Warum musste er nochmal nach Deutschland kommen?

[Harbiline]

Hallo liebe Forumsgemeinde,

mich beschäftigt gerade eine Sache, wo mir wahrscheinlich auch die Hintergründe fehlen. Vielleicht kann mir ja jemand von euch weiter helfen:

Meine Oma wurde im September 1921 unehelich in Göttingen geboren. Die Geburt wurde durch die Frauenklinik beim zuständigen Standesamt eingetragen. Der Vater hat dann im Dezember 1921 bei seinem Wohnsitzamtsgericht (Karlsruhe) die Vaterschaftsanerkennung abgegeben, die im März 1922 in die Geburtsurkunde in Göttingen nachgetragen wurde.

Der Vater (Heinrich) ist dann 1929 nach Kanada ausgewandert. Er kam dann im Mai 1935 nochmal nach Deutschland zurück um im Juli 1935 wieder nach Kanada zu gehen. Es scheint also so, dass er nur etwas zu erledigen gehabt hat und deshalb nochmal persönlich nach Deutschland kommen musste. Bei dieser "Erledigung" kann es sich jedoch nicht um die Todesfälle seiner Eltern handeln, da seine Mutter bereits 1930 starb, der Vater erst 1950.

Meine Oma hat immer behauptet nicht zu wissen, wer ihr Vater ist. Kurz vor ihrem Tod hat sie dann ihr Ahnenblatt "hervorgezaubert" und damit auch den Namen ihres Vaters (Heinrich) preisgegeben. Auch ihre Mutter (Emma) hat nie viel über den "Erzeuger" gesprochen, er wurde totgeschwiegen. Wahrscheinlich ist meine Oma als Affäre oder "Unfall" entstanden. Allerdings gibt es Erzählungen, dass sich Emma und Heinrich nach seiner Auswanderung nochmal getroffen haben (das war dann wohl 1935).

Daher nun meine Frage: Gab es rechtlich in dieser Zeit irgendwelche Sachen (Unterhaltsverhandlungen, Konfirmation usw.) bei der der Erzeuger zwingend persönlich anwesend sein musste, so dass er wegen seines unehelichen Kindes nochmal kurzzeitig zurück kommen musste?


Sorry, dass ich soweit ausgeholt habe, aber mir schwirren gerade so viele Gedanken durch den Kopf, dass ich lieber mehr schreibe, als irgendwelche Hintergrundinformationen zu vergessen.

Liebe Grüße

Anika

[Eva64]

Hallo Annika,

das finde ich öfter bei Auswanderern, dass sie für einen kurzen Besuch zurück kommen. Ich denke nicht, dass er wegen rechtlicher Dinge in die Heimat gereist ist. Eher um in der Heimat zu zeigen, dass er erfolgreich war?!

Grüße
Eva

[Harbiline]

Ja das mag ja sein. Aber warum kam er dann nicht 1930 zur Beerdigung seiner Mutter kurz zurück?

Und warum hat er sich mit Emma getroffen, obwohl die beiden außer der Affäre nie wieder Kontakt hatten? Das sind die Punkte, die mich stutzig machen.

Der Mann wurde immer verleugnet und negativ dargestellt, warum sollte er sich dann aus freien, freudigen Stücken nochmal mit der Mutter seines Kindes in Verbindung setzen, wo er doch in Kanada glücklich verheiratet war?

[liseboettcher]

Warum musste er noch einmal nach Dt. zurück?

Vielleicht waren auch ganz andere Sachen zu klären? Staatsbürgerschaft in USA? Urkunden zur Heirat in den USA? Erbe/ Immoblien in Deutschland, Klärung mit Geschwistern?
So etwas wird man wohl nie genau erfahren, es sei denn jemand hat es aufgeschrieben.
MfG
Lise

[Harbiline]

Ja natürlich können das alles Gründe sein. Aber es hätte ja trotzdem sein können, dass es gesetzliche Regelungen zwecks Unterhalt oder sonst was gab.

Danke euch trotzdem

[Hina]

Hallo Anika,

das ist jetzt reine Spekulation und wäre davon abhängig, ob und welche Vermögenswerte er evtl. besaß oder auch von der Mutter geerbt hat. Wer Deutschland verlassen hatte oder verließ, war ab 1931 verpflichtet, eine Reichsfluchtsteuer zu zahlen. Anfangs war das auf einen sehr hohen Vermögenswert bzw. Jahreseinkommen festgesetzt, ab 1934 wurde das aber drastisch nach unten gesetzt, so dass es auch Leute in "normalen" wirtschaftlichen Verhältnissen traf. Das war ein Grund, dass viele, die das vorher nicht betraf, sich nun in Deutschland eine "Unbedenklichkeitsbescheinigung" des Finanzamtes ausstellen lassen mussten, auf der bescheinigt wurde, dass sie diese und andere Steuern bezahlt hatten. Nur damit galten sie als legal ausgereist. Anderenfalls landeten sie auf der deutschen Fahndungsliste und ihr Vermögen wurde eingezogen. Dazu kann es gut möglich sein, dass er Kanadier werden wollte und sich aus der Staatsbürgerschaft des Deutschen Reiches entlassen ließ. Das könnte auch ein Grund sein, warum er sich mit der Mutter traf, denn auch die Unterhaltszahlungen für Kinder mussten in solchen Fällen geregelt werden.

Viele Grüße
Hina

[Harbiline]

Hallo Hina,

auch wenn das natürlich alles nur Spekulation ist, könnte mich das auf den richtigen Weg führen!

Sein Vater war ein großer Hotelier der in verschiedenen Orten in Baden-Württemberg Hotels besaß. Möglich ist ja, dass er seinen Sohn als Eigentümer eingesetzt hatte oder das ein Hotel auf die Mutter überschrieben war und deshalb dann die Erbfolge eintrat. Und Unterhalt hat er wohl bis dato nie für sein Kind gezahlt.

Gab es für solche Sachen zufällig auch eine zentrale Anlaufstelle in Berlin? Es wurde nämlich erzählt, dass Emma ihn "zufällig" in Berlin in der Friedrichstraße gesehen haben soll. Meine Familie lebte aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Berlin bzw. Brandenburg.

Liebe Grüße
Anika