Der seltsame Fall meines Vorfahren Johann Kalus

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  • HindeburgRattibor
    Erfahrener Benutzer
    • 24.08.2011
    • 2380

    Der seltsame Fall meines Vorfahren Johann Kalus

    Hallo zusammen,

    mein 5fach-Urgrossvater Johann Kalus macht mir schon seit langem Kopfschmerzen. In seinem ersten Traueintrag mit meiner 5fach-Urgrossmutter aus dem Jahr 1825 wird er als 28 angegeben (Anlage 290, Nr. 4, linke Seite). Meine Urgrossmutter stirbt 1838 und mein Urgrossvater heiratet ein Jahr später am 28.05.1839 seine neue Frau (Anlage 243, Nr. 14, linke Seite). Dort wird er als 36 angegeben und selbst ein Geburtsdatum (12.06.1804) wird angegeben. Fuer euch ist wichtig, dass in allen Einträgen zu Johann Kalus steht, dass er aus dem Ort Kobilla Krs. Ratibor kommt. Im Namenregister zu Markowitz lässt sich auch tatsächlich ein Johann Kalus mit dem gleichen Datum als Sohn des Bauern Thomas Kalus aus Babitz identifizieren.

    Der Taufeintrag (Anlage 242, Linke Seite, Nr. 57 u 58) beinhaltet jedoch im Gegensatz zum Namenregister eine Johanna Kalus, welche auch auf der rechten Seite als Mädchen identifiziert wurde.

    Jetzt frage ich mich, was hier passiert ist. Wie wurde damals das Alter der Brautleute festgestellt? Wurden diese selbst befragt? Wussten diese selbst teilweise ihr genaues Alter nicht? Ich habe bereits festgestellt, dass es sich bei beiden Traueintraegen um den gleichen Johann Kalus handelt, was die Altersdiskrepanz umso komischer macht.

    In seinem Sterbeeintrag aus dem Jahr 1853 wird dann noch ein drittes, anderes Alter angegeben (hier wird geschrieben, dass er 65 gewesen sei, Anlage 505, Nr. 7). Was ist hier passiert? Hat der Pfarrer bei der zweiten Ehe einen Fehleintrag gemacht? War es im Taufeintrag doch ein Johann und keine Johanna? Ein Argument gegen den Taufeintrag wäre ein abweichender Herkunftsort (Babitz vs. Kobilla). Allerdings habe ich die Erfahrung (zumindest in Markowitz) gemacht, dass als Herkunftsort gerne mal der Wohnort und nicht der tatsächliche Geburtsort angegeben wird. Habt ihr vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht?

    Tut mir leid für den Roman, aber ich hoffe echt, dass mir vielleicht bei diesem Rätsel Lösungsvorschläge oder Tipps geben könnte. Vielen Dank an alle, die sich das ganze durchlesen.

    P.S. Babitz, Kobilla und Markowitz sind alles Nachbardörfer.
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    LG HindeburgRattibor

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  • Sbriglione
    Erfahrener Benutzer
    • 16.10.2004
    • 1183

    #2
    Hallo,

    ich kenne Deine Erfahrung meinerseits auch nur ZU gut und hatte auch immer mal wieder den Eindruck, dass die jeweiligen Hauptpersonen ihr Alter tatsächlich häufig nicht so genau kannten und dass dann entweder das Alter durch den Pfarrer nur geschätzt wurde oder - je nach Regelung im jeweiligen Fürstentum bzw. der jeweiligen Superintendentur - versucht hat, das Alter durch eine Anfrage im jeweiligen Herkunfts-Pfarramt zu erfragen. Mit der Folge, dass dann auch schon mal eine Verknüpfung mit dem falschen Taufeintrag zustande gekommen ist oder durch flüchtiges Lesen aus einem Mädchen ein Junge gemacht wurde und umgekehrt...
    Einer meiner Extremfälle war mal, dass sich der Pfarrer im Sterbealter einer meiner Vorfahrinnen um 15 Jahre verschätzt hat, weil die gute Frau wohl deutlich älter aussah, als sie wirklich war.
    Auch, dass als Geburtsort nicht der tatsächliche Geburtsort genannt wurde, sondern lediglich ein Ort, an dem sich die betreffende Person vorher längere Zeit aufgehalten hatte (besonders häufig, wenn das schon in ihrer Kindheit der Fall war, weil da im Zweifel die Erinnerung an den Geburtsort fehlte), kenne ich leider nur ZU gut.

