Hallo zusammen,
Hintergrund für dieses Thema ist meine intensive und bislang erfolglose Suche nach einer ganz bestimmten Quelle, Urkunde, Notiz ...
Die Rückwärtssuche nach und das Finden von Vorfahren basiert grundsätzlich auf Einträgen z.B. in Kirchenbüchern, die zunehmend online verfügbar sind und teilweise bis in 17. Jahrhundert zurückgehen. So findet man z.B. in Geburts-, Tauf-, Heirats- oder Sterbeeinträgen meist auch Angaben zu Eltern, Ehegatten oder Kindern. Auf diese Weise können Familien (Eltern und Kinder) gebildet werden und gezielt weiterverfolgt werden. So ergibt sich auch der Zusammenhang mehrerer Familiengenerationen. Wenn man Interpration und Spekulation (könnte passen) ausschließt, sind diese Quellen schon sehr belastbar.
Ganz anders sieht es aus, wenn man Anschluss ins Mittelalter gefunden hat und nach damaligen und weiterführenden Nachweisen oder Belegen dieser Zeit sucht. Da gibt es z.B. zahlreiche Stammlinien, Stammtafeln ... in gedruckter Form, in denen oft sehr viele Personen mit ihren Ehegatten und Kindern über mehrere Generationen dargestellt werden. Außerdem wurden im 19. Jahrhundert unzählige Bücher und Sammelwerke mit historischen und genealogischen Themen verfasst, in denen man Massen an teilweise sehr detaillierten Informationen zur Geschichte von Regionen, Orten oder Familien (vielfach auch Adel und Rittergüter ...) findet. Meist gibt es auch Verweise auf Urkunden, die man u.U. inzwischen sogar in Staats-, Landes- oder Gemeinearchiven im Original und/oder als (gekürzte) Regesten findet. Und genau hier beginnen meine Fragezeichen - und sie werden immer mehr ...
Die archivierten und vielfach zugänglichen Originalurlunden des (frühen) Mittelalters befassen sich fast ausschließlich mit Kauf, Verkauf oder Belehnung. In der Regel wurden da nur Namen und ggf. Herkunft und/oder Beruf/Stand/Titel der beteiligten (und siegelnden) Personen genannt. Keine Frage, dass in diesen Zeit nicht viel "privates" schriftlich festgehalten wurde, und sich die Urkunden meist auf Besitz und Rechte beschränkten. Eine konkrete Einordnung dieser Personen zu ganz bestimmten Familien (mit Eltern, Ehegatten, Geschwistern, Kindern) ist daher meistens gar nicht möglich.
Verwunderlich auch, dass man in vielen Stammlinien und Stammtafeln oftmals den vollen Namen der Ehefrauen findet, obwohl in den archivierten Urkunden nur der Vorname der Frau steht und in der Regel kein Verweis auf ihre Herkunft. Daraus folgt doch, dass es weitere Belege über die Herkunft der Frau geben müsste. Aber diese findet man nicht.
Ich habe mal eine Stammtafel einer adligen Familie mit etwa 80 Personen über 8 Generationen intensiv nach Quellen untersucht. In der Stammtafel sind teils sehr konkrete Angaben zu Geburt, Heirat, Tod, Beruf, Titel und Ämter ... gemacht. Das Ergebnis ist erschreckend:
- In unterschiedlichen Büchern/Schriften unterscheiden sich einige Namen und Zuordnung von Kindern.
- Die archivierten und zugänglichen Urkunden beschränken sich auf maximal 10 (von 80) Personen und können nicht alle ganz bestimmten Personen sicher zugeordnet werden.
- Ein direkter Zusammenhang zueinander (Verwandtschaft) ist nur bei 4 Personen erkennbar oder möglich.
- Nur eine einzige Ehefrau ist mit vollem Namen (Herkunft) urkundlich benannt, bei 4 Frauen tauchte nur der Vorname in den Urkunden auf. Über 20 Frauen, die in der Stammtafel mit vollem Namen genannt sind, tauchen in keiner Urkunde auf.
Woher wussten also die Verfasser der zahlreichen Bücher, Schriften und Stammtafeln im 19. und frühen 20. Jahrhundert, dass es sich z.B. bei einer genannten Ehefrau "Kunne" konkret um die "Kunigunde von Xy-Burg, Tochter von ..." handelt, wenn diese Information nicht dokumentiert oder archiviert oder zugänglich ist? Wo sind die vielen Dokumentationen oder Informationen von z.B. Heiraten oder Geburten geblieben, die die Verfasser der zahlreichen Bücher im 19. Jahrhundert offensichtlich wohl gehabt haben müssen? Die können ja nicht alle in privaten Kellern verschwunden sein.
Natürlich ergeben sich u.U. weitergehende Informationen aus der Vielzahl archivierter Urkunden, wenn man diese in den Kontext setzt, aber da befinden wir uns durchaus recht schnell im Bereich der Interpretation und Spekulation. Ich wage auch mal zu bezweifeln, dass alle Genealogen unabhängig voneinander geforscht haben und zu gleichen oder vergleichbaren Ergebnisen gekommen sind. Offensichtlich haben auch damals schon viele Verfasser voneinander abgeschrieben und mögliche Fehler übernommen.
Ich für meinen Teil mache mir nunmehr die Arbeit, zu allen Personen urkundliche Nachweise zu suchen und diese Personen besonders zu markieren. Alle Personen ohne urkundlichen Nachweis betrachte ich nur noch als "Suchbegriff" und werde sie nach und nach aus meinem Bestand entfernen.
