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Jen89 26.05.2022 10:47

13 jähriger Junge in Loburg
 
Eben im KB Loburg gefunden:

Am 13. Januar [1894] abends 7 1/4 Uhr suchte und fand den Tod durch Überfahren vom Personenzuge der 13 jährige Schüler Ernst Friedrich, ein sehr begabter Knabe. Die Ursache zum Selbstmord ist unbekannt, doch sind die Eltern des Knaben beide vor ungefähr 12 Jahren auch freiwillig aus dem Leben geschieden. Die Leiche des Knaben wurde ohne göttliche Begleitung beerdigt.

Andrea1984 26.05.2022 18:09

Das ist ja traurig. Mögen alle in Frieden ruhen.

SafeHaven 29.05.2022 12:43

Zwei tragische Fälle hätte ich aus der Ahnenreihe meines Freundes zu bieten:

Adelmannsfelden - 1806
Johann Martin Fahrian, Bauer zu Rehmen, ging d.1t dieß in Geschäften
nach Ellwang, wurde aber unterwegs von (...)marzen so heftig
überfallen, daß er kaum das arme Haus erreichte, wo er liegen blieb,
und aller angewandten ärztlichen Hülfe ungeachtet Tags darauf
starb. (..)

Münster (Gaildorf) - 1798
Melchior Cronmüller Unterthan und Bauer in Brö-
ckingen, welcher den 31. Jan. dieses Jahres, da er
nachts von Gaildorf heimgehen wollte, unglücklicher
Weise in den Kocher an dem er nahe vorbeigehen
musste hineinfiel und ertrank und nach vielem
vergeblichen Suchen seines Toden Körpers erst den
6. Apr. h. ai. von ohngefehr gefunden und he-
rausgezogen wurde. Seines Alters 53 Jahr, 8 Monath
und 15 Tag.

Geschichtensucher 05.06.2022 13:44

Puh, von der Dampfmaschine erschlagen...
 
Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
wurde dieser "auswärts gestorbene" Mann. der andere hatte sich in der Flur erhängt, wie einige damals, die nicht mehr wollten.

Sbriglione 20.07.2022 11:34

Hallo allerseits,

ich habe in einem Helmsteder Kirchenbuch aus der Zeit des 30-jährigen Krieges eine ganze Reihe von interessanten Sterbeeinträgen gefunden:

1. "Domin. Oculi Sontags [1628] ist Catharinen Tyllies Kind, welches sie in Verhuren mit einem Soldaten gezeuget und hernach ermordet, in St. Walpurgis begraben".

1a). "Sonnabendt [der erste im März 1628] ist Catharina Lüers oder Tyllies wegen ihrer Kinder mordt ersauffet undt zu St. Walpur. begraben worden".


3. "Mittwochen 2. Julii [1628] wardt Andreas Oldenburgks ein Fleischer der von den Crabaten im Holtze geschossen, zu St. Stephan begraben worden".

4. "Dienstag 31. Januar [1632] wardt Hanß Warnecke ein Soldath, welcher wegen seines Frevels in Johannes Warnecken Hause von den aufgefoderten Bürgern den 24. Jan. umb 10 Uhr des nachts erschossen, zu S. Stephan begraben".

5. "1. Januarius [1632] ist Frantz Jans nachgelassene Wittwe im grossen Tumult wegen des keys. Papenheimischen Kriegsvolcks so dazu hiedurch nach Magdeburgk marschieret begraben worden".

6. "Domin. Cantate [1632] Dienstag wardt ein Knabe von Ochsendorff dem der Rücken entzwei gebrochen, zu St. Lutger begraben".


7. "Domin. XIV post Trinitatis Sontags [1632] Seindt drey Reuter, so alhier uf dme Markte wegen Strassenraubs auf May. Befehl enthauptet, zu S. Gürgen begraben".

8. "Domin. IV Adventus Montagk [1632] wardt ein Soldathe, welcher wegen seines verübten Muthwillens vom Corporall gehauen, das er alßbaldt gestorben, zu St. Stephan begraben".

9. "Domin. Circumcisionis 1633 wardt ein Reuter Zacharias N. auß Behmen so von Soldaten gehauen und davon gestorben, zu St. Stephan begraben".

10. (am nachfolgenden Dienstag) "hat Caspar Johan seine Haussfrauen Catharina Brandes christlicherweise in die Kirche St. Stephani begraben lassen, welche den Dienstag vorher, war der 3. Juli in seinem Hause um 3 Uhr Nachmittags durch den Boden auf die Erde gefallen und den selben Abendt nach 10 Uhr ihr Leben davon geendiget".

11. "9. Juli [1633] zween Soldaten, davon einer vor dem Seperthor von ihrem Fehnrich erstochen, der andere in der alten Schule gestorben, uf S. Wolburgs Kirchoff begraben worden".

