Hallo,
das Petschauer Urbar von 1615 (Böhmen) zeichnet die von den Bauern und Häusler
geschuldeten Steuern (Zinsen) und Arbeiten auf. Kundige Foristen konnten einzelne Einträge transkribieren.
Ich habe nun etliche Verständnisfragen. Vielleicht kann jemand helfen.
Hier die Auflistung der Steuern eines Bauers:
Wann war / ist Georgi und wann Galli? Gemäß Hinweisen liegt Galli wohl im Oktober.
Erbzins ist wohl sowas wie eine Grundsteuer oder Erbpacht. Welche Wiesen- und Äcker sind gemeint? Befinden die sich auf dem Pachtland des Bauern? Oder gehören sie zum Dorf?
Ist "Hasengeld" das Entgeld für die Erlaubnis, Hasen jagen zu dürfen?
Und hier die Arbeiten, die alle Bauern des Dorfes zu verrichten hatten:
Bedarf, und zwar von Martini bis Georgi.
"Direkt nach der Aussaat muss das
Saatgut in geeigneter Weise, z. B. mit der Egge in den Boden
eingearbeitet werden um die Voraussetzungen für die Keimung zu
schaffen und vor Vogelfraß, insbesondere der Saatkrähen, zu
schützen.
wahrscheinlich das Mähen und Einbringen von Heu. Heißt es, dass 4
Mader (4 Leute, die die Wiese mähten) ein Laib Brot bekamen? Und
ebenso 4 Leute, die die Mahd trockneten und das Heu aufsammelten?
Die Häusler (Kleinbauern) mussten beim Mähen helfen, aber nicht heuen.
[1] Josef Smolik: "Das Münzwesen", in: Rudolf, Kronprinz von Österreich-Ungarn (Hrsg.): "Die Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Böhmen - Band 2, Kronprinzenwerk Band 15", k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder, Wien, 1896, S. 586. URL
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr einige meiner Fragen beantworten könnt, oder auch meine Vermutungen bestätigen oder widerlegen könnt.
Viele Grüße,
Erik
das Petschauer Urbar von 1615 (Böhmen) zeichnet die von den Bauern und Häusler
geschuldeten Steuern (Zinsen) und Arbeiten auf. Kundige Foristen konnten einzelne Einträge transkribieren.
Ich habe nun etliche Verständnisfragen. Vielleicht kann jemand helfen.
Hier die Auflistung der Steuern eines Bauers:
Peter Roth hat ein Achtel und zinßet:
Georgi Erbzinnß .... 6 gr
Haßengeldt .... 9 gr
Pfingsten P(ro) ein Jede Kuhe ein Keß od(er).. 2 gr
Galli Erbzinnß .... 6 gr
Haßengeld .... 9 gr
Wiesenzinnß .... 12 gr
Ackerzinnß .... 12 gr
Haberrn .... 1 1/2 Str(ich) [Haber = Hafer]
Hennen..... 1
"Achtel" war in der Gegend so etwas wie eine Einheitsgröße eines Hofes. Andere Bauern hatten auch 2 Achtel.Georgi Erbzinnß .... 6 gr
Haßengeldt .... 9 gr
Pfingsten P(ro) ein Jede Kuhe ein Keß od(er).. 2 gr
Galli Erbzinnß .... 6 gr
Haßengeld .... 9 gr
Wiesenzinnß .... 12 gr
Ackerzinnß .... 12 gr
Haberrn .... 1 1/2 Str(ich) [Haber = Hafer]
Hennen..... 1
Wann war / ist Georgi und wann Galli? Gemäß Hinweisen liegt Galli wohl im Oktober.
Erbzins ist wohl sowas wie eine Grundsteuer oder Erbpacht. Welche Wiesen- und Äcker sind gemeint? Befinden die sich auf dem Pachtland des Bauern? Oder gehören sie zum Dorf?
Ist "Hasengeld" das Entgeld für die Erlaubnis, Hasen jagen zu dürfen?
Und hier die Arbeiten, die alle Bauern des Dorfes zu verrichten hatten:
Die Pauren Jnn diesem dorff sein schuldig Prenn
holtz auf dem Mayerhoff ohne Cost vnd Lohn zufellen,
zu spalten und zu führen, so viel dessen von Martinj
biß Georgj Vonnöten vnd aufgehet.
Die Bauern haben für Brennholz auf dem Mayerhof zu sorgen, je nachholtz auf dem Mayerhoff ohne Cost vnd Lohn zufellen,
zu spalten und zu führen, so viel dessen von Martinj
biß Georgj Vonnöten vnd aufgehet.
Bedarf, und zwar von Martini bis Georgi.
