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renatehelene 16.01.2016 23:28

Gesehen im KB Groß Zarnow 1825

Ein Kind 14 Tage alt stirbt Todesursache "Schwamm im Schlunde"

Was "muß" ich mir darunter vorstellen?

Friedrich 16.01.2016 23:30

Moin Renate,

vielleicht ein Blutschwamm, der das Kind am vernünftigen Schlucken hinderte?

Friedrich

Posamentierer 17.01.2016 16:35

Hallo,

bevor es Kautschuk Sauger/Schnuller/Nuckel gab, wurde anderes für diesen Zweck verwendet. Möglicherweise ist das Kind an einem Schwamm erstickt, der sich aus der Flasche löste?

Lieben Gruß
Posamentierer

Artsch 17.01.2016 18:04

Hallo,

ein Neugeborenes konnte sich bei der Mutter durch das Fruchtwasser mit Phthysis (Schwindsucht, Tuberkulose) anstecken,wenn es in den Mund gelangte während der Geburt. Bei dieser Krankheit wird unter anderem von einer Besetzung von Schwämmchen in Mund, Rachen und Schlund berichtet.
Starb die Mutter etwa später an dieser Krankheit?

Beste Grüße
Artsch

renatehelene 17.01.2016 19:10

Guten Abend Friedrich, Posamentierer und Artsch,

ob die Mutter später auch starb, darauf habe ich nicht geachtet; Hätte ich
aber bemerkt, wenn sie an der "gleichen" Krankheit verstorben wäre.

Danke trotzdem für den input.

Artsch 17.01.2016 19:38

Hallo Renate,

die Schwindsucht könnte sich bei der Mutter mit ganz anderen Symtomen gezeigt haben. Ist ja eine schleichende Krankheit.

Beste Grüße
Artsch

Mariolla 17.01.2016 20:09

Die 2. Ehe des Georg Adam Scharff
 
II. ∞ Reisdorf 1738 d. 23. Octobr., Donnerstags, ist Georg Adam Scharff, ein Witber, Nachbar zu Millingsdorf, mit Jungfer Anna Rosina Ewaldin, Mstr. Hanß David Ewalds, weyl. Inwohner und Leineweber alhier, nachgelassenen eheleibl. ältesten Tochter alhier öffentl. copuliret und vorher 3 mahl proclamiret worden.


III. ∞ Millingsdorf 4. Nov. 1742 Georg Adam SCHARFF, ein gedoppelter Witwer, welcher die zwei ersten Weiber gar schlimm tractiert, der sich auch die andere aus Desperation mit Gifte vergeben, u. Anna Christina, T. d. + Mstr. Hans SELDNER; Schneider in Saaleck.

Folgendes ist geschehen:


Millingsdorf □ 1739: Am 1. März Anna Rosina, 2. Ehefr. d. Georg Adam SCHARFF, mit der er den 23. Okt. v. J. in Reisdorf copuliret worden, von hier weggegangen und hat ohne allen Zweifel zu Eckartsberga, da sie auch eodem die vormittags gesehen worden, Gifft eingekauft und solchen zu sich genommen und verschluckt, worauf sie zu ihrer Mutter nach Reißdorf gegangen und des Nachts verstorben. Der Körper ist den 4. ejus. allda seciert worden vom Hr. Medico Schaffenbergen aus Apolda, welcher Gifft bei ihr gefunden, davon etwas einem Hunde gegeben, der gleich darauf gestorben.


Reisdorf + 1739: „Anno 1739 d. 1. Martii, als Dominica Oculi, ist Sabinen Ewaldin, Wittwe alhier, ihre älteste Tochter, Rosina (welche 1738 d. 23. Octobr. mit George Adam Scharffen, einen Wittwer zu Millingsdorff hier öffentl. copuliret worden) vormittage unter der Kirchen kommen, welche nach Mitternacht um 1 Uhr bey ihr un vermuthet gestorben. Montags darauf, als d. 2. Martii, notificirte mir Tit. Chemnitius, P. zu Milingsdorff, wie Ihm dieser unvermuthete Todt sehr nachdenkl. wäre; weil sie die vorige Woche sollte gesaget haben: Wenn ihr Mann mit ihr nicht anders lebete und es kein Ende nähme, so müste sie sich ein Leids thun.
Die Neustädt. Frau, welche diesen Brief in meiner Abwesenheit mit gebracht, hier referiret, in Millingsdorf gienge die Rede, sie sollte in d. Eckartsberg. Apotheke Gift geholt und sich selbst vergeben haben. Ob nun gleich der Cörper nicht aufgeschwollen; so habe den casum doch dem Hochfürstl. Amte Roßla d. 3. Martii, Dienstags, vormittage angezeiget (welchen Bericht die hiesige Gemeine durch Marc. Meisezahlen nach Roßla gesendet). D. 4. Martii an d. Mittwoche wurde der Cörper dahier in ihrer Mutter Scheune vormittage geöffnet von dem Hn. Licentiat Schäfenberg, Practico zu Apolda und dem Amts Bader in gegen wart des Hn. Rath und Amtmanns, Hn. Jo. Sebastian Schoetters und des Hn. Amtscommissarii, Hebestreits, Bürgermeisters zu Sulza. An den Pulmonibus fandt der medicus ein bedenkl. Indicium und in dem Magen eine scharfe Materie, welche den Magen angefressen, welche er mit genommen, und in utero einen kleinen foetum ohngefehr von 6 Wochen, der noch in seinen ovulo war. Den hat er auch mit genommen, und war sehr carieus anzusehen. D. 5. Martii Donnerstags haben d. H. Rath und Atmann diesen casum ans Hochfürstl. Oberconsistorium nach Weimar berichtet, welches sowohl an Ihn als an mich rescribiret: ihr wollet den Cörper, weil sich nach erfolgter Section an demselben keine Anzeigungen eines gewaltsamen Todtes geäußert, auf den Gottes Acker in der Stille iedoch an einen besondern Orth begraben laßen und nach
Erforderung dieses casus die Eheleute bey nechster Amts-Pedigt zum friedl. Betragen treulich anmahnen.