12. "14. August [1633] Christoffer Stelborgs, ein Reuter Corporal unterm Rittmeister Funcken uf S. Stephan Kirchof begraben, ist unversehens von ihrem eigenen Volck, als sie auf Parthey gewesen erschossen worden, aus Hansen Hosangs Hause".

13. 5. Maii [1634] Lüdddecke Koch uf S. Steph. Kirchoff begraben, N.B. er hat am 28 Aprilis wollen naher Braunschweig reissen, gehet durch Süplingen, wirdt im Süplingischen Hagen von Bösen Buben jammerlich erschlagen und in den Busch geschleiffet, darnach gefunden worden her in die Stadt gebracht".

14. "28. Novenb. [1634] Hennig N., ein Reuterknecht von Weferling bürtig, unterm Obersten Bej, sein Her ist Andreas Remeke von Hilligersdorf, hat eine Pistollen wollen auswischen, die gehet unversehens ab, und hat den lauff an den leib gehalten und sich selber durchschossen, das er eine Stunde darnach darvon gestorben, und alsobald desselben Tages umf S. Steph. Kirchoff begraben worden".

Grüße!

Gudrid 20.07.2022 13:04

Schlimme Zeiten!

Svenja 20.07.2022 20:25

Hallo

Gerade habe ich bei Matricula im Bistum Augsburg in Schongau (Landkreis Weilheim-Schongau, Oberbayern) eine Zusammenstellung von "Besonderheiten in den Sterbefällen 1608-1618" gefunden.

https://data.matricula-online.eu/de/...10-Beson/?pg=1

Die entsprechenden Original-Sterbeeinträge kann man in den Sterbebüchern von Schongau ebenfalls einsehen. Ich versuche gerade den vollständigen Text zum Sterbefall des Flössers von Lechbruck zu entziffern.

Man findet ihn auf der linken Seite des Scans Nr. 0350 (im Original ist es die Seite 400, wie in der obigen Zusammenstellung vermerkt).
https://data.matricula-online.eu/de/...gau/1-S/?pg=23

... obiit ratiarius (=Flösser) Galli Fichtel de Lechprug filius ... Ist der Ruder ... ... ... gebroch, da er stark gezog, Sch... des Lech bey dem ...wald erfallen, bey der Mülwehr ... ...

Bitte meldet euch, wenn ihr irgendwo entlang des Lechs oder der Donau auf Todesfälle von Flössern aus Lechbruck stösst, vor allem bin ich an Flössern namens Pracht interessiert.

Hier ist noch eine Zusammenstellung von Besonderheiten bei Sterbefällen in Schongau von 1655-1729:

https://data.matricula-online.eu/de/...-Beson-3/?pg=1
https://data.matricula-online.eu/de/...-Beson-3/?pg=2

Gruss
Svenja

consanguineus 22.07.2022 17:44

1678 war man nicht zimperlich!
 
Am 4 Jun(ii). ist Margaretha Öelmans, welche ihr
Hurenkind(lein). in den Unflath sticken laßen,
welches sie doch ihrem Bekäntniß nach wol
lebendig erhalten können von Amt Zylli
auß dem Pforthause gebracht, nach Mulmcke
geführet und daselbst vor dem Amt decollirt,
und nach solcher Execution auf den Hädeberschen
Kirchhoff zwischen 2 Äschen Bäumen an die
Mauer begraben worden.

Svenja 25.07.2022 20:04

Hallo

Inzwischen habe ich mehrere Sterbebücher von Schongau im 19. Jahrhundert durchgeackert. Nebst diversen Unfällen und ertrunkenen Kindern und Flössern findet man auch einige Insassen der "hiesigen Frohnveste". So unter anderem den Räuberhauptmann und Raubmörder Martin Martin, der offenbar zur Spikart'schen Bande gehörte.

Besonders berührt hat mich jedoch das folgende Verbrechen:

Wilhelm Lüsteneder, Scribent beim k. Rentamt, Protestant, geboren in Dinkelsbühl, in Schongau bei Zimmermeister Fichtl, ledig, Starb als Selbstmörder an Stichwunden in das Herz, nachdem er vorher die

Crescentia Müller, Hausmagd, katholisch, geboren in Bernbeuren, in Schongau bei Zimmermeister Fichtl, ledig, durch 7 Dolchstichwunden in das Rückenmark und in die Lunge gemordet hatte.

Wilhelm Lüsteneder, +15. Juli 1853, abends 7 Uhr, () 15 Juli nachmittags, 25 Jahre, Wurde durch die Policeibehörde sine luce et cruce begraben.

Crescentia Müller, +14. Juli 1853, abends 10 Uhr, () 15. Juli abends 6 Uhr, 16 Jahre, 4 Monate, Egger, Pfarrvicar, beerdigte sie feierlich, da sie gestorben als eine Unschuld durch des Mörders Hand.

