Schöne Neue Welt? Oder Gute Heutige Zeit?

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  • fps
    Erfahrener Benutzer
    • 07.01.2010
    • 2160

    Schöne Neue Welt? Oder Gute Heutige Zeit?

    Hallo miteinander,

    heute kam mir beim Lesen eines Artikels im "Spektrum der Wissenschaft" in den Sinn, dass wir womöglich die letzte Ahnenforschergeneration darstellen, die sich bei ihren Abstammungs-Recherchen auf die normalen biologischen Vorgänge beschränken kann. Nicht einmal ein mater certa ist mehr garantiert... denn die Gebärende, die bislang immer absolut sicher als die genetische Mutter des Neugeborenen gelten konnte, kann heute eine Leihmutter sein oder aber die Empfängerin einer gespendeten Eizelle.

    Im Artikel stand zu lesen, dass bislang etwa 5 Millionen Kinder nach künstlicher Befruchtung zur Welt gekommen sind. Nicht nur ist die Tendenz steigend, hinzu kommt die wachsende Vielfalt der Methoden.

    In einer Hinsicht liefert die künstliche Befruchtung eine höhere Sicherheit: wenn es sich nicht gerade um anonyme Samenspende handelte, ist die Vaterschaft erheblich sicherer als bei der natürlichen Befruchtung. Das ist allerdings auch schon die einzige "Vereinfachung".

    Kompliziert wird es nicht nur bei anonymer Ei- oder/und Samenzelle, sondern auch folgendes Verfahren führt zu einer recht komplexen Situation: Entnahme des Zellkerns und Einpflanzen in eine entkernte gespendete Eizelle. Dann stammt die mitochondriale DNA von der Spenderin und wird so weitervererbt. Hat das Kind dann drei genetische Eltern?

    Zukunftsmusik ist es bisher, dass zur Zeugung nur weibliche Zellen benötigt werden. Aber was nicht ist, wird mit Sicherheit noch, das lässt sich heute schon erkennen - bei Mäusen ist es tatsächlich gelungen. Macht das Männer überflüssig? Radio Eriwan hätte geantwortet: "Im Prinzip ja..."

    Nähern wir uns mit Siebenmeilenstiefeln der "Schönen Neuen Welt" des Aldous Huxley? (Die dortige Beschreibung einer Zukunftsgesellschaft hat mich immer schaudern lassen.) Werden uns kommende Generationen darum beneiden, wie einfach Ahnenforschung in der "Guten Alten Zeit" war? Was meint ihr?

    Ein nachdenklicher fps

    P.S. Der zum Artikel abgebildete Cartoon zeigt eine Oma, die ihrem Enkel erklärt: "Die kleinen Kinder? Die kommen aus dem 3-D-Drucker." bis
    Gruß, fps
    Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen
  • Asphaltblume
    Erfahrener Benutzer
    • 04.09.2012
    • 1500

    #2
    Biologische Sicherheit gab es aber auch vorher schon nicht wirklich. Das Vertauschen von Kindern ist ja nicht nur ein Märchenmotiv, sondern ist vorgekommen (vor allem seitdem eine Geburt im Krankenhaus üblich wurde) und kommt auch heute noch vor.
    Gruß Asphaltblume

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    • Acanthurus
      Erfahrener Benutzer
      • 06.06.2013
      • 1657

      #3
      Künstliche Befruchtung ist ein Mittel gegen ungewollte Kinderlosigkeit, keine Projektionsfläche für trübe Ahnenforschergedanken.

      Grüße, Acanthurus
      Zuletzt geändert von Acanthurus; 18.11.2013, 05:02.

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      • alpenbiber
        Benutzer
        • 09.10.2012
        • 60

        #4
        Es kam auch früher schon vor, dass der Vater des Kindes nicht der Vater des Kindes war, und auch die Mutter musste früher nicht zwangsläufig die Mutter des Kindes sein.
        Nur ist es damals nicht ganz so technisch zugegangen wie heute ...
        Sicherheit gab es nie, und wird es nie geben ...
        Forsche nach den Namen: Gröschel, Stiehl, Peintner, Gius

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        • franz ferdinand
          Erfahrener Benutzer
          • 15.01.2013
          • 345

          #5
          Zitat von Acanthurus Beitrag anzeigen
          Künstliche Befruchtung ist ein Mittel gegen ungewollte Kinderlosigkeit, keine Projektionsfläche für trübe Ahnenforschergedanken.

