Hallo miteinander,
auf der Suche nach der Herkunft meines bereits verstorbenen Halbbruders mütterlicherseits fand ich einiges über seinen leiblichen Vater, der als polnischer Zwangsarbeiter zeitweise in einem DP-Lager in Landshut lebte. Er war verheiratet und hatte die Vaterschaft anerkannt. Wie schade, dass mein Bruder dies nicht mehr erfahren kann. Er hätte sich bestimmt gefreut. Verwandte hatten mir vor Jahren auch erzählt, dass unsere Mutter sich um die dort gestrandeten Polen gekümmert hatte, kaum dass sie selbst Flucht und Vertreibung aus ihrer Heimat überstanden hatte. In den Karl S. hat sie sich verliebt, was nicht ohne Folgen blieb.
Dann fiel mir mitten in der Nacht ein, dass ich analog auch nach einer Halbschwester väterlicherseits suchen könnte, und siehe da, ich fand einen ganzen Stapel von Dokumenten. Als Herkunftsort ihrer Mutter Olga und deren Schwester, die sich mal Sofia, mal Sonia nannte, war Krakau genannt, und das deckt sich mit den Berichten meines Vaters, der in Krakau auf der Burg im Schreibdienst war, wie er sagte. Wie Olga dann aber von Krakau nach Landshut kam, ist noch unklar. Dort war sie nämlich im Geschäft und im Haushalt meiner Großmutter als Zwangsarbeiterin beschäftigt, lebte dort und war dort auch gemeldet. Mein Vater hatte sich vergeblich um eine Heiratserlaubnis bemüht und als Strafmaßnahme, wie er sagte, kam er an die Ostfront. Olgas Schwester emigrierte 1950 als IRO-Flüchtling in die USA und fuhr über Bremen (oder Bremerhaven) nach Washington, D.C.. Was aus Olga und ihrer Tochter wurde, ist noch völlig unklar. Unter den Akten findet sich ein Hinweis auf einen vierwöchigen Krankenhausaufenthalt der Mutter im Jahr 1947. Mein Vater hatte von einer Emigration nach Australien gesprochen, aber da wurde ich noch nicht fündig. Um noch etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich nun die Spruchkammer-Akte zu meinem Vater angefordert. Diese Beziehung wird darin sicherlich angesprochen. Meine Halbschwester wäre jetzt bereits 75 Jahre alt.
Olga und ihre Schwester wurden vom ITS übrigens mal russischer Herkunft, mal polnisch, mal ukrainisch bezeichnet. Als ich die ITS-Listen zu den ukrainischen DPs gerade nochmal durchging, stach mir plötzlich der Name ins Auge, der an erster Stelle stand: Iwan Demjaniuk, geb. 3.4.1920 in Kiew! Es handelt sich tatsächlich um den Kriegsverbrecher John Demjaniuk, von seinen Opfern "Iwan der Schreckliche" genannt, der sich als angebliches Opfer des Nationalsozialismus den DP-Status erschlich und damit die kostenlose Überfahrt in die USA!
Was für eine Geschichte!
Viele Grüße
mabelle
auf der Suche nach der Herkunft meines bereits verstorbenen Halbbruders mütterlicherseits fand ich einiges über seinen leiblichen Vater, der als polnischer Zwangsarbeiter zeitweise in einem DP-Lager in Landshut lebte. Er war verheiratet und hatte die Vaterschaft anerkannt. Wie schade, dass mein Bruder dies nicht mehr erfahren kann. Er hätte sich bestimmt gefreut. Verwandte hatten mir vor Jahren auch erzählt, dass unsere Mutter sich um die dort gestrandeten Polen gekümmert hatte, kaum dass sie selbst Flucht und Vertreibung aus ihrer Heimat überstanden hatte. In den Karl S. hat sie sich verliebt, was nicht ohne Folgen blieb.
Dann fiel mir mitten in der Nacht ein, dass ich analog auch nach einer Halbschwester väterlicherseits suchen könnte, und siehe da, ich fand einen ganzen Stapel von Dokumenten. Als Herkunftsort ihrer Mutter Olga und deren Schwester, die sich mal Sofia, mal Sonia nannte, war Krakau genannt, und das deckt sich mit den Berichten meines Vaters, der in Krakau auf der Burg im Schreibdienst war, wie er sagte. Wie Olga dann aber von Krakau nach Landshut kam, ist noch unklar. Dort war sie nämlich im Geschäft und im Haushalt meiner Großmutter als Zwangsarbeiterin beschäftigt, lebte dort und war dort auch gemeldet. Mein Vater hatte sich vergeblich um eine Heiratserlaubnis bemüht und als Strafmaßnahme, wie er sagte, kam er an die Ostfront. Olgas Schwester emigrierte 1950 als IRO-Flüchtling in die USA und fuhr über Bremen (oder Bremerhaven) nach Washington, D.C.. Was aus Olga und ihrer Tochter wurde, ist noch völlig unklar. Unter den Akten findet sich ein Hinweis auf einen vierwöchigen Krankenhausaufenthalt der Mutter im Jahr 1947. Mein Vater hatte von einer Emigration nach Australien gesprochen, aber da wurde ich noch nicht fündig. Um noch etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen, habe ich nun die Spruchkammer-Akte zu meinem Vater angefordert. Diese Beziehung wird darin sicherlich angesprochen. Meine Halbschwester wäre jetzt bereits 75 Jahre alt.
Olga und ihre Schwester wurden vom ITS übrigens mal russischer Herkunft, mal polnisch, mal ukrainisch bezeichnet. Als ich die ITS-Listen zu den ukrainischen DPs gerade nochmal durchging, stach mir plötzlich der Name ins Auge, der an erster Stelle stand: Iwan Demjaniuk, geb. 3.4.1920 in Kiew! Es handelt sich tatsächlich um den Kriegsverbrecher John Demjaniuk, von seinen Opfern "Iwan der Schreckliche" genannt, der sich als angebliches Opfer des Nationalsozialismus den DP-Status erschlich und damit die kostenlose Überfahrt in die USA!
Was für eine Geschichte!
Viele Grüße
mabelle
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