Matricula, Bistum Augsburg, Schongau, Sterbefälle, Hochzeiten, 1843-1873


Dazu kann man im Familienbuch III von Bernbeuren folgendes nachlesen:

Bemerkung zu Tochter Kreszenz

Dieses brave, tugendhafte, unschuldige Mädchen wurde
1853 den 15. Juli abends 7 Uhr zu Schongau von dem Rentamts-
Schreiber Lüsteneder mit 7 Stichen ermordet im Hause des
Zimmermeisters, wo sie diente, und auch ihr gottloser Coyote, der sich
nach dieser Gruseltat mit einem Stich durchs Herz in die Hölle schickte.
Gottlosigkeit, selbstmörderische Gesinnung, oder/aber vielleicht auch
verschmähte Liebe trieben den Narrischen zum schrecklichen
Doppelverbrechen. Sie ist nun ein Martyrium, er ein Teufel.

Bistum Augsburg, Bernbeuren, Familienbuch III 1845, 1760-1910, Seite 0849


PS: Falls sich jemand für diese Familie Müller/Miller interessiert, ich habe sie in Bernbeuren und Birkland erforscht.
Die Verbindung zur Flösser-Familie Fichtl bestand darin, dass die Rottachmühle, die Vater Miller betrieb, den Fichtls gehörte.

Gruss
Svenja

sternap 29.07.2022 10:00

pfarrkirche braunau. grab steiniger.

fand seinen tod durch straucheln über seinen bis zu den füßen reichenden bart.
https://books.google.at/books?id=IGl...nstadt&f=false

Sbriglione 29.07.2022 10:29

Ich könnte mich wegschmeißen vor Lachen! :D

DAS toppt ja wohl alles! :D :D :D

Sbriglione 01.08.2022 08:36

Ein Eintrag aus einer auf Straftaten bezogenen Seite des Groß Alslebener Kirchenbuches 1714 - 1759:

"Anno 1728 den 12ten 9bris ist Jacob Lützenberg ein Fleischhauerknecht von Aschersleben decolliert und aufs Rad geleget.
Er hatte den 6ten Julii 1728 Nachmittags um 7 Uhr die hiesige Schutzjüdin Nathans Ehefrau nahe hier vor Großen Alsleben auf dem Grüningischen Oberwege sehr übel zugerichtet und mit seinem Stock und Steinen so unbarmherzig tractirt, daß er sie in Andras Niemans damals bestelltes Rocken Stück geschleppet, ihr etwaß Geld genommen; worauf sie als sprachloß von Hans Pommen gefunden der es angezeiget da sie sofort herein geholt, aber nicht sprechen können, ist auch gleich den 7ten Julii 1728 Mittag zwischen 12 und 1 Uhr gestorben.
Der Todschläger machte sich gleich wieder nach Grüningen, daselbst er aber in Verhafft genommen, und nach einigen Wochen hierher ausgeliefert worden.
Darauf wurde nach Hall an den Schöppenstuhl die Acta geschickt, da ihm zuerkant, daß er solle decikkueret und auf das Rad gelegt werden.
Dem äußerlichen Ansehen nach hat er sich zu seinem Tode wohl bereitet, und weilen das hiesige Pastorat wegen Absterbung des seel. Hrn. Past. Zetzsch noch vacant war, so haben selben der Hl. Past. Kratzenstein von Klein Alsleben und der Hl. Past. Ebeling von Alikendorf nach dem Gerichts Platz hingeführet".

Grüße!

Sbriglione 08.08.2022 17:24

Ein Eintrag aus dem Wanzlebener Taufregister 1694 - 1729:

"N.B. Heute den 3 Maii 1725 Nachmittags um 1 Uhr ist in dem alten Kruge zu Domersleben im Stalle ein Feuer aufkommen wodurch in 3 bis 4 Stunden 42 der besten Häuser udn Höfe abgebrandt, auch so gar ein paar Kinder im Hirtenhause mit verbrand seyn sollen, da die Eltern im Felde gewesen, und das Haus verschlossen gehabt.
Ach der Höchste Gott gedenke doch an unseren arme Stadt in Gnaden und verschone unser und nicht nach Sünden Lohne, um unsers Herrn Christus wllen Amen".

SarahEmelie 15.08.2022 20:01

Hallo,


gerade zufällig im Kirchenbuch von Bad Zwesten gefunden: "März 20. Johann Jost (ein uneheliches Kind, dessen angeblicher Vater ein Johann Hermann Löwer zu Zennern, dessen Mutter aber die jetzt hier an Bernhard Schmidt, einen Bettelmann, verheirathete Anna Elisabeth ist) kam am 10t h., da er aus der Altenburg mit einem Bündel Holz über die zugefrorene Schwalm wollte, ums Leben. Das Eis brach nämlich, jedoch nicht weit von jenseitigen Ufer, wo das Wasser nicht sehr tief ist. Er stand lange auf ein Stein und schrie um Hülfe. Die von einigen Anwohnenden getroffenen Anstalten waren vergeblich gewesen. Erstarrt fällt er endlich ins Wasser, aus dem er erst nach 5 Stunden geholt wurde. Alle Mittel, um ihn ins Leben zurückzubringen, schlugen nicht an. Er war alt 15 Jahre weniger 2 Wochen."