Liebe Grüße
Lothar
Hintergrund für dieses Thema ist meine intensive und bislang erfolglose Suche nach einer ganz bestimmten Quelle, Urkunde, Notiz ...
Die Rückwärtssuche nach und das Finden von Vorfahren basiert grundsätzlich auf Einträgen z.B. in Kirchenbüchern, die zunehmend online verfügbar sind und teilweise bis in 17. Jahrhundert zurückgehen. So findet man z.B. in Geburts-, Tauf-, Heirats- oder Sterbeeinträgen meist auch Angaben zu Eltern, Ehegatten oder Kindern. Auf diese Weise können Familien (Eltern und Kinder) gebildet werden und gezielt weiterverfolgt werden. So ergibt sich auch der Zusammenhang mehrerer Familiengenerationen. Wenn man Interpration und Spekulation (könnte passen) ausschließt, sind diese Quellen schon sehr belastbar.
Ganz anders sieht es aus, wenn man Anschluss ins Mittelalter gefunden hat und nach damaligen und weiterführenden Nachweisen oder Belegen dieser Zeit sucht. Da gibt es z.B. zahlreiche Stammlinien, Stammtafeln ... in gedruckter Form, in denen oft sehr viele Personen mit ihren Ehegatten und Kindern über mehrere Generationen dargestellt werden. Außerdem wurden im 19. Jahrhundert unzählige Bücher und Sammelwerke mit historischen und genealogischen Themen verfasst, in denen man Massen an teilweise sehr detaillierten Informationen zur Geschichte von Regionen, Orten oder Familien (vielfach auch Adel und Rittergüter ...) findet. Meist gibt es auch Verweise auf Urkunden, die man u.U. inzwischen sogar in Staats-, Landes- oder Gemeinearchiven im Original und/oder als (gekürzte) Regesten findet. Und genau hier beginnen meine Fragezeichen - und sie werden immer mehr ...
Die archivierten und vielfach zugänglichen Originalurlunden des (frühen) Mittelalters befassen sich fast ausschließlich mit Kauf, Verkauf oder Belehnung. In der Regel wurden da nur Namen und ggf. Herkunft und/oder Beruf/Stand/Titel der beteiligten (und siegelnden) Personen genannt. Keine Frage, dass in diesen Zeit nicht viel "privates" schriftlich festgehalten wurde, und sich die Urkunden meist auf Besitz und Rechte beschränkten. Eine konkrete Einordnung dieser Personen zu ganz bestimmten Familien (mit Eltern, Ehegatten, Geschwistern, Kindern) ist daher meistens gar nicht möglich.
Verwunderlich auch, dass man in vielen Stammlinien und Stammtafeln oftmals den vollen Namen der Ehefrauen findet, obwohl in den archivierten Urkunden nur der Vorname der Frau steht und in der Regel kein Verweis auf ihre Herkunft. Daraus folgt doch, dass es weitere Belege über die Herkunft der Frau geben müsste. Aber diese findet man nicht.
Ich habe mal eine Stammtafel einer adligen Familie mit etwa 80 Personen über 8 Generationen intensiv nach Quellen untersucht. In der Stammtafel sind teils sehr konkrete Angaben zu Geburt, Heirat, Tod, Beruf, Titel und Ämter ... gemacht. Das Ergebnis ist erschreckend:
- In unterschiedlichen Büchern/Schriften unterscheiden sich einige Namen und Zuordnung von Kindern.
- Die archivierten und zugänglichen Urkunden beschränken sich auf maximal 10 (von 80) Personen und können nicht alle ganz bestimmten Personen sicher zugeordnet werden.
- Ein direkter Zusammenhang zueinander (Verwandtschaft) ist nur bei 4 Personen erkennbar oder möglich.
- Nur eine einzige Ehefrau ist mit vollem Namen (Herkunft) urkundlich benannt, bei 4 Frauen tauchte nur der Vorname in den Urkunden auf. Über 20 Frauen, die in der Stammtafel mit vollem Namen genannt sind, tauchen in keiner Urkunde auf.
Woher wussten also die Verfasser der zahlreichen Bücher, Schriften und Stammtafeln im 19. und frühen 20. Jahrhundert, dass es sich z.B. bei einer genannten Ehefrau "Kunne" konkret um die "Kunigunde von Xy-Burg, Tochter von ..." handelt, wenn diese Information nicht dokumentiert oder archiviert oder zugänglich ist? Wo sind die vielen Dokumentationen oder Informationen von z.B. Heiraten oder Geburten geblieben, die die Verfasser der zahlreichen Bücher im 19. Jahrhundert offensichtlich wohl gehabt haben müssen? Die können ja nicht alle in privaten Kellern verschwunden sein.
Natürlich ergeben sich u.U. weitergehende Informationen aus der Vielzahl archivierter Urkunden, wenn man diese in den Kontext setzt, aber da befinden wir uns durchaus recht schnell im Bereich der Interpretation und Spekulation. Ich wage auch mal zu bezweifeln, dass alle Genealogen unabhängig voneinander geforscht haben und zu gleichen oder vergleichbaren Ergebnisen gekommen sind. Offensichtlich haben auch damals schon viele Verfasser voneinander abgeschrieben und mögliche Fehler übernommen.
Ich für meinen Teil mache mir nunmehr die Arbeit, zu allen Personen urkundliche Nachweise zu suchen und diese Personen besonders zu markieren. Alle Personen ohne urkundlichen Nachweis betrachte ich nur noch als "Suchbegriff" und werde sie nach und nach aus meinem Bestand entfernen.
Liebe Grüße
Lothar
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