Frage zu Bauernstempel

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  • beck2oldschool
    Benutzer
    • 10.05.2023
    • 17

    Frage zu Bauernstempel

    Hallo zusammen,
    ich habe eine Frage zur Sphragistik. Ich habe ein Familiensiegel gefunden und verstehe die Wörter in dem Siegel nicht. Das Kreuz erklärt sich von selbst, denke ich, die 5fach gezackte Krone auch, aber mit den Wörtern kann ich nichts anfangen. Google Translator erkennt hier auch keine passende Sprache. Weder Latein, noch griechisch, noch polnisch, noch tschechisch.
    Das Siegel stammt aus Muschau / Südmähren, heutiges Teschechien.
    Kann mir dazu evtl jemand etwas sagen?
    BRTHOU FAITREV UNTO BEATERS
    Danke in jedem Fall schonmal im Voraus.




    Viel Grüße

    Michael
  • sternap
    Erfahrener Benutzer
    • 25.04.2011
    • 4072

    #2
    es wäre sinnvoll gewesen, mit die symbolik zu zeigen.


    es könnte sich natürlich um in der zeit der gegenreformation tödlich gefährliche geheimbekenntnisse handeln,noch aus der täuferbewegung, z.b. der hutterischen, die sich eigentlich in der umgebung mikulovs beheimatete, nachdem sie aus tirol vertrieben worden war.


    bei den herrnhutern in deutschland, und bei den moravian brethren oder unitas fratrum in amerika leben die hüter dieser glaubensrichtungen.



    worte wie brethren oder brotherhood, für bruderschaft,
    faith für glaube
    trev für treue
    beaters für schläger im sinne von moralischen siegern, könnten in die kryptische formel verwurstet worden sein,

    wahrscheinlicher aber handelt es sich bei wenigstens einem teil der buchstaben um die namen des brautpaares.
    Zuletzt geändert von sternap; 10.05.2023, 16:30.
    freundliche grüße
    sternap
    ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
    wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




    Kommentar

    • beck2oldschool
      Benutzer
      • 10.05.2023
      • 17

      #3
      Hallo sternap,
      vielen Dank für Deine Antwort. Das klingt ja sehr spannend. Da werde ich mich mal genauer einlesen. Mal schauen, in wieweit das in die Zeit passt.
      Ich konnte leider kein Bild hier einfügen, lediglich einen Link. Daher habe ich das Bild über mein Google Account verlinkt. Das ist das Photos aus dem Buch, in dem ich das Siegel gefunden hatte.

      Tausend Dank nochmals!

      Michael

      Kommentar

      • sternap
        Erfahrener Benutzer
        • 25.04.2011
        • 4072

        #4
        wie lautet der titel des buches?
        vielleicht weist uns sein inhalt den weg.

        wie sahen die anderen muschauer bauernstempel aus ?


        die fünfzackige krone hätte für jemanden aus dem niederen adel gestanden. wer tatsächlich zu den mährischen bzw. böhmischen brüdern gehört hatte, musste nach den prozessen von 1621 wegen des 2. prager fenstersturzes, entweder das land fluchtartig verlassen, bei verlust des adels und der güter, oder wurde getötet.


        nachforschungen aus diesem forum belehrten mich darin, dass geflohene mit den schwedischen reitern in ihre früheren orte kamen und diese entweder verschonten oder fürchterlich zurichteten.

        vielleicht git das leben adam dietrichsteins hinweise auf das schicksal des ortes nach 1575..


        muschau hat ein siegel,

        Das älteste nachgewiesene Siegel aus dem Jahr 1583 zeigt in der Umschrift „SIGILLVM MUSCHAV"
        hier siehst du wieder das v für den buhstaben u, deshalb wundert es nicht, wenn die bevölkerung sich das abschaute.
        Zuletzt geändert von sternap; 11.05.2023, 15:23.
        freundliche grüße
        sternap
        ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
        wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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        • sternap
          Erfahrener Benutzer
          • 25.04.2011
          • 4072

          #5
          Zitat von beck2oldschool Beitrag anzeigen
          Mal schauen, in wieweit das in die Zeit passt.

          noch mein naher vorfahr verstand sich als nahckomme der böhmischen brüder, er glaubte, das jahrhunderte alte wissen heimlich weitergeben zu müssen in das dritte jahrtausend.


