Wiederaufbau der Landwirtschaft Ostpreussen 1914

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  • Ginster43
    Erfahrener Benutzer
    • 03.06.2014
    • 254

    Wiederaufbau der Landwirtschaft Ostpreussen 1914

    Hallo,

    in einer Akte zum Wiederaufbau der Landwirtschaft in Ostpreußen war nicht die erwartete Aufstellung aller beschädigten oder zerstörten Höfe, sondern nur einige Schreiben von Grundbesitzern.

    Vielleicht freut sich ja jemand darüber...

    Falls noch nicht bekannt, es gibt zu WKI Kriegsberichte einiger ostpreußischer Pfarrer:
    Бесплатно скачать «Kriegserlebnisse ostpreußischer Pfarrer. Bd. 1-2». - Berlin: Edwin Runge, 1915.


    VG
    Angelika
  • Ginster43
    Erfahrener Benutzer
    • 03.06.2014
    • 254

    #2
    Nowotschyn Kellmischkeiten

    Telegramm v. 29.9.1914
    herrn ober praesidenten batocki
    koenigsberg pr

    +marienwerderwestpr 138/134 6.35 s ctrdnz =
    mein mann rittergutsbesitzer nowotschyn aus kellmischkeiten .
    krs pillkallen ostpr . ist bei 3. komp . landsturm battalion
    gumbinnen wirtschaftsbeamte und staendige arbeiter sind bei den
    linientruppen sommerarbeiter entflohen . maul und klauenseuche in
    der nachbarschaft eingeschleppt . grosser teil der pferde ist
    gestohlen . acker eine wueste . keine winterung . nichts gepfluegt .
    1500 morgen schwerer boden . wenn nicht vor winter gepfluegt
    auch keine sommerung . futter ist groesztenteils von unserem und
    russischem militaer verbraucht . fuer die pferde jetz kein
    koernerfutter . diesjaehrige sommerung fault auf dem felde
    kartoffeln sind in gefahr zu erfrieren . einheimisches gesindel
    und zigeuner pluendern . fremde nicht eingearbeitete
    wirtschaftsbeamten schaden unter den eigenartigen verhaeltnissen
    mehr . als sie nuetzen . bitte entlassung oder doch mindestens
    mehrwoechigen urlaub meines mannes zu erwirken . ebenso
    bahntransporterlaubnis von motorpfluegen und futtermittel =
    frau nowotschyn z . z . bei justizrat bunn marienwerder westpr +


    Der Oberpräsident der Provinz Ostpreußen
    1 Oktober 1914

    1) An das stellvertretende Generalkommando des I. Armeekorps
    Hier
    Auf Grund umseitigen Telegramms bitte ich, wenn angänglich, die Beurlaubung des p.Nowotschyn veranlassen zu wollen.
    2) Frau Nowotschyn, bei Justizrat Bunn, Marienwerder
    Habe Beurlaubung Ihres Mannes befürwortet. Wegen Bahntransport sind Eisenbahnbehörden zu grösstem Entgegenkommen angewiesen. Rate sich direkt an diese zu wenden

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    • Ginster43
      Erfahrener Benutzer
      • 03.06.2014
      • 254

      #3
      Fritzel, Degesen, Kreis Stallupönen

      z.Z Zoppot, den 5. Oktober 14
      Wäldchenstr. 45/47

      Sr. Exzellenz
      dem Herrn Oberpräsidenten von Batocki
      Königsberg Pr.

