Herrschaft der "von Veltheims" - die verschwundenen Schweine

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  • Lewh
    Erfahrener Benutzer
    • 18.07.2013
    • 1490

    Herrschaft der "von Veltheims" - die verschwundenen Schweine

    Hallo zusammen,

    ich war mir nicht sicher ob ich dieses Thema hier oder in der Adelsforschung eröffen sollte, da es aber vermutlich vergleichbare Fälle in anderen Gebieten gibt, ist es vielleicht hier im allgemeineren Bereich besser aufgehoben.

    Ich bin da auf etwas gestoßen was mich wieder vor eine Herausforderung stellt und ich würde daher gerne die Umstände besser verstehen.

    Ich durchsuche zur Zeit den Ort Harbke in Sachen-Anhalt. Er liegt zwischen Marienborn (S-A) und Helmstedt (NI).
    Ich gehe jeden Kirchenbucheintrag durch und notiere mir interessante Berufe usw. Dabei ist mir aufgefallen das es jeweiles einen Kuhirten für das (veltheimsche) Schloss und einen für das Dorf gab. Genauso eine Schweinehirten für das Schloss und einen für das Dorf. Es gab scheinbar aber nur eine Schäferei, hier wurde nicht unterschieden. Zu den jeweiligen Hirtenmeistern (die Kuhirten wurden sowohl für Schloss als auch Dorf "Hirten" genannt, bei den Schweinen war es auf dem Schloss ein Schweinemeister und im Dorf ein Schweinehirte, bei den Schafen war es der Schafmeister) gab es dann noch Knechte.
    Die verschiedenen Hirten Berufe wurde über mehrere Generationen von der selben Familie ausgefüllt (mit Zwischenstationen als Knechte).

    Im Jahr 1699 heiratet mein (bisher vermeintlicher) Vorfahr in Harbke und wird ab 1706 Schweinemeister auf dem Schloss genannt. Er war es vermutlich ab der Hochzeit, nur das keine Berufsangaben gemacht wurden. Bis 1717 bleibt er der Schweinemeister auf dem Schloss und pflegt scheinbar gute Verbindungen zu allen anderen Hirtenfamilien des Ortes, insbesondere zu den Familien die auf dem Schloss arbeiten.
    Nach 1717 verschwindet die gesamte Familie mit 6 lebenden Kindern und der Frau aus dem Ort. Was mir besonders aufgefallen ist, ist das es nach 1717 auch keine Schweinemeister auf dem Schloss gibt. Der Dorfschweinehirte bleibt weiter bestehen bzw. geht an die nächste Generation der Familie (Wastman) über. Doch auf dem Schloss scheinen die Schweine ausgestorben zu sein.
    Das macht mich natürlich stutzig. Ich neige dazu, dass auf die Familie von Veltheim zu schieben. Vielleicht gab es ca. 1717-1720 eine herrschaftliche Veränderung oder man wollte einfach seine Schweine nun woanders betreut haben.
    Hat vielleicht jemand der mitlesenden eine ähnliche Sache beobachtet oder hat vielleicht spezifisch Informationen zu der Familie von Veltheim die bei der Lösung helfen könnten.

    Viele Grüße,
    Lars
    Suche:
    Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
    Schweinemeister und Hirte in Harbke
    Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

    Datenbank aller bekannter Daten
  • Artsch
    Erfahrener Benutzer
    • 14.07.2013
    • 1933

    #2
    Hallo Lars,

    meine Überlegung dazu ist:
    Möglicherweise haben die von Veltheim das Jagdrecht und verzichten deshalb auf die Schweinezucht.
    Zum Verspeisen oder Verkaufen reichte das geschossene Wild.

    Beste Grüße
    Artsch

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    • Anna Sara Weingart
      Erfahrener Benutzer
      • 23.10.2012
      • 15113

      #3
      Hallo,
      dazu kann ich folgendes beitragen:
      Schweinehütung wurde v.a. dann betrieben, wenn Eichenwälder vorhanden waren, da die Schweine die Eicheln fraßen.
      Nun wurden aber im 17.Jht. bedingt durch den stark angestiegenen Bedarf an Eichenholz für die Schiffahrt, die aufgrund des Ostasienhandels, Sklavenhandels, Seekriege etc. im 16. bis 18.Jht. einen enormen Aufschwung erfuhr, in Deutschland die Eichenwälder massenhaft abgeholzt.
      Zitat: "Für jedes Schiff wurden 30 Hektar Eichenwald abgeholzt" (http://klimawandel-bekaempfen.dgvn.d...d_geschichte/#)

      Z.b. verwandelten sich in Brandenburg deswegen die Eichenwälder in Kiefernforsten. Zum Abtransport der Eichenstämme wurden der Havelfluss reguliert und aufgestaut, und Kanäle angelegt.