Klingt sehr dramatisch und tragisch. Geschehen im Jahr 1796.



Liebe Grüße
Sarah

Sbriglione 15.08.2022 20:46

Nicht unbedingt eine Todesursache, aber dafür ein Problem bezüglich der standesgemäßen Bestattung (weil ich gerade nach langer Zeit nochmal einen Briefwechsel zu dieser Angelegenheit transkribiert habe):

Joachim v. Hopfkorff, der verstorbene Landkomtur der Deutschordensballei Sachsen, lag im Jahre 1632 mehr, als 8 Monate unbestattet in der St.-Catharinen-Kirche zu Braunschweig, weil seine Ordensbrüder aufgrund der zahlreichen Plünderungen, Zerstörungen und nicht zuletzt der Besetzung der allermeisten Ordenshöfe durch irgendwelche Truppen das notwendige Geld für eine standesgemäße Bestattung nicht aufbringen konnten. Schließlich konnte der nötige Minimalbetrag (knapp 200 Thaler) im Zuge der Verhandlungen um die Rückgabe von Ordensbesitz doch noch aufgebracht werden.

LutzM 16.08.2022 11:42

16.03.1702 in Töschen:
den 16. März ist begraben worden georg Hirsche mit einen gesungen Selambt welcher ist auf den Glocken Thurm ist (von) ein Gewitter er Schlagen Worden.

Sbriglione 27.08.2022 16:34

Ich habe heute im Kirchenbuch von Hornhausen (Börde) einen Eintrag gefunden, nach dem zwei Leute am 1. Advent 1770 in einem Orkan umgekommen sind.
Ausgangspunkt der Situation:
der Hornhausener Cantor wollte in Begleitung einer Frau Keiching und deren Tochter nach Oschersleben, um dort die frisch gedruckten Schemata für das neue Schulhalbjahr abzuholen.
Weil die Landstraße extrem kotig war, suchte er am Bruch nach einem besseren Weg und ließ Frau Keiching wartend zurück.
Als er gerade knapp 1000 Schritte vor der Stadt war, brach ein fürchterlicher Orkan mit heftigem Schneetreiben los. Daher versuchte der Cantor, zu seinen Begleiterinnen zurück zu kommen, um sie nach Möglichkeit zu unterstützen, verfehlte angesichts der miserablen Sicht den Weg und geriet dabei in eine extrem sumpfige Ecke namens "Schuckebrunnen", in der er kraftlos stecken blieb und verstarb.

Von seiner Begleitung verstarb die Mutter, während die Tochter etwa 300 Schritte weiter, geschützt durch einen großen Stein, überlebte.

Grüße!

Svenja 10.09.2022 21:47

Hallo

Bei meinen Forschungen in den Sterbebüchern von Peiting (Oberbayern) zufällig entdeckt:

Engelbert Noll, Bauerssohn, Hirschau, Steingaden, ledig, den 10. August 1809 abends ½ 11 Uhr, nach Steingaden abgeführt. Dieser Mensch wurde in einem Aufstand von Franz(osen) mit einem Stein am Kopf geworfen, starb nach 5 Tag an den Folgen dieser Wunde, wurde ... ... ausgesegnet und unter Geläute der Glocken bis ans Ende des Dorfs begleitet.

Erzbistum München und Freising, Peiting-St. Michael, Mischband 1807-1830, Seite 108

In den Sterbebüchern von Steingaden, wo er bestattet wurde, findet man folgenden Eintrag:

Engelbert Noll, Bauerssohn, katholisch, in Hirschau, L… Nr. 5, ledig, … eines Auflaufs von Französischen Militärs mit Steinen todt geworfen. 1809 den 10. August um 9 Uhr abends, den 12. August am obigen Orte (im Kirchhofe zu Steingaden), Alter 24 Jahre, Karl Niggl, Pfarrer

Matricula, Bistum Augsburg, Steingaden, Sterbefälle, 1802-1823, Seite 1111

Gruss
Svenja

Sbriglione 10.09.2022 22:03

Wow,
da wüsste man ja nur zu gerne mehr über die genaueren Hintergründe und über den Ablauf dieses Aufstandes (aber auch darüber, warum der Bauernsohn abgeführt wurde und von wem)...

Svenja 10.09.2022 22:54

Hallo

Seine Leiche wurde nach Steingaden verbracht und dort bestattet, weil das wohl seine Heimat war. Ich würde auch gerne mehr wissen, auch wenn es sich nicht um jemand aus einer meiner Vorfahrenfamilien handelt. Meine Suche in den bayerischen Zeitungen bei digipress verlief jedoch ohne Erfolg. Ich hatte vor einiger Zeit bereits nach Franzosen in Peiting geforscht, d. h. ich habe alle Einträge mit französischen Soldaten aus den Kirchenbüchern abgeschrieben, allerdings nicht bis ins Jahr 1809.