      Die Russen haben vom 18. August von meinem Gut Degesen Kreis Stallupönen 20 Gebäude mit allem Futter und Getreide und Teilen des
      toten Inventars niedergebrannt sowie über 200 Stück Rindvieh, zum größten Teil Zuchtmaterial und das ganze Gestüt geraubt.
      Nach oberflächlicher Berechnung beträgt der Schaden etwas über 850000 Mark.
      Ich bin am Morgen des ersten Mobilmachungstages eingezogen und stehe seit jenem Tage im Felde.
      Meine Familie besitzt ganz geringe Mittel, die gerade so bis zum Frühjahr reichen werden.
      Ich habe mich vom Felde auch wiederholt an Proviantamt, Intendantur und Landwirtschaftsministerium gewandt, mit der Bitte,
      mein Gestüt und mein Vieh in Sicherheit zu bringen, das vorhandene Getreide aufzukaufen.
      Nichts ist geschehen!!!
      Da auch meine Beamten, ein Kämmerer und viele Leute von meinem Gut eingezogen wurden, konnte von dieser Seite auch nichts
      veranlaßt werden.
      Es ist daher gekommen, wie es kommen mußte, alles ist verbrannt, verwüstet und geraubt!
      Es sind z.Z. noch 17 Familien auf meinem Gut und bin ich sehr im Zweifel, auch wegen Geldmangels nicht in der Lage, die Leute
      mit der Bergung der Kartoffel und Rübenernte und dem Wegräumen von Schutt und Ziegelresten zu beschäftigen.
      Daher frage ich ganz ergebenst an ob der Staat für Kriegsschäden voll und ganz eintreten wird.
      Ein Verzeichnis dieses habe ich aufgestellt.
      Tritt der Staat nicht in voller Höhe für den Schaden ein, so bin ich von vornherein pleite und hat es damit keinen Zweck, dort auch nur einen
      Pfennig zu den angeführten Arbeiten aufzuwenden.
      Die vorzunehmenden Großbauten von Wohnhaus, Ställe für 380 Stück Vieh und Pferde und Scheunen werden nach dem Kriege solche Summen
      erfordern daß die sehr niedrige Feuerversicherung, wenn jene Gesellschaft überhaupt was giebt, auch nicht entfernt ausreichen dürfte.
      Dasselbe ist beim Inventar vorzunehmen, und beim Saatgetreide.
      Kosten doch heute schon grüne Erbsen 500 Mark pro Tonne.
      Sollten Er. Exzellenz mir gütige Antwort zukommen lassen wollen, bitte ich, sie an obite Adresse zu richten, da ich als Verwundeter z.Z. mit
      hier untergebracht bin.
      Mit vorzüglicher Hochachtung
      sehr ergeben
      Fritzel
      Wachtmeister d. L. im Pferde Depot
      II. (vPom?) Armee Korps


      6 Oktober 1914
      Herrn Wachtmeister Fritzel = z.Zt. Zoppot, Wäldchenstr. 45/47

      Zum Schreiben vom 5. d.Mts.
      Ich erwarte, dass den ostpreussischen Landwirten wie allen Einwohnern der Provinz aus der zu erhoffenden Kriegsentschädigung nach Friedensschluss vom Reiche
      volle Vergütung ihrer Kriegsschäden zu teil werden wird. Bestimmungen über die Schadensermittelung werden demnächst erlassen.

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      • Ginster43
        Erfahrener Benutzer
        • 03.06.2014
        • 254

        #4
        Fendler, Lenzkeim bei Barten, Kr. Rastenburg

        Lenzkeim bei Barten
        28. September 1914

        Sehr geehrter Herr Haupt! (Bund der Landwirte, Geschäftsstelle der Provinz Ostpreussen, Kaiserstrasse 38 II, Königsberg)