    In Deinem Fall wird die Sache noch dadurch erschwert, dass die Geburt in einem Zeitraum mit großen kriegerischen Verwicklungen stattgefunden hat: da kann man noch nicht einmal ausschließen, dass sich der Taufeintrag in einem Militärkirchenbuch findet oder dass die Familie aufgrund von Plünderungen oder aus anderen Erwägungen zeitweilig in einem anderen Ort gelebt hat (ich selbst habe einen Fall, bei dem einer meiner Vorfahren im Zuge der Napoleonischen Kriege aus dem Halberstädtischen an die Oder gezogen ist, dort geheiratet hat und einige Jahre später - allerdings in einen anderen Ort - wieder zurück gegangen ist: von diesem "Ausflug" habe ich nur dank eines Glücksfundes in einem Musterungsregister für seinen Sohn erfahren, der an der Oder geboren wurde. Wären in dem Register nicht auch die Herkunftsorte seiner Eltern - die Mutter stammte aus der Oder-Region - angegeben worden, wäre bezüglich dieser Familie mit meiner Forschung um 1814 herum Schluss gewesen).

    Gibt es für Dich eine Möglichkeit, über Patenschaften weiter zu kommen (das ginge am besten, wenn der Herkunfts- und der spätere Wohnort nicht all zu weit von einander entfernt sind und wenn es sich nicht gerade um eine katholische Familie handelte)?

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Erfolg!
    Giacomo
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    • HindeburgRattibor
      Erfahrener Benutzer
      • 24.08.2011
      • 2380

      #3
      Hallo Giacomo,

      die Familie Kalus war katholisch. Ich versuche mal mir die ganzen Taufen und Trauungen der Kalus aus Babitz anzuschauen, ob ich da irgendwo meinen Johann Kalus finde.

      Ich habe im Totenbuch von Markowitz den Sterbeeintrag eines Thomas Kalus und einer Rosalia Kalus aus Kobilla gefunden. Die beiden vermute ich als Eltern von Johann, da es sonst keine anderen Kalus aus Kobilla zu der Zeit gab. Allerdings habe ich keinen Traueintrag der beiden gefunden. Es ist wirklich nicht einfach.
      LG HindeburgRattibor

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      • Pommerellen
        Erfahrener Benutzer
        • 28.08.2018
        • 1618

        #4
        Hallo,

        ein ähnliches Thema habe ich auch in meiner Forschung im selben Zeitraum. Grundsätzlich sind die Altersangeben des Öfteren ungenau bis falsch. Z.B. Zwei Trauungen der gleichen Person in einem Jahr aber die Altersangabe des Bräutigam schwankt um vier Jahre und wurde zudem in dieser Pfarre geboren. Das Altersangaben in Sterbeurkunden abweichen ist schon fast normal. Da es im 19. Jahrhundert keine Ausweise gab und viele Menschen nicht lesen und schreiben auch nicht verwunderlich. Ein anderes Thema sind falsche Namen. Mein Beispiel ist der direkte Vorfahre Michael 1794 geboren. Der Taufe bzw. der Geburtsort werden mehrmals angegeben doch eine Taufe ist im KB nicht zu finden. Da haben sie dann auch beim Arierausweis aufgegeben. Da besagter Michael 1851 ein zweites mal geheiratet hat benötigte er eine Taufbescheinigung. Die habe ich dann in der Beilageakte der Heiratsurkunde gefunden. Und siehe da er wurde als Anna getauft und das Amtsgericht hat dann den Taufeintrag richtig gestellt. In das Kirchenbuch wurde das aber nicht nachgetragen. Das heißt nicht, dass nun blindlinks die Daten so wie sie passen zusammengesetzt werden dürfen. In dem konkreten Fall habe ich alle Familienmitglieder nach verfolgt, besonders die Anna`s. Nur durch den klaren Ausschuss kann ich mitunter sicher sein das falschen Angaben zu meiner Person dazugehören. Das kann nervig sein, ich habe 10 Jahre an einem Problem von 7 gleichnamigen Personen in drei benachbarten Kirchengemeinden verbracht um die Personen richtig zuzuordnen. Also immer alle Personen, auch die Patenschaften, Zeugenschaften mitnehmen und ggf. den Umkreis erweitern. Leider sind doppelte Namen nicht so selten. Da ist das Alter nur ein Indiz was ggf. falsch ist.

        Viel Erfolg und Grüße

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