Ungereimtheiten in Kirchenbüchern, wie geht ihr damit um?

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  • Doomb
    Benutzer
    • 06.05.2020
    • 17

    Ungereimtheiten in Kirchenbüchern, wie geht ihr damit um?

    Hallo liebe Gemeinde,

    der folgende Text wird etwas länger, um dem Beitrag und dessen Inhalt gerecht zu werden.

    Derzeit stehe ich vor 2 folgenden Problemen, die merkwürdigerweise die gleiche Person betreffen:

    Am 13.04.1802 wird Friederich Christian Jacob Köpke in Reinshagen (Mecklenburg) geboren und am 15.04.1802 getauft.
    1816 wird er dort auch konfirmiert.
    Am 02.11.1827 heiratet er das erste Mal in Voigdehagen (bei Stralsund) eine Frau Pahsdag, welche 1828 bei der Geburt der Zwillingstöchter, wie die Töchter auch, verstirbt.

    Am 29.11.1829 heiratet er erneut in Voigdehagen, seine 2. Frau heißt: Anna Sophia Friderica Barnstein (Namen ist eindeutig "Anna Sophia Friderica", das wird gleich noch wichtig).
    >Und hier beginnt das Mysterium. Ihre Eltern sind angegeben als Johann Joachim Barnstein, Arbeitsmann in Lüdershagen und Christina Meyer.

    Ihre Geburt fand ich dann in Gransebieth, Kirch Baggendorf 23.05.1810 geboren, 25.05.1810 getauft:
    Kind: Anna Sophia Fridrica (2tes Kind)
    Vater: Joh. Joachim Barnstein, Taglöhner in Gransbieth
    Mutter: Christina Margaretha Meier

    Das erste Kind der Eheleute Barnstein/Meier ist am 14. Februar 1808 geboren und wurde am 21. Februar 1808 ebenfalls in Gransebieth, Kirch Baggendorf getauft:
    Kind: Christina Sophia Fridrica (1tes Kind)
    Vater: Johann Joachim Barnstein, Taglöhner in Gransbieth
    Mutter: Christina Margaretha Meier

    Jetzt die Mysterien:
    1.)
    Am 25.07.1830 wird geboren und am 01.08.1830 in Voigdehagen getauft Johann Christoph Wilhelm Köpke (1tes Kind)
    Vater: Friderich Jacob Christian Jacob Köpke, Schäferknecht zu Lüdershagen
    Mutter: Joachime Catharina Maria Stiernberg ???

    Es wird nicht als uneheliches Kind gekennzeichnet, eine Heirat zwischen Köpke und Stiernberg ist auch nicht auffindbar.

    Nach viel, viel Recherche fiel mir auf, dass nach der Hochzeit Köpke + Barnstein direkt die Hochzeit Johann Christian Stüdemann + Joachime Catharina Stiernberg folgte.

    Anschließend habe ich nach Kindern Stüdemann+Stiernberg gesucht und wurde auch fündig:
    24.09.1830 totgeborener Knabe von Johann Christian Stüdemann, Schullehrer in Lüdershagen, Mutter nicht angegeben.
    21.11.1832 ein Knabe
    Vater: Johann Christian Stüdemann, Schullehrer in Lüdershagen
    Mutter: Catharina Maria Joachima Sternberg
    09.10.1834 eine Tochter
    Eltern wie oben.

    Das erste Kind der beiden schließt schon einmal aus, dass sie die Mutter von Johann Christoph Wilhelm Köpke ist.
    Am 14.09.1851 heiratete dieser, im Alter von 21 Jahren, in Greifswald St. Nikolai. Als Eltern werden dort angegeben:
    "Friedrich Jacob Christian Köpke, Schäferknecht zu Lüdershagen. Die Mutter ist im Taufschein nicht genannt, nach Angabe des Bräutigams heißt sie Sophia, geborene Bartenstein."

    Ich bin bis dato somit davon ausgegangen, dass der Taufeintrag nachträglich erfolgte und der Schreiber einfach in der Zeile verrutschte.
    Würdet ihr das ebenso handhaben oder gibt es noch eine andere Erklärung?