Kürzlich habe ich festgestellt, dass bereits im Jahr 1743 böhmische Soldaten in Peiting auftauchten.

Gruss
Svenja

Sbriglione 10.09.2022 23:05

Danke für die Info! :)

Jule 11.09.2022 00:51

gefunden, als ich in einem Zeitungsportal gestöbert habe.....


Hagen, 26. Mai (1900)(Warnung für Eltern)
Daß man mit kleinen Kindern, die allein in der Wohnung bleiben müssen, nicht vorsichtig genug sein kann, beweist wieder ein trauriger Vorfall in Berlin in der Gneisenaustrasse 61. Die Frau des Handelsmanns Gnewuch, der im dritten Stock im zweiten Hofe wohnt, mußte vor einigen Tagen zum Einholen die Wohnung verlassen. Ihr drei Jahre alter Sohn lag noch im Bett und schlief. Trotzdem stellte Frau Gnewuch vorsichtshalber zwei Stühle vor das Bett, damit der Knabe liegen bleibe, wenn er erwachen sollte, oder im Schlaf nicht herausfalle. Die Fensterflügel band sie am Riegel mit einem Bindfaden zusammen. So glaubte sie, alle Vorsichtsmaßregeln getroffen zu haben, und ging beruhigt weg. Als sie nach kurzer Zeit zurück kehrte, spielte sich auf dem Hofe eine schreckliche Szene ab. Der Knabe war erwacht, hatte das Bett verlassen, die Fensterbank erklettert, den Bindfaden gelöst und das Fenster geöffnet, um nach der Mutter zu sehen. Gerade als diese den Hof betrat, verlor er das Gleichgewicht und stürzte auf das Asphaltpflaster herab. Mit zerschmettertem Schädel blieb er vor den Füßen der Mutter liegen, die fassungslos den kleinen Körper aufhob. Nachbaren, die auf ihren Schmerzensschrei herbeikamen, brachten den Verunglückten in ein Krankenhaus, wo er bald darauf starb.


https://zeitpunkt.nrw/ulbms/periodic...?query=Gnewuch


LG Jule

Brunoni 18.09.2022 14:11

Familientragödie
 
KB Thurland

Am 05.10.1950 wurde der Mechanikermeister Walter Röber, 38 Jahre, evangelisch, begraben.
Bemerkung des Pfarrers: Selbstmord durch Erhängen
Ebenfalls begraben wurden an diesem Tag Gerlinde Röber, 6 Jahre, evangelisch getauft,
und Waltraud Röber, 3 Monate, ungetauft.
Bemerkung des Pfarrers: vom Vater getötet, erschlagen.
Am 12.10.1950 wurde Agnes Röber geb. Lang, 31 Jahre, katholisch, begraben.
Bemerkung des Pfarrers: vom Ehemann durch Hammerschläge mit der Absicht des Tötens tödlich verwundet.
Sie starb am 07.10. in Dessau-Alten im Krankenhaus.

Viele Grüße
Brunoni

fps 18.09.2022 21:29

Unbekannte Verstorbene gab es früher wohl häufiger...
 
Aus dem KB Mehlkehmen/Ostpreußen 1754:

Adoms, dessen Zunahme sein Wirth Druggys aus Szwentiszken nicht anzugeben weiß, ist den 22ten Febr. von einem Baum im Wald erschlagen worden.

Auf derselben Seite ein entsprechender Eintrag, da wurde der Knecht Staszys, dessen Zunahme sein Wirth Jeddunatis nicht anzugeben weiß, ebenfalls von einem Baum erschlagen, sein Alter 60 Jahr.

Andrea1984 22.09.2022 22:18

Etwas seltsam, weil ich, bis dato, nur natürliche Todesfälle gehabt habe z.b. Altersschwäche, Typhus etc.

Doch gerade ist was aufgefallen: Ein Bruder eines Vorfahren von mir ist ca. 1731 geboren und 1745 im Offensee ertrunken, im Alter von 14 Jahren.

Was mag da wohl passiert sein ? Ein Unfall ?
Vielleicht hilft der Sterbeeintrag weiter. Ich habe den Kommentar zu dem Unfall im Sterberegister gefunden.

Ratlose Grüße

Andrea

LisiS 25.09.2022 11:27

Schönen Sonntag!

Hab grad beim Stöbern in einem Sterbebuch einen interessanten Eintrag gefunden, wo eine Rosina Kattpaur am 07.05.1715 während sie am Sonntag statt dem Gottesdienst allein das Haus gehütet hat umgebracht wurde. Räuberisches Gesindel hat das ganze Haus geplündert und ihr die Hand 2 mal gebrochen, ihr 2 Finger fast abgeschnitten und ihr die Hände am Rücken gefesselt und mit 11 Wunden liegen gelassen. Wie die Hausleute nach Hause gekommen sind hat sie noch ein wenig gelebt bevor sie gestorben ist. Die größten Stiche waren wohl am Kopf. 2 Mörder sind gefasst und nach Steyr ins Schloss gebracht worden.

