Exulanten in Hartmannsdorf, Kirchberg (Zwickau)

[Sepp]

Hallo,

weiß jemand ob in Hartmannsdorf, Kirchberg (Zwickau) um 1630 Exulanten angesiedelt wurden ? Etwas konkretes zum Nachlesen vorhanden ?

Danke
Josef

[Sepp]

Oder gibt es Listen der angesiedelten Exulanten in Kirchberg (Zwickau) ?

[Kunze Peter]

Bergmann´schen Exulantensammlung

Hallo Sepp!
Gib online Digitalisierung der Bergmann´schen Exulantensiedlung ein
Ort Kirchberg eingeben
Da erscheinen Namen einiger Exulanten in Kichberg


Grüße Renate

[Sepp]

Danke Dir Renate.
Hab ich schon durchflöht, dort gibt's aber nur 4 Einträge.
Müssten aber deutlich mehr sein.

Grüße

[Bergkellner]

Hallo Josef,

bei Google Books gibt es die Abhandlung "Die böhmischen Exulanten in Sachsen" von Christian Adolph Pescheck von 1857.
Dort könnte sich etwas finden, Pescheck geht konkret auch auf die Orte ein, in die die Exulanten kamen.

Auch in Siegfried Siebers "Geistige Beziehungen zwischen Böhmen und Sachsen zur Zeit der Reformation", Band 2: Pfarrer und Lehrer im 17. Jahrhundert, 1966, könnten sich Hinweise finden(gibt es als kostenlosen pdf-Download im Netz).

Suchst du bestimmte Familiennamen?

Lg, Claudia von den bergkellners

[Sepp]

Danke Dir.

Ja, ich suche den Hutsteiner (Huttensteiner, Huetstainer) Michael in Hartmannsdorf / Kirchberg, der sehr wahrscheinlich 1626 aus Hofkirchen i.M. / Oberösterreich kam.

[Bergkellner]

Wenn du einen Hutsteiner suchst, der direkt aus Österreich kam, wirst du den nicht bei den böhmischen Exulanten finden.
Du solltest dich mal mit dem Leuten von der Österreich-Liga hier im Forum kurzschließen, vielleicht haben die Hinweise, wo sich Infos über österreichischen Religions-Exulant finden lassen.

Bist du dir sicher, dass er Exulant war? Manchmal sind auch Katholiken in evangelische Gebiete abgewandert. Meist wurde das bei der Hochzeit vermerkt. Die Kinder wurden dann evangelisch getauft. Und nur aus dem Sterbeeintrag geht hervor, dass Derjenige katholisch geblieben war.
Habe in meinem Stammbaum 4 Fälle davon.


Lg, Claudia

[Sepp]

Ja, kann es leider noch nicht schriftlich nachweisen, aber bin mir absolut sicher. Ein Schriftstück dazu fehlt halt noch

Bin schon seit längerem mit den Österreichern verbunden, aber bisher noch ohne Erfolg. Leider gingen in der dortigen Herrschaft zu viele Dokumente verloren, war schon ein absoluter Glücksfall ihn überhaupt noch in Hofkirchen i.M. zu finden.

Hofkirchen war zu dem Zeitpunkt komplett protestantisch. In der Bergmannschen Sammlung finden sich einige wenige aus der Zeit und direkten Nachbarschaft, die flüchteten und z.B. in Marienberg und Annaberg angesiedelt wurden. Ich hatte gehofft, dass Kirchberg/Hartmannsdorf ebenfalls Einbürgerungslisten hatte.

Einträge von Katholiken in protestantische Bücher und v.v. hab ich auch genügend.

Was noch wirklich wichtig und ungeklärt ist: er ist vermutlich 1626 geflüchtet, taucht aber erst ab 1638 in Hartmannsdorf auf. Die Frage ist nun: war er vorher noch woanders oder taucht er nur wegen fehlender Bücher nicht auf. Meine persönliche Vermutung: er war zuerst noch woanders, weil Hartmannsdorf 1633/34 durch die Pest fast ausgelöscht wurde.

Übrigens stammen alle Hutstein/Hutsteiner aus dem Mühlviertel ab. Guckst Du: hutstein.org

LG, Josef

[Bergkellner]

Hallo Josef,

in den KB, auf die ich Zugriff habe, findet sich kein Hutstein/Hutsteiner.

D.h. Königswalde, Mildenau, Jöhstadt, Markersbach, Schwarzbach und Geyer, alles Erzgebirge, kannst du als Aufenthaltsort deines Ahnen schon mal ausschließen.
Auch bei Alfred Maschkes gesammelten Ahnenforschungsseiten bei FamilySearch gibt es keinen Infos zu Familien dieses Namens.

Das Sächsische Landesarchiv hat einiges an Gerichtsbüchern von Hartmannsdort/Kirchberg u.ä. online gestellt, die Gerichtshandelsbücher gehen bis 1554 zurück. - Hast du dort schon nach deinem Ahn geschaut?