    2.)
    Der Verbleib vom Ehepaar Köpke + Barnstein war mir lange Zeit nicht bekannt. In Greifswald stieß ich dann auf eine Sterbeurkunde vom 06. März 1878 in Greifswald in welcher ein Heinrich Johann Friedrich Köpke im Alter von 43 verstarb (somit 1834-1835 geboren), als Eltern wurden angegeben:
    "der zu Seemühl bei Stralsund verstorbenen Eheleute Arbeitsmann Köpke, desssen Vorname nicht bekannt ist, und Friederike Barnstein/Bartstein".
    Leider habe ich keinen Zugriff auf die Taufregister aus Pütte, Kontaktversuche waren schwierig und eine Reise dorthin steht noch aus um die Bücher in Person zu sehen. Allerdings konnte ich jemanden ausfindig machen, der die Sterbefälle von 1792-1848 besitzt und dieser teilte mir folgenden Sterbefall mit:
    "Am 01.07.1840 stirbt der Einliger Christian Friedrich KÖPKE, gewohnt und gestorben in Seemühl, 38 Jahre, an Nervenfieber, geboren zu Mecklenburg, Ort unbekannt."

    Das Alter passt, nur sein 3. Vorname Jacob fehlt. Auch hier gehe ich nach wie vor davon aus, dass es sich um die gesuchte Person handelt.
    Jetzt fehlte noch der Verbleib seiner Frau, die er, wie oben bereits geschrieben, 1829 heiratete:
    Anna Sophia Friderica Barnstein, geboren den 23.05.1810 in Gransebieth.

    Durch einen weiteren Zufallsfund stieß ich auf eine weitere Sterbeurkunde, dieses mal vom 07. August 1890 aus Stettin.
    Hier starb:
    "die Wittwe Benthin, Caroline Wilhelmine Christiane geb. Starck, 47 Jahre, geboren zu Steinhagen ... Tochter des Einliegers Johann Christoph Starck und dessen Ehefrau Anna Sophia geb. Barnstein, beide todt."

    Steinhagen liegt quasi einen Steinwurf von Pütte entfernt.

    Der Forscherfreund der mir vorher bereits den Sterbefall mitteilen konnte, konnte auch eine Heirat finden:
    "Am 13.12.1840 heirateten in Steinhagen:
    Der Einlieger Johann Christoph Starck aus Jacobsdorf (Jakobsdorf), 42 Jahre
    und
    Sophia Friederica Barnstein, verwitwete Köpke, 32 Jahre
    ...
    Eltern der Braut: Einlieger Johann Joachim Barnstein und Marg. Chr. Meier"

    Meine erste Freude wurde dann schnell dadurch getrübt, dass das Alter mit 32 Jahren nicht stimmen kann, weil sie 1810 geboren wurde und 1840 geheiratet hat - dann wäre dies nämlich 30 Jahre.
    Auch fehlt hier der Vorname Anna. Denn sowohl sie, als auch ihre 1808 geborene Schwester hießen beide "Sophia Friederica*" mit 2. und 3. Vornamen.
    Bei ihrer Schwester wiederrum würde beides passen, nur "verwittwete Köpke" (meines Wissens nach) nicht.

    Beim 1830 geborenen Sohn heißt die Mutter in seinem Traueintrag[1851]: Sophia Bartenstein [nach eigener Angabe, da im Taufschein nicht angegeben].
    Bei dem ca. 1832 geborenen Sohn heißt die Mutter in seinem Traueintrag[1857]: Anna Sophia Friederike Barnstein.
    Bei dem 1834-1835 [vermutlichen] Sohn heißt die Mutter in seiner Sterbeurkunde[1878]: Friederike Barnstein.
    Bei der 1843 [vermutlichen] Tochter aus 2. Ehe heißt die Mutter in ihrer Sterbeurkunde[1890]: Anna Sophia Barnstein.

    Einen Sterbeeintrag konnte ich dann in Greifswald, St. Nikolai zum 22.09.1853 finden:
    "Die Ehefrau des Arbeitsmannes Christoph Stark, Sophia, geb. Barnstein.
    Geburts=Ort ist Gransrig, im Alter von 45 Jahren an Cholera"
    Und wieder ist's 1808 und nicht 1810 - wie ursprünglich von mir erwartet.
    Zu Christoph Stark fand' ich folgenden Eintrag [der nicht viel hilfreicher ist]:
    "Am 11.06.1869 nachts um 2 Uhr starb Christoph Stark, Arbeitsmann, Geburtsort unbekannt, gestorben in Greifswald, Alter in den siebzigern an Altersschwäche."