Die ganze Geschichte ist hier über eine ganze Seite nachzulesen.
https://data.matricula-online.eu/de/...%252F04/?pg=22

nav 21.10.2022 20:45

Kein besonders außergewöhnlicher Sterbefall, aber ein Detail ist mir schon aufgefallen. Ansonsten ist der Eintrag sicher auch wegen seiner Detailliertheit interessant zu lesen.

Am 19. Oktober 1900 wird dem Standesamt zu Bocholt angezeigt...

Zitat:

...daß in der Aa vor dem Mühlenwehr der Königsmühle die Leiche einer vielleicht 30-35 Jahre alten Frauensperson am heutigen Tage Nachmittags gegen vier ein halb Uhr aufgefunden worden ist. Dieselbe ist bekleidet mit schwarzem Wollkleide, schwarzer Taille, rothgestreiftem Unterrock, grauen Strümpfen und Zugstiefeln. In der Kleidertasche befand sich ein schwarzes Bügelportemonaie mit 1,21 Mark Inhalt, eine Fahrkarte vierter Klasse von Blumenkamp nach Hamminkeln vom 17. Oktober 1900 Nro 3244 sowie ein Stuben- oder Hausschlüssel. Der Körper der Leiche ist vollständig verwachsen, die Beine sind krumm, das Gesicht ist rund, die Zähne sind braun und lückenhaft, vorn weit auseinanderstehend. Haar und Augenbraunen sind dunkelblond. Da weder Buchstaben eines Namens in der Wäsche vorhanden, noch keinerlei Papiere bei der Leiche vorgefunden wurden, so konnte dieselbe bis jetzt noch nicht recognoscirt werden. Die Größe der Leiche beträgt 1,40 Meter.
In einem Nachtrag vom 5. März 1901 heißt es dann:

Zitat:

Vorbezeichnete am 17. Oktober 1901 in der Aa aufgefundene Leiche ist durch den Ackerer Hermann Hansen zu Hamminkeln als die seiner Tante, der unverehelichten Näherin Johanna Hansen, katholischer Religion, geboren am 16. Mai 1843 zu Hamminkeln, Tochter des verstorbenen Tagelöhners Wilhelm Hansen und der verstorbenen Wilhelmine Witzens rekognoszirt worden.
Tatsächlich war die Verstorbene also 57 Jahre alt statt der geschätzten 30-35 Jahre. Da fragt man sich, wieso hat man sich da so verschätzt? Die restliche Beschreibung der Leiche gibt ja nun keinen Anlass zu der Annahme, Johanna hätte sich einfach gut gehalten. Hat man vielleicht den durch äußere Umstände entstandenen Schaden an der Leiche etwas zu groß eingeschätzt?

Niederrheiner94 21.10.2022 23:26

Zitat:

Zitat von NVMini1009 (Beitrag 1495164)
Tatsächlich war die Verstorbene also 57 Jahre alt statt der geschätzten 30-35 Jahre. Da fragt man sich, wieso hat man sich da so verschätzt? Die restliche Beschreibung der Leiche gibt ja nun keinen Anlass zu der Annahme, Johanna hätte sich einfach gut gehalten. Hat man vielleicht den durch äußere Umstände entstandenen Schaden an der Leiche etwas zu groß eingeschätzt?


Guten Abend!


Stark variierende Schätzungen kenne ich nur von Wasserleichen, die hier in Voerde sehr oft angeschwemmt wurden. Da wurde sich auch schon mal um zehn Jahre verschätzt, wenn die Leiche überhaupt identifiziert werden konnte. Manchmal konnte nicht einmal mehr das Geschlecht bestimmt werden. Vielleicht habe ich es überlesen, aber ich konnte nicht erkennen, wie lange die Verstorbene schon verschwunden oder verstorben war. Ist das vielleicht mit dem Ausdruck "verwachsen" gemeint? Oder einfach nur ausgewachsen? In jedem Fall dennoch sehr ungewöhnlich.


Gruß
Fabian

sternap 21.10.2022 23:39

vom wasser aufgeschwemmte, eventuell hochgekommene leichen, können allein aufgrund des vergrößerten aussehens schwer identifiziert werden, von den sonstigen veränderungen abgesehen.
das gesicht wird außerdem zuerst verschwunden sein.

Bienenkönigin 22.10.2022 10:09

Zitat:

Zitat von Niederrheiner94 (Beitrag 1495197)
Ist das vielleicht mit dem Ausdruck "verwachsen" gemeint? Oder einfach nur ausgewachsen? In jedem Fall dennoch sehr ungewöhnlich.

Ich denke verwachsen bezieht sich hier sicherlich auf verkrümmt, verkrüppelt, mit seltsamen Proportionen; ein etwas altertümliches Wort, bei dem man gleich an den Glöckner von Notre Dame denkt...

