Anderer Familienbrief 1860

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  • Pierre06140
    Erfahrener Benutzer
    • 05.08.2018
    • 155

    [gelöst] Anderer Familienbrief 1860

    Quelle bzw. Art des Textes: Familienbrief
    Jahr, aus dem der Text stammt: 1860
    Ort und Gegend der Text-Herkunft: Deutschland/New York
    Namen um die es sich handeln sollte: Merlet



    Guten Morgen alle.

    Noch einmal, hier ist ein neuer Brief von meinem verstorbenen Großvater (X2)
    Er schreibt an seinen Sohn in den USA

    Danke für Ihre Hilfe

    Pierre
    Angehängte Dateien
  • Karla Hari
    Erfahrener Benutzer
    • 19.11.2014
    • 5878

    #2
    hola,


    Meßkirch am 21. Mai 1860
    Lieber Carl!
    Dein Schreiben vom 29.April l.J.
    kam uns heute zu, und freute uns
    sehr, da wir Euer Wohlsein daraus ent-
    nehmen. Deine Grüße werde ich aus-
    richten. Münch kann sich hier gut
    angewöhnen, will aber Ende dieses Mo-
    naths von hier wieder abreisen,
    ich werde ihm deinn die silber-
    nen Löffel und Messer etc.(?) mitgeben.
    Wegen Boos werde ich das
    nöthige seiner Mutter sagen damit
    sie beruhigt ist.
    Die hiesigen Neuigkeiten
    wird dir Herr Münch mündlich
    mitheilen.
    Anna leistet mir nun
    förmliche Aushilfe in Schreibereige-
    schäften, sie verdient jeden Monat
    8f bis 10 f neben ihren häuslichen Ar-
    beiten, auch genießt sie mit Fritz
    Unterricht in der französichen Sprache-
    Von Eduard ist mir nichts be-
    kannt.
    Ich lasse wirklich das Haus
    verputzen, ich werde dir eine Zeich-
    nung senden.
    Fortgesetzt am 22. Mai 1860
    Hier lege ich dir einen Wechsel für
    300 f oder 120 Dollar auf das Handlungs-
    haus Ph. Speyer & Comp. in New York bei,
    zeige dessen Empfang und jenen der silber-

    nen Löffel durch Herrn Münch auch an.
    Lieber Karl! ich ermahne dich, sei
    vorsichtig, sparsam, du bist es deiner
    Familie schuldig; Herr Münch hat nur
    gutes von dir erzählt was mir un-
    gemein Freude machte und mich
    beruhigt.
    Ich bin mit Geschäften sehr in
    Anspruch genommen, und habe Morgen
    ein Pfand _ buchs Visitation im Rath
    vorzunehmen.
    Um die Post nicht zu versäu-
    men muß ich eilen, wir grüßen
    Euch herzlich, und ich bin wie immer
    dein besorgter Vater
    gez. Amtsrevisor Merlet
    Grüße mir alle dortigen Bekannten
    Es wird und alle freuen, wenn
    dein Vorhaben gelingt.
    Lebe lang und in Frieden
    KarlaHari

    Kommentar

    • Verano
      Erfahrener Benutzer
      • 22.06.2016
      • 7819

      #3

      Die Zeichen nach Löffel und Messer sind pp, = perge, perge, wie du richtig geschrieben hast etc.
      Ein p steht zwischen Pfand und buch, soll vielleicht auf einen Zusatz hinweisen.
      Viele Grüße August

      Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

      Kommentar

      • Ulpius
        Erfahrener Benutzer
        • 03.04.2019
        • 942

        #4
        Zitat von Verano Beitrag anzeigen
        Die Zeichen nach Löffel und Messer sind pp, = perge, perge, wie du richtig geschrieben hast etc.
        Ein p steht zwischen Pfand und buch, soll vielleicht auf einen Zusatz hinweisen.
        Ich glaube, dass zwischen "Pfand" und "Buch" eigentlich "&" zu stehen kommen sollte. Karl Merlet sollte -so verstehe ich das- die Unterlagen prüfen, welche nicht nur die Ratsfinanzen, sondern auch die entsprechenden Sicherheiten (daher Pfand) einschlossen.

        Auch bei dieser Abschrift meine ich, dass der Vater gegenüber dem tatsächlich verschickten Brief leicht verkürzt schreibt.

        Kommentar

        • Verano
          Erfahrener Benutzer
          • 22.06.2016
          • 7819

          #5
          Zitat von Ulpius Beitrag anzeigen
          Ich glaube, dass zwischen "Pfand" und "Buch" eigentlich "&" zu stehen kommen sollte. ....

