Heirat mit 17 Jahren?

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  • el_marocco
    Erfahrener Benutzer
    • 05.12.2021
    • 787

    Heirat mit 17 Jahren?

    Hallo Geschichtskenner,

    falls ich das richtig sehe, hat eine meiner Urahninnen im Jahr 1710 im Alter von nur 17 Jahren geheiratet. Kann man das glauben? Ich glaube mich zu erinnern, dass der Kaiser etwa um 1870 das jüngste Heiratsalter für Frauen auf 21 Jahre festgelegt hat, aber wie war das im 18. Jahrhundert?

    Hier ist die Heirat am 6.4.1728: https://data.matricula-online.eu/de/...gg/5-HS/?pg=31

    Und hier ist ihre Taufe am 7.6.1710: https://data.matricula-online.eu/de/...ch/3-T/?pg=146

    Es gab zwar fast genau ein Jahr vorher schon eine Taufe eines Mädchens gleichen Namens von denselben Eltern (falls ich das richtig gelesen habe, Joannes Schindeler und Teresia), aber ich gehe davon aus, dass dieses Kind kurz nach der Geburt verstorben ist, weil warum sonst hätten die Eltern ihr nächstes Kind genauso genannt wie das vorherige? Eine Sterbeeintragung konnte ich nicht finden:


    Viele Grüße
    Ulrich
  • Gastonian
    Moderator
    • 20.09.2021
    • 3307

    #2
    Hallo Ulrich:


    Unerhört ist das nicht. Meine evangelischen Urahninnen in Nordhessen im 18. Jahrhundert heirateten zumeist im Alter von 18 bis 23 Jahre, aber mindestens zwei von ihnen haben schon im Alter von 17 Jahren geheiratet.



    VG



    --Carl-Henry
    Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

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    • Bachstelze1160
      Erfahrener Benutzer
      • 08.02.2017
      • 716

      #3
      Debütantenalter

      Guten Abendle,




      also ich weiß von den Georgette Heyer Büchern, die in der Zeit der Klassik London 1830 plus minus handeln, dass die Töchter ab 17 in die Gesellschaft eingeführt wurden, im "Almack" vorgestellt wurden, sie Tanzunterricht bekamen, der Walzer englisch langsamer als in Wien, der zur Zeit des Wiener Kongresses aufkam;
      sie bei Bällen dabei sein durften und sich nach einem heiratswilligen Mann umsahen, in Begleitung einer Patin Tante auch Mutter,

      Jane Austen spielt noch etwas früher.

      Heutzutage darf man rechtlich ab einer der Partner, meist das Mädchen 16 J sein, wenn der Partner über 18 ist.

      Guts Nächtle
      Zuletzt geändert von Bachstelze1160; 18.01.2022, 01:05.
      Dank und herzliche Grüße <3

      Die Bachstelze


      Ich sende einen Dank in den Himmel, wenn ein Pfarrer sich Mühe gab zu schreiben, das freut ihn dann!
      Was die Ahnen wohl so alles mitbekommen, was wir wegen Ihnen uns für eine Arbeit machen!!!

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15113

        #4
        Hallo

        "war an ihrem hochzeitlichen Trautag 12 J u. 49 W alt, war ein baumstarkes Weib aber der Verstand u. Witz fehlte ihr"

        12.1.1619, Ehebuch Aufhausen
        Viele Grüße

        Kommentar

        • gki
          Erfahrener Benutzer
          • 18.01.2012
          • 4842

          #5
          Hallo,

          auch für katholische Ahnen kann ich Ehen mit 17 Jahre alten Bräuten bestätigen. Sie waren nicht gerade häufig, kamen aber vor.
          Gruß
          gki

          Kommentar

          • Sbriglione
            Erfahrener Benutzer
            • 16.10.2004
            • 1177

            #6
            Hallo,

            im katholischen Bereich waren früher Eheschließungen im Alter von 12 Jahren zwar eher die Ausnahme, aber doch keine Seltenheit: ich habe auf Sizilien mehrere Vorfahrinnen, die in dem Alter geheiratet haben.
            Päpstlicherseits wurde ein derartig frühes Heiraten meines Wissens erst im letzten Jahrhundert verboten.