          Grüße, Acanthurus
          Ich fand die Ausführungen von fps sehr interessant und vollkommen zutreffend. Und dass das eine (willkommene Abhilfe bei Kinderlosigkeit) mit dem anderen (Folgen für die Ahnenforschung) verbunden sein kann, wird wohl niemand bestreiten.

          Ich sehe diese Folgen auch weniger unter dem Gesichtspunkt der Unsicherheit - diese wird es, wie Asphaltblume und Alpenbiber zutreffend gesagt haben, nie geben können - sondern sehe ein Problem eher in der Frage, welche Linie man nun verfolgen soll, wenn man in voller Kenntnis der Tatsachen ist: Soll man die Linie des sozialen Vater verfolgen, obwohl man genau weiß, dass die Befruchtung durch eine anonyme Samenspende erfolgt ist? Soll man die Spenderin des Eis als Mutter führen oder doch jene Frau, die einen geboren, geliebt und großgezogen hat, ungeachtet der Tatsache, dass es keine biologische Verwandtschaft gibt - welche bisher als das entscheidenden Kriterium in der Genealogie angesehen wurde?

          Das ist kein Kulturpessimismus, sondern schlicht die Beschäftigung mit realen Fragen, die auf Ahnenforscher der Zukunft zukommen werden.

          LG Martin
          Ahnenforschung ist eine Mischung aus Kreuzworträtsel und Puzzle mit der Besonderheit, dass man die Schrift des Rätsels kaum lesen kann und am Anfang fast alle Teile fehlen. Thomas Balderer, SFR

          Forschungsgebiet: Niederösterreich, Oberösterreich, Deutsch-Westungarn, Steiermark, Mittelfranken, Oberbayern, Wien, Oberfranken, Südmähren, Schlesien, Böhmen, Sachsen, Oberpfalz, Oberschwaben

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          • Asphaltblume
            Erfahrener Benutzer
            • 04.09.2012
            • 1500

            #6
            Die Fragen sind interessant, und eine befriedigende Antwort habe ich auch nicht darauf.
            Gruß Asphaltblume

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            • alpenbiber
              Benutzer
              • 09.10.2012
              • 60

              #7
              Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigen
              - sondern sehe ein Problem eher in der Frage, welche Linie man nun verfolgen soll, wenn man in voller Kenntnis der Tatsachen ist: Soll man die Linie des sozialen Vater verfolgen, obwohl man genau weiß, dass die Befruchtung durch eine anonyme Samenspende erfolgt ist? Soll man die Spenderin des Eis als Mutter führen oder doch jene Frau, die einen geboren, geliebt und großgezogen hat, ungeachtet der Tatsache, dass es keine biologische Verwandtschaft gibt - welche bisher als das entscheidenden Kriterium in der Genealogie angesehen wurde?
              Unter dem Gesichtspunkt der Frage wo komme ich her, müsste das ja dann eigentlich die Linie des Spenders sein (zumindest bei der Samenspende) bei der Leihmutterschaft eben diese, nur bei der Eispende tue ich mich schwer, Ei von A und ausgetragen von B ... schwierig!
              Forsche nach den Namen: Gröschel, Stiehl, Peintner, Gius

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              • Schettek-Fieback
                Erfahrener Benutzer
                • 24.07.2011
                • 373

                #8
                Toller Beitrag!