        Zu den wenigen Familien, welche auf ihrer Scholle geblieben und sie mutig gegen den blutdürstigen und raublustigen Feind verteidigt, gehören auch meine beidne Schwestern und ich
        nebst einem jungen ausgewiesenen Deutschen aus Kowno; unsere Leute behielten wir alle auch bei uns. Interessant waren diese 14 Tg russischer Herrschaft – für einen Unbeteiligten –
        aber uns wurden die Tage zu Wochen. Wir beherrschten ja alle die russische Sprache, daher mag es sein, daß unseren Leuten kein Haar gekrümmt, nichts genommen wurde undwir mit dem
        Verlust von 10 Pferden, 3 Wagen, Geschirren glimpflich davon kamen. In eine schwere Notlage bin ich aber doch gekommen, indem bereits am 3. Mobilmachungstage alle meine deutschen Leute
        in den Krieg zogen; ich blieb allein als Mann zurück. Ich stellte nun Polen in die Lücken und erntete ruhig bis zum 25.9.14. ohne zu dreschen und zu verkaufen, um das schöne Erntewetter auszunutzen.
        Da ich auch nur 2 Pferde an die deutsche Pferdeaushebungskommission für 1600 M abgegeben und diese für Erntearbeiten ausgegeben, so war ich nicht gerade stark bei Kasse und freute mich die schon
        geernteten Erbsen dreschen und ebenso Weizen und Roggen verkaufen können. Die Maschine stand bereit, alles war fertig, da erschienen am 26.8.14. Kosacken und jagten mir a l l e Polen fort, sodass von diesem
        Zeitpunkt an meine ganze Wirtschaft stillstand bis heute, da ich ja keinen Menschen zur Arbeit hatte. Drei benachbarte Güter, welche ältere Leute hatten sind besser dran, sie haben bestellen und dreschen können;
        Hilfe von deren Seite habe ich leider nicht zu erwarten trotz meiner Bitte, auch der Landrat hat bedauert, nicht helfen zu können. Ich hatte um Gefangene 20 Personen und 10 Beutepferde gebeten, um etwas Roggen
        und Weizen zu säen und Kartoffeln und Rüben zu ernten und zu drschen, um wieder zu Geld zu kommen. Bisher ist keine Aussicht auf Hilfe und somit wird vielleicht das vernichtet, was die Russen verschont haben.
        Was ist nun zu tun, ich weiss bald keinen Rat, um zu Leuten und Pferden zu kommen, ebenso zu Geld. Ich habe volle Scheunen, grosse Schober, kein Korn der Ernte 1914 ist gedroschen oder verkauft und ich muss
        gewissermassen darben, weil ich nicht dreshen kann aus Mangel an Leuten. Ich habe selbst sogar eine ganz Zeit lang mit Kindern Pferde gefüttert, ausgenistet u.s.w.
        Ich sollte meinen, es wäre Zeit, daß da unsere Regierung helfen müsste und zwar bald, wenn nicht Millionen verderben sollen, mit den ewigen Beratungen ist nicht gedient, es muss schnell geholfen werden.
        Sie und der B.d.L. könnten unendlich viel helfen, wenn Sie mit Rat und Tat da eingriffen, so kann es doch nicht weiter gehen; erst die Russen, und nun muss man mit verschränkten Armen dastehen und sehen wie nichts
        bestellt wird, und die schöne Ernte durch Frost vernichtet wird. Leider helfen auch die Nachbarn nicht, ein Jeder denkt nur an sich. Es fehlt bei mir zunächst an 10 Pferden und 15-20 Leuten.
        Habe ich diese und kann dreschen und verkaufen, dann findet sich auch das Geld.
        Ich habe auch ein ziemlich genaues Kriegstagebuch geführt, welches aber wohl nur örtliches Interesse hat.
        Falls wir uns mal wieder sehen, kann ich mündlich Ihnen unsere Lage während des russischen interregume schildern, schön war es nicht.
        Vielleicht können Sie mir mit Ihrem Rat dienen, wo und wie ich Hilfe erlangen kann.
        Mit den besten Grüssen bleibe
        Ihr ergebenster

        gez. Fendler
        Rittergutsbesitzer
        Lenzkeim bei Barten
        Kreis Rastenburg

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        • Ginster43
          Erfahrener Benutzer
          • 03.06.2014
          • 254

          #5
          Freytag, Salpia bei Gr. Schimonken, Kr. Sensburg

          Salpia 28.9.14
          Schimonken

          Geehrter Herr Haupt! (Bund der Landwirte, Geschäftsstelle der Provinz Ostpreussen, Kaiserstrasse 38 II, Königsberg)