            Grüße!
            Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
            - rund um den Harz
            - im Thüringer Wald
            - im südlichen Sachsen-Anhalt
            - in Ostwestfalen
            - in der Main-Spessart-Region
            - im Württembergischen Amt Balingen
            - auf Sizilien
            - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
            - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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            • sternap
              Erfahrener Benutzer
              • 25.04.2011
              • 4072

              #7
              Zitat von Sbriglione Beitrag anzeigen
              Hallo,

              im Alter von 12 Jahren.................................ich habe auf Sizilien mehrere Vorfahrinnen, die in dem Alter geheiratet haben.

              Grüße!

              weißt du den grund, weshalb man kinder so früh verheiratete?
              das ist für damalige zeiten noch vor der menstruation.
              freundliche grüße
              sternap
              ich schreibe weder aus missachtung noch aus mutwillen klein, sondern aus triftigem mangel.
              wer weitere rechtfertigung fordert, kann mich anschreiben. auf der duellwiese erscheine ich jedoch nicht.




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              • fps
                Erfahrener Benutzer
                • 07.01.2010
                • 2160

                #8
                Zitat von el_marocco Beitrag anzeigen
                Es gab zwar fast genau ein Jahr vorher schon eine Taufe eines Mädchens gleichen Namens von denselben Eltern (falls ich das richtig gelesen habe, Joannes Schindeler und Teresia), aber ich gehe davon aus, dass dieses Kind kurz nach der Geburt verstorben ist, weil warum sonst hätten die Eltern ihr nächstes Kind genauso genannt wie das vorherige? Eine Sterbeeintragung konnte ich nicht finden
                Auch dafür habe ich Beispiele in genügender Zahl gefunden, dass ein Kind den gleichen Vornamen erhielt wie ein noch lebendes. Das waren meistens Fälle mit mehr als einem Vornamen, so dass man die Kinder über die Rufnamen unterscheiden konnte.

                Und Frühverheiratung habe ich auch bei meinen Vorfahren, da dachte ich auch, es können doch wohl kaum sein.... bis ich ähnliche Fälle fand.

                Gründe gab es für alles das, was unsere Vorfahren machten, auch wenn sie uns heute nicht mehr einleuchtend sind. In früheren Zeiten galten andere Regeln, offizielle wie soziale.
                Gruß, fps
                Fahndung nach: Riphan, Rheinland (vor 1700); Scheer / Schier, Rheinland (vor 1750); Bartolain / Bertulin, Nickoleit (und Schreibvarianten), Kammerowski / Kamerowski, Atrott /Atroth, Obrikat - alle Ostpreußen, Region Gumbinnen

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                • OliverS
                  Erfahrener Benutzer
                  • 27.07.2014
                  • 2938

                  #9
                  Habe erst letzte Woche eine Braut mit 15 gehabt bei meiner Linie.
                  Also geht.
                  Dauersuchen:

                  1) Frau ?? verwitwerte WIECHERT, zwischen 1845 und 1852 neu verheiratete SPRINGER, wohnhaft 1852 in Leysuhnen/Leisuhn
                  2) GESELLE, geboren ca 1802, Schäfer in/aus Kiewitz bei Schwerin a.d. Warthe und seine Frau Henkel
                  3) WIECHERT, geboren in Alikendorf (Großalsleben) später in Schönebeck

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                  • goli
                    Erfahrener Benutzer
                    • 14.12.2008
                    • 988

                    #10
                    Auch bei meiner Familienforschung in Schlesien gab es vereinzelte hochzeiten, wo insbesondere die Braut noch nicht "18" war, in mindestens einem Fall 16 Jahre.
                    Konfession war evangelisch.

