Verheiratete Knechte und Mägde, wo wohnten sie im frühen 18. Jahrhundert?

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  • Scriptoria
    Erfahrener Benutzer
    • 16.11.2017
    • 2757

    Verheiratete Knechte und Mägde, wo wohnten sie im frühen 18. Jahrhundert?

    Hallo,

    kennt ihr Fälle, in denen Knecht und Magd verheiratet waren, aber auf verschiedenen Höfen arbeiteten? Wie war das um 1700? Hatten sie ein gemeinsames Zimmer auf einem der Höfe, oder gar keine gemeinsame Bleibe? Und was passierte, wenn Kinder kamen, gab es überhaupt ein Familienleben für diese Menschen? Vielleicht ist euch so etwas ja schon begegnet, ich finde nichts Brauchbares an realen Beispielen zu diesem Thema.


    Grüße
    Scriptoria
    Zuletzt geändert von Scriptoria; 03.02.2024, 16:36.
  • nav
    Erfahrener Benutzer
    • 30.03.2014
    • 715

    #2
    Bei der Geburt einer Vorfahrin am 06.09.1816 war der Vater laut Geburtsurkunde Perdsknecht und wohnte zu Mennekrath, die Mutter dagegen wohnte zu Oestrich. Beides sind kleine Orte bei der Stadt Erkelenz. Die Eltern waren schon einige Jahre verheiratet und wohnten bei den vorherigen Kindern je beide in Oestrich. Beim vorherigen Kind wurde der Vater noch als Ackersmann bezeichnet. Beim nächsten Kind 1819 wohnten beide Eltern zu Mennekrath, der Vater war weiterhin Pferd-Knecht. Bei den weiteren Kindern wechseln die Berufsbezeichnungen hin und her zwischen Knecht, Ackerer und Tagelöhner. Bei einem Sohn 1829 wurde der Vater als Dienstknecht, die Mutter ausdrücklich als Dienstmagd bezeichnet.

    Bis auf das eine Kind 1816 sind die Wohnorte nicht ausreichend genau angegeben, um beurteilen zu können, ob die Eltern immer im gleichen Haushalt gewohnt haben. Vereinzelt wurde eine Hausnummer angegeben, aber nur explizit bei der Kindsmutter.

    Nico

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    • consanguineus
      Erfahrener Benutzer
      • 15.05.2018
      • 5536

      #3
      Hallo Scriptoria,

      Du stellst da eine sehr interessante Frage! Der Fall eines verheirateten Knechts oder einer verheirateten Magd ist mir vor dem 19. Jahrhundert tatsächlich noch gar nicht untergekommen. Ich frage mich überhaupt, wovon ein Knecht eine Familie ernähren sollte. Seine Entlohnung war nicht allzu üppig. Ich meine, Mitte des 17. Jahrhunderts 20 Rth p. a. als Barlohn.

      Zumeist wird ein Knecht ja nicht in den "Knechtstand" hineingeboren. Es handelt sich, wie auch bei den Mägden, in den allermeisten Fällen um Bauernkinder, die den Hof nicht geerbt haben. Das gilt zumindest für meine Ecke, in der Höfe im Erbgang nicht real geteilt wurden. Die weichenden Erben waren also, sofern sie nicht Soldat wurden oder ihre Abfindung dazu nutzten, sich in einer Stadt auf eigene Füße zu stellen, als Knechte und Mägde entweder bei ihrem Bruder oder bei einem anderen Bauern im Dorf oder in der Nachbarschaft beschäftigt. Häufig ergab sich die Gelegenheit, daß sie eine Witwe oder einen Witwer mit Hof heirateten. Ab da waren sie natürlich kein Knecht oder keine Magd mehr und lebten als Ehepaar unter einem Dach.

      Bin gespannt auf die Antworten, die Du erhältst! Agrargeschichte ist mein Lieblingsthema.

      Viele Grüße
      consanguineus
      Suche:

      Joh. Christian KROHNFUSS, Jäger, * um 1790
      Carl KRÜGER, Amtmann in Bredenfelde, * um 1700
      Georg Melchior SUDHOFF, Pächter in Calvörde, * um 1680
      Ludolph ZUR MÜHLEN, Kaufmann in Bielefeld, * um 1650
      Dorothea v. NETTELHORST a. d. H. Kapsehden, * um 1600
      Thomas SCHÜTZE, Bürgermeister in Wernigerode 1561

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      • gki
        Erfahrener Benutzer
        • 18.01.2012
        • 4843

        #4
        Einfache Lösung in Bayern: Knechte und Mägde durften nur heiraten, wenn sie nach der Hochzeit eben nicht mehr Knechte und Mägde waren.
        Gruß
        gki

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        • Scriptoria
          Erfahrener Benutzer
          • 16.11.2017
          • 2757

          #5
          Nach euren Antworten sieht es im Moment so aus, als wenn es recht unterschiedliche Möglichkeiten gibt.