          In dieser schweren Zeit, wo jeder den Verhältnissen entsprechend seine ganze Kraft dem Staate widmet und Jeder mit sich selbst zu tun hat, sind Klagen nicht angebracht, zumal ja diejenigen, die von Haus
          und Hof vertrieben wurden, noch viel schlimmer dran sind. Wie die Verhältnisse aber jetzt selbst in dem vom Feinde verschonten Gebiete liegen, ist unbedingt das Eingreifen der Behörde geboten, wenn Zucht und Ordnung
          aufrecht erhalten werden soll.
          Die Ernte haben wir ja Gott sei Dank einbekommen, trotzdem wir hier mit Einquartierung bedacht waren, wollte kein Mensch mehr arbeiten. Ueber den unabsehbaren Schaden, den uns das unglückliche Heer der Flüchtlinge
          durch Einschleppung der Maul- und Klauenseuche etc. zufügte, will ich gar nicht reden. Das brachte die Notlage mit sich. Was soll nun aber werden?
          An die Einsaat ist nicht zu denken. Nur die kleineren Besitzer, die ihre Wirtschaft alleine bestreiten, waren hierzu im Stande. Dreschen ist ausgeschlossen und Rüben sowie Kartoffeln werden in der Erde bleiben.
          Auf meiner 750 Morgen grossen Wirtschaft habe ich noch 2 Familien und 2 Polen. An die Inangriffnahme ernstlicher Arbeiten ist dabei doch nicht zu denken.
          Die zurückgebliebenen Frauen der wehrpflichtigen Mannschaften denken überhaupt nicht an die Arbeit, da die gesetzliceh Unterstützung zu ihrem Unterhalt ausreicht. Die Frau meines Schweizers gesund und kräftig, arbeitet schon seit 4 Wochen nicht mehr, da sie Unterstützung erhält.
          Vieh und Pferde können nur noch notdürftig versorgt werden – Ich selbst lege überall Hand mit an und muss sehen, wie das Proletariat eine Geldunterstützung empfängt und nicht nötig hat zu arbeiten.
          Das kann doch wohl nicht im Sinne des Gesetzes liegen. Was soll werden, wenn die Wirtschaften lahm gelegt werden und so die Ernährung unseres Volkes im kommenden Jahre nicht gewährleistet ist?
          Zudem reissen hier Zustände ein, die unhaltbar sind und die Fundamente des Reiches erschüttern müssen. Die angesehenen Männer des Kirchspiels Schimonken, so Herr Pfarrer Assmann Herr Dr. Winssowski und meine Wenigkeit werden grundlos verhaftet, zum Gaudium des Pöbels abgeführt und nach ergebnisloser Vernehmung wieder freigelassen. Wo bleibt da der Rest der Autorität, der das Volk noch in Schranken hält?
          Um dem Volk ein gesundes Beispiel zu geben, haben wir hier mit Frau und Kind in der schwerden Zeit unserer Einschliessung durch das russische Heer ausgehalten, um jetzt von unseren eigenen Landsleuten in der würdelosesten Art und Weise beschimpft zu werden. Es ist für die angesehensten Bürger direct gefährlich, sich öffentlich zu zeigen und nach dem Rechten zu sehen! Der Pöbel dagegen hat ungeniert die geräumten Ortschaften plündern können.
          Bedauerlich ist’s daß die Politik in diesen ernsten Zeiten immer noch eine Rolle spielt und zu Übergriffen Veranlassung gibt.
          Es würde zu weit führen, weitere Aufzeichnungen zu machen. Der Zweck meines Schreibens ist der, Sie zu bitten, an zuständiger Stelle dahin zu wirken, daß diesen Uebelständen abgeholfen wird.
          Das kann hauptsächlich nur dadurch geschehen, wenn uns Arbeitskräfte zur Verfügung gestellt werden und dem Volke gezeigt wird, daß es vorläufig noch nicht die Zügel in der Hand hat.
          Mit bester Empfehlung Ihr sehr ergebener
          gez Freytag

          Was nutzen uns alle Opfer und Heldentaten, wenn wir an einer schleichenden inneren Krankheit später doch zu Grunde gehen müssten!
          Auf Wiedersehen in Frieden!
          Wissen Sie vielleicht eine wirtschaftliceh Hilfe für mich?
          Also einfacher Wirtschafter! Mir ist nach allen diesen Vorfällen die Wirtschaft über.!