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                    • Sbriglione
                      Erfahrener Benutzer
                      • 16.10.2004
                      • 1177

                      #11
                      Zitat von sternap Beitrag anzeigen
                      weißt du den grund, weshalb man kinder so früh verheiratete?
                      das ist für damalige zeiten noch vor der menstruation.
                      Unmittelbare Gründe bei meinen Vorfahren kenne ich leider nicht, aber so, wie ich die dortigen Mentalitäten einschätze und auf der Grundlage von mir verfügbarer Literatur, die sich mit dem Heiratsverhalten zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen beschäftigt hat, dürften da mehrere Gründe zusammen gekommen sein:

                      - der Hauptgrund war vermutlich "Prävention", d. h., man wollte die Mädchen verheiratet haben, ehe sie auf Grund ihrer körperlichen Entwicklung "in Versuchung" hätte geraten und dadurch die Familienehre verletzen können;
                      - man ist davon ausgegangen, dass die Mädchen in diesem Alter noch "formbarer" seien und sich bereitwilliger ihrer Schwiegermutter unterordnen würden (ganz zu schweigen von ihrem Mann);
                      - Mädchen wurden in ihrer Herkunftsfamilie oft eher als "Kostenfaktor" wahrgenommen und je eher man sie los werden und dann auch noch das bei der Heirat fällige "Brautgeld" einstreichen konnte, um so besser;
                      - Heiratsverbindungen haben die "Clanverbindungen" gefestigt und je eher sie zustande kamen, um so früher war das der Fall.

                      Grüße!
                      Suche und biete Vorfahren in folgenden Regionen:
                      - rund um den Harz
                      - im Thüringer Wald
                      - im südlichen Sachsen-Anhalt
                      - in Ostwestfalen
                      - in der Main-Spessart-Region
                      - im Württembergischen Amt Balingen
                      - auf Sizilien
                      - Vorfahren der Familie (v.) Zenge aus Thüringen (u.a. in Bremen, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und NRW)
                      - Vorfahren der Familie v. Sandow aus dem Ruppinischen

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                      • Gastonian
                        Moderator
                        • 20.09.2021
                        • 3307

                        #12
                        Die "Clanverbindungen" - auf einer ganz anderen Ebene ist das auch der Grund gewesen, wieso die Marie Antoinette (Maria Antonia von Oesterreich) 1770 als 14-jährige an den späteren König Louis XVI von Frankreich verheiratet wurde.


                        VG


                        --Carl-Henry
                        Meine Ahnentafel: https://gw.geneanet.org/schwind1_w?iz=2&n=schwind1&oc=0&p=privat

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                        • Geschichtensucher
                          Erfahrener Benutzer
                          • 03.09.2021
                          • 733

                          #13
                          Zitat von Anna Sara Weingart Beitrag anzeigen
                          Hallo

                          "war an ihrem hochzeitlichen Trautag 12 J u. 49 W alt, war ein baumstarkes Weib aber der Verstand u. Witz fehlte ihr"

                          12.1.1619, Ehebuch Aufhausen



                          Im Falle des "baumstarken Weibes" wird es sich schon um ein frühentwickeltes Kind handeln samt Menstruation und vielleicht "Mannstollheit" handeln. Es gibt ja geistig beeinträchtigte Mädchen, die frühe und starke Libido haben. Da war es zu ihrem Schutz - und seiner Freude -, sie früh zu verheiraten.
                          Beste Grüße, Iris

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                          • Bienenkönigin
                            Erfahrener Benutzer
                            • 09.04.2019
                            • 1696

                            #14
                            Zitat von Geschichtensucher Beitrag anzeigen
                            Im Falle des "baumstarken Weibes" wird es sich schon um ein frühentwickeltes Kind handeln samt Menstruation und vielleicht "Mannstollheit" handeln. Es gibt ja geistig beeinträchtigte Mädchen, die frühe und starke Libido haben. Da war es zu ihrem Schutz - und seiner Freude -, sie früh zu verheiraten.
                            In die gleiche Richtung hatte ich auch gedacht.
                            VG
                            Bienenkönigin
                            Meine Forschungsregionen: Bayern (Allgäu, München, Pfaffenwinkel, Franken, Oberpfalz), Baden-Württemberg, Böhmen, Südmähren, Österreich

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