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Erst Ahnenforschung, dann Namenforschung: Besonders bei ausgefallenen Namen sollte der Namensdeutung die Vorfahren-Recherche der Namensträger vorausgehen. Sie sollten möglichst für mehrere Jahrhunderte rückwärts angeben können, wo und in welchen Schreibvarianten der Name auftrat.
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Hallo, Kunzendorfer, in Nordböhmen und wahrscheinlich auch Sudetenschlesien heißt „barfuß“ im Dialekt „borbs/barbs“ (mit offenem „o“). Meine Mutter sagt heute noch so. Hilfreich in solchen Fragen könnte das „Sudetendeutsche Wörterbuch“ (Hrsg. Horst Kühnel) sein.
Barfoth-faut(niederdt.)-oberdeutsch Barfuß; der Barfüßermönch.
Auch wenn dies die Bahlow'sche Deutung des FN ist - und Bahlow Hinrik der Barfoten broder Haldensleben 1395 erwähnt:
Im Regelfall konnten Mönche nicht heiraten und Familie gründen - wie hätte der ersteBarfuß genannte Mönch solch einen FN weitergeben sollen?
Besser erscheint mir DUDEN LexFN:
Übername, der auf Beziehungen des ersten Namensträgers zu den Barfüßermönchen (Franziskaner!) hinweist
(z.B. für die B. tätig oder von diesen abhängig sein)
Wohnstättenname für jemanden, der in der Nähe einer Kirche od. eines Klosters der Barfüßermönche lebte.
Die Deutung "barfuß laufender Mensch" erscheint mir zu trivial - zu Zeiten der Herausbildung von FN bildeten unbeschuhte Personen wohl eher die Mehrzahl.
Zu "barbs": Auch im Gebiet sächs. Erzgebirge / Vogtland lautet(e) es "barbsch" für "barfuß"
Zuletzt geändert von Laurin; 30.12.2011, 19:51.
Grund: Korr. (unterstrichen)
wie hätte ein Barfuß genannter Mönch solch einen FN weitergeben sollen?
Mein Vater war für ein paar Jahre Kartäuser-Mönch, die wohl strengste Form unter katholischen Klöstern und dennoch trage ich seinen Nachnamen. Er ist einfach dort ausgebüxt. :-)
Ausserdem wurde das Zölibat nicht zu allen Zeit so streng genommen. Es gab schliesslich auch verheiratete katholische Bischöfe.
Mit fällt zum FN noch die Barfüßerstraße in Göttingen ein, ein Straße die zu einem Kloster der Franziskaner, dem Orden der im Volksmund „Barfüßer“ genannt führte.
Gruss,
Kai
Zuletzt geändert von Kai Heinrich2; 30.12.2011, 20:31.
@Kai:
Es ging bei meiner Anmerkung um die Zeit der Entstehung von Familiennamen, also ca. ab Anfang des 12. Jahrhunderts und um den ersten Namensträger.
Selbstverständlich besitzt heute jeder Mönch einen eigenständigen Familiennamen.
@Kai:
Es ging bei meiner Anmerkung um die Zeit der Entstehung von Familiennamen, also ca. ab Anfang des 12. Jahrhunderts und um den ersten Namensträger.
Selbstverständlich besitzt heute jeder Mönch einen eigenständigen Familiennamen.
So habe ich es auch verstanden. Ich könnte mir halt vorstellen, das ein Mönch der sein Gelübde bricht und dann eine Familie gründet vor Ort immer noch Barfuß genannt wurde, quasi als Spitzname zu seiner beruflichen Herkunft.
So habe ich es auch verstanden. Ich könnte mir halt vorstellen, das ein Mönch der sein Gelübde bricht und dann eine Familie gründet vor Ort immer noch Barfuß genannt wurde, quasi als Spitzname zu seiner beruflichen Herkunft.Nur so als Idee,
"Vor Ort" wird der abtrünnige Mönch wohl kaum mehr gelebt haben können.
Wir können uns eben heute nicht in die Zeit um 1200 "zurückdenken". Da bleibt vieles nur Mutmaßung
vielleicht kann jemand in eines dieser bücher schauen:
autor unbekannt, sudetendeutsche familiennamen aus vorhussitischer zeit", 1957
(enthielt die deutschen familiennamen böhmens und mähren- schlesiens bis 1420).
weiter geht es mit
ernst schwarz, sudetendeutsche familiennamen des 15. und 16. jh, 1973, verlag robert lerche münchen.
ich hoffe, die barfuss sind darin enthalten.
da ja auch ein tiroler auswanderer parfuess verzeichnet ist, erwähne ich hier
karl finsterwalder, tiroler familiennamenkunde, schlern-schriften 284, universitätsverlag wagner, innsbruck 1994
freundliche grüße
sternap
ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.
also, meine These zu der anderen Schreibweise hat zwar keine Beweise,
aber ich denke dass das eine Mundart von dem Wort barfuß ist:
ich kenne den sächsischen Ausdruck dafür: Babsch (mit langem "a"; in meiner Ecke verbreitet, -nich das babsch mit kurzem a, was einen lappigen Zustand beschreibt)
("Na, biste heude widdo ba(a)bsch unnerweschs?" ~> "Und, läufst du heute wieder barfuß?")
vielleicht lassen sich ja noch ein paar Vorfahren von Hans (Johann) Albrecht Reichsgraf von Barfus, * 1635 Mögelin bei Rathenow, ermitteln, nach dem in Berlin-Wedding die Barfusstraße (ist das nich ein schöner Straßenname? ) benannt wurde, und so die Herkunft des Namens ergründen...
Die Deutung "barfuß laufender Mensch" erscheint mir zu trivial - zu Zeiten der Herausbildung von FN bildeten unbeschuhte Personen wohl eher die Mehrzahl.
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