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          • Ginster43
            Erfahrener Benutzer
            • 03.06.2014
            • 254

            #6
            Herrmann Strehlau, z.Z. Gr. Neumühl, Allenburg, Kr. Wehlau

            S.H. den Herrn Oberpräsident der Provinz Ostpreußen

            Endes Unterzeichneter besitze in Kl. Neumühl b. Allenburg, Kr. Wehlau eine Landwirtschaft von über 1200 Morgen.
            Mußte während der Mobilmachung da es hier Schutz(linie?) werden sollte am 25.8. mit meinen Leuten fliehen und befand mich seit dem 29.8. bis 2.10.
            in Barsen Kr. Heiligenbeil bei Gemeindevorstand Gronert, wo ich auch mein gerettetes Vieh untergebracht hatte.
            Da nun das Futter dort sehr knapp war und ich auch meine mitgenommenen Lebensmittel verbraucht hatte, dort auch mehr Ruhe eingetreten war, trat ich meine
            Rückfahrt an. Doch leider fand ich mein Gehöft mit sämtlicher Ernte, Futter und allen andern Vorräten eine Beute des Krieges ein Raub der Flammen geworden.
            Bin nun aller Mittel entblößt, habe selbst für mich und meiner Familie kein Obdach und Brot und für das gerettete Vieh kein Futter oder Unterkunft.
            Wollte gerne wenigstens Kartoffel graben und etwas im Lande ackern lassen, damit ich wenigstens im Frühjahr möglichst mein Land bestellen könnte, doch
            fehlt es mir an allen Mitteln.
            Würde den Herrn Oberpräsidenten doch höflichst bitten mir mit Mittel und Wege gütigst beistehen zu wollen evtl zu unterstützen, damit ich meine Landwirtschaft wieder
            aufnehmen und meine Verpflichtungen wieder nachkommen könnte.
            Oder mir gütigen Rat erteilen was ich mit meinem Vieh jetzt anfangen oder wie ich selber mit meiner Familie mein Dasein fristen soll.
            Ganz untertänigst
            Ihr sehr ergebener
            Herrmann Strehlau


            12.10.1914
            Herrn Gutsbesitzer Hermann Strehlau
            Gr. Neumühl
            bei Allenburg

            Mittel zur Wiederaufnahme der Wirtschaft Ihnen zu geben ist der Landrat in der Lage falls die von ihm vorzunehmende Prüfung ergibt, daß Sie deren dringend bedürfen.
            Wie und wo Sie Ihr Vieh unterbringen können, muß von Ihnen geprüft werden. In Frage kommt die einstweilige Errichtung einer Unterbringung.
            Die Beförderung des Viehs nach Allenburg werden wir (?) falls Sie erklären, daß Sie das Vieh auf eigene Verantwortung und Gefahr nach Hause bringen wollen.
            Denn wenn auch zu hoffen ist, daß der Feind nicht mehr in den Regierungsbezirk Königsberg eindringen wird, so kann doch eine Gewähr nicht übernommen werden.

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            • Ginster43
              Erfahrener Benutzer
              • 03.06.2014
              • 254

              #7
              Admiralin Häusner, Georgenwalde bei Georgenfelde, Kreis Gerdauen

              Der Landrat
              Gerdauen 26. Oktober 1914

              dem Herrn Regierungs-Präsideten in Königsberg vorzulegen

              Das Gut der Frau Admiral Häusner ist – wie alle anderen Ortschaften – stark geplündert.
              Ich habe die Dame mehrere Male gesprochen und stehe ihr mit Rat und Tat bei.
              Ich werde ihr weiterhin behilflich sein, die Wirtschaft in Ordnung zu bringen.
              Ihrem Wunsche, für das Gut Pferde zu besorgen konnte ich insofern nachkommen,
              als ich ihr von den wenigen bisher von der Landwirtschaftskammer mir zugewiesenen Pferden zwei
              Schimmel zuteilte. Diese wurden aber nicht angenommen, weil die Besitzerin Rappen haben wollte.