    Nach der endlosen Textwand:
    Wie könnte ein weiteres Vorgehen aussehen?
    In den Kirchenbüchern von Pütte / Steinhagen könnte ich wohl 1832, 1834-1835 und 1843 nach Geburten suchen und selbst wenn dort der korrekte Name steht, ist das Problem mit dem Alter nicht gelöst.

    Eine Volkszählung welche diese Ortschaft zu dieser Zeit mit einbezieht konnte ich nicht ausfindig machen.

    Habt ihr weitere Vorschläge oder gar Fragen, falls etwas noch unklarer sein sollte?

    Liebe Grüße,
    Doomb
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 3326

    #2
    Hallo Doomb:


    Zu Fall 1) Ja, da würde ich mich nicht zu sehr mit der falschen Mutter im Taufeintrag stören - solche Ausrutscher passieren immer wieder.


    Zu Fall 2) Hier stören mich auch nicht die Fehlrechnungen (Pfarrer sind bekannt dafür, nicht gut mit Mathe zu sein). Aber die 1808 geborene Christina Sophia Fridrica doch störend. Ich würde mich also darauf konzentrieren, herauszufinden, ob sie anderswo geortet werden kann. Wurde sie zeitgerecht etwa 1822 konfirmiert, oder ist sie schon vorher verstorben? Gibt es auch einen Konfirmationseintrag etwa 1824 für die Anna? Falls beide konfirmiert wurden, gibt es einen Traueintrag oder einen späteren Sterbeeintrag für die Christina (oder einen Auswanderungsbeleg auf einer Passagierliste)? Falls die Christina als entweder ledig verstorben oder andersweitig verheiratet belegt werden kann, dann kann man die Sophia Stark, verw. Köpke, geb. Barnstein ruhig als die Anna nehmen, trotz der 2 zuvielen Jahre.


    VG


    --Carl-Henry
    Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

    Kommentar

    • Doomb
      Benutzer
      • 06.05.2020
      • 17

      #3
      Zitat von Gastonian Beitrag anzeigen
      Hallo Doomb:


      Zu Fall 1) Ja, da würde ich mich nicht zu sehr mit der falschen Mutter im Taufeintrag stören - solche Ausrutscher passieren immer wieder.


      Zu Fall 2) Hier stören mich auch nicht die Fehlrechnungen (Pfarrer sind bekannt dafür, nicht gut mit Mathe zu sein). Aber die 1808 geborene Christina Sophia Fridrica doch störend. Ich würde mich also darauf konzentrieren, herauszufinden, ob sie anderswo geortet werden kann. Wurde sie zeitgerecht etwa 1822 konfirmiert, oder ist sie schon vorher verstorben? Gibt es auch einen Konfirmationseintrag etwa 1824 für die Anna? Falls beide konfirmiert wurden, gibt es einen Traueintrag oder einen späteren Sterbeeintrag für die Christina (oder einen Auswanderungsbeleg auf einer Passagierliste)? Falls die Christina als entweder ledig verstorben oder andersweitig verheiratet belegt werden kann, dann kann man die Sophia Stark, verw. Köpke, geb. Barnstein ruhig als die Anna nehmen, trotz der 2 zuvielen Jahre.


      VG


      --Carl-Henry
      Hallo Carl,

      vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Mittlerweile konnte sich das etwas auflösen (auch dank Dir!):
      Die 1808 geborene Schwester konnte ich tatsächliche in den Sterbebüchern von Gransebieth finden - sie ist nur wenige Wochen alt geworden.

      Desweiteren konnte ich sie im Bestattungsverzeichnis von St. Nikolai in Greifswald finden, auch dort ist sie 2 Jahre älter als sie sein sollte, zieht sich also wie ein roter Faden durch.
      Glücklicherweise sollen in den nächsten Wochen die Kirchenbücher von Steinhagen auf Archion erscheinen, sodass ich dort mehr Informationen bekommen werde.

      Vielen Dank nochmal für den Denkanstoß!

      Kommentar

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