VG
Bienenkönigin

nav 22.10.2022 10:53

Zitat:

Zitat von Niederrheiner94 (Beitrag 1495197)
Vielleicht habe ich es überlesen, aber ich konnte nicht erkennen, wie lange die Verstorbene schon verschwunden oder verstorben war.

Anzeige beim Standesamt sowie Fundtag war am 19.10.1900, die Verstorbene trug ein Zugticket vom 17.10.1900 bei sich, war also maximal seit zwei Tagen verstorben.

Zitat:

Zitat von Niederrheiner94 (Beitrag 1495197)
Ist das vielleicht mit dem Ausdruck "verwachsen" gemeint? Oder einfach nur ausgewachsen? In jedem Fall dennoch sehr ungewöhnlich.

Zitat:

Zitat von Bienenkönigin (Beitrag 1495221)
Ich denke verwachsen bezieht sich hier sicherlich auf verkrümmt, verkrüppelt, mit seltsamen Proportionen; ein etwas altertümliches Wort, bei dem man gleich an den Glöckner von Notre Dame denkt...

Alternative: "von Pflanzen bedeckt". Vielleicht hat die Verstorbene auf ihrer Reise durch Wasser einiges an Grünzeug mitgenommen. Aber ob das bloße Vorhandensein von Pflanzen den Begriff verwachsen rechtfertigt?

LisiS 05.11.2022 20:07

Guten Abend!

Ein Schelm wer böses dabei denkt... 8o :wink:

https://data.matricula-online.eu/de/...n/5074/?pg=106

Zitat:

26.06. Vormittag um 10 Uhr 1807
Muggendorf 7

Maria Seidlin Bäuerin
79 Jahre
Todesursache: Von ihrem Mann unvorsichtiger Weise erschossen worden

nav 07.12.2022 14:03

Kein besonders seltsamer Todesfall, aber ein sehr ausführlicher und interessanter Randvermerk in der standesamtlichen Sterbeurkunde, der einen kleinen Einblick in das Geschehen gibt.

Standesamt Haldern Nr. 71/1875:

Zitat:

Zitat von Jan Düffels
Der Anzeigende Jan Düffels erklärte, auf Befragen über die Todesursache Folgendes: Gestern Abend gegen 7 Uhr kam ich die Chausee von Empel nach Rees herunter. Der Tagelöhner Heinr. Booms fuhr mit einer mit Säcken beladenen Karre vor mich her, und hatte sich auf die Karre gesetzt.
In der Nähe des Johann Kroesschen Hauses zu Groin sah ich auf ein mal, daß der g. Boom von der Karre herunterstürzte. Nach meinem Dafürhalten hat ihn das Rad der Karre gefaßt, und ist ihm dasselbe über die Brust gegangen, indem das Pferd in Bewegung blieb.
Als ich an den g. Booms herankam (ich war etwa 30 Schrite hinter der Karre) war der Booms sicher todt.
Ein Weiteres kann ich über die Todesursache nicht angeben. Ich ging nun sofort in das Kroessche Haus und machte den Vorfall bekannt, und darauf ging ich nach Rees um die Anzeige zu machen. Als ich mich nun wieder nach der Unglücksstätte begeben wollte, begegnete mich vor dem Thor von Rees eine Karre auf der die Leiche geladen, und wurde diese in das Leichenhaus auf den katholischen Kirchhof gebracht.
Ein weiteres weiß ich zur Sache nicht.

Der Verstorbene wohnte in Rees, Groin gehörte allerdings zum Standesamtsbezirk Haldern. Im Vordruck ist ein Sterbeort nicht angegeben, nur hier im Randvermerk.

Nico

Sbriglione 11.12.2022 20:15

Ein Sterbeeintrag aus Klein Dedeleben (Fürstentum Halberstadt) aus dem Jahre 1695:

"Pasche Voigten, Schafmeistern auf dem Adelichen Hofe fiel sein Sohn Hennig den 25. May Vormittags ümb 9 Uhr, da er dem Hrn. von Hünecken zu Dienste mit brauen helffen, unversehens rückwerts ub eube Wanne voller heißer Wertke, und verbrandte sich vom Haupte biß auf die Beine (die noch unbeschädigt geblieben) am gantzen Leibe dergestalt, daß, da man ihm die Kleider abgezogen, seine Haut zugleich mit abgezogen wurde und wurde also lebendig gleichsahm geschunden; Welcher Brand, wie ein jeder leichtlich erachten kan, ihm unsägliche Pein und unbeschreibliche Schmerzen verursachte; Welches elende Spectackel keiner ohne großer Hertzens Bewegung und Thränen vergießen ansehen noch anhören können. In welcher Angst und Marter er bey die 34 Stunden zugebracht, biß endlich sein sehr frisches und bluthjunges Hertz darüber zerbrochen, und er den 26 ten May abends zwischen 5 und 6 Uhr jämmerlich doch seeliglich seinen Geist daran aufgeben müßen, und die Märterer Curore (die er mit seines Glaubens und Leidens Kampfe erstritten) ihm von des Brandmeisters Zorn abgesetzt worden. Seines Alters 28 Jahr. Gott verhüte doch ferner in allen Gnaden hier und anderswo dergleichen klägliche Casus, und behüte eine jede Mutter-Seele vor solchem erbämlichen Ende ümb Christi Jesu Willen!"