          Ich sehe ein p wie bei pp und bin der Meinung es sollte auf eine Ergänzung hinweisen.
          Ich lasse mich aber gern belehren.
          Viele Grüße August

          Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

          Kommentar

          • Ulpius
            Erfahrener Benutzer
            • 03.04.2019
            • 942

            #6
            Zitat von Verano Beitrag anzeigen
            Ich sehe ein p wie bei pp und bin der Meinung es sollte auf eine Ergänzung hinweisen.
            Ich lasse mich aber gern belehren.
            Das habe ich durchaus verstanden, wüsste aber nicht, was das für ein Zusatz oder was für eine Ergänzung sein könnte, die das Ganze sinnvoll verstehbar macht. Ich neige normalerweise dazu, die einfache Erklärung zu bevorzugen, würde also sofort folgen, wenn denn eine überzeugende angeboten wird. - Mir sind bei den Briefen von Karl Merlet, die zuletzt transkribiert wurden, nun eine Reihe von augenscheinlich durch Eile provozierten entweder Flüchtigkeitsfehlern oder in einer Abschrift verständlichen Verkürzungen aufgefallen, die mich an dieser Stelle zum gezogenen Schluss führen. Ich bin mir sehr sicher, dass hier nicht eine 100%ige 1:1-Kopie des an den Sohn geschickten Briefes vorliegt. (Das kann man etwa an der gelegentlich schwankenden Orthographie realisieren, vergessene Buchstaben etc., denn der Vater beherrschte regulär die Schriftsprache sehr präzise.) Sehr wohl hat man aber eine Abschrift vor sich, welche bis auf diese "Kleinigkeiten" zutrifft, vor allem den Inhalt vollständig erfasst.

            In der Sache nun habe ich in den Blick genommen, was denn die beruflich gegebenen Aufgaben sind, die Karl Merlet zu erfüllen hatte. Und da gehört qua Amt Führen und Prüfen von Pfandbüchern dazu, wie ebenso Rechnungsprüfung. Wäre nur das Pfandbuch zu prüfen, würden also die beiden Worte eigentlich zusammengehören, dann wäre das Zeichen (das wirklich wie das p bei pp aussieht) unsinnig, wie jedes andere, das nicht der Verbindungsstrich zwischen beiden Worten ist. Also zwei Worte, vermutlich demnach zwei Dinge. - Was möglich ist: Dass es sich um ein Revisoralzeichen handelt, das nur Revisoren verstehen (könnte in der Abschrift -im Unterschied zum versendeten Brief- verwendet worden sein, weil Karl Merlet sen. das ja weiß). Oder es soll heißen Pfand-etc.-buch, also ein Buch, das nicht nur Pfandbuch ist, sondern andere Elemente mit einschließt, die der Rat von Meßkirch zu verantworten hatte. Weil Meßkirch bis 1806 aber eine wichtige Stadt war, die dann ein wenig zurückzutreten hatte, gehe ich davon aus, dass dort nicht Sammelbücher geführt wurden, sondern dass Grundbuch, Pfandbuch, Rechnungsbücher der unterschiedlichen Rechnungsleger je gesondert gehalten worden sind (und dann ist so eine Prüfung auch ein respektabler Akt). Hier könnte nur jemand aufklären, der sich da im Detail präzise auskennt, was ich nicht tue.
            Um nicht mit der Phantasie durchzubrennen führe ich die Gedankengänge nicht weiter. Vielleicht liest hier ja jemand mit, der die passende Kenntnis hat [oder vielleicht ist hier Aufklärung zu finden: Bernd Wunder, Die badische Beamtenschaft zwischen Rheinbund und Reichsgründung (1806-1871), Stuttgart 1998 - ich habe das Buch nicht im Zugriff].

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            • Verano
              Erfahrener Benutzer
              • 22.06.2016
              • 7819

              #7
              Hallo,

              gerade weil sich der Herr Merlet mit Pfandbüchern auskannte, wollte er es genau machen und alle Pfandbücher mit einbeziehen.
              Das & Zeichen ist es nicht, das siehst du in seinem letzten Brief hier auf der Seite.
              Viele Grüße August

              Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.

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              • Ulpius
                Erfahrener Benutzer
                • 03.04.2019
                • 942

                #8
                Ganz kleiner Nachtrag: Das Buch über die badische Beamtenschaft der Zeit steht hier in der Bibliothek, ich habe es konsultiert. Knapp 700 Seiten, 20 davon für die Karriere von Karl Merlet senior und die dafür nötigen Kenntnisse interessant, aber ohne dass es in unserer speziellen Frage hier weiterhelfen würde.

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