          Kommentar

          • Scriptoria
            Erfahrener Benutzer
            • 16.11.2017
            • 2757

            #6
            Hallo consanguineus,
            so wie Du es beschreibst, trifft es auch in meinem Gebiet, dem Bistum Salzburg, zu. Es handelt sich um Bauernsöhne und Bauerntöchter ohne Hof. Aber eine Ehe war anscheinend auch in diesem Stand möglich. Das Paar hatte mehrere Jahre vor der Heirat einen unehelichen Sohn, das war aber nichts Besonderes, sondern häufig der Fall. Manche Paare hatten mehrere solcher Kinder bevor sie heirateten. Es gab in den Kirchenbüchern auch kaum die sonst üblichen gehässigen Bemerkungen oder moralischen Verurteilungen. Die Kinder waren schlicht "natürliche Töchter oder Söhne". Nach der Ehe galten sie dann legitimiert.


            Grüße
            Scriptoria
            Zuletzt geändert von Scriptoria; 03.02.2024, 21:32.

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            • gki
              Erfahrener Benutzer
              • 18.01.2012
              • 4843

              #7
              Hallo Scriptoria,

              wie die rechtliche Situation in Hochstift Salzburg war, weiß ich nicht, aber folgendes galt im nahen Bayern bis etwa 1800:

              Uneheliche Kinder wurden zwar im KB nicht unbedingt kritisch eingetragen, aber sie führten regelmäßig zur Verurteilung zu einer Geldstrafe, wohl etwa 10 Gulden, was nicht wenig war. Im Wiederholungsfalle gab es auch Körperstrafen und beim dritten Kind eine Verweisung aus dem Landgericht (wohl nur für den Mann).

              Von daher überrascht mich Deine Aussage zu "mehreren Kindern". Das kenne ich eigentlich nur nach 1800. Salzburg war natürlich nicht Bayern.
              Gruß
              gki

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              • Scriptoria
                Erfahrener Benutzer
                • 16.11.2017
                • 2757

                #8
                Hallo gki,

                meine Beispiele stammen ja aus einer früheren Zeit. Kirchenstrafen wird es sicher gegeben haben. Aber so streng wie bei den Bayern war es wohl nicht.

                Grüße
                Scriptoria

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                • mwrs56
                  Erfahrener Benutzer
                  • 19.06.2011
                  • 137

                  #9
                  hallo,

                  Knechte und Mägde lebten in der Altmark und Mittelmark in der Regel beim Brotherrn.
                  Ich habe Kaufverträge von Bauernhöfen wo der Bettgestelle und Betten der Mägde und Knechte aufgeführt sind. In der Regel hatte in Brandenburg die Bauern sogenannte Beihäuser für das Gesinde. In den KB werden sie als Einlieger oder Knechte genannt.
                  Es konnte mehrere Familien in solchen Häusern wohnen.

                  Gruß Rüdiger

                  Kommentar

                  • Scriptoria
                    Erfahrener Benutzer
                    • 16.11.2017
                    • 2757

                    #10
                    Salzburg hatte noch eine Besonderheit: uneheliche Kinder erhielten den Nachnamen des Vaters, unabhängig davon, ob die Eltern jemals heirateten.

                    Kommentar

                    • Sedulus
                      Erfahrener Benutzer
                      • 11.11.2018
                      • 867

                      #11
                      Zitat von gki Beitrag anzeigen

                      Von daher überrascht mich Deine Aussage zu "mehreren Kindern". Das kenne ich eigentlich nur nach 1800. Salzburg war natürlich nicht Bayern.
                      Guten Morgen,

                      dass stimmt so nicht!

                      Salzburg gehörte um 1800 herum und auch vorher schon einmal zu Bayern.

                      SG

                      Peter
                      Auf der Suche nach den Familien

                      Neugebauer, Wax, Metzner, Tillmann, Neumann, Klein, Siegert und Klose

                      in Schlesien, und den Familien

                      Kral, Schulz (Sulc), Pawelka, Soboda, Tregler/Trägler, Mareček, Frisch, Heyack, Buda, Schwipp, Beyer und Titl

                      im Sudetenland.

                      Kommentar

                      • Geschichtensucher
                        Erfahrener Benutzer
                        • 03.09.2021
                        • 734

                        #12
                        Zitat von Scriptoria Beitrag anzeigen
                        Salzburg hatte noch eine Besonderheit: uneheliche Kinder erhielten den Nachnamen des Vaters, unabhängig davon, ob die Eltern jemals heirateten.

