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-   -   FN Geis(c)hecker in vielen Varianten (https://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=150714)

Kastulus 17.07.2017 11:47

FN Geis(c)hecker in vielen Varianten
 
Familienname: Geischecker
Zeit/Jahr der Nennung: 17.-19.Jh.
Ort/Region der Nennung: Geisenhausen/Vilsbiburg


Guten Morgen,

den oben genannten Familiennamen gibt es in so vielen Varianten -
Geischeker, Geischekher, Geischöcker, Geischökher, Geißökher, Keischekher,
Grischekher, Gischöker, Geischicker, Geisecker.
Manchmal fällt auch die Endung -er ab, dass ich doch gerne wissen möchte, was er bedeuten könnte.

Schönen Tag! Kastulus

Laurin 17.07.2017 13:12

Hallo Kastulus,

sämtlichen Varianten dürfte der FN Geishecker zugrunde liegen, der seine Hauptverbreitung im Gebiet des Mittelrheins hat.
Nach Bahlow: Geishecker (Köln) "Ziegenschlachter" - ein Berufs(über)name.

Deine Auflistung ist ein gutes Beispiel dafür, wie vor dem sog. "Einfrieren" der FN-Schreibweise arglos "gewütet" wurde.
Im vorliegenden Fall ist der FN Geishecker in Niederbayern wohl eher sehr selten und der erste Namensträger könnte aus dem Rheinland zugezogen sein.
Hier konnte man wohl mit seinem Namen nichts rechtes anstellen, einem bairischen Wort (auch mundartlich) war er nicht zuzuordnen - da sagt man "Goaß" -
und so nahm die Verwirrung durch Verhören und Verschreiben wohl ihren Lauf.

NB: Grischeckher - da hat wohl jemand anstelle Kurrent-"e" ein Kurrent-"r" gelesen.

gki 17.07.2017 15:38

Hallo beisammen,

ich würde das als "Geiß-Ecker" lesen, also jemand der Geißen an einem Eck hielt o.s.ä.

Am untern Inn gab es auch eine Geißecker-Sölde.

Laurin 17.07.2017 16:09

@gki:
In fast allen aufgezeigten Namensvarianten steht vor -ecker ein -h-.
Wieso sollte man dabei statt -hecker nur -ecker lesen?

gki 17.07.2017 19:05

Hallo Laurin,

ich hab das h zur Geiß hinzugezogen. Wenn man es mit zum "ecker" zieht, dann verbleibt man beim ersten Wort mit "sc" am Ende.

Laurin 17.07.2017 20:18

Zitat:

Zitat von gki (Beitrag 1022171)
... ich hab das h zur Geiß hinzugezogen. Wenn man es mit zum "ecker" zieht, dann verbleibt man beim ersten Wort mit "sc" am Ende.

Auch dann wird immer noch kein -ß- daraus.
Und was soll -sc- im Deutschen für ein Konsonant sein? Kenne ich nur aus dem Italienischen - das paßt aber nicht hierher.

Anna Sara Weingart 17.07.2017 21:30

Hallo
Es gab in der Steiermark den FN Geischeck (17. Jht.)

Ebenso in Vilsbiburg als Geischeck geschrieben: http://www.denkmalprojekt.org/dkm_de...870-71_bay.htm

Die Form Geischecker könnte eine für den bairischen Sprachraum typische "-er-Erweiterung" sein.
Gruss

Laurin 18.07.2017 18:10

Liste der Anhänge anzeigen (Anzahl: 1)
Der Hinweis von Anna Sara läßt weitere Gedanken zu.

In Österreich gab es im Jahr 2005 folgende Telefonbuch-Einträge (nach Geogen-AT):
Geisecker - 20 Einträge in Oberösterreich mit Schwerpunkt Unterer Inn (Ried i.Ikr., Braunau a.I., Schärding, Grieskirchen) --> siehe Anhang
Geischnek - 19 Einträge, überwiegend Burgenland
Geissegger - 6 Einträge, davon 2 x Burgenld., 2 x Ried i.Ikr.
Geischnek - 19 Einträge, überwiegend Burgenland
Der FN Geische(c)k findet sich nicht.

Von Interesse ist m.E. nach eigentlich nur die heutige Verbreitung des FN Geisecker im Gebiet des Unteren Inn, gehörte doch u.a. dieses Gebiet jahrhundertelang zum Kurfürstentum Bayern.
Hier liegt ein Zusammenhang mit ähnl. FN in Vilsbiburg / Geisenhausen nahe.

Eine zweite ("bayerische") Etymologie neben der von mir oben gezeigten "rheinländischen" wäre möglich, evtl. ebenfalls bezogen auf Geiß = Ziege.
"Ziegenhirt" kann's wohl nicht sein, dafür gab es bereits althochdt. geizāri. Auch Schmeller, Bayer. WB, hat nichts Passendes.

Kastulus 19.07.2017 10:07

Guten Morgen,

zuerst einmal vielen Dank für die Beiträge. Ein paar Anmerkungen:
1. Was hättet Ihr wohl geantwortet, wenn ich nach einer Maria Geisch-Eckerin gefragt hätte? Gut, dass ich diese Schreibweise erst jetzt entdeckt habe. Sie starb übrigens im "Stock-hauß" in Geisenhausen.
2. Bei meiner Anfangssuche dachte ich auch an das Rheinland, weil die Geiseckerin angeblich einen Schröder geheiratet hatte. Und ein bayrischer Schröder damals schien um 1800 wenig wahrscheinlich. Inzwischen hat sich herausgestellt, dass der Schröder ein Schrödl vermutl. aus der Gegend um Freising gewesen ist (Vorname: Hierenäus, trotzdem nicht gefunden) und geheiratet haben die beiden auch nicht.
3. Vilsbiburg gehört leider zur Diözese Regensburg - bei nächster Gelegenheit wieder zur Nachfrage dorthin.
4. Auffallend ist, dass der FN offenbar in Österreich viel verbreiteter ist als hier. Leider lässt sich auch daraus kein sicherer Schluss ziehen.
5. Auf alle Fälle waren meine G. über 3 Generationen bürgerl. Spielmänner, der Urahn ein Schuster, + nach 1683. Das mit den Ziegen müsste also schon eine Weile her sein!

Nochmals herzlichen Dank, es war wie immer eine interessante Diskussion.

Schönen Tag, Kastulus (weder Ziegenschlachter noch Spielmann!)

Laurin 19.07.2017 10:25

Zitat:

Zitat von Kastulus (Beitrag 1022493)
4. Auffallend ist, dass der FN offenbar in Österreich viel verbreiteter ist als hier.

Das ist nun einmal der Historie geschuldet, wie ich oben bereits erwähnte
Ergo waren mit hoher Wahrscheinlichkeit die "österr." Geiseckers am Inn früher bayerische und keine k.k. Untertanen.
Die Etymologie muß irgendwie auch bayerisch sein - nur eben wie?


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