          als er verbittert darüber starb, dass mein vater ein normaler christgläubiger wurde und körperlich in die geheimkleidung ohnehin nicht mehr passen würde, ließ er in sein testament schreiben, man müsse das mittelalterlich erscheinende skapulier mit begraben.


          bei der exhumierung jahrzehnte später war wegen des lehmreichen bodens ziemlich alles noch unversehrt, der farbtreue schurz jagte den leuten einen schrecken ein, ob an dem alten glauben nicht doch etwas wahres gewesen wäre.



          nichts ist haltbarer als unterschwellige weitergegebene halbe inhalte.
          Zuletzt geändert von sternap; 11.05.2023, 16:12.
          freundliche grüße
          sternap
          ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
          wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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          • Fabian Peise
            Benutzer
            • 25.04.2022
            • 79

            #6
            Die Umschrift "BRTHOU FAITREV UNTO BEATERS" ist eine Mischung aus Altenglisch und Französisch. Allerdings scheint es sich hierbei um eine ungewöhnliche oder fehlerhafte Schreibweise zu handeln, da der Satz keinen klaren Sinn ergibt. Es ist möglich, dass es sich um einen Schreibfehler oder eine künstlerische Interpretation handelt.
            Eine mögliche Interpretation könnte sein, dass "BRTHOU" als "Brother" (Bruder) gemeint ist und "FAITREV" eine abgewandelte Form von "Faites votre" (Machen Sie Ihre) ist. "UNTO" ist eine veraltete Form von "to" (zu) und "BEATERS" bedeutet "Schläger" oder "Prügler".
            Basierend auf diesen Vermutungen könnte man den Satz möglicherweise als "Bruder, mach deine Schläger" interpretieren. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass dies nur eine spekulative Interpretation ist und der Satz in seiner gegebenen Form keinen klaren oder eindeutigen Sinn ergibt.
            Liebe Grüße,

            Fabian

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            • beck2oldschool
              Benutzer
              • 10.05.2023
              • 17

              #7
              Sehr interessant, vielen Dank euch beiden!!
              Das Buch trägt den Titel "Ortsgeschichte von Muschau" aus dem Jahr 1911. Der Titel hilft aber da wohl eher nicht weiter. Tatsächlich steht in dem Buch u.a., dass die Familie Beck eine alteingesessene Familie ist und diese bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg in Muschau ansässig war. Das bezeugt auch das Siegel, dass wohl bereits 1783 existiert haben soll. Die Familie Beck hat nachweislich bis mind. Anfang des 20. Jhd in Muschau gelebt. Meine direkten Vorfahren sind Ende des 19. Jhd. nach Mähr. Ostrau umgezogen. In den 1970er Jahren wurde Muschau schlussendlich "ausgelöscht" bzw überflutet.

              Der Hinweis mit dem v vs. u ist hier wohl nicht richtig. Da das v bzw. u doch sehr eindeutig erkennbar sind.

              Es gibt Hinweise darauf, dass die Beck`s stark im Gemeindeleben verflochten waren. Es gibt z.B. Gerichtsurteile aus dem 17 Jhd im Dorf, auf denen ein Beck als Bürgermeister unterschrieben hat, ein anderer als Richter, und wieder andere als Beisitzer. Summa summarum klingt das alles für mich nicht nach Flucht. Auch wenn ich nicht den Überblick über alle Familienzweige habe. Gut möglich, dass das Siegel nur für einen Zweig der in Muschau ansässigen Beck`s gehörte. Oder ist das nach eurer Erfahrung unwahrscheinlich? Ich weiß nicht, wie diese Siegel tatsächlich verwendet wurde und wer diesen physisch besaß.

              Hier mal ein Bild des Buchtitels und ein Foto der Seite mit den anderen Bauernsiegeln:

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              • sternap
                Erfahrener Benutzer
                • 25.04.2011
                • 4072

                #8
                Zitat von beck2oldschool Beitrag anzeigen
                Der Hinweis mit dem v vs. u ist hier wohl nicht richtig. Da das v bzw. u doch sehr eindeutig erkennbar sind.
                das geht es nicht um erkennbarkeit, sondern um den anschein von gebilderheit, wenn u und v gleichgesetzt wurden, wie in der antiqua schrift, die die römische majuskelschrift fortsetzte.
                freundliche grüße
                sternap
                ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




                Kommentar

                • sternap
                  Erfahrener Benutzer
                  • 25.04.2011
                  • 4072

                  #9
                  das sollte gebildetheit heißen...
                  freundliche grüße
                  sternap
                  ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
                  wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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