Ahnenforschung.Net Forum

Ahnenforschung.Net Forum (https://forum.ahnenforschung.net/index.php)
-   Erfahrungsaustausch - Plauderecke (https://forum.ahnenforschung.net/forumdisplay.php?f=38)
-   -   Beruf Strumpfwirker (https://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=165498)

Oliviave 04.09.2018 14:54

Beruf Strumpfwirker
 
Grüßi zusammen,

hab da einmal eine Frage.
Gab es wirklich so viele Strumpfwirker im 19JHD
oder ein Zufall in meinem Stammbaum.


Servus,

Olivia

zeilenweise 04.09.2018 15:04

Keine Ahnung, wie viele Strumpfwirker es gab, aber es ist sicher nicht ungewöhnlich, wenn ein Beruf über mehrere Generationen innerhalb der Familie weitergegeben wird. Gerade wenn es ein Beruf ist, den Kinder leicht von den Eltern lernen können, indem sie zunächst zuschauen, dann Hilfsarbeiten übernehmen und schließlich selbstständig Aufträge bearbeiten.
Auch wurde oft "im Gewerk" geheiratet, zum Beispiel heiratet ein Geselle die Witwe eines Meisters, damit er die Werkstatt übernehmen kann - das lag auch an den Zunftregeln für das jeweilige Handwerk.

Oliviave 04.09.2018 18:58

Vielen Dank, Zeilenweise!
Das ist die Erklärung. Hatte mich schon etwas gewundert, aber macht ja Sinn
das Wissen in die nächste Generation weiterzugeben.
Was mich auch wundern tut, ist die Frage warum man das Strumpfwirken überhaupt als eigenen Beruf unterteilt hat. Scheint irgendwann ausgestorben zu sein. Ich hatte mal gegoogelt und es kam leider nicht zu viel sinnvolles dabei heraus.
Dank dir noch mal und schönen Abend.

Olivia

zeilenweise 04.09.2018 19:09

Hast du auch hier im Forum schon mal die Einträge zu Berufen gelesen? Einige Mitglieder haben auch Buchtipps dazu eingestellt. Dir mag es eine ungewöhnliche Spezialisierung erscheinen, dass jemand nur Strümpfe wirkt, aber in der jeweiligen Zeit hat das sicher einen Sinn ergeben. Wenn es in deiner Familie ein so häufiger Beruf war, dann wäre es doch spannend, mehr darüber herauszufinden, als Google dir präsentiert.

Oliviave 04.09.2018 22:03

Vielen Dank für die Hinweise, daß es im Forum schon dazu Beiträge und sogar Bücher gibt
Bei einer ersten Suche hier im Forum wurde der Beruf Strumpfwirker und Strumpfwirkmeister auch schon etwas erwähnt als Stand oder Beruf.
Danke dir noch einmal und einen schönen Abend!

Olivia

Anna Sara Weingart 04.09.2018 22:06

Hallo,
Der Strumpfwirker betätigte eine komplexe Maschine: den Strumpfwirkerstuhl
https://www.google.de/search?q=Strum...bEQsAR6BAgGEAE

http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Strumpfwirkerstuhl

Die Herstellung der Strümpfe erfolgte also maschinell. Wer eine solche Maschine besaß ließ Andere mitarbeiten, um die Maschine rund um die Uhr am Laufen zu halten. So gab es eben mehrere Strumpfwirker.

http://www.nordbayern.de/region/erla...e=RXJsYW5nZW4=
Viele Grüsse

Anna Sara Weingart 04.09.2018 22:30

Außerdem kam es früher zu Spezialisierungs- u. wirtschaftlichen Konzentrationsprozessen. Das bedeutet, ein Großsabnehmer von Strumpfwaren war einerseits daran interessiert, dass er beim Aufkauf der Waren nicht verschiedene Dörfer abklappern musste um die jeweiligen Strumpfwirker aufzusuchen, andererseits konnten sich infolge Wissensweitergabe unter den Dörflern innerhalb eines Dorfes und ihrer technischen Erfahrungen, einzelne Dörfer auf einem Herstellungsgebiet spezialisieren.
Dies scheint in Deinem Fall zuzutreffen.
Du scheintst also bei Deiner genealogischen Forschung auf ein "Strumpfwirker-Dorf " gestoßen zu sein.

Oliviave 04.09.2018 22:42

Hallo Anna Sara,

vielen Dank für die sehr interessanten Ausführungen und Informationen.
Über die wirtschaftliche Konzentration habe ich noch gar nicht vorher nachgedacht, sondern ging eher von einem Strumpfwirker pro Dorf aus, so
ähnlich wie ein Bäcker oder ein Müller mit einer Art Monopol dann.

Ja, und es ist nicht nur über Generationen weitergegangen, sondern auch
Strumpfwirkerverbindungen zwischen Tschechien und Tochter von Strumpfwirkern aus Bayern. Haben sich wohl auf einem Kongress kennengelernt.

Herzlichen Dank noch einmal und viele Grüße,

Olivia

Anna Sara Weingart 04.09.2018 23:00

Der Handel von Waren war früher weit reichender als man heute denkt: so verkauften meine Verwandten aus dem Zillertal in Tirol Anfang des 19. Jht. ihre Waren (Lederhandschuhe) auf Märkten in ganz Deutschland, bis nach Königsberg in Ostpreußen.

Nur bei verderblicher Ware, und bei Ware mit hoher Nachfrage, war der örtliche Absatzmarkt dominierend: für Bäcker, Metzger, Gastwirte, Bierbrauer etc.

Oliviave 05.09.2018 11:04

Deine Verwandten hatten ja ein riesigen Kundenstamm für die damalige Welt, schon fast Hanse Niveau. Die müssen sehr gute qualitative Lederhandschuhe hergestellt haben!

Vielen Dank für den Hinweis über die unterschiedlichen Verkaufsgebiete bestimmter Güter und Waren. Das finde ich sehr interessant und lehrreich. Habe viel von dir dazu gelernt. Die Museumslink mit den Fotos der historischen Strümpfe sind auch sehr interessant, alle sehr in Trachtform.

Viele Grüße

Olivia


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 05:43 Uhr.

Powered by vBulletin® Version 3.8.8 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.