Militärkirchenbücher

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  • Hans Grimm
    Erfahrener Benutzer
    • 22.07.2012
    • 428

    Militärkirchenbücher

    Liebe Community,

    ich muss mich leider als absoluter Laie was Militärfamilienforschung angeht, outen. Ich habe daher einige grundsätzliche Fragen:

    1. Werden uneheliche Kinder von Militärangehörigen (ggf. nachträglich) in Militärkirchenbüchern erfasst? Im "zivilen" Kirchenbuch wird der mutmaßliche Vater (Ulane) namentlich angegeben. Später erfolgte dann auch die Heirat des Paares und die Anerkennung des Kindes.

    2. Die Hochzeit des Paares erfolgte zu einer Zeit, wo der Mann als "Invalide" bezeichnet wurde. Besteht dennoch die Möglichkeit, dass man den Traueintrag im Militärkirchenbuch findet?

    3. Der ehemalige Ulane starb dann hochbetagt mit 77 Jahren eines natürliches Todes. Wurden solche Sterbefälle auch in Militärkirchenbüchern erfasst?

    Ich frage deshalb, weil die Militärkirchenbücher des Regiments im Geheimen Staatsarchiv vorhanden sind und ich überlege, ob ein Blick in diese Bücher in meinem Fall sinnvoll wäre.

    Ich bedanke mich für eure Hilfe schon im Voraus.
    Mit besten Grüßen

    Hans


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  • Manni1970
    Erfahrener Benutzer
    • 17.08.2017
    • 2396

    #2
    Hallo Hans,

    wann starb denn der Ulan, welches war sein Ulanenregiment, wo diente er und wie hieß er denn?

    Verm. kommen wir mit den Infos schneller weiter.

    MfG
    Manni

    Kommentar

    • Hans Grimm
      Erfahrener Benutzer
      • 22.07.2012
      • 428

      #3
      Hallo Manni,

      es handelt sich um Johannes Rievoldt, welcher im 1. Ulanen Regiment (Westpreußen) diente. Nachgewiesen ist seine Stationierung um 1811 in Konitz (Westpreußen). Er wurde etwa 1779 geboren starb im Jahre 1856.
      Mit besten Grüßen

      Hans


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      Kommentar

      • Manni1970
        Erfahrener Benutzer
        • 17.08.2017
        • 2396

        #4
        Hallo Hans,

        die Führung der preußischen Militärkirchenbücher (MKB) ist nicht immer leicht zu durchschauen. Am schwierigsten ist verm. die Zeit zwischen der Niederlage gegen Napoleon 1806/07 und der endgültigen Rückkehr der Regimenter aus Frankreich nach dem Sieg gegen Napoleon etwa 1815/17.

        1806/07 gab es in der stark verkleinerten pr. Armee kaum noch Feldprediger. Mitunter wurden irgendwelche am Standort vorhandene MKB der altpr. Truppen "aufgebraucht" - also die noch freien Seiten benutzt. Erst 1815/17 kehrte wieder Ruhe ein und man legte regelmäßig neue MKB für die Regimenter oder Garnisonen an.

        Das Regiments-KB des UR 1 beginnt daher Tf,Tr 1817 und Bg 1818. Allerdings fanden sich im Militärpfarrarchiv von Pr. Stargard noch "alte MKB", in denen das UR 1 mit Tf 1809-1812 (verteilt auf vier Bände!), Tr 1811-1812 (1 Bd.) und Bg 1807-1810 (1 Bd.) und Kf 1811 (1 Bd.) vorkommt.

        Online fand ich Tf 1823-1864, Tr 1817-1868, Bg 1823-1864 bei Ancestry, da läßt sich auch bei "großzügiger" Einstellung Dein Suchname nicht nachweisen. Auch in einem Abendmahlverzeichnis der 1820er Jahre, das habe ich händisch überprüft, fehlt der Name.

        Es handelt sich hier aber eigentlich um ein schlesisches Regiment - es war also nach 1817 die meiste Zeit dort.

        Und Dein Vorfahre war ebenfalls in Schlesien, oder findet man ihn nur einmal beim Regiment im Jahr 1811?

        MfG
        Manni

        Kommentar

        • Hans Grimm
          Erfahrener Benutzer
          • 22.07.2012
          • 428

          #5
          Hallo Manni,


          vielen Dank für deine Sucharbeit. Dass die Kirchenbücher durcheinander geführt wurden und teilweise in verschiedenen Bänden verteilt sind, sind zwar keine guten Nachrichten aber Detektivarbeit kann ja auch durchaus Spaß machen.

          Sehr interessant, dass noch Taufbände in der Zeit von 1809-1812 existieren sollen. Darf ich fragen, wo du diese Info hernimmst? Auf der Seite vom Geheimen Staatsarchiv, kann ich dazu nichts finden. Es wäre insofern von großem Interesse, da die erste Spur des J. Rievoldt im Jahr 1811 die uneheliche Geburt seines (ersten) Sohnes ist.