Bey dem Pflueggebew vffm Mayerhoff thuen sie meh=
rers nichts dann dz Sie Winter Vnd Sommersaat
müssen einegnen.
"einegnen"=="eineggen". Zitat aus Wikipedia "Breitsaat":rers nichts dann dz Sie Winter Vnd Sommersaat
müssen einegnen.
"Direkt nach der Aussaat muss das
Saatgut in geeigneter Weise, z. B. mit der Egge in den Boden
eingearbeitet werden um die Voraussetzungen für die Keimung zu
schaffen und vor Vogelfraß, insbesondere der Saatkrähen, zu
schützen.
Daß Kraut aber führen Sie so wol alß andere ein,
wann die Reyh an Sie khombt, wie auch den mißt auß...
Was für Kraut? Diesen Teil verstehe ich gar nicht.wann die Reyh an Sie khombt, wie auch den mißt auß...
Jhrer drey Jnn dießen dorff müssen neben den Poschitzauern Vnd Tieffenbächer Jder ein Tag Jnn Herbst seehen, Vnd gehet Jnn den dorff der Zech nach, dz es alle Jahr andere 3 Trifft.
3 Leute aus dem Dorf müssen im Herbst was auch immer aussähen. Es soll immer "Reih-um" gehen.Ein stück wieß Am langen Wießmat bey der Grüe=
ner Prugk, so man sonst die Neudörffer Wieß nen=
net, müssen Sie Jnn d(er) Heufexung machen, dz groß
dürr machen vnd einführen, haben dauon 4 Mad(er) ein Leibl Prodt, vnd 4. Heuer auch so viel des Tages,
die Heußler müssen helffen mehen aber nit heuen.
"Heufexung" schien wirklich ein Wort gewesen zu sein. Gemeint istner Prugk, so man sonst die Neudörffer Wieß nen=
net, müssen Sie Jnn d(er) Heufexung machen, dz groß
dürr machen vnd einführen, haben dauon 4 Mad(er) ein Leibl Prodt, vnd 4. Heuer auch so viel des Tages,
die Heußler müssen helffen mehen aber nit heuen.
wahrscheinlich das Mähen und Einbringen von Heu. Heißt es, dass 4
Mader (4 Leute, die die Wiese mähten) ein Laib Brot bekamen? Und
ebenso 4 Leute, die die Mahd trockneten und das Heu aufsammelten?
Die Häusler (Kleinbauern) mussten beim Mähen helfen, aber nicht heuen.
Die Wieß fichtnerin genandt, müssen Bauren, Heußler
vnd Haußgenossen mähen vnd heuen, giebet die Herr=schafft des Tages dem Mad(er) 8. kr. dem Heuer 3. kr.
Eine zweite Währungseinheit (gr und kr). kr=Kreuzer? Ein Bauer eines "Achtel"-Hofes schuldete pro Halbjahr "6 gr" als Erbzins. Lt. [1] sind "30 Weißgroschen = [...] 70 Kreuzer", also 1 kr = 0,43 gr. und 8 kr = 3,43 gr. Das wäre also der Erbzins für ein Quartal.vnd Haußgenossen mähen vnd heuen, giebet die Herr=schafft des Tages dem Mad(er) 8. kr. dem Heuer 3. kr.
[1] Josef Smolik: "Das Münzwesen", in: Rudolf, Kronprinz von Österreich-Ungarn (Hrsg.): "Die Österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild, Böhmen - Band 2, Kronprinzenwerk Band 15", k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder, Wien, 1896, S. 586. URL
Die Pauren aber müssen zur einführung des Heues ein Anlag, dz ist 8. Geschirr geben und Jedes Geschirr
2. fuhr Thuen, Waß sie auch da nicht zue Laden haben, müssen Sie vff der Erlwieß erfüllen.
Geschirr? Verstehe ich nicht.2. fuhr Thuen, Waß sie auch da nicht zue Laden haben, müssen Sie vff der Erlwieß erfüllen.
Mit der Haßen Vnndt Rehe Jagdt wirdt es gehalten,
wie im andern dörffern,
Anscheinend durften auch Rehe gejagt werden.wie im andern dörffern,
Jst auch khein Kirch da, vnd ist dz dorff nacher
Petschaw [Petschau] gepfarret.
Die eigene Kirche sollte noch ca. 100 Jahre und die eigene Pfarrei noch ca. 150 Jahre auf sich warten lassen...Petschaw [Petschau] gepfarret.
Ich würde mich sehr freuen, wenn Ihr einige meiner Fragen beantworten könnt, oder auch meine Vermutungen bestätigen oder widerlegen könnt.
Viele Grüße,
Erik
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