Bienenkönigin 11.12.2022 20:38

Sehr schlimm!
Aber was bedeutet das hier:
Zitat:

Zitat von Sbriglione (Beitrag 1505208)
...und die Märterer Curore (die er mit seines Glaubens und Leidens Kampfe erstritten) ihm von des Brandmeisters Zorn abgesetzt worden.

Kannst du dir einen Reim darauf machen?

VG
Bienenkönigin

Sbriglione 12.12.2022 01:38

Zitat:

Zitat von Bienenkönigin (Beitrag 1505218)

Kannst du dir einen Reim darauf machen?

Klar: mit dem "Brandmeister" ist der Teufel gemeint, der nach dem damaligen Glauben die sündigen Seelen im Fegefeuer reinigt. Da kaum jemand ohne Sünde ist, kommen zwangsläufig nahezu alle Seelen zumindest auf eine gewisse Zeit ins Fegefeuer. Der Verunglückte hat durch die Art seines Todes einen Teil des Fegefeuers sozusagen zu Lebzeiten vorweg genommen, was ihm eine Reduzierung der entsprechenden Zeit im Jenseits sichern sollte - gleich den christlichen Märtyrern, die teils ebenfalls zu Lebzeiten im Feuer gelandet sind.

Grüße!

Sbriglione 13.12.2022 09:10

Ein Sterbeeintrag aus Groß Dedeleben (Fürstentum Halberstadt) aus dem Jahre 1678:

"den 3 Novermbr. ist Ilsabeth Horsts Kind in Unehren und ehebruch mit ihrer Schwester Man Peter Haßel gezeuget in der still ohne glockenklang undt schülergesang hinter der kirche nebst der mauer an Martin seits gantz begraben worden weliches Kindt zwar lebendig auf die welt kommen, doch aber auf Zureden Peter Haßels alß des Vaters von der Schwiegermutter ermordet und der Halß umbgedrehet auch daß genick eingestoßen und darauf von dessen Großmutter alß Dorothea Marthen Volleidts im Hause gar ermordet worden, welche Mutter undt tochter gefanglich eingezogen und nach dem Helmstätischen Urtheil und Recht hinter Schlanstedt im Teiche bey einer Mühle verseufet wurden geschehen den 22 November dieses Jahres, Peter Haßel als Vater ist nach verlaufen 2 Jahre, wird gnad erfahren, daß er auf frey fuß gestellt und sein Hauß und Hof wieder gewert auch nach gethaner Kirch buß wieder zur Heil. Aldtag (?) zugelaßen worden".

sternap 13.12.2022 12:56

Zitat:

Zitat von Sbriglione (Beitrag 1505500)
Ein Sterbeeintrag aus Groß Dedeleben (Fürstentum Halberstadt) aus dem Jahre 1678:



kennst du dich aus, was passierte?

Sbriglione 13.12.2022 14:43

Zitat:

Zitat von sternap (Beitrag 1505557)
kennst du dich aus, was passierte?

In wiefern?

Ich kenne im konkreten Fall nur den Sterbeeintrag und muss zugeben, dass ich doch etwas verwundert war, dass der Kindsvater dermaßen glimfplich davon gekommen ist.

Dass das Kind nicht auf dem Kirchhof bestattet wurde, lag daran, dass es nicht getauft worden war; die Todesart der beteiligten Frauen entsprach exakt den damaligen Gepflogenheiten bei der Ermordung neugeborener Kinder.
Auch, dass das Urteil von einer an einer Universität angesiedelten Spruchkammer gesprochen wurde, war damals üblich.
Die Verhandlungen und die Umsetzung der Todesurteile dürfte den damaligen Regelungen gemäß durch das Gericht des Amtes Schlanstedt erfolgt sein, die sich aber - auch das war damals üblich - sicherlich bezüglich des Vorgehens in jedem einzelnen Schritt mit der Spruchkammer abstimmen und dessen Anweisungen befolgen musste.

Beste Grüße!

Sbriglione 13.12.2022 14:48

Noch ein Sterbefall aus dem gleichen Kirchenbuch:

"Den 14 junii [1686] ist Heinrich Weitzen, ein Knecht bei Andreas Diederichs alhier dienendt von Remlingen bürtig Mitwochen nach Pfingsten in der Leimbkuhl oder Gruben nach Pabstorf hin, alß er auf Befhel seines Hrn. Leim losgegraben, plötzlich mit erden befallen undt nach einer halben stunde wieder ausgegraben und todt gefunden worden, christlich begraben worden".

P.S.: mit "Leim" war natürlich kein Leim, sondern Lehm gemeint...


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