Welcher Befehl (datirt d. 5. Martii und vom Hn. Hoff Rath Langut unterschrieben war. NB. 15 g ins Consistorium zu senden vor 2 rescripte 5000 sc. und ins Amt und Consistorium dass. Dgl. 2 g pro copia, 1 g dem consistorial. Bothen, den Bericht herum zu tragen.) d. 6. Martii Freytags gegen Mittag in Neustadtl. unter der Predigt aus dem Roßlaischen Amte angekommen und nach Mittage hier vollzogen worden. Da ihr Cörper gantz hinten zur rechten Seite des Gottes Ackers von 4 Männern, welche ihre Mutter hierzu erlesen und dorumb ersuchet, begraben worden.


Dom. Laetare, d. 8. Martii, nahm ich Gelegenheit bey den Worten ohne Weib und Kind, welche damahls mit ihren Männern in Eintracht Christum nachgefolget, Gottes Wort gehöret, die Eheleute zur Einigkeit zu ermahnen. M. Jo. Sonneschmid, p. t. P.


NB. Es hatt Tit. H. Licentiat Schefenberg, Medicus zu Apolda, die scharffe Materie, so Er in ihren Magen bey der Section gefunden und mit sich genommen, hernach separiret und mit einer kleinen Dosi einen kleinen Hund getödtet, und dadurch bewiesen, daß sie arsenicum eingenommen, welchen sie Sontag Oculi zu Eckardtsberge bey dem Hn. Apotheker Bernhardi geholet.“


Nebenbemerkung von mir:


Die 3. Ehefrau (Anna Christina Seldner) verstarb als Witwe d. Georg Adam Scharff im hohen Alter und wurde am 21. April 1798 in Millingsdorf begraben.
Sie hat sich wohl nichts gefallen lassen.


Viele Grüße Mariolla

Gertrud Dinse 19.01.2016 10:42

Zitat:

Zitat von Artsch (Beitrag 894590)
Hallo,

ein Neugeborenes konnte sich bei der Mutter durch das Fruchtwasser mit Phthysis (Schwindsucht, Tuberkulose) anstecken,wenn es in den Mund gelangte während der Geburt. Bei dieser Krankheit wird unter anderem von einer Besetzung von Schwämmchen in Mund, Rachen und Schlund berichtet.
Starb die Mutter etwa später an dieser Krankheit?

Beste Grüße
Artsch

Fruchtwasser gelangt unter der Geburt immer in Nase und Mund.

LG Gertrud

Artsch 19.01.2016 15:42

Hallo,

richtig Gertrud, habe mich missverständlich ausgedrückt.

nicht "wenn" sondern....., während das Fruchtwasser in den Mund gelangte "unter" der Geburt.
Vom Schlucken des Fruchtwassers war auch die Rede.
Aber mich hatte eben beeindruckt, das dies in der Medizin recht früh bekannt war. Wenn ich mich nicht irre, war es eine medizinische Abhandlung aus dem Jahre 1821. Habe schon im Internet gesucht, ich finde aber das ganze Buch nicht mehr.

Beste Grüße
Artsch

renatehelene 22.01.2016 11:18

Hallo,

manchmal wundere ich mich schon, warum ein Pfarrer z.B.
den nachstehenden Eintrag gemacht hat

KB Carnitz Sterbeeintrag

"Gützelvitz - Michael Tancke - gest. 21. May 1769 begraben 29. ej.
War ein Dienstknecht und hatte etwas blödsinniges in seinem Betragen.
Todesursache: Blattern - Alter 28 1/2 Jahre "

Daß er ein Dienstknecht war, hätte vollkommen ausgereicht.

Der Pfarrer zu dieser Zeit war Pfarrer Strecker.


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