      Also ohne Eichen keine Schweine, als Ergebnis der globalisierten Weltwirtschaft des 17.Jht./18.Jht. Aufgrund des Anstiegs der Preise für Eichenholz wurden die feudalen Landbesitzer reich und konnten sich schöne Schlösser bauen, der einfache Dorfbewohner hatte aber kein Schweinefleisch mehr!!
      Gruss
      Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 21.03.2016, 13:06.
      Viele Grüße

      Kommentar

      • Anna Sara Weingart
        Erfahrener Benutzer
        • 23.10.2012
        • 15113

        #4
        Nachtrag:
        Eichelmast mit Schweinen, Eichelschwein, Schwein, Waldweide, Eichelmast, Eichelmastschwein, Qualität, Fleisch, Gourmet, Eichen, Wald, Eichel, Waldschwein


        Zuletzt geändert von Anna Sara Weingart; 21.03.2016, 13:16.
        Viele Grüße

        Kommentar

        • Victor2012
          Erfahrener Benutzer
          • 04.02.2012
          • 175

          #5
          wenn ich mit einem kl. Tipp weiterhelfen kann..

          Hallo, so weit ich weiß hatten die von Veltheim auch das Schloss Ostrau i. S-Anhalt. Dort ist der Bestand der Bücher der Veltheims noch erhalten und ein Verein ist sehr aktiv, gibt sicher Auskunft. Das Schloss steht auch noch, falls es nicht bekannt war. Grüße Victor 2012

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          • Tempelherr
            Erfahrener Benutzer
            • 18.12.2009
            • 207

            #6
            Veltheim Ostrau

            Hallo Lars,
            Veltheim auf Ostrau ist eine Linie welche auf die Linie auf Harbke zurückgeht.
            Es ist durchaus möglich daß Deine Vorfahren nach Ostrau gezogen sind.
            Der richtige Ansprechpartner für Dein Anliegen ist Herr Georg Rosentreter
            tel. 0174-1423239
            georg.rosentreter (at) ostrau.de
            Pfarramt Ostrau tel. 03460020284, am besten Nachmittags anrufen

            vG Jörg

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            • Lewh
              Erfahrener Benutzer
              • 18.07.2013
              • 1490

              #7
              Hallo Artsch, Anna Sara Weingart, Victor, Jörg und auch sternap der mit eine PN geschickt hat.
              Vielen dank für eure Gedanken zu dem Thema. Da liefert mir aufjedenfall schoneinmal Ansatzpunkte.
              Wo ihr Ostrau erwähnt ist mir eingefallen das ich diesen Ort häufig im Krichenbuch Harbke gelesen habe. Schon etwas auffällig das doch eine ganze Reihe von Personen aus dem 100km entfernten Ort sich in Harbke aufgehalten haben. Ein kurzes nachsehen bei GEDBAS hat ergeben das es wohl tatsächlich eine Familie Heim/Heyme dort gab. Also aufjedenfall ein Ansatz Punkt. Wie es scheint gehörten aber auch Bartensleben samt Schloss wie auch Ummendorf, Groppendorf, Schöningen und Destedt zu dem Herrschaftsbereich der von Veltheim. Ummendorf und Groppendorf kann ich aufgrund der OFBs bereits ausschließen.

              Ich bin sehr gespannt ob der Hinweis auf Ostrau etwas ergibt.

              Viele Grüße,
              Lars
              Zuletzt geändert von Lewh; 21.03.2016, 20:23.
              Suche:
              Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
              Schweinemeister und Hirte in Harbke
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              • Lewh
                Erfahrener Benutzer
                • 18.07.2013
                • 1490

                #8
                Hallo,

                ich habe eben etwas interessantes entdeckt.
                Ein Sohn des verschwundenen Schweinemeisters starb später 1778 in Helmstedt. Doch Ich hatte 2014 eine Gerichtsakte ihn betreffend aus Marienborn gefunden und mit Hilfe des Forums transkribiert. Hier zu lesen.
                Eben habe ich mir den Text nocheinmal angesehen. Dort steht:
                "Gleichwie aber so wenig ihm als seinen Eltern, welche lange Zeit allhier gewohnt, iemand etwas ungebührliches nachsagen könnte"

                Marienborn ist der Nachbarort von Harbke. Da die Eltern des hier Beklagten der besagte Schweinemeister und seine Frau sind und das Gerichtsverfahren 1742 stattfand als der Beklagte 29 Jahre alt war erscheint es mir plausibel das die Familie von Harbke nach Marienborn zog. Beim Umzug müsste der hier Beklagte ca. 4-5 Jahre alt gewesen sein.


                Ich werde also die Kirchenbücher von Marienborn bevorzugt untersuchen. Ostrau, Bartensleben werde ich aber auch weiterhin ansehen.

                Grüße,
                lars
                Zuletzt geändert von Lewh; 22.03.2016, 14:41.
                Suche:
                Hanß Heimsen *1674 +1737 in Marienborn
                Schweinemeister und Hirte in Harbke
                Namen auch: Heinße, Heimße, Heimer usw.

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                • Tempelherr
                  Erfahrener Benutzer
                  • 18.12.2009
                  • 207

                  #9
                  Veltheim Ostrau

                  Hallo Lars,
                  ich möchte noch erwähnen, daß die Veltheims auf Ostrau auch Lehnsherren von Großweißandt (heute Weißandt-Gölzau) mit Garendorf sowie Plötz mit Kösseln waren. Alle diese Orte sind im nahen Umkreis von Ostrau.

                  vG Jörg

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