Füsilier in Gerdauen, Ostpreussen 1815

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge
  • jgr93
    Benutzer
    • 05.03.2018
    • 32

    Füsilier in Gerdauen, Ostpreussen 1815

    Hallo!

    Einer meiner Vorfahren war laut seines Heiratseintrags 1815 ein Füsilier in Gerdauen in Ostpreussen. Leider kenne ich mich mit der preussischen Militärgeschichte zu diesem Zeitpunkt nicht aus. Kann mir jemand sagen, ob bzw. wie herauszufinden wäre, um welches Regiment es sich hierbei handeln könnte?

    Vielen Dank im Voraus,

    Jonathan
  • Kleinschmid
    Erfahrener Benutzer
    • 20.01.2013
    • 1239

    #2
    Das Problem wird man vermutlich nicht mehr lösen können.

    Zunächst ist unklar, ob der KB-Schreiber tatsächlich einen Füsilier meinte, denn es gab zu diesem Zeitpunkt keine selbständigen Füsiliereinheiten mehr. Es könnte also auch ein Musketier oder Grenadier gewesen sein - oder ganz allgemein ein Infanterist, aber sicher kein Reiter bzw. Kavallerist. Ich habe mir die weiteren Daten angeschaut. Er wurde 1790 geboren und heiratete am 23.6.1816 eine Witwe in Gerdauen. Es handelt sich demnach nicht um einen Veteranen der altpreußischen Armee, bei der es noch eigenständige Füsilierbataillone gab. Nein, unser Mann wurde erst bei der Neuorganisation und Aufrüstung der neupreußischen Armee gegen Napoleon Soldat, und zwar doch wahrscheinlich in einer ostpr. Einheit. Hier gab es vier (1. - 4. ostpreußische). Das 2. befand sich bis 1817 in Frankreich - scheidet also eher aus. Das 3. kam nach den Befreiungskriegen aber nicht nach Ostpreußen, sondern nach Danzig. Unklar, ob er dazu gehörte. Das 4. war 1816 in Berlin und anschl. für eine Zeit in Posen, dann seit 1818 auch in Danzig. Unklar auch hier, ob er nach dort gehörte. Bleibt das 1. Ostpreußische Infanterieregiment, und tatsächlich marschierte dieses Regiment am 15.3.1816 in Königsberg/Ostpr. ein. Dessen Füsilierbataillon - falls er wirklich Füsilier war - kam am 19.3. nach Gumbinnen und Goldap und entließ seine Reserve am 11.6.1816 nach Hause. Somit hätte er am 23.6.1816 heiraten können.

    Da ist aber viel Spekulation dabei.

    Kommentar

    • jgr93
      Benutzer
      • 05.03.2018
      • 32

      #3
      Mag sein, dass das genau nicht mehr zu lösen ist, natürlich. Ihr sehr hilfreicher Vorschlag ist mir aber durchaus eine Motivation, noch etwas weiter zu wühlen. Vielen, vielen Dank!

      Ich bin zwar noch Laie zu dem Thema, denke aber, Sie haben wahrscheinlich Recht mit dem 1. Ostpreussischen. Ich habe mir mal kurz Alexander Carl von Oelsnitz, Geschichte des Königlich Preussischen Ersten Infanterie-Regiments (1855), vorgenommen. Dort steht, dass Gerdauen offenbar langzeitig zum Regimentskanton für dieses Regiment gehörte (Altpreußisches Infanterieregiment Nr. 2 bzw. 1. Infanterie-Regiment / 1. Ostpreußisches). Es steht dort nicht völlig eindeutig, dass dem ununterbrochen (und damit auch 1816) so war, aber auf S. 355/356 steht immerhin, dass dem Regiment 1733 Gerdauen als Teil des Regimentskantons zugewiesen wurde, und dass dem "noch heute" (also 1855) so war. Oelsnitz wiederholt denselben Ausdruck nochmal auf S. 519, wo es um die Kantone von 1776 geht: "so wie heute noch" gehörte Gerdauen dazu, im Gegensatz zu anderen Ortschaften. Ich hoffe, dazu genaueres zu finden bei von Lyncker, Die preußische Armee 1807 - 1867 und ihre sippenkundlichen Quellen (1939), aber da muss ich warten, bis ich das nächste Mal in der Staatsbibliothek in Berlin bin. Natürlich kann mein Ahne auch woanders angeworben worden sein, aber das 1. Ostpreussische wäre, denke ich, die offensichtlichste Lösung.

      Ich habe bei Oelsnitz mit großer Aufmerksamkeit die Passagen zu 1815/1816 gelesen, wie von Ihnen schon angedeutet. Vielen Dank! Sehr interessant.

      Kommentar

      Lädt...
      X