schmiedeesse

                              LG Melanie

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