                Wollte letztens was ähnliches posten, nämlich:

                "In wie weit vertraut ihr Kirchenbucheinträgen"

                Ich muss sagen es ist nett Einträge zu haben die mehr als 300 Jahre zurück liegen und ich vermute irgendeine Verbindung gibt es da auch, aber ob das biologisch immer so korrekt war - man bedenke nur wass manche zu fürchten hatten wenn sie unehelich oder gar fremd gegangen sind DAMALS !!!-
                So kommt auch die Frage die mir schon gestellt wurde von Leuten deren Familiengeschichte schon bei den Eltern kompliziert wird:

                "Würde ich auch weiter an dieser Stelle forschen wenn ich wüsste ein Kind wurde da adoptiert?"
                SACHSEN: Schubert, Z i m m e r, R e h n e r t (Dresden), Kunze, Uhlmann, Großmann, Zill, Eichhorn
                BÖHMEN/MÄHREN: Schettek, Weber, Fischer, Hess(e), Křemen, N e r u d a, Schuster, Čeyka / Kowaržik, Axmann, H o r s k y, Ohnmacht, Wiche, Smekal, Wysondil
                SCHLESIEN: T i t z m a n n, Ludwig, Kilian, S c h a u b e, Ziebehl, F i e b a c k, Fröhlich, Münch, Cuchy, Muras

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                • Schettek-Fieback
                  Erfahrener Benutzer
                  • 24.07.2011
                  • 373

                  #9
                  zum Thema hier an sich:

                  Ich finde es sowieso sehr viel unverfänglicher wenn man sich als Geschichtsforscher mit Hilfe der Ahnenforschung an einem konkreten Beispiel ansehen würde!

                  Alleine Nachnamensgebung wird chaotischer in Zukunft und ich denke sowieso (siehe facebook etc) dass evtl das soziale Umfeld mehr und mehr an Bedeutung gewinnt die "familiäre Bande" ist schon längst am aussterben - deshalb erfährt die Ahnenforschung vermutlich auch so einen Hype weil man sich an dem Alten - was man sich konstruiert - gute Familiengemeinschaft versucht festzuhalten u.a. - denke ich.

                  Auch heute sollte man sich die Frage stellen ob man biologisch oder "fürsorglich" (so nenn ich das nun jetzt mal) forscht. Ein adoptiertes Kind gehört ebenso zur Familie(engeschichte) wie ein eigenes.

                  Und wer weiß schon ob die Ahnen denen man teilweise einen so Hohen Platz einräumt überhaupt mit einem klar gekommen wären, vielleicht hätten sie einen nicht gemocht - wäre man immer noch so interessiert an deren Geschichte ?
                  SACHSEN: Schubert, Z i m m e r, R e h n e r t (Dresden), Kunze, Uhlmann, Großmann, Zill, Eichhorn
                  BÖHMEN/MÄHREN: Schettek, Weber, Fischer, Hess(e), Křemen, N e r u d a, Schuster, Čeyka / Kowaržik, Axmann, H o r s k y, Ohnmacht, Wiche, Smekal, Wysondil
                  SCHLESIEN: T i t z m a n n, Ludwig, Kilian, S c h a u b e, Ziebehl, F i e b a c k, Fröhlich, Münch, Cuchy, Muras

                  Kommentar

                  • cliekam
                    Benutzer
                    • 06.05.2010
                    • 80

                    #10
                    Da werden die Informatiker, die Ahnenforschungsprogramme schreiben, aber noch einiges zu tun kriegen, wenn wir demnächst neben den biologischen auch die sozialen Linien eintragen wollen .

                    Kommentar

                    • gki
                      Erfahrener Benutzer
                      • 18.01.2012
                      • 4842

                      #11
                      Zitat von cliekam Beitrag anzeigen
                      Da werden die Informatiker, die Ahnenforschungsprogramme schreiben, aber noch einiges zu tun kriegen, wenn wir demnächst neben den biologischen auch die sozialen Linien eintragen wollen .
                      Mit Gramps ist das heute schon kein Problem, man kann die Rolle des Kindes in einer Familie festlegen, zB. "Adoptivkindkind", und das auch getrennt nach Mutter und Vater.

                      Inwiefern die einzelnen Reporte, die man generieren kann, das berücksichtigen, weiß ich allerdings nicht.
                      Gruß
                      gki

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                      • fps
                        Erfahrener Benutzer
                        • 07.01.2010
                        • 2160

                        #12
                        Zitat von franz ferdinand Beitrag anzeigen
                        Das ist kein Kulturpessimismus, sondern schlicht die Beschäftigung mit realen Fragen, die auf Ahnenforscher der Zukunft zukommen werden.
                        So war es auch gemeint.

                        Gruß, fps
                        Gruß, fps
                        Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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