              30 Oktober 1914

              An Herrn Landwirtschaftsminister Dr. Freiherrn von Schorlemer Exzellenz – Berlin

              Sehr verehrter Herr von Schorlemer!
              Die Erledigung der Anlage hat durch die irrtümliche Ortsbezeichnung „bei Insterburg“ eine Verzögerung erlitten. Der inzwischen als zuständig ermittelte Landrat in Gerdauen berichtet jetzt wie folgt:
              (Schreiben vom 26. Oktober)
              Nach meinen persönlichen Erkundigungen, die durch den Schlusssatz des Berichtes bestätigt werden, ist Frau Häusner zwar vortrefflich gesinnt und bemüht,
              das schwer zu bewirtschaftende, mit geringer Anzahlung sehr teuer bezahlte Gut zu halten, aber bei der Durchführung dieser Absicht recht unpraktisch.
              Nach Ansicht von Nachbarn hätte sie sich im Frieden kaum halten können.
              Vielleicht hilft ihr, wie manchen in ähnlicher Lage befindlichen Besitzern, trotz der einschränkenden Bestimmungen des Herrn Finanzministers der Krieg auf die Beine.
              Die hiesigen Landwirte haben, abgesehen von dauernd vom Feinde beunruhigten Grenzbezirken mit Hilfe der eingeleiteten Aktionen bei der Hackfruchternte und bei
              dem Pflügen zur Sommerung Hervorragendes geleistet.
              Nachdem inzwischen auch Kriegsgefangene in weitem Umfange zur Verfügung gestellt sind, ist zu hoffen, dass, wenn der heute eingesetzte Frost nicht anhält, und wenn die Russen uns
              keinen Strich durch die Rechnung machen, die Ackerwirtschaft viel weiter kommt, als man hätte erwarten können. Ueberraschend gut und friedlich ist auch in den meisten Kreisen die
              schwierige Aufgabe der Verteilung des Viehs, bei der es sich um viele Millionen handelte, gelöst worden.
              Die Rauhfutterfrage macht allerdings, besonders in den Grenzbezirken, wo unsere Armee systemlos alles fortfouragiert, grosse Schwierigkeiten.
              Wir hoffen aber durch Import und Anlegung von Depots auch darüber hinwegzukommen, alles unter der Voraussetzung, dass der augenblickliche Rückschlag in Polen uns nicht
              einen neuen Russeneinbruch nach Ostpreussen bringt, dessen Folgen für die Bevölkerung und für die Wirtschaft in dieser Jahreszeit ganz furchtbare sein müssten.

              Mit besonderer Hochschätzung
              Euerer Exzellenz
              aufrichtig ergebener
              (Zeichen)

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              • Ginster43
                Erfahrener Benutzer
                • 03.06.2014
                • 254

                #8
                Besitzerfrau Auguste Dietrich, Budeningken

                Kreisausschuss Ragnit
                Ragnit, den 22. Juli 1914

                Bescheid auf die Eingabe vom 4. April 1914

                Die Genehmigung zur Errichtung eines Schlachtstalles auf Ihrem Grundstück in Budeningken Grundbuchblatt 64 wird versagt.
                Nach dem übereinstimmenden Gutachten des zuständigen Kreisarztes, Kreistierarztes und Gewerbeinspektors ist die in Aussicht genommene Lage
                des Schlachtstalles an dem zu wirtschaftlichen und Haushaltungszwecken dienenden Hofräume, für die Errichtung der gewerblichen Anlage ungeeignet,
                indem sowohl eine Verunreinigung des zum menschlichen Genusse dienenden Fleisches durch Haustiere, wie auch die Verschleppung von Tierseuchen,
                die beim Schlachten der Tiere erst nachträglich erkannt werden, herbeigeführt werden können. Da Sie die leicht zu erreichende Verbesserung durch
                Anlegung eines besonderen Hofraumes dem Herrn Gewerbeinspektor gegenüber abgelehnt haben, können Sie die nachgesuchte Genehmigung
                nicht erhalten.
                Gegen diesen Bescheid sind Sie befugt, binnen 14 Tagen vom Tage der Zustellung abgerechnet, den Rekurs an den Herrn Handelsminister einzulegen.
                Das Rechtsmittel würde hier einzureichen sein.
                Sie können aber auch zunächst auf mündliche Verhandlung der Sache bei dem unterzeichneten Krausausschuss antragen.

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