                        Das kann ich für Sachsen und Sachsen-Anhalt für 1782 und 1812 bestätigen, ich würde heute anders heißen, wenn das nicht so gemacht worden wäre
                        Beste Grüße, Iris

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                        • Scriptoria
                          Erfahrener Benutzer
                          • 16.11.2017
                          • 2757

                          #13
                          Hallo Iris,

                          dann ist das also gar nicht so außergwöhnlich. Zumindest konnten sich die Väter so nicht aus der Verantwortung schleichen.

                          Grüße
                          Scriptoria

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                          • Geschichtensucher
                            Erfahrener Benutzer
                            • 03.09.2021
                            • 734

                            #14
                            Hallo Scriptoria, in einem meiner Fälle gab der Erzeuger zwar seinen Namen und erschien zur Taufe, aber ich finde keine weiteren Belege für seine Fürsorge. Zumindest wurde das uneheliche Kind im Testament nicht bedacht und auch in keiner anderen Urkunde als Kind mitgezählt. Das ist eine Familiengeschichte, zu der ich noch gern mehr Quellen finden würde.

                            Bei dem anderen Namensgeber reichte offenbar seine Nennung durch die Kindesmutter, um den Namen zu rechtfertigen. Er war scheinbar zur Taufe nicht vor Ort und wurde wohl "im Befreiungskriege getötet" (1813).
                            Beste Grüße, Iris

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                            • Bachstelze1160
                              Erfahrener Benutzer
                              • 08.02.2017
                              • 716

                              #15
                              Grüß Gottle,


                              da ich in einem Albdorf mit Bauernhausmuseum wohne kann ich das bei Führungen erzählte berichten.

                              Es handelt sich um 2 langestreckte Gebäude mit je 2 Wohnungen, Werkstätten (Schuster, Webstuhl. Leinen Verarbeitung von Flachs zum Stoff) Stall für aller Art Tiere, paar Rinder, Pferde, Ziegen, Hühner im Winter waren alle drin und wärmten auch.

                              Rechts und links, im bessern wohnte die Junge Familie, im anderen die Eltern = Großeltern, da gibt es dann je Schlafzimmer mit Himmelbett, andere Betten sind in den 2 oder 3 Geschossen darüber, es wurde dann gesagt, die Mägde und Knechte ? schliefen bei den größeren Kindern mit, in einem Bett oft mehrere Personen, nur die jüngsten Kinder hatten Wiege oder Bettchen bei den Eltern im Schlafzimmer mit.

                              Wie sie lebten mit genaues weiß ich auch nicht, muss man alten Romanen entnehmen zB Jane Austen zB schrieb schon vor 1800 ihre ersten Bücher, da ist ein Teil auch wahr.
                              Um 11 Uhr läutet wie früher die Kirchen Mittagsglocke das hieß nun kommen die Kinder, oder Mägde mit dem Vesper aufs Feld Sommer oder sie kamen heim zum Essen um 12 Uhr. In den Nachbar Dörfern gibt es auch 12 Uhr Mittagsgeläut, die hört man ja und weiß dann wie spät es ist. Da war dann die Schule aus.

                              Es wird noch erzählt in der Küche wurde gegessen, meistens schwarzen Brei, Musmehlbrei Schrotbrei mit Butter oder Schmalz, wobei Butter auch in die Stadt getragen wurde von den Frauen um Geld zu verdienen.

                              Jeder hatte seinen Löffel und es wurde aus einer Schüssel gegessen.



                              die Häuser in der Stadt hatten ganz oben die Zimmer für Bedienstete, Kammern.

                              Von meinem Großvater, dessen Großvater Domänenpächter war, mit vielen Kindern von 2 Frauen nacheinander, weiß ich als seine Mutter starb, war er 14, und sein Vater Schneider von Beruf starb schon bevor er gestorben war, war er also Vollwaise und erzählte 1898 war das, musst er bei einem Onkel, wohl also Bruder seines Vaters schlafen, der wohl die Domäne bekommen hatte.

                              Im Winter war es damals ziemlich kalt und wie hier im Museum schliefen viele unterm wenig gedeckten Dach, nur Ziegeldeckung. Er ist dann weg und hat eine Banklehre gemacht an verschiedenen Orten in Städten.

                              Könnte mir auch denken, die Knechte schliefen im Heu, da wars wenigstens warm. Kinder gehörten dazu und halfen mit.

                              Freie Tage wie heutzutage gab es höchstens, wenns Sonn und Feiertage waren und die Herrschaften in die Kirche gingen, sonst wurde alles zusammen gemacht.

                              Grüßle
                              Zuletzt geändert von Bachstelze1160; 10.02.2024, 18:45.
                              Dank und herzliche Grüße <3

                              Die Bachstelze


                              Ich sende einen Dank in den Himmel, wenn ein Pfarrer sich Mühe gab zu schreiben, das freut ihn dann!
                              Was die Ahnen wohl so alles mitbekommen, was wir wegen Ihnen uns für eine Arbeit machen!!!

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