          Wurde denn bei den militärischen KB zwischen evangelischer und katholsicher Konfession unterschieden? Oder landete alles im selben KB? Problematisch ist, dass ich nicht sicher weiß, ob er kath. oder ev. Religion war, da seine unehelichen und später ehelichen Kinder zwar allesamt kath. getauft wurden, seine Ehefrau jedoch nach ev. Ritus bestattet wurde und die (späte) Hochzeit ebenfalls in der ev. Kirche vollzogen wurde.

          Der Betroffene war, seit der ersten Spur 1811 immer in Westpreußen wohnhaft. Er starb auch in Westpreußen. Die Herkunft würde mich brennend interessieren, aber die Rekrutierungs- oder Musterungslisten sind wohl nicht erhalten geblieben...

          Kann man sagen, wo die Rekrutierungen stattgefunden haben? Und in welchem Alter trat man in die Armee ein?

          Vielen Dank schon im Voraus für deine Hilfe!
          Zuletzt geändert von Hans Grimm; 04.02.2023, 19:18.
          Mit besten Grüßen

          Hans


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          • Manni1970
            Erfahrener Benutzer
            • 17.08.2017
            • 2396

            #6
            Hallo Hans,

            jetzt habe ich bei Ancestry auch diese anderen MKB aus dem früheren Mil.-Pfarrarchiv Pr. Stargard gefunden. Es handelt sich um die KB der altpr. Towarczys Truppe, aus der die neupr. Ulanen entstanden sind. Auch hier wurden also alte MKB "aufgebraucht".

            Leider konnte ich bei ebenfalls großzügiger Indexsuche den Gesuchten nicht finden. Die Schrift ist eigentlich ganz gut. Falls Du die Seiten selbst mal von Hand durchschauen möchtest. Hier werden oben das Westpreußische Ulanenregiment sowie die Leibhusaren erwähnt:


            Meine Quelle ist das Buch von Herrn Liwowsky über die Schlesischen Militärkirchenbücher.

            Darin kannst Du auch die Problematik betref. Eintragungen von ev.-luth., ev.-ref. und kath. Soldaten nachlesen. Das war eigentlich wie immer: In den 1750er wurde klar festgelegt: Alle Tf, Tr stehen dem ev.-luth. Feldprediger zu. Aber dann kamen die Ausnahmen ... bspw. in Schlesien beschwerte sich die kath. Kirche ziemlich heftig bei Fr.d. Gr. und er mußte einige Zugeständisse machen. Mit dem neuen Militär-Reglement von 1811 war es generell erlaubt, Tf, Tr bei "seinem" Pfarrer durchführen zu lassen. Allerdings mußte dem zuständigen Feldprediger dies gemeldet werden und er trug die Amtshandlung im MKB ein. Da es kaum noch Feldprediger gab, war eine Kontroller dieser Meldepflicht schwierig - es werden demnach gerade in dieser Zeit die MKB unvollständig geblieben sein.

            Wenn er nur in Westpreußen lebte, war er also nur bis max. Ende der Befreiungskriege im Regiment.

            Wann trat er ein? Schwierig, vl. schon in die altpr. Towarczys-Truppe oder erst bei der langsam einsetzenden Wiederaufrüstung der pr. Armee - also um 1810/11.

            Die Regimentschronik des UR 1 scheint nicht online zu sein. Die des UR 2 findet sich hier:http://digital.ub.uni-duesseldorf.de...geview/2244484
            Die gingen ja beide aus den Towarczys hervor.

            Wenn ich Dich richtig verstanden habe, fand die Heirat erst nach den Befreiungskriegen statt, als er schon als Invalide nicht mehr in der Armee war, oder?

            Ich glaube nicht, daß Du hier mit den MKB weiterkommst.

            MfG
            Manni

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            • Hans Grimm
              Erfahrener Benutzer
              • 22.07.2012
              • 428

              #7
              Hallo Manni,

              danke für die ausführliche Antwort und deine ehrliche Einschätzung.
              Die MKB bei Ancestry werde ich bei Gelegenheit mal durchsuchen.

              Problematisch ist halt, dass ich nur über seine spätere Ehefrau nachvollziehen kann, wo er sich wohl aufgehalten haben wird. Die Kinder waren ja unehelich. Ob die Ehefrau mit der Truppe gezogen ist oder zu Hause blieb, kann ich nicht sagen...

              Die Hochzeit des Paares fand erst 1821 statt.

              Ich fürchte, dass du recht hast und ich für die weitere Forschung andere Quellen heranziehen muss.

              Trotzdem nochmal vielen Dank für deine Hilfe.
              Mit besten Grüßen

              Hans


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