Bei Anfragen in unserem Forum zur Namenforschung bitte folgendes beachten:
In diesem Forum geht es nicht um die Suche nach Vorfahren bzw. bestimmten Namensträgern, sondern nur um die Bedeutung von Namen im Allgemeinen!
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Den Fragebogen, der bei der Themenerstellung vorgegeben ist, bitte immer möglichst vollständig ausfüllen.
Erst Ahnenforschung, dann Namenforschung: Besonders bei ausgefallenen Namen sollte der Namensdeutung die Vorfahren-Recherche der Namensträger vorausgehen. Sie sollten möglichst für mehrere Jahrhunderte rückwärts angeben können, wo und in welchen Schreibvarianten der Name auftrat.
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Interessanter Name.
Laurin wird sicher noch Näheres beitragen.
Die Erklärung, der Name stamme von Flüchtlingen der spanischen Inquisition und gehe auf Portuges bzw. das spanische Burgos zurück ist sicherlich eine Mär.
Naheliegend ist die Abstammung von einem jüdischen NN mit Verbreitung in Tschechien/ Prag und zwar von Zipporah (Porjes / Porges)
vgl.
Dass lt. dieser Quelle heute nur noch 6 Porges in CR existieren ist sicher der Tatsache geschuldet, dass alleine 227 Porges in das KZ Theresienstadt deportiert wurden. Die meisten davon kamen zu Tode (s. letzte Spalte)
die Ausführungen von Huber Benedikt umfassen m.E. nach weitgehend die Kenntnisse zum FN Porges(s).
In meiner onomast. Bibliothek konnte ich lediglich bei Gottschald den FN Porges finden. Hier wird er als "jüdische metronyme Form eines (weibl.) Vornamens Porgia" erklärt; Hinweise auf andere Herkunft finden sich nicht.
Meine weitere Vermutung war eine regionale mundartl. Verschleifung eines ähnl. FN, z.B. Borgis (Kurzform des Heiligen-Namens Liborius). Dies wäre aber für das Sächs. Erzgebirge weniger möglich - hier wird eher aus einem "harten" Konsonanten (p, t) ein "weicher" (b, d) und nicht umgekehrt.
Das Vorkommen des FN Porges / Porgesová in CZ ist seit dem Jahre 2010 weiter geschrumpft, heute (2016) gab es nur noch 3 bzw. 5 Personen.
Daß die höchste Verbreitung des FN Porges heute in Israel ist, wird der Auswanderung aus Mitteleuropa infolge des Holocaust geschuldet sein und könnte somit die jüdische Herkunft dieses Familiennamens bekräftigen.
Meine weitere Vermutung war eine regionale mundartl. Verschleifung eines ähnl. FN, z.B. Borgis (Kurzform des Heiligen-Namens Liborius). Dies wäre aber für das Sächs. Erzgebirge weniger möglich - hier wird eher aus einem "harten" Konsonanten (p, t) ein "weicher" (b, d) und nicht umgekehrt.
Interessanterweise heiratet 1666 in Geyer ein "Johanniß Borgiß". Sein Vater stammt aus Oberwiesenthal. Von diesem wird wohl der Name Porges in Geyer später abgeleitet sein. Da müsste man mal sehen, wie er in Oberwiesenthal geschrieben wurde ...
Vom Gebiet her spricht einiges dafür, Böhmen ist nicht weit entfernt.
Wenn der Name wirklich jüdischen Ursprungs ist, müssen "meine Porgeß" früh konvertiert sein, die erste Erwähnung findet sich vor 1650 und sie waren alle durch die Bank evangelisch.
Ich kenne mich nicht so gut in der Geschichte der Juden in Deutschland aus, aber ich glaube mich zu erinnern, dass sie erst relativ spät Familiennamen annehmen mussten.
Es gibt in Frankreich eine Stadt, die Le Porge heißt, ihre Einwohner werden Porgeais genannt ... wiki
Könnte ebensogut sein, denn in den erzgebirgischen Städten kamen während des Silber-und Zinnbergbaus viele "Fremde" aus ganz Europa.
Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)
Interessanterweise heiratet 1666 in Geyer ein "Johanniß Borgiß". Sein Vater stammt aus Oberwiesenthal. Von diesem wird wohl der Name Porges in Geyer später abgeleitet sein. Da müsste man mal sehen, wie er in Oberwiesenthal geschrieben wurde ...
Hallo rigrü,
ich bin mir bei dem Eintrag von 1666 nicht sicher, ob es B oder P ist...
Ich will mich sowieso an die Oberwiesenthaler wenden, habe die wegen eines anderen noch auf dem Tableau.
@laurin,
Borgis könnte doch sein, denn jenseits der Grenze bei Oberwiesenthal, in Bozi Dar zu deutsch Gottesgab, war man katholisch.
Zuletzt geändert von Bergkellner; 26.02.2018, 19:56.
Wollt' ich für Arschlöcher bequem sein, wäre ich ein Stuhl geworden.(Saltatio Mortis, Keiner von Millionen)
Bei der Namensforschung muss man wohl beide Varianten berücksichtigen. Die Form "Borges" setzt sich in Oberwiesenthal übrigens durch (meint google books).
Abseits sämtlicher Namensbücher lässt sich - bei allem Respekt vor dem Wissen professioneller Namensforscher - sicher auch darüber nachdenken, ob sich von Porges oder Porgis nicht auch ein Bezug zu Walpurgis herleiten lässt. Walporgis als Variante zu Walpurgis findet man bei google books zuhauf. Und eine Silbe zu entfernen liegt sicher auch im Bereich des Möglichen. Leider viel Spekulation und keine Belege aber jüdische Einflüsse scheinen mir wenig wahrscheinlich.
@rigrü:
Eine Ableitung von Walpurgis sehe ich als weniger möglich, ist doch der Ausgangsname dazu Walburga.
Soviel Verschleifung / Lautverschiebung wäre wohl eher unwahrscheinlich.
Ein anderer Gedanke zur Etymologie - entstanden aus mhd. bürge, borge "Bürge, Geisel; Bürgschaft"
Praktisch wäre auch, wenn uns Claudia noch einen Scan aus der originalen Urkunde / Eintragung zur Ansicht posten würde.
Vielleicht hat sie dann auch wieder eine "Sauklaue" eines Pfarrers parat?
Gilt für Porges / Porgess:
Im GGsatz zur Ableitung aus Walpurgis/Walburga ist die Ableitung aus Zipporah aber sehr gut dokumentiert (s.o.) und hundertfache (jüdische) Namensträger nachgewiesen.
Gilt für Porges / Porgess:
Im GGsatz zur Ableitung aus Walpurgis/Walburga ist die Ableitung aus Zipporah aber sehr gut dokumentiert (s.o.) und hundertfache (jüdische) Namensträger nachgewiesen.
1. Ohne Dokumentation würde man aber eben auch bei Zipporah aus heutiger Sicht wohl von zu viel Veschleifung und Lautverschiebung ausgehen. Zipporah beweist ja gerade, wie sehr Namen verschliffen werden können.
2. Gibt es jüdische Namensträger in Prag vor denen in Joachimsthal 1556?
war "Borges" übrigens auch ein Vorname Ob das ein Vorname oder ein Beiname war sei dahingestellt. abgeleitet wohl aus der
Bürgenstellung (vgl Seite 42 der zit. Fundstelle "stehet er unter den 40 Bürgen und nennet sich....)
Diese mögliche Ableitung wurde bereits oben von Laurin dargestellt.
Das oben zu 2) genannte Argument halte ich für sehr kräftig.
Ich kann dazu nichts sagen da mir das Buch von A. Beider zur Geschichte der jüdischen Nachnamen in Prag von 15 -18 Jhdt (anhand der Grabsteine des jüd. Friedhofes) nicht zugänglich ist.
Jewish surnames from PRAGUE (15th - 18th century) by Alexander Beider
Man müsste dort überprüfen , ob der NN Porges (oder eine Schreibvariante ) bereits im 15./ 1.Hälfte 16. Jhdt auftaucht.
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