Lg, Claudia

[Sepp]

Hi Claudia,

Ja, hab ich alle durch. Maschke hatte ich auch schon in der Hand.
Der Michael Hutsteiner taucht in den Gerichtsbüchern ab 1637 auf, keine Hutsteiner vorher.
Und in den KB von Kirchberg ab 1641. Nur, die KB sind leider nicht einsehbar, bringen aber wohl keine neue Info, da ich die demensprechenden Einträge angefordert hatte.

Es gibt übrigens in dem OFB Kirchberg/Hartmannsdorf (Karteikarten im Archiv Leipzig) einen Bleistifteintrag, dass er schon 1615 geheiratet hat (1. Ehe, die ist sicherlich in Hofkirchen geschlossen worden). Da es in Hofkirchen aber keine solchen Aufzeichnungen mehr gibt, muß diese Info irgendwo in Sachsen liegen. Ein Geburtsbrief vermutlich, oder Aufnahme in die Schusterzunft oder ä. Vielleicht auch eher von seinen Kindern. Leider hab ich in den Gerichtsbüchern so etwas bisher auch nicht gefunden.

LG

[sternap]

Hofkirchen war zu dem Zeitpunkt komplett protestantisch.

aber nicht mehr lange.

Was noch wirklich wichtig und ungeklärt ist: er ist vermutlich 1626 geflüchtet,

das war der höhepunkt des oberösterreichischen bauernkrieges unter stefan fadinger.

damals waren die bauern und der mittelstand knapp noch nicht zwangsrekatholisiert.

taucht aber erst ab 1638 in Hartmannsdorf auf.

die oö. bauern hatten einen bayerischen herrn aufgedrückt bekommen, es war an ihn verpfändet. darüber entzündete sich der volkszorn letztendlich.
möglich wäre, dass dein hutsteiner gleich selbst nach dem echten bayern hinüberwanderte, um wieder in friedlicheren gebieten zu sein, es war ja nicht weit. oder mit dem heer des katholischen herrn von herberstorff mitmusste, gegen die mühlviertler bevölkerung. vielleicht war er bei den aufständischen bauern dabei.

wikipedia hat eine seite zum thema oberösterreichische bauernkriege, schaue im text ab kurz vor 1626.
in google books kannst du probieren, ob sein name in kombination mit oö bauernkrieg, frankenburger würfelspiel, fadinger, steyr oder linz auftaucht.

[Sepp]

Danke Dir @sternap.
Das kenn ich alles. Der Michael Hutsteiner aus Hofkirchen ist ziemlich sicher der, der in Hartmannsdorf auftaucht.
Schon weil er vom Alter exakt passt (*1590), weil es unseren Namen recht selten gibt, weil der Beruf passt, usw usf...

1626 greift dann der Salburger auf Falkenstein auch weiter durch, sicherlich gezwungen durch den Krieg, und das passt auch genau in die Zeitlinie. Ob unser Michael jetzt schon bis Ende 1626 oder kurz danach flüchtet ist natürlich unsicher, aber nicht wirklich ausschlaggebend. Mitte 1626 ist er definitiv noch in Hofkirchen.

Wie ich schon anführte: ich vermute, dass er erst noch woanders hinflüchtete, vermutlich sogar in Dresden war und ggf. dort Kinder aus seiner ersten Ehe zurückblieben. Das aber ist hoch spekulativ. Hinweise dazu: einige seiner Enkel tauchen später in recht hohen Positionen am Dresdener Hof auf. So über Nacht

Aber: irgendwo gibt es in sächsischen Archiven ein Dokument, das seine Familie noch etwas näher definiert, das kann man aus den Notizen des OFB ableiten. Nur: welche und wo ?
Es lässt Rückschlüße auf einen Geburtsbrief zu, den der Michael vermutlich auch bei sich hatte, aber in Kirchberg/Hartmannsdorf hab ich dazu noch nichts gefunden.

Grüße

[sternap]

bereits der sohn von tameln,

http://hutstein.org/TNG/pedigree.php?personID=I308&tree=tree1

lienhard, großonkel deines michael, landet in bayern. er begründet wohl die hutsteinermühle in wegscheid.





lienhards bruder johann, 1510, pfarrkirchen

hat einen sohn pankratz, 1540, pfarrkirchen

pankratzs jüngster sohn ist wohl dein michael , 1590, pfarrkirchen

http://hutstein.org/TNG/getperson.php?personID=I308&tree=tree1

folglich könnte michael vielleicht in wegscheid, bayern, zwischendurch bei verwandtschaft gewesen sein.

[Sepp]

ist meine site !

Es gab zwei Hutstein-Höfe und auch mind. 2 - eher mehr - unterschiedliche Hutsteiner-Familien.
Da steht auch überall "assumption" dabei !

[Bergkellner]

Hallo Sepp,

auch wenn ich vermute, dass ich dir nichts Neues erzähle: hast du schon die online gestellten Dokumente im Sächsischen Landesarchiv in der betreffenden Zeit nach deinem Michael und seinen Kindern durchsucht?

Lg, Claudia

PS: Ich bin da schon einige Male fündig geworden, ohne dass die Namen bei